Hans-Joachim Heyer

197-204

Moral

Was ist Bewußtsein?
Was ist Autarkie?
Was ist Freiheit,
Was ist Unabhängigkeit?
Was ist ewiges Leben?
Was ist Existenz an sich?

Anfang und Ende sein!
Wenn du Erste Ursache bist,
Bist du die große Antwort!
Moralisch bist du
Nicht anderer Ziele wegen,
sondern weil du moralisch bist!

Moral hat keine Wurzeln.
Bist du moralisch,
Bist du die große Antwort:
Bewußt
Autark
Frei
Unabhängig
Ewig existierend!

Moral verändert die Zeit;
Sie macht dich unsterblich.
Darum sind die Sterblichen
Verdorbene.
Sie hassen dafür die Engel,
Töten ihre Schamanen,
Aus ihrer Welt hinaus.

Moral kostet Geld,
Ein Vermögen gar!
Man kann sie sich nie leisten.
Nur der Tod ist umsonst und kostenlos!
Darum haben die Vielen
Einen Pakt mit ihm geschlossen.
Man kann ihn beweisen.
Alle Argumente sprechen für ihn,
Nichts für die Moral!

Engel sind ohne Vernunft:
Aber vollkommen moralisch:
Essenz aller Werte;
Darum unendlich wertvoll.
Das macht sie zum
Tödlichen Schrecken
Für die Berechnenden;
Zum allesverschlingenden 
Fegefeuer!

Engel sind schrecklich
Dem Schrecklichen.
Dem Reinen sind sie rein.
Dem Menschen sind sie Mensch,
Dem Mächtigen noch mächtiger!

197, 20.5.03

Ich

Die unter Esoterikern
Vielverschmähte
Hülle der Seele,
Projektionsfläche der Welt.
Ohne es löst sich der Tropfen
Im grenzenlosen Ozean,
Gibt es keine Welt,
Kein Leben für dich.

Wenn du es erforscht hast in Gänze,
Bist du Drei in Eins:
Dein Ursprung, deine Schöpfung, 
Heiliger Geist,
Seele mit Ich,
Welten träumend.

Menschen mit Starkem Ich
Sind keine Egoisten!
Egoisten kennen sich nicht!
Sie leben, arbeiten und sterben selbstlos
In Diensten unbekannter Herrn!

Dein Ego
Ist das Hundehalsband,
Das dir von Fremden angelegt wurde,
Die Vernunft der Strick,
An dem man dich führt
Von der Wiege zum Grab,
Ohne daß du je lebtest
Dein Ich“.

Mach aus dem Ego ein Ich!
Befrei dich vom Gängelband
Fremder Gedanken:
Dem falschen Ich:

Ego

198, 23.5.2003, v2:24.5.

Im Auge des Zyklons

Im Auge des Zyklons,
In meiner Mitte,
Wo Ruhe ist
Und Ursprung von Bewegung,
Wird sichtbar, 
In anderer Zeit,
Das Treiben der Menschen
In dieser.

Wo sie Zufall sehen,
Sehe ich Sinn.
Ich sehe ihr Zersplittertsein
In millionen Ziele.
Sie sehen nicht das Eine.
Ich sehe den Wahnsinn,
Die Widersprüche im Denken,
Den Tod in ihren Augen.

Sie leben nicht im Ewigen,
Weil sie sich immer
Als letztes Glied
Einer langen Kette sehen.
Sie stricken Kette um Kette,
Jede Sekunde neu unendlich zurück.
Alles scheint folgerichtig
Anfang vor Ende.

Lerne nicht von den Schatten,
Lerne das Eine,
Das die Schatten hervorbringt:
Die eine Philosophie,
Denn sie ist zeitlos
Und schafft in anderer Zeit,
Was Denken und Dinge voraussetzt:
Struktur.

199, 11.7.2003

Olympiade

Such
Den von Menschenhand
Unberührten Ort,
Damit du begreifst
Das Wesen der Welt.
Was du erlebst,
Ist ganz deine Welt
Wie deine Seele sie deutet.

Aber dahinter:
Ganz anders,
Kaum Urbild!
Unendlich größer,
Unendlich reicher,
Unendlich anders!

Was sind deine vier Dimensionen der Raumzeit dagegen?
Wie arm sind Licht, Ton, Härte, Geschmack und Geruch?
Gott bist du zwar deiner gedeuteten Welt!
Doch wachsen sollst du in die größere
Größerer Götter!

Mach reicher, mach größer
deine gedeutete Welt:
Erobere Dimension um Dimension,
Freiheit um Freiheit!
Deine kleine unendliche Welt
Ist Schatten bloß im Großen.

Übernimm Verantwortung für deine kleine,
Dann nimmt sich deiner an
ein Größerer.
Er führt dich an der Hand,
Zeigt dir, was du nie gesehen,
Nie geahnt!

Noch ist die Sonne
Ein Atomofen bloß,
Aber mit größerem Auge
Siehst du:
Sie ist ein Gott,
Unendlich mehr als du heute.

Eines Tages
wirst auch du eine Sonne sein
Auf dem Wege zur Galaxie.

Erfinde höhere Dimensionen,
Dann kannst du überall sein,
Wo Sterbliche sein können.
Geh weiter, 
Dann findest du Welten,
Die Sterbliche noch nie gesehen.
Weiter, Weltenwanderer,
Bis zum Gipfel des
Olymp.

200, 9.10.2003

Die Sprache der Götter

Die Welt –
Ort, wo Götter sich treffen,
Ihre Worte sind Dinge,
Ihre Fantasie lebendig.

Zwei trafen sich
Im Gasthaus
Zum Roten Löwen
Bei einer Flasche Wein,
Pfeife rauchend und Zigarre,
Bretsel essend,
Voller Genuß.

Sie bestimmten Geschicke der Welt,
Bauten Neues aus ihrem Alphabet;
Altes mußte geopfert,
Zu fremden Göttern
Grenzlinien nachgezogen werden.

Es galt, einiges zu bewahren.
Der brennende Busch
Sollte sich nicht zum Flächenbrand ausdehnen.

Dürfen Maschinen Mensch werden?
Menschen zu Maschinen?
Eine Entscheidung stand an.
Neophyten sollten eingeweiht werden:
Eine neue Farbe,
Eine neue Tiefe,
Eine neue Formel,
Eine neue Erkenntnis für Viele!

Wohin soll die Energie?
Sollen neue Tore in andere Welten
Geöffnet werden?
Ja! Sie stießen an zum Wohle:

Geben wir den Blick frei
Auf die formende Kraft
der Utopie!

201, 9.11.2003

Die Schnecke

Ich fand ihn,
Den persönlichen Meister,
Der den Funken übertrug,
Dazumal blind, ohne zu sehen ihn,
Weil ich noch kein Auge hatte
Für das höhere Sein.

Mein Streben
War sein Ziehen!

Heute sehe ich ihn
Und seine Welt, die schon gemacht,
Sehe meine Aufgabe hienieden,
Denn niedere Welten schwinden nicht,
Wenn man höhere findet.

Das Schneckenhaus bekommt
Eine weitere Windung.

202, 6.1.2004

Bergfreund

Es wäre der Berg
Namenlos, ragte nicht
Toter Fels und Eis
Über seine Wälder.

Unbekannt sind des
Urwalds Grenzen
Zwischen den Bergen
Und ewig lebendig.

Es kennt sie nicht der Fels,
Der auf sie baut! Und will er
Sie kennen, verdorrt das Grün;
Oder er zerfällt zu Staub!

Sei wie der Berg, Freund!
Mach‘ den Kopf nicht zum Fuß!
Du bist’s nicht, der denkt;
Dein Geist denkt sich – dich!

Du kennst dich nicht,
Doch kannst du sehen,
Was der Geist alles tut:
Beachte den Zufall!

Tod der Poesie

Der Kampf um seiner Seele Leben
Ist des Poeten edles Streben.
Wer diesen Kampf verliert als Kind,
Wird für geschenkte Freiheit blind,
Wird Opfer machtbesess’ner Herrn,
Als Werkzeug nützlich und modern.
Und Kunst gibt’s nicht für Knechte;
Nur Pflicht nd Bürgerrechte,
Doch nicht das Recht auf Leben;
Das muß den Herrn er geben.

(zwei alte verlorene und wiedergefundene Gedichte)

Schlimm ist

Krankheit?
Tod?
Beliebigkeit?
Gesetz?
Dummheit?
Lüge?
Falschheit?

Sieben Wörter für eins:

Schlimm ist
Falschheit allein,
Denn Weisheit
Heilt alle.

7,12,2004

Ahnen

In mir verborgen
Unsichtbar, doch wirksam,
Sie, meinem Ich zugeeignet.

Erlösen muß ich sie,
Ihr Schicksal erfüllen,
Um meine Freiheit zu schaffen.

7.12.2004