Ewiges Leben
Mitten im Paradies
Steht der Baum des Lebens.
Und dies ist sein Geheimnis:
Verbinde im Geist, Adam,
Was der Leib zeitlich nur
Zusammenhält.
Finde, was du wirklich glaubst
Und erkennen wirst du
Gott, jenseits des Baumes
Der Erkenntnis des Guten und Bösen.
Diesen Baum fälle.
Richte nicht!
Erkenne, Adam
Lös auf Raum und Zeit:
Werde bewußt ohne Maß.
Such Wahrheit durch Zweifel,
Unterscheide Geist und Welt.
Bis du den Ursprung findest:
Gott den Ewigen.
Und in der Fülle der Weisheit,
Lebend im Ganzen,
Wirst du nicht schmecken den Tod.
Das Paradies auf Erden
Willst du das Paradies auf Erden,
Mußt bilden du’s aus großen Herden
Maschinenhafter, gleicher Leute,
Denn Fortschritt ist dem Weltgebäude,
Der Niedergang des Seelenlebens.
Vereine trotz des Widerstrebens!
Dem Suchenden kann es gelingen,
Und sein Bewußtsein wird’s vollbringen.
Bewußtsein nur geht über Grenzen;
Es ist der Wahrheit edles Glänzen.
Geisterstadt
Den Heiligen such ich.
Ein jeder Ort, den ich bereiste, war
Durchwoben von einem Geist.
Aber ich fand ihn nicht,
Den König der Stadt.
Ist Streit noch
In meinem Auge?
Den Heiligen such ich.
Das Füllen des Absoluten
Wie find ich,
Der Verlorene,
Mich?
Fühlen den Atem,
Fühlen den Herzschlag,
Fühlen das Mark,
Fühlen den ganzen Leib!
Einmal – immer!
Ja, Fühlen füllt das Sein,
Macht voll den Geist,
Macht bewußt vollkommen!
Und du wirst
Gefunden werden
Von dem die Welt nichts weiß,
Glücklicher!
*
(für meine Nichten und Neffen)
Für Michaela
Spieglein, Spieglein an der Wand,
Wer hält dies Büchlein in der Hand?
Und der blanke Spiegel spricht:
Auch wenn du’s siehst: Ich bin es nicht!
Du siehst dich selbst in jedem Ding;
Das ist der Erde höchster Sinn.
Bei mir, dem Blanken, ist’s noch leicht;
Erkennst du dich jedoch in allen Pflanzen-,
Tier- und Menschenbrüdern/-schwestern,
Dann ist ein großes Ziel erreicht.
Das wünsch ich dir vom Herzen ganzen,
Heute, morgen und auch gestern.
Für Stefanie
Spiegelein, oh Spiegelein,
Weih‘ mich in die Wahrheit ein!
Und der blanke Spiegel spricht:
Off’nen Aug’s siehst du mich nicht!
Doch schließt du beide Augen zu,
Siehst die große Wahrheit du!
Denn du siehst – und glaubst es kaum –
Des Riesenweltalls ganzen Raum!
Zwar siehst du leuchten keine Sterne,
Im Himmel hinter deiner Stirne,
Doch wart‘ geduldig eine Stund,
Und taudsend Sterne tun sich kund.
Was Wachen ist, was ist ein Traum,
Ja, das weiß selbst ein Spiegel kaum!
Für Thomas
Keine Angst!
Als die Menschen
Noch Götter waren,
Da wußten sie:
Um das Geschaffene zu festigen,
Mußten sie vergessen die Schöpferkraft.
Und damit sie, die Gottgleichen,
Nicht auf Ewig sich verlören,
Erfanden sie den Tod
Der bedingten Existenz,
Die sichere Rettung
Aus der Not der Welt.
Doch ich erinnere mich:
Gehe durch Wände,
Aber die Gedanken der Menschen
Bauen Kerker und Höllen,
Denen ich kaum zu entrinnen vermag.
Warum kam ich hierher?
Ich weiß es noch immer nicht.
Als ich letztens
Ging durch die Straßen der Stadt,
Fiel von mir alle Sorge:
Angst ist der große Irrtum:
Frucht des Vergessens
Sie nährt nur die Mächtigen.
Mach deinen Traum wahr!