Auf dieser Seite versuche ich sämtliche Gedanken über Wirtschaft, die ich bisher in Tagebüchern, Politischen Seiten, der philosophischen Werkstatt und in diversen Essays verstreut untergebracht hatte, zu sammeln, zu ordnen und weiterzuentwickeln. Alles Neue, was ich zum Thema Wirtschaft herausfinde, werde ich hier niederlegen.
Entzauberung der Welt durch den Geist des Kapitalismus (aus Wiederverzauberung 2):
Wohin entwickelt sich der Kapitalismus?
Unter dieser Überschrift lassen sich einige SPIEGEL – Artikel und Buchauszüge zusammenfassen, die ich in letzter Zeit gelesen habe.
Im SPIEGEL 7/1999 steht unter »Kapitalismus ohne Gesicht« : „Deutschlands Wirtschaft steht vor gravierenden Veränderungen: Anonyme Fondsgesellschaften übernehmen die Macht in den Konzernen. Mit dem Milliarden- Vermögen von Kleinanlegern aus aller Welt setzten sie die Topmanager unter Druck.“
In diesem Artikel lesen wir, daß immer mehr Bürger ihre Ersparnisse in Aktienfonds stecken. Diese Art der Geldanlage verspricht wesentlich höhere Gewinne, als die risikolosen Spareinlagen. (Siehe auch: „Wo bleibt das Geld der Spekulanten?“,„Geldvernichtung“und „Immer mehr Millionäre“ am Schluß dieser Seite) Die Fonds werden von in der Regel sehr jungen Fondsmanagern verwaltet. Ihre Aufgabe ist es, mit dem Geld der Sparer an der Börse zu spekulieren, z. B. gewinnträchtige Aktien zu kaufen oder schwache Aktien rechtzeitig abzustoßen. Offenbar waren die Spekulanten in den letzten Jahren sehr erfolgreich, denn inzwischen werden ihnen derart große Summen zur Spekulation anvertraut, daß die alten Spielregeln nicht mehr wie gehabt funktionieren. Im Spiegel heißt es:
„Um die Rendite der Fonds zu steigern, reichte es anfangs, die Kundengelder mal hier, mal da anzulegen. Doch die großen Gesellschaften, die Supertanker der Finanzmärkte, können längst nicht mehr mit ihren Milliarden herumzappeln wie ein Kleinanleger. Der Verkauf großer Aktienpakete ist meist nur mit Preisabschlag möglich, weil jede Verkaufswelle auf den Börsenkurs drückt. .. Früher, als ihre Einsätze noch gering waren, zogen sie ihr Geld wieder ab, wenn das Management einer Firma ihnen mißfiel. Heute bleibt das Geld – und der Manager muß spuren oder gehen.
… Mit den neuen Kapitalisten verschieben sich die Gewichte im weltweiten Monopoly um Arbeitsplätze, Fabriken und Gewinne. Was hierzulande als Modell Deutschland gepriesen wird – großzügige Mitbestimmung, üppiger Sozialstaat, strenge Arbeitsschutzgesetze, – gilt den Geldfürsten der Fonds oftmals als Ärgernis. … Sie kennen keine nationalen Grenzen, sie akzeptieren, wenn überhaupt, nur widerwillig die Gegenmacht von Gewerkschaften. Ihr einziges Interesse gilt dem Profit. … Der neue Kapitalismus hat kein Gesicht mehr, die Fondsmanager sind einer breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. »Wir müssen uns mit Haut und Haar ausliefern«, klagt Klaus Soer, zuständig für Investorenwerbung beim Maschinenbaukonzern Buderus. »Die Finanzmärkte übernehmen die Kontrolle« ergänzt ein Sprecher der Deutschen Bank.“
Man kann nicht einfach BMW – Aktien im Wert von zwei Milliarden DM kaufen oder verkaufen, ohne den Kurswert dieser Aktie dabei zu verändern. Das heißt: Man kann nicht mehr eine objektive Kursentwicklung von außen beobachten und darauf möglichst geschickt reagieren, sondern man erkennt seinen direkten Einfluß auf das Kursgeschehen: Der Spekulant wird in eine aktive Rolle gezwungen! Wer große Kapitalsummen kontrolliert, hat direkten Einfluß auf die Liquidität der Konzerne. Wer viele Aktien eines Konzerns kontrolliert, kann ihre Geschicke mitbestimmen – und genau das tun die Manager der Fondsgesellschaften.
Leider sind viele dieser Fondsmanager nur sehr einseitig gebildet. Sie kommen oft „direkt von der Universität, haben Mathematik, Informatik oder Betriebswirtschaft studiert, ihre Welt ist die Welt der Zahlenkolonnen und der Statistik- Charts. … Ihr einziges Interesse gilt dem Profit, und ihr Lieblingswort heißt Rationalisierung.“
Verantwortung für Menschen, das soziale Netz, Kultur überhaupt – darüber wissen sie nichts, und das interessiert sie nicht. Das haben sie auf der Uni auch nicht gelernt. Sie haben nur die Börse im Kopf; ja ihre Köpfe sind Börsen. Und diese dummen Jungs haben die Macht, Konzernchefs, Politiker gar, abzusetzen und durch eigene Figuren zu ersetzen. So kommt es, daß wir von Unpersonen regiert werden, denn nicht diese verbildeten Studenten haben die Macht, sondern das, was in ihren Köpfen ist: der Kapitalismus pur. Es ist ja nicht so, daß diese Buben tun, was sie wollen; sie haben weder Wille noch Bewußtsein; sie tun blind, was die ihnen einprogrammierten Gesetze des Kapitalismus verlangen. (Siehe hierzu meine Ausführungen über die ›gefallenen Götter‹ in »Klarträume«.)
Die Macht der Fondmanager ist, da sie sich sauber an die Gesetze der Ökonomie halten, nur eine indirekte; in Wahrheit herrscht nicht der Manager, sondern der Kapitalismus.
Max Weber schreibt in seinen »Gesammelten Schriften zur Religionssoziologie« darüber, wie der Geist des Kapitalismus auf den Charakter des Menschen wirkt.
Wilhelm Hennis, aus dessen Buch „Max Webers Fragestellung“ ich zitiere, schreibt:
„Am Ende der Untersuchung (über den Kapitalismus) bricht es aus ihm (Weber) heraus: niemand wisse noch, wer künftig in jenem »Gehäuse« der modernen kapitalistischen Lebensordnung wohnen werde »und ob am Ende dieser ungeheuren Entwicklung ganz neue Propheten oder eine mächtige Wiedergeburt alter Gedanken und Ideale stehen werden, oder aber – wenn keins von beiden – mechanisierte Versteinerung, mit einer Art von krampfhaftem Sich – wichtig – nehmen verbrämt«. Dann allerdings könnte für die »letzten Menschen« dieser Kulturentwicklung das Wort zur Wahrheit werden: »Fachmenschen ohne Geist, Genußmenschen ohne Herz: dieses Nichts bildet sich ein, eine nie vorher erreichte Stufe des Menschentums erstiegen zu haben«“. 2
„Webers Verachtung, ja Haß, galt denen, die sich in diesem Getriebe glauben eine sturmfreie Existenz bewahren zu können. Wodurch war der Kapitalismus für ihn (Weber) bestimmt? Einmal … durch das Diktat der Kapitalrentabilität … und durch die Tatsache des massenhaften Tauschs. .. Im Gefolge der Massenhaftigkeit des Tauschs (kommt) die Verunpersönlichung aller menschlichen Beziehungen… Weber bezeichnete … den Kapitalismus gerne als »herrenlose Sklaverei«. Immer wieder betonte er, daß die kapitalistische Wirtschaftsordnung auf formal freier Arbeit beruhe. Das hieß, der Arbeiter hatte keinen Herrn mehr mit der Folge, daß die Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ethisch nicht mehr ausdeutbar war.“
Friedrich Nietzsche schrieb zu derselben Thematik:
„Die »Schande« des Arbeiters der »Fabrik – Sklaverei« als »Schrauben einer Maschine und gleichsam als Lückenbüßer der menschlichen Erfindungskunst verbraucht zu werden. Pfui! Zu glauben, daß durch höhere Zahlung das Wesentliche ihres Elends, ich meine ihre unpersönliche Verknechtung, gehoben werden könne! … einen Preis zu haben, für den man nicht mehr Person, sondern Schraube wird! … Der Mangel an Person rächt sich überall … die großen Probleme verlangen alle die große Liebe …«“ 3
Im SPIEGEL – Gespräch mit dem amerikanischen Schriftsteller Gore Vidal unter dem Titel „Amerika ist ein Polizeistaat“ 4 antwortet Vidal auf die Frage, was sich ändern würde, wenn Vizepräsident Al Gore den gegenwärtigen Präsidenten Clinton ablösen würde:
„Niemand würde einen Unterschied merken. An der Macht wären weiterhin die Wirtschaftsbosse, die keine großen Veränderungen wünschen, nicht besteuert werden wollen und deshalb gegen öffentliche Ausgaben sind, vor allem gegen jede Sozialpolitik. Sie schicken ihre eigenen Leute in den Kongreß, sie bezahlen die Wahlkämpfe, sie finanzieren Gore, wie sie Clinton finanziert haben.“
An anderer Stelle sagt Vidal:
„O ja, die Grundrechte werden stetig ausgehöhlt. Amerika ist heute ein Polizeistaat. In unseren Gefängnisse herrschen schreckliche Zustände. 5 Überall werden Informationen über jedermann gesammelt. 30 Millionen Arbeitnehmer stehen unter elektronischer Überwachung…“
Wer also hat denn nun die ›wahre Macht‹? Entgegen des SPIEGEL – Essays behaupte ich, daß es nicht die Fondmanager sind, (die die Wirtschaftsbosse entthront haben), und entgegen der Ansicht Vidals behaupte ich, daß es auch nicht die Wirtschaftsbosse sind. Sondern es sind die Welterklärer, die Interpretatoren, die Meinungsmacher, Mythenerfinder, die Legitimatoren, Philosophen, kurz: die Sinnstifter. Lesen Sie dazu bitte die ausführliche Arbeit »Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit« von Berger und Luckmann. Freilich dürften die Sachverständigen für Weltordnung“ an der Spitze von Medienkonzernen (Verlage, TV-Anstalten) zu finden sein und offiziell als Konzernbosse gelten. Sie sind es, die die Ausbildung der Fondmanager und der Industriellen organisieren und deren kulturellen Werte, z. B. Gewinnstreben und Seelenverrat eingepflanzt haben. Sie sind die Schöpfer der Bewußtseine der Bevölkerung. Der normale, normierte Mensch denkt ausschließlich die Gedanken, die diese Herren legitimiert haben.
Viviane Forrester beschäftigt sich im neuen SPIEGEL – Buch »Der Terror der Ökonomie« mit der strukturellen Arbeitslosigkeit. Die Technik erleichtert nicht nur menschliche Arbeit; sie nimmt dem Menschen auch Arbeit weg. Die grassierende Massenarbeitslosigkeit ist demnach ein Erfolg des technischen Fortschritts. Daß es heute arbeitende und nichtarbeitende Menschen nebeneinander geben muß, ist also systembedingt. Forrester fragt nun, warum den Arbeitslosen über die Massenmedien systematisch Minderwertigkeitsgefühle einprogrammiert werden, und warum sie von den Errungenschaften unserer Kultur ausgeschlossen werden.
Es folgt ein Ausschnitt aus Viviane Forresters Buch: 6
„Die Scham sollte an der Börse gehandelt werden: Sie ist ein wichtiger Grundstoff des Profits. („Scham“: siehe „Kapitalisierung der Moral“)
Sie ist ein stabiler Wert, genau wie das Leid, das sie hervorruft oder von dem sie hervorgerufen wird. Wundern wir uns daher nicht über die unbewußte, ja instinktive Besessenheit, mit der versucht wird, genau das wiederherzustellen (und nötigenfalls zu konservieren), was an ihrem Ursprung steht: ein abgestorbenes, vollständig gescheitertes System, dessen künstliche Erhaltung es aber erlaubt, insgeheim Schikanen und Tyranneien auszuüben, während zugleich der »soziale Zusammenhalt« geschützt wird.
Daraus entsteht eine wesentliche, nie gestellte Frage: »Muß man zu leben ›verdienen‹, um das Recht zu leben zu haben?« Eine winzige Minderheit, die im Überfluß mit Macht, Besitz und Privilegien ausgestattet ist, mit einem gewissermaßen selbstverständlichen Reichtum, hat dieses Recht schon von Amts wegen. Der Rest der Menschheit muß sich der Gesellschaft gegenüber als »nützlich« erweisen, sein Leben zu »verdienen«, muß sich zumindest dem gegenüber als »nützlich« erweisen, was die Gesellschaft leitet und beherrscht: der Wirtschaft, die stärker als je zuvor mit dem Geschäftemachen gleichgesetzt wird, also der Marktwirtschaft. »Nützlich« sein bedeutet dabei fast immer »rentabel« sein, das heißt nützlich für den Profit. Mit einem Wort: »verwendbar« (»verwertbar« wäre schlechter Geschmack!). (zum Thema „nützlich“ – siehe „Fortschritt“)
Dieses Verdienst – oder eher: dieses Recht – auf Leben erwirbt man also durch die Pflicht zu arbeiten, die Pflicht, beschäftigt zu sein. Sie wird nun zu einem unantastbaren Recht, ohne welches das Gesellschaftssystem nur ein gigantisches Vernichtungsgeschäft wäre.
Aber wie steht es um das Recht zu leben, wenn diese Pflicht nicht mehr besteht, wenn es untersagt ist, die Pflicht zu erfüllen, die den Zugang zu diesem Recht ermöglicht, wenn unmöglich wird, was vorgeschrieben ist? Wir wissen, daß der Zugang zu Arbeit und Beschäftigung heute auf Dauer versperrt ist; durch allgemeine Unfähigkeit oder das Interesse einiger weniger oder einfach durch den Gang der Geschichte sind die Zugänge nicht mehr vorhanden – und immer heiße es, das sei Fügung des Schicksals. Ist es normal oder gar logisch, daß Menschen zu etwas gezwungen werden, was kaum noch vorhanden ist? Ist es auch nur legal, etwas als notwendige Bedingung zum Überleben zu fordern, was gar nicht existiert?
Dennoch ist man verbissen damit beschäftigt, dieses Fiasko zu perpetuieren. Man hat sich in den Kopf gesetzt, eine vergangene Zeit, ein abgestandenes Modell als Norm zu betrachten; man macht die Jagd auf Phantome, die Erfindung eines Surrogats, die versprochene und ständig hinausgeschobene Verteilung von etwas nicht mehr Existentem zum offiziellen Inhalt ökonomischer, politischer und sozialer Handlungen. Man behauptet weiterhin, wir befänden uns in keiner Sackgasse, es handele sich nur darum, einige wenige mißliche und vorübergehende Folgen gewisser reparabler Schnitzer zu überstehen.
Was für ein Betrug! So viele Schicksale, die nur deshalb geopfert wurden, weil das Bild einer untergegangenen Gesellschaft erhalten werden soll, die auf Arbeit und nicht deren Abwesenheit begründet war; so viele Existenzen, die den fiktiven Eigenschaften des Feindes geopfert wurden, den man zu bekämpfen vorgab, Opfer der Chimären, die man vorgeblich verringern will und kann!
Werden wir es noch lange hinnehmen, die Betrogenen zu sein und als einzige Feinde diejenigen zu akzeptieren, die man uns präsentiert, nämlich verschwundene Feinde? Bleiben wir der Gefahr, die uns bedroht, und den wirklichen Klippen gegenüber blind? Unser Schiff hat bereits Schiffbruch erlitten, wir aber ziehen es vor (dazu werden wir auch ermuntert), uns das nicht einzugestehen und an Bord zu bleiben, lieber in vertrauter Kulisse zu sinken, als ein paar Rettungsversuche zu unternehmen.
Und so setzen wir unsere recht seltsamen Gewohnheiten fort. Man weiß nicht, ob es angesichts eines andauernden, nicht zu behebenden und wachsenden Mangels an Arbeitsplätzen lächerlich ist oder eher grausig, jedem der nach Millionen zählenden Arbeitslosen eine nachweisbare und ständige Suche vorzuschreiben (und zwar an jedem Werktag jeder Woche, in jedem Monat, Jahr für Jahr) – nach einer Arbeit, die es nicht gibt. Ihn zu verpflichten, tagelang, wochenlang, monatelang und manchmal über Jahre hinweg seine Zeit damit zu verbringen, sich täglich, jede Woche, jeden Monat und jedes Jahr vergeblich anzubieten – ein Unterfangen, das die Statistiken ihm bereits im voraus als aussichtslos erklären. Sollte die Tatsache, an jedem Werktag, jede Woche, jeden Monat und bisweilen über Jahre hinweg verdrängt zu werden, etwa eine Beschäftigung, ein Metier, einen Beruf darstellen? Sollte das etwa eine Stellung, ein Job oder womöglich eine Lehrstelle sein? Ist das ein annehmbares Schicksal? Eine vernünftige Beschäftigung oder ein wirklich empfehlenswerter Zeitplan?
Das erinnert eher an einen Versuch, zu beweisen, daß die Rituale der Arbeit fortbestehen, daß die Betroffenen weiter betroffen sind und von einem trostreichen Optimismus dazu gebracht werden, sich weiter in die Warteschlangen einzureihen, die die Arbeitsämter (oder andere Institutionen) schmücken, wo sich stapelweise Beschäftigungsmöglichkeiten befinden, die nur seltsamerweise kurzzeitig von Gegentendenzen blockiert werden! Nur der durch das Verschwinden der Arbeit entstandene Mangel besteht derweilen weiter …
Zeigt sich in der dauernden Ablehnung, in den endlosen Zurückweisungen nicht vor allem eine Inszenierung, deren Aufgabe darin besteht, die »Suchenden« von ihrer Nichtigkeit zu überzeugen? Dem geneigten Publikum das Bild ihres Mißerfolges einzuhämmern und die (falsche) Vorstellung zu verbreiten, die Betroffenen seien selbst dafür verantwortlich (und daher bestraft worden) – wo sie doch nur für den allgemeinen Irrtum, für die Entscheidung einiger weniger und für die Blindheit aller (einschließlich ihrer selbst) bezahlen? Ihr mea culpa vorzuführen, das sie übrigens selbst anstimmen? Besiegte.
Sie alle verkörpern in die Enge getriebene, gefesselte, geschlagene Einzelschicksale, die sich vom Rand der Gesellschaft abspalten. Zwischen diesen Enteigneten und ihren Zeitgenossen entsteht eine Art immer undurchsichtiger werdende Trennscheibe. Und weil die Enteigneten immer weniger wahrgenommen werden, weil man sie sich in immer stärkerem Maße ausgelöscht, aus der Gesellschaft entfernt vorstellt, bezeichnet man sie als Ausgeschlossene. Das Gegenteil ist aber der Fall: Ihr Schicksal ist mit dieser Gesellschaft verzahnt, sie sind in ihr eingekerkert, vollständig eingeschlossen! Sie sind von ihr absorbiert, aufgesogen, auf immer abgeschoben, an Ort und Stelle deportiert, an Ort und Stelle verstoßen, verbannt, unterworfen und entthront – bei all dem aber so störend: Sie sind Störenfriede! Sie sind nie ganz, nie genug ausgestoßen! Eingeschlossen, viel zu sehr eingeschlossen – eingebettet in die Verleugnung.
Eine Gesellschaft von Sklaven ( siehe 16.5.2/22.8.2/ 23.8.2/22.1.3/13.2.3), denen allein die Sklaverei einen Status verleiht, wäre nicht anders eingerichtet. Aber warum sollte man sich denn belasten, und sei es nur mit Sklaven, wenn deren Arbeit überflüssig ist? Wie ein Echo auf die Frage, die weiter oben auftauchte, folgt daraus eine weitere, die zu hören man Angst hat: Welchen Nutzen kann ein Leben haben, das nicht nützlich für den Profit ist?«
Hier zeigt sich vielleicht der Schatten, die Andeutung eines Verbrechens. Es will schon etwas heißen, wenn eine ganze »Population« (in dem von Soziologen bevorzugten Sinne) von einer klarsichtigen, hochentwickelten Gesellschaft unauffällig an den Rand des schwindelerregenden Abgrunds, des Zusammenbruchs geführt wird: bis an die Grenzen des Todes und bisweilen darüber hinaus. Es will auch etwas heißen, daß jene, die die Arbeit in den allermeisten Fällen knechtet, dazu gebracht werden, um Arbeit zu betteln, und zwar um egal welche und egal zu welchem Preis (das heißt immer: zum niedrigsten). Sie geben sich zwar nicht alle mit Leib und Seele dieser aussichtslosen Bettelei hin, aber die allgemeine Meinung fordert, sie sollten es tun.
Für jene, die die wirtschaftliche Macht in den Händen halten (das heißt die Macht schlechthin) will es etwas heißen, wenn sie die Unruhestifter, die gestern protestierten, forderten und kämpften, als Knechte vor sich haben. Wie angenehm zu sehen, wie sie flehen, um endlich das zu erlangen, was sie gestern verschmähten und heute für den Heiligen Gral halten! Nun hat man die anderen in der Gewalt, die – ohne Gehalt, ohne Stellung – kaum aufmucken, weil sie zu große Angst haben, so seltene, so kostbare und unsichere Errungenschaften zu verlieren und sich dadurch der offenen Armee der »Verelendeten« anschließen zu müssen.
Man braucht nur zu beobachten, wie Menschen genommen und wieder weggeworfen werden – ganz nach der jeweiligen Lage eines unbeständigen Arbeitsmarktes, der wie der von Mal zu Mal schrumpfende Ledertalisman in Balzacs Roman Das Chagrinleder immer irrealer wird, je nach Marktlage, von der sie und ihr Leben abhängen, die aber nicht von ihnen abhängt. Man muß sich nur ansehen, wie sie bereits jetzt in vielen Fällen nicht mehr genommen werden (in Zukunft noch weniger) und wie sie (vor allem die jungen) in einer grenzenlosen, entwürdigenden Leere dahinvegetieren und wie man ihnen das übelnimmt. Man muß nur sehen, wie das Leben sie deshalb schlecht behandelt und wie man dabei hilft, sie schlecht zu behandeln, und daß es über die Ausnutzung der Menschen hinaus noch Schlimmeres gibt: das Fehlen jeglicher Ausnutzung. Da ist es verständlich, daß die Massen zittern und jeder einzelne von ihnen zu Recht zittert, da er nicht ausnutzbar, nicht einmal mehr ausnutzbar ist, da er für die bereits obsolet gewordene Ausnutzung überhaupt nicht mehr gebraucht wird.
Als Echo auf die Frage: Welchen Nutzen kann ein Leben haben, das nutzlos für den Profit ist?«, die selbst bereits das Echo einer anderen ist: »Muß man zu leben ›verdienen‹, um das Recht zu leben zu haben?«, entsteht eine heimtückische Furcht: das diffuse, aber begründete Erschrecken davor, wie eine große Zahl menschlicher Wesen, vielleicht sogar die meisten von ihnen, als überflüssig angesehen wird. Nicht untergeordnet und auch nicht ausgestoßen, sondern überflüssig. Und daher schädlich. Und daher …
Dieses Verdammungsurteil ist noch nicht gefällt, (wirklich nicht? – Autor) es ist noch nicht zum Ausdruck gebracht und sicherlich noch nicht einmal bewußt gedacht. Wir leben in einer Demokratie. (wirklich? – Autor) Für die Gesamtheit der Gesellschaft ist ebendiese Gesamtheit noch Gegenstand eines wirklichen Interesses, das an ihre Kultur gebunden ist, an tiefgehende, erworbene oder spontane Affekte – auch wenn sich eine wachsende Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen breitmacht. Diese Gesamtheit stellt auch – vergessen wir das nicht – eine Wähler- und Konsumentengruppe dar, die noch ein anderes »Interesse« hervorruft und die Politiker dazu bewegt, sich für die Probleme »Arbeit« und »Arbeitslosigkeit« zu interessieren; diese Probleme sind zu Routinefragen geworden, die falschen Probleme, zumindest die falsch gestellten Probleme werden amtlich bestätigt, die Politiker verdrängen jede Erkenntnis eines etwaigen Problems und liefern kurzfristig immer dieselben kraftlosen Antworten auf unechte Fragen …“
Falsche Antworten auf falsche Fragen
Forrester meint damit, daß in der öffentlichen Diskussion des Themas »Arbeitslosigkeit« so getan wird, als ließe sich das Problem aus dem Geist des Kapitalismus heraus verstehen und lösen: als böte der Kapitalismus einen Ausweg aus dem Dilemma. Die Arbeitslosigkeit ist ein Produkt des Kapitalismus und läßt sich nicht durch Kapitalismus beseitigen! Schon das von den Kapitalisten verwendete Vokabular verstellt den Blick und verhindert echte Lösungen. Der Begriff ›Arbeitslosigkeit‹ unterstellt, daß ›Arbeit‹ der Normalzustand sei. Warum nennt man die Arbeitslosen nicht beispielsweise ›freie Menschen‹???? Das würde den Arbeitslosen ein ganz anderes Selbstverständnis und Selbstvertrauen geben und käme unser aller Utopie entgegen! – Aber genau das ist ja nicht gewollt! (siehe auch „Zeitgeist“ in DEG. 10.)
Was müßte getan werden, wenn klar ist, daß die Maschinen den Menschen die Arbeit wegnehmen? Es müßte eine Maschinensteuer eingeführt werden. Aber da dies sehr kompliziert wäre, wäre es wohl gescheiter, statt dessen eine Energieverbrauchssteuer (und im Informationszeitalter eine Datenübertragungssteuer) einzuführen. Die Regierung ist ja bereits dabei, es zu versuchen, aber sie wird von der Wirtschaft massiv gehindert. Das geht soweit, daß die Politik daran gehindert wird, die Wichtigkeit dieser Steuererhöhung dem Volk zu erklären. Außerdem wird nicht die Frage diskutiert, ob es sinnvoll ist, daß sich Menschen in Konkurrenz zur Maschine setzen. Warum soll ich mit einem Auto um die Wette rennen? Warum soll der Mensch der Maschine dienen? Warum drehen wir den Spieß nicht um und lassen die Maschinen dem Menschen dienen? – Das gefällt natürlich den Besitzern der Maschinen nicht. Sie betrachten die Technik ja als verlängerten Arm ihrer Macht. Sie wollen mit Hilfe der Technik ja herrschen! Sie bedienen sich also der Technik. Warum soll sich das Volk dann nicht ebenfalls der Technik bedienen?
Unsere Fondmanager sind Musterexemplare jener Diener der Technik, denn sie agieren gegen ihr Gefühl von Menschlichkeit. Daher ihr Zynismus: »Kaufe Aktien von denen, die am effektivsten Menschen überflüssig machen.« Die Fondmanager sind Symbole des Machtverlustes. Fragt sich nur, was die Herren der Welt sich dabei gedacht haben.
Kritik
Als Argument gegen meine These wird oft gesagt, daß die Arbeitslosen auf Kosten der Arbeitenden leben würden, und man könne den Arbeitenden nicht zumuten, für Faulenzer und Schmarotzer mitzuarbeiten. Ausschließlich arbeitswillige, unfreiwillige Arbeitslose sollten mit materieller Unterstützung der Arbeitenden rechnen dürfen.
Dieser Haltung kann ich nur bedingt zustimmen, denn sie geht vom Status des heutigen Arbeitslosen aus: Wie soll mit Menschen umgegangen werden, die nur die Arbeitswelt kennen und nicht an ihr teilhaben wollen? Die nicht Sklave sein wollen, aber auch nicht frei sein können? Wie behandelt man die Erniedrigten, die sich in ihrem eigenen Urteil selbst erniedrigt haben, weil sie sich selbst so sehen wollen, wie die anderen Menschen sie sehen? Was also tun mit denen, die sich selbst als Ausgeschlossene begreifen? – Die Antwort wird von den sich selbst Verstoßenden gegeben: Sie verstoßen!
Aber wie sollen die Arbeitenden mit denen verfahren, die sich nicht als Arbeitslose, sondern als freie Menschen betrachten? Ein freier Mensch sucht keinen wohldefinierten und -dotierten Arbeitsplatz, sondern einen Weg, seinen Mitmenschen sinnvoll zu dienen, weil er eingesehen hat, daß er in einem lebendigen Netz aus Geben und Nehmen lebt, daß er allein nicht existieren kann, und daß er sein Glück nur in einer lebendigen Gemeinschaft mit anderen Menschen, Tieren und Pflanzen finden kann.
-> 10.1.07: Die Behauptung, die Arbeitslosen würden auf Kosten der Arbeitenden leben, ist nicht einmal bedingt richtig, sie ist völlig falsch, denn die Arbeitenden sind ja die „Gewinner“ des ihrer Ansicht nach alternativlosen Wirtschaftssystems. Sie leben auf Kosten der Arbeitslosen!! So wird ein Schuh draus! Die Arbeitenden haben die Arbeislosen erbarmungslos verdrängt. Sie sind die Schmarotzer, nicht die Arbeitslosen. <-
-> 15.7.03: Der Betrug, mit dem die Bosse dem Volk den Blick auf die Wirklichkeit der Welt verstellen, beginnt mit dem Wort „Produktivität“, denn die Produktivität der Maschinen wird nicht gerechnet, sondern ausschließlich die des Menschen. So kommt es zu Verlautbarungen in öffentlichen Medien, daß heute zB ein einziger Landwirt die Produktivität von mehreren hundert Bauern früherer Zeiten aufweist. Ich sehe dies an meinem Heimatdorf Dienstweiler: Hier macht heute ein Landwirt ganz allein die Arbeit, die früher von der gesamten mehrhundertköpfigen Einwohnerschaft erledigt wurde. Aber sehe ich das wirklich? Nein! Ich sehe Mähdrescher, Traktoren, Heuwender, Förderbänder usw usw! Diese unglaublichen Produktivitätsberechnungen verschleiern und vertuschen die Maschinenarbeit. Indem die Maschinenarbeit zur Menschenarbeit hinzugezählt wird, wird so getan, als würden ausschließlich Menschen arbeiten, was nachweislich falsch ist. Diese Produktivitätsstatistiken lenken beim Volk den Blick in die Irre, indem die Arbeit streng an den Menschen gekoppelt wird. Würde man den Begriff „Arbeit“ auf Maschinen ausdehnen, würde sich der „Arbeitslosen“-Begriff auflösen und dann käme das Volk schnell auf den Gedanken, daß Arbeitslosigkeit kein Fluch, sondern ein Segen ist: der Grund für die Industrialisierung überhaupt! Und das Volk käme leicht auf die Idee, höhere Grundgehälter für Arbeitsfreie zu fordern, „da ja die Maschinen die Arbeit machen“. Eine solche Argumentation wollen die Bosse mit Hilfe dieser Fälschungen namens „Produktivitätsberechnungen“ verhindern. <-
Kann nicht ein Mensch, der nichts als ein vollendeter Lebenskünstler ist, der also nicht ›arbeitet‹ und auch sonst nichts ›leistet‹, der ›nur‹ ein reiches Seelenleben hat und zeigt, trotzdem ein wertvolles Mitglied der Gemeinschaft sein, weil er ein Vorbild (oder Gegenbild) in der Kunst des Lebens ist? Wir alle schätzen es, wenn wir ein sogenanntes ›Original‹ kennen. Warum? – Weil Originale wertvolle Vor- und Gegenbilder sind. Weil wir sie dringend brauchen! Warum sollen solche Originale nicht von der Gemeinschaft unterstützt werden?
Sicher: Arbeitslose Seelenkrüppel kann die Gemeinschaft nicht brauchen und sollte sie auch nicht subventionieren. Aber: Lebendige, beseelte Originale sind für jede Gemeinschaft ein Lebenselixier! Diese Art von ›Arbeitslosen‹ sollten wir uns wünschen (zu sein?).
Über diese Thematik wird in der Öffentlichkeit leider nicht diskutiert. Lieber stellen unsere Politiker und Journalisten die falschen Fragen und bieten falsche Antworten. Dieses ewige Geschwätz vom ›Bündnis für Arbeit‹ geht mir inzwischen furchtbar auf die Nerven, weil dieselben Leute sich weigern, die wahren Hintergründe des Problems zu diskutieren. Man vergleiche einmal die Arbeitslosendiskussion mit der zynischen Einstellung der Fondmanager! Die Politiker wollen uns eine Politik verkaufen, die so tut, als könnten Fondmanager Arbeitsplätze schaffen! Da hört bei mir der Spaß endgültig auf!
Wer sind jene oben genannten ›Originale‹? – Hier schließt sich der Kreis, denn sie sind jene Menschen, die ihren eigenen Mythos leben, die also das tun, was den Sklaventreibern ein Dorn im Auge ist: Mensch sein, der sich nicht vom Geist des Kapitalismus besessen machen läßt; Mensch sein, der seine Träume in die sog. Realität einfließen läßt. Hier finden wir den Praktiker dessen, was wir uns vorher theoretisch erschlossen haben, denn er ist ein Meister in der Kunst des Träumens und des Konstruierens. Er ist der wahre Künstler.
Kritiker werden einwenden, ich male eine unmögliche Utopie. Ich antworte: Wäre sie so unmöglich, wie du denkst, wäre es seitens Politik, Ökonomie und Schule nicht nötig, so viele Mittel in die Desinformation zu stecken! Jeden Tag werden hunderte von Millionen ausgegeben, um den Geist des Kapitalismus am Leben zu erhalten. Jeden Tag werden in den Massenmedien stundenlang (!) Lügengeschichten gepredigt. Nachrichten, politische Magazine, aber auch Lindenstraße und Krimiserien erzählen uns rund um die Uhr die falsche (nach Maßgabe der Elite interpretierten) Welt – die Welt, in der wir als Sklaven leben sollen.
Je siegreicher der Kapitalismus ist, desto dichter ist der ›Deckel‹, der unsere Seele von unserm Alltagsbewußtsein trennt. Jeder Druckkochtopf hat ein Überdruckventil. Aber der moderne Kapitalismus will ein widerspruchsfreies System sein und versucht, jedes Schlupfloch, jedes Überdruckventil, zuzustopfen. Technik, Wissenschaft, ja selbst Kunst, Sport und die Philosophie werden dem ökonomischen Geist untergeordnet! (Der wirtschaftliche Nutzen des Philosophischen Instituts der Uni Mainz läßt sich nicht beziffern. Also weg damit …) Was wird die Folge sein? Es gibt nur eine Antwort: Der Topf wird explodieren und die Seelenkräfte werden auf chaotische, zerstörerische Weise frei: im Krieg, im Bürgerkrieg. Hier ist Amerika unser Vorbild. Dort ist der Bürgerkrieg schon losgebrochen, und internationale Kriege ohne Amerika gibt es nicht mehr. Wie lange wird die Journalistik diesen Tatbestand noch ignorieren können? DER SPIEGEL beginnt langsam, den Teufel beim Namen zu nennen, wie z.B. die zitierten Artikel zeigen.
Fußnoten:
1 Von lat. solus ipse: ich allein. Alles ist eins.
2 Wilhelm Hennis: Max Webers Fragestellung, Tübingen 1987, S. 177
3 Friedrich Nietzsche: Fröhliche Wissenschaft V, S. 345
4 Der SPIEGEL Nr. 6/1999
5 Anm. des Autors: Jeder Bürger in Amerika kann Aktien von in Privatbesitz befindlichen Gefängnissen kaufen. Und da wir schon wissen, daß Fondmanager in der Lage sind, auf Politik und Wirtschaft Druck auszuüben, kann man sich denken, daß sie Polizei und Justiz zwingen, die Gefängnisse mit Gefangenen zu füllen. Welcher Bürger und Kleinaktionär, der sein Geld den Fondmanagern anvertraut hat, wird sie hier zurückpfeifen (können)? Ein sehr erfolgreiches Resozialisierungsprogramm, initiiert von Timothy Leary, wurde von der Gefängnisindustrie noch erfolgreicher bekämpft. In den USA gibt es zehn mal mehr Gefängnisse als in Deutschland. In Deutschland werden derzeit ebenfalls die ersten Gefängnisse privatisiert. Die katastrophalen Folgen können wir in den USA studieren. Die beiden jüngst vollstreckten Todesurteile an zwei Deutschen in einem US – Gefängnis zeigen die Aktualität dieses Themas auf: Solche Hinrichtungsspektakel sind ideale Werbeinszenierungen der U.S. – Gefängnisindustrie mit der Botschaft: »Wir sind wichtig und erfolgreich, wir sind stärker, als das Verbrechen! Das Hinrichten ist wie das Sahneabschöpfen von der Milch. Es ist der Angelpunkt der Gefängnishierarchie.«
6 Viviane Forrester: Der Terror der Ökonomie, Goldmann – Tb, München 1998, S. 15 – 21
7 Die moderne, selbstverständlich aus dem angelsächsischen Raum importierte behavouristische Psychologie ist ein Versuch, eine Psychologie ohne Psyche zu entwickeln. Man ignoriert den menschlichen Willen, Gefühle, Motivationen, Psyche, Seele etc. und versucht allein aus äußerem körperlichen Verhalten ein logisches Konstrukt herzustellen, das dann jedes menschliche Verhalten ›erklären‹ kann.
Skandalpolitik? – Die schwarzen Konten der CDU: (aus Politik 1):
Eigentlich sollten wir froh sein, ein winziges Stückchen tiefer in die politische Wirklichkeit blicken zu dürfen. Durch irgendeinen glücklichen Umstand ist die Inszenierung auf der politischen Bühne mit dem Stück „Demokratie“ schiefgelaufen, ein Vorhang war für kurze Zeit heruntergefallen und gab für ein paar wertvolle Momente Einblicke in das Geschehen hinter den Kulissen frei: die Diktatur der Plutokraten; die Käuflichkeit von Menschen und Funktionären. Wir sollten glücklich sein für diese Offenbarung! Doch wie reagierte die inszenierte Öffentlichkeit? Mit Entsetzen! Und die wirkliche Öffentlichkeit: mit einem Achselzucken; man hat von der Korruptheit der Politiker schon immer geahnt.
Halt! Habe ich da nicht etwas gedankenlos nachgeplappert? Haben wir wirklich Korruption gesehen? Korruption ist diese Käuflichkeit doch nur vor dem Hintergrund des Ideals der Demokratie! Aber vor dem Hintergrund des Kapitalismus ist das nichts! Nichts als ganz normales Geschäft! Welcher Politiker hat je an die Demokratie geglaubt – wo doch jeder machtbesessene Mensch in die Politik geht, um genau diese Demokratie AUSZUSCHALTEN? Schließlich will er SEINEN Willen durchsetzen und nicht nach Volkes leiser Stimme horchen!
Der Kapitalismus beherrscht momentan alles: unser ganzes Leben wird von ihm bestimmt. Sogar die Wissenschaft sucht nicht mehr nach Wahrheit, sondern ausschließlich nach verkaufbarem Erfolg. Es zählt ausschließlich die technische Machbarkeit; und gemacht wird nur, was sich verkaufen laßt. Humanismus, Ethik, Moral, Werte gibt es nicht mehr, außer im Geschwätz von Schmierenkomödianten und außer dem Wert des Geldes. Die TV-Kanäle sind voll von moralischem Gesülze: Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, Solidarität, Bündnis für Arbeit, Sozialplan, Gerechtigkeit, Ethikkommissionen usw. Aber GETAN wird das Gegenteil: Rücksichtslos werden die Leute gefeuert und dem Elend überlassen, wenn man ihre Arbeitskraft nicht mehr braucht.
Der Kapitalismus herrscht uneingeschränkt, sodaß ich die Plutokratie-These überprüfen muß: Sind da noch Menschen, die herrschen? Die mächtigsten Menschen, die ich kenne: die Chefs von General Motors, Mercedes-Benz, Siemens, Microsoft, Vodaphone, Deutsche Bank usw., üben bei genauem Hinsehen keinerlei Macht aus! Sie sind hundertprozentige Diener des Systems: Funktionäre in Reinkultur. Nach meiner Philosophie ist ein Funktionär ein willenloses, bewußtloses Wesen, das nicht aus sich selbst existiert, also kein eigenes Sein hat. Die mächtigsten Menschen der Welt haben sich dem System des Kapitalismus verkauft und existieren als ontische, autonome, seelische Wesen nicht mehr. Das System herrscht, nicht der Plutokrat! Das hat nicht nur Nachteile! Die oben genannten machtbesessen, korrupten Mafiabosse werden auf diese Weise herrlich neutralisiert!
Selbstverständlich können verantwortungsbewußte Menschen dieses Machtvakuum nicht akzeptieren! Es muß Menschen geben, die nicht akzeptieren, daß die Menschheit kopflos in den Abgrund stürzt. Es muß eine wahre Elite geben, die die wahren Gesetze der Macht kennt und ausübt.
Vor Jahren schon habe ich mich deshalb aufgemacht, die wahren Mächtigen zu suchen. Und ich habe sie gefunden. (Siehe auch „Herren der Welt“)
Thema Arbeitslosigkeit:
Es ist in der heutigen Zeit besonders leicht, eine Prognose der determinierten Zukunft zu stellen. Die ansteigenden Arbeitslosenzahlen zwingen inzwischen auch den größten Ignoranten zu der schmerzlichen Erkenntnis, daß die Wirtschaft uns Menschen immer weniger braucht. In nicht ferner Zukunft wird sie ganz ohne uns „biologische Entitäten“ auskommen und die Menschheit ausrotten.
Warum das? Ganz einfach. Das System ist darwinistisch organisiert: Der Schwache wird ausgerottet oder assimiliert. Da der Mensch aber nicht zum Cyborg (einem Commander Data – Typ wie bei Raumschiff Enterprise), zu einer Maschine, werden kann, bleibt nur die Ausrottung.
Früher diente die Technik dem Menschen. Heute dient der Mensch der Technik. Setzen wir die Technik als Autorität, dann sind die Arbeitslosen überflüssige Menschen ohne Daseinsberechtigung. Diesen Glauben impfen uns momentan „unsere“ Politiker gerade ein. Die Arbeitslosen sollen sich schuldig und minderwertig fühlen.
Sie sollten sich als Zeichen ihres Ausgestoßenseins einen Mercedesstern an die Brusttasche nähen.
Diese determinierte Zukunft, in der die Arbeitslosen ausgegrenzt werden, bedeutet den Untergang von Mensch und Technik. Wir können uns jedoch eine andere Zukunft bauen! Das geht nur, indem wir die Maschinen wieder zu unseren Dienern machen. Jede Maschine, die arbeitet, muß Steuern (s. (X) und (X)) an Menschen zahlen, die dies nicht tun (Arbeit im klassischen Sinn). Der Arbeitslose von heute langweilt sich oft, weil er nicht weiß, daß man auch umsonst arbeiten kann (Ich habe bis heute noch kaum jemandem beibringen können, daß ich nicht arbeitslos, sondern nur einkommenslos bin). Der Arbeitslose der Zukunft sucht sich eine Betätigung, die ihm gefällt und die er als Dienst an der Gemeinschaft verstehen kann. Die Fabriken in Wolfsburg, Stuttgart oder Rüsselsheim bezahlen für den Lebensunterhalt des „Arbeitslosen“, besser: Einkommenslosen.
Die Großindustrie ist schon lange dabei, Konkurrenzkämpfe, die viel Energie (Geld) kosten, auszuschalten. Sie verflechtet sich zu einem riesigen Netz. Preisabsprache, Kartell sind hier die Stichworte. Gut, daß so der Darwinismus ausgeschaltet wird! Kein Problem! Problematisch wird es erst, wenn die Arbeitslosen ausgegrenzt werden, denn an der Behandlung dieser Menschen ist ablesbar, ob die Technik dem Menschen dient oder der Mensch der Technik.
Mensch, habe ein Auge auf deine Politiker! Achte darauf, daß der Arbeitslose genausoviel verdient, wie der Arbeitende, denn der Arbeitslose ist der Mensch der Zukunft (In der anderen Zukunft wird es ja keine Menschen geben!). Man wird ihn freilich nicht mehr „Arbeitslosen“ nennen, sondern einen „freien Diener der Gemeinschaft“.
Dies ist die einzige determinierte Zukunft, die uns Menschen noch offen steht. Lieber Leser! Dies waren wenige, einfache Worte. Du wirst kaum glauben wollen, daß alles so einfach sein kann. Aber bedenke, ob nicht das Gedicht „Gesetz der Macht“, stimmen könnte. Im Fernsehen wird doch alles bis zur Unkenntlichkeit zerredet, bis sich keiner mehr auskennt. Diese Taktik der geistigen Verwirrung dürfen wir uns nicht länger bieten lassen. Sieh dir doch die ganzen beschissenen Talkshows und die politischen Magazine an! Dort wird nicht mehr geistvoll diskutiert. Dort wird nicht nach Wahrheit gesucht. Dort wird Wahrheit gezielt verschleiert, entstellt, zerredet! Rezept: Man läßt einfach die mit der größten Klappe reden. Auch ganz einfach.
Hast du dich schon mal gefragt, warum diese Quatschsendungen „Talkshow“ und nicht „Diskussionsrunde“ heißen? (siehe „Vorsicht Friedmann“ ein paar Absätze weiter unten) Warum gibt es für „Talkshow“ kein deutsches Wort? – Aber das ist ein anderes Thema; es hat nichts mit Arbeitslosen zu tun – oder etwa doch?
Wo bleibt das Geld der Spekulanten? (aus Politik 3:)
Mir war noch nie richtig klar, wohin eigentlich das Geld geht, wenn weltweit die Aktien fallen. In der Baisse, ich glaube im Jahr 2000, verloren die Anleger zusammen riesige Billionenbeträge. Die Weltwirtschaft war plötzlich kaum noch die Hälfte wert. Da ich jedoch die Börsenspekulation für ein Nullsummenspiel halte, sagte ich mir, daß irgendwer das Geld gewonnen haben mußte, das die Anleger verloren. Aber wer? Gestern fiel mir plötzlich die Antwort ein: die ganz großen US-amerikanischen Fondsmanager! Der Trick ist ganz einfach. Ich frage mich, wieso ich nicht früher drauf gekommen bin. Da gibt es in den USA ein paar ganz große Renten-Fondgesellschaften, die über mehrere Billionen (1000 Milliarden) $ verwalten. Wenn die Manager dieser Fondsgesellschaften entscheiden, zu kaufen, steigen die Kurse. Sie kaufen nicht plötzlich, sondern stetig. Die Kurse steigen an und animieren viele Kleinanleger, auf diesen fahrenden Zug aufzusteigen, um am Gewinn zu partizipieren. DAS ist der Clou an der Sache! Die Kurse steigen noch mehr. Die Fondmanager kaufen weiter. Ein neuer Rekord ist in Sicht. Die Kleinanleger, gierig wie sie sind, sind nicht zu bremsen. Sie kaufen Aktien bis zur Besinnungslosigkeit. Gier kennt keine Grenzen. Keiner weiß, wann das Ende der Fahnenstange erreicht ist!
Keiner? Doch! Die Fondmanager wissen es. Sie und nur sie entscheiden, wann der Zeitpunkt gekommen ist, zu verkaufen. Sie verkaufen entsprechend der Nachfrage auf höchstem Kursniveau und machen binnen weniger Tage Riesengeschäfte. Sehr viele Aktien haben sie ja nicht gekauft – nur in der Anfangsphase, als der Kurs noch niedrig war und zwischendurch ein paar mal, um den Aufwärtstrend zu erhalten. Die eigentliche Hausse haben die Kleinspekulanten finanziert. Einen Teil ihrer Aktien verkaufen die Manager mit Verlust, um den bodenlosen Fall der Aktien zu sichern. Die Kleinanleger geraten in Panik, verkaufen ebenfalls. Der Kurs fällt in den untersten Keller. Die Kleinanleger sind ihre Anlagen los; die Manager haben den Gewinn. Sie nutzen ihr Wissen, um den Höchststand der Börse, den sie selber bestimmen können, aus. Sie sind die Gewinner des Aktienhandels. Die Kleinanleger sind bloß das Melkvieh, das wegen seiner Gier und Angst gemolken werden kann.
Man könnte nun einwenden, daß die Fondmanager doch gar nicht das viele Geld besitzen, sondern Ihre Kunden. Die Manager verwalten bloß die Gelder. Besitzer seien Andere. Richtig. Aber die Manager sind die Entscheidungsträger. Sie operieren mit geliehener Macht. Sie entscheiden, wohin die Gelder fließen. Sie beraten ihre Kunden, wie sie ihr Geld ausgeben. Und sie bestimmen die Politik ganzer Staaten, denn keine Regierung kann etwas gegen die Macht dieser Manager mehr unternehmen. Soros hat’s bewiesen. Als England mal nicht spurte, ruinierte er das Englische Pfund. Soros ruinierte mehrere asiatische Volkswirtschaften – mit dem Geld unwissender Geldgeber! Manager wie Soros beherrschen die Welt. Glücklicherweise kam der Euro rechtzeitig, bevor die anderen europäischen Währungen zerstört werden konnten. Der Euro ist so stark, daß selbst ein Soros ihn nicht kaputtspekulieren kann. Die DM – samt deutscher Wirtschaft, und anschließend alle anderen europäischen Währungen und Volkswirtschaften und Staaten – hätte Soros nacheinander ruinieren können. Aber der Euro ist ein zu großer Brocken für ihn. Gott sei Dank!
Warum nur die größte Fondsgesellschaft diese garantierten Gewinne machen kann: Selbstverständlich versuchen auch kleine Gesellschaften, den Reibach zu machen. Theoretisch könnten auch sie mit ihren kleineren Vermögen den Aktienkurs steuern. Aber: Die größte der Gesellschaften kann das nicht dulden! Sie will den Zeitpunkt bestimmen, wann Hausse oder Baisse beginnt. Also muß sie gegensteuern: die Absichten der Kleineren neutralisieren. Und das kostet ein Vermögen! – Mehr, als die Kleinen sich leisten können! Wenn ein Kleinerer bei einer Hausse plötzlich verkauft und damit den Beginn der Baisse bestimmen will, muß die größte Gesellschaft kaufen, um den Kurs zu halten, bis sie den Zeitpunkt für gekommen hält, zu verkaufen.
Da ich ein Laie auf diesem Gebiet bin, hier meine Frage an die Leser: Wie heißt die größte Aktienfondgesellschaft der Welt?
Ist Erpressung gerecht? (aus: Ethik)
13.9.2001: Chefvolkswirt der Deutschen Bank Walther sagte am 12.9.2001: „Fair ist, wenn Angebot und Nachfrage sich treffen.“ Wie treffen sich Angebot und Nachfrage, wenn Herr Walther im Reichtum schwelgt und dem Armen die Preise diktieren kann? Die Dynamik von Angebot und Nachfrage funktioniert so, daß ich bei hoher Nachfrage den Preis meiner Ware erhöhen kann! Was ich ERPRESSUNG nenne, nennt der Manager GERECHTIGKEIT!!!!!!! – Soviel zur Moral der Wirtschaftsexperten!
29.9.2002: „Moral in die Kostenrechnung“ (Die Zeit vom 26.9.2002, siehe http://www.zeit.de/2002/40/Wirtschaft/200240_interview-vertra.html) In diesem ZEIT-Interview von Bernhard von Mutius, einem „wissenschaftlichen Berater größerer deutscher Firmen“, sagt der Experte, daß sich die Doktrin vom Shareholder-Value des vergangenen Jahrzehntes als Irrtum erwiesen habe. Man habe die ethischen Werte wie Vertrauen vernachlässigt, was sich nun bitter räche.
Fachverkäufer: (aus: Politik 5):
In einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) vom 8.8. unter dem Titel „Fachverkäufer“ ist – und das ist meine Interpretation des Artikels – das Ende der Vierten Gewalt geschildert. Berichterstatter und ihre Klientel, über die berichtet werden soll, sind aus finanziellen Interessen und Zwängen Symbiosen eingegangen, bei denen jede Kritik verlorengegangen ist. Kritische Journalisten werden gegenüber den unkritischen „Hofberichterstattern“ – SZ nennt sie beispielsweise „ran-Schmeißer“ oder „Madenhacker“ – benachteiligt, ja von Interviews ausgeschlossen und damit an der Ausübung ihres Berufs gehindert. Ausdrücklich wird Ex-Kanzler Kohl erwähnt (siehe den Artikel zum selben Thema daneben: „Krokodilstränen“), der seine eigenen „Madenhacker“ ernährt hat mit dem Ziel, diese mögen ihm kritische Fragen (und Journalisten) vom Halse halten.
Mein Interesse ist nun folgendes: Ich möchte wissen, ob die vierte Macht aufgrund eines dem Kapitalismus innewohnenden Mechanismusses aufgehört hat, zu existieren, oder ob die Macht der Presse bewußt aufgelöst worden ist. Berücksichtigen möchte ich dabei auch, daß kritische Blätter wie die FAZ unter massivem Anzeigenschwund zu leiden hat, der erst dann ein Ende findet, wenn die Journalisten zu braver Hofberichterstattung, sprich: positiven Berichten über die Konzernpolitik, zurückgekehrt sind. Anzeigen lassen sich nun mal schlecht neben konzernkritischen Artikeln plazieren. Das wissen die Madenhacker und liefern entsprechende Arbeit.
Ich bin der Überzeugung, wir haben es mit einem Mechanismus zu tun – mit demselben Mechanismus, über den ich vorgestern auf der Ethik-Seite (oder: siehe drei Absätze weiter oben) geschrieben habe: den Mechanismus des Shareholder-Value, dem sich viele Menschen ausgeliefert haben.
Warum haben sie das? Antwort: Weil es einigen wenigen Großkapitalisten (die ich Tyrannen oder Despoten nenne) so gefällt. Murdoch und Co. nutzen diesen Mechanismus aus, um zu viel Geld zu kommen, und dieses Geld nutzen sie für ihre Machtspiele. Das Geldsystem ist demnach sekundär.
Wäre der Kapitalismus der Endzweck, hätte man in ihn nicht den Zinsfehler eingebaut. Die Zinsen gehören nicht zum Kapitalismus. Zinsen sind bloß der Garant zur Geldkonzentration in einer Hand. Zinsen sind Merkmal einer Tyrannis oder eines Despotismusses, nicht des Kapitalismusses.
Reiner Kapitalismus wäre im System „NWO-Natürliche Wirtschaftsordnung“ eines „Silvio Gesell“ realisiert, wo sich das Kapital nicht letztlich in einer Hand ansammelt und das System damit zerstört ist, sondern daß das Kapital stets in breitem Umlauf bleibt, da man es nicht sammeln kann. In der „Natürlichen Wirtschaftsordnung“ kommt nur derjenige zu Geld, der eine reale Gegenleistung dafür erbringt. Geld arbeitet dort nicht, sondern ausschließlich Menschen. DAS ist Kapitalismus pur! Es gäbe keine stärkeren Mächte. Der Machtkonzentrierungsmechanismus des derzeitigen „Kapitalismusses“ ist kein echter, primärer, Kapitalismus, sondern (sekundäres) Mittel einer Tyrannis oder Despotie.
Man lese „Kapitalismus“ und gebe „Silvio Gesell“ in die Suchmaschine ein oder lese vorschlagsweise (X).
Vorsicht Friedman:
Ich sah eben im Fernsehen die Polit-Talkshow „Vorsicht Friedman!“. Friedman fragte die Vertreterin der Grünen, ob das Kanzlerwort, ab 2003 sei die Öko-Steuer vom Tisch, eingehalten werde: „Ja oder Nein?“ Selbstverständlich antwortete die Politikerin nicht mit „Ja“ oder „Nein“, sondern begann von den Vorzügen dieser Steuer zu erzählen, zB daß sie positive wirtschaftliche Folgen gezeitigt und Arbeitsplätze geschaffen habe. Die opponierenden Politiker- und -innen widersprachen selbstverständlich sofort, indem sie Gegenteiliges, aber selbstverständlich nicht Gehaltvolleres, behaupteten – und der Rest des Gesprächs ging in einer unerträglichen Kakophonie unter – wie immer bei Friedman und überall sonst, wo Politiker in der Öffentlichkeit schwadronieren.
Das ist eine Verschwörung! Wären die Politiker so saublöd, wie sie sich öffentlich geben, gäbe es Deutschland schon lange nicht mehr! Falsch: Es wäre nie zustandegekommen! Die Problematik, die in dieser Sendung zerredet wurde, ist in Wahrheit sehr einfach: Es gibt so viele Arbeitslose, weil der Arbeiter immer weniger mit der Maschine konkurrieren kann. Ergo muß Maschinenarbeit verteuert werden. Das geht nur (!) über Energiesteuer (= Ökosteuer). Die Natur muß geschont werden. Ergo muß die Industrie umweltfreundlicher gemacht werden. Das geht nur (!) über Energieverteuerung, denn je weniger Energie ver(sch)wendet wird, desto sauberer die Umwelt. Die Industrie soll Anreize zum Fortschritt erhalten, damit wir mit dem Ausland konkurrieren können. Das geht am besten über energiesparende Technologie. Sie ist der größte Verkaufsschlager (schafft Arbeitsplätze!) der deutschen Industrie.
Selbstverständlich wird Autofahren teurer, und für so manche Mutter, die ihre Tochter mit dem Auto von der Schule abholen möchte, wird es schwieriger (dieses Beispiel wurde in der Sendung breitgetreten). Aber: Der Mann dieser Mutter oder die Mutter selbst hat Arbeit und kann es sich leisten, wenn die Ökosteuer steuert! Und das Kind kann in sauberer Umwelt spielen, saubere Luft atmen und kann gesund aufwachsen.
All dies kam in besagter TV Sendung nicht mit einem einzigen Wort zur Sprache. Ich bereue es bereits, daß ich zum 1.10. einen Fernseher bei der GEZ angemeldet habe! Ich bekam von diesen erwachsenen Menschen, die sich Politiker nennen, ausschließlich abgrunddummes, freches, Gesülze vorgesetzt! Und als noch viel schlimmer empfand ich es, daß das anwesende Publikum (das können doch nicht nur BILD-Leser gewesen sein!) diesen Idioten auch noch applaudierte, statt sie auszubuhen, niederzupfeifen und fortzujagen!
Ich plädiere für eine stetig wachsende Energiesteuer (= Ökosteuer). Sie sollte jährlich um 5 % wachsen – auf jeden Fall etwas schneller, als das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum. Alle anderen Steuern können gesenkt werden, sodaß der Bürger am Ende nicht weniger Geld in der Tasche haben muß.
Selbstverständlich würden die Politiker als Politiker diese allernotwendigste Reform gern durchführen. Soooo dumm, wie sie sich geben, sind sie ja gar nicht*! Aber sie können es nicht, weil ihnen die Macht dazu fehlt. Die energiefressende Autoindustrie, die Energieerzeuger wie RWE usw. wollen die Reform nicht, und weil die Großindustrie die Macht hat, kommt die Reform nicht. Die Politiker sind ja keine echten Politiker: Sie sind (fast?) allesamt im Vorstand irgendwelcher Konzerne!
Diese Idioten* vor den Fernsehkameras haben vorhin als Angestellte der Konzerne bewußt das Volk verarscht. Sie sprachen nicht als Politiker!
* Mein Recht, die Politiker als Idioten zu bezeichnen, leite ich nicht aus einer behaupteten realen Verblödung oder Idiotie dieser Leute ab, sondern daraus, daß sie sie öffentlich zur Schau stellen und sie sich zudem (öffentlich: mit Recht!) stets gegenseitig vorwerfen! Meine in all meinen Politikseiten vorangestellte Präambel „Alle Politiker lügen immer!“ muß ich ein wenig revidieren: Sie lügen genau dann nicht (öffentlich), wenn sie ihren Kollegen Verlogenheit oder (öffentlich zur Schau gestellte) Dummheit vorwerfen.
Nichts verstanden:
Unter dieser Überschrift finden wir in der SZ vom 9.8. den Kommentar des Wahlkampfmanagers Clintons Dick Morris im Vorfeld der Bundestagswahlen in Deutschland. Zitat SZ:
„“Weder Schröder noch Stoiber haben verstanden, worin der Knackpunkt aller Politik in diesem Jahrzehnt liegt: Wirtschaft und Politik entwickeln sich immer stärker auseinander.“ Ein Bundeskanzler habe keinen Einfluß mehr auf die globalisierte Ökonomie, die werde von Banken, Managern und Behörden bestimmt und von Märkten, die niemand kontrolliere.
„Die Wähler begreifen, daß ein Politiker, der Arbeitsplätze verspricht, genausogut Regen versprechen könnte. … Schröder und Stoiber sollten stattdessen folgende Themen in den Vordergrund rücken: Umwelt, Bildung, Gesundheit, Renten, Kriminalität, Einwanderung und andere nicht ökonomische Fragen.“
Mein Kommentar: Wirtschaft und Politik entwickeln sich nicht auseinander, sondern die Wirtschaft hat die Politik entmachtet und sich an deren Stelle gesetzt. Sie läßt den Politikern nur noch da Handlungsspielraum, wo sie im Moment kein Interesse hat: keinen. Lächerlich, anzunehmen, die Wirtschaft würde sich in die o.g. „nicht ökonomischen“ Gebiete nicht einmischen!
Die Umwelt wird von den Bonzen als kostenlose Ressource betrachtet, die man schamlos ausbeuten kann, Bildung wird von der Wirtschaft als Berufsausbildung verstanden; um andere Bildung kümmert sie sich nur insofern, daß sie sie zu verhindern sucht: siehe die Murdochpläne zur gezielten Volksverdummung, damit das Volk den Herren der Welt nicht auf die Schliche komme. Die Gesundheit der Bevölkerung ist im Besitz der Pharmaindustrie! Renten werden aus Steuern gezahlt. Da die Großkonzerne keine Steuern zahlen, sind ihnen die Renten tatsächlich schnuppe. An Bekämpfung der Kriminalität sind die Bosse sehrwohl interessiert, denn sie wollen ihr Eigentum geschützt wissen. Daß die Polizei in Sachen Wirtschaftskriminalität blind bleibt – dafür sorgt die Wirtschaft sehr interessiert und sehr erfolgreich! Einwanderung geschieht ausschließlich aus wirtschaftlichem Interesse: Bei den Einwanderern liegt die Motivation in wirtschaftlicher Armut; bei den Bonzen im Ansinnen, mittels Hereinholen von Konkurrenz die Löhne der Einheimischen zu drücken.
Nein, unser Dick Morris lügt wie alle andern Politiker auch. Die Politik der Politiker ist ein alter Zopf von gestern. Es gibt sie nicht mehr. Wir haben es mit anderen Formen der Macht zu tun. Und darüber schreibt die von der Wirtschaft kontrollierte Presse kein Wort! – Es lebe das Internetz!
Gealterte Gesellschaft:
Im SZ-Artikel „Auf Wiedersehen Schönheit“ vom 10./11.8. lesen wir vom Horrorszenario unserer Zukunft: „Kinder fehlen, die Alten werden bald schon die Mehrheit sein. Wie wird sie aussehen, unsere gealterte Welt? Mit diesem Beitrag beginnen wir eine Serie zur Zukunft in der Altengesellschaft.“ heißt es hier, und dann wird in altbekannter Manier am Thema vorbeigeredet.
Es gibt für dieses Problem nur eine einzige Lösung. Ich schrieb gestern darüber: Energiesteuer! Das Problem, wie es in dem langen SZ-Artikel breitgetreten wird, wird nicht existieren. Maschinen werden die Alten versorgen. Roboter werden alle Arbeiten verrichten, die ein Greis nicht mehr verrichten kann. Das ist alles kein Problem. Es wird auch kein Problem sein, daß ein arbeitender Mensch 100 Rentner finanziert, denn dieser eine Arbeiter hat mit den Maschinen, die er kontrolliert, die Produktivität von 1000 Menschen der heutigen Zeit. Es werden Maschinen sein, die die Renten finanzieren, nicht Menschen.
Zu diesem einzig möglichen Szenario (es sei denn, wir wollen wieder auf die Bäume zurück) führt nur ein einziger Weg: Energiesteuer ( = Maschinensteuer = Ökosteuer)! Alle anderen Pläne werden scheitern. Das sage ich den Bonzen mit all meiner Macht.
Globalisierung:
Dies wird aller Voraussicht nach mein letzter politischer Artikel sein. Ich erlebe die Politik als dermaßen verrückt, daß ich mir die Frage stellen mußte, ob entweder die Politiker allesamt vollkommen durchgeknallt sind oder ob ich die Politik nicht verstehe. Ich tippe auf Zweiteres. Also werde ich künftig wohl den Mund halten müssen.
Im FAZ-Artikel vom 24.8.2002: „Die Angst vor der Globalisierung“ schreibt Horst Siebert, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel und Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, einen hanebüchenen Unsinn zusammen, sodaß ich zum Schluß gekommen bin, daß ich von den wahren Motiven für die Globalisierung keine Ahnung habe. Was der Artikel Sieberts zeigt, ist ausschließlich die Tatsache, daß er lügt.
So beschreibt er die Globalisierung als Prozeß zunehmender Arbeitsteilung der Nationen. Jede Nation würde das tun, was sie am besten könne: Nation A würde beispielsweise Kaffee produzieren, weil sie hier unschlagbar preisgünstig produzieren könne; Nation B würde zB Maschinen herstellen, C Komputerchips usw – jede Nation habe einen Rohstoff oder eine Fähigkeit aufzuweisen, die sie auf ihrem jeweiligen Gebiet „konkurrenzlos“ machen würde. Diese Arbeitsteiligkeit würde auftreten, sobald der internationale Warenverkehr dermaßen zugenommen habe, daß neue Konkurrenzverhältnisse aufträten und langfristig dazu führen würden, daß die Besten und Preiswertesten sich durchsetzen würden. Die vielen Wirtschaftsbereiche würden sich allmählich entmischen. Dieser Prozeß sei das Gegenteil von Autarkie, wo jede Nation alles selber herstellen würde.
Dann schreibt Siebert, das sei kein Nullsummenspiel, sondern ein Positivsummenspiel! Alle Nationen würden bei der Globalisierung, bestehend aus Arbeitsteilung und internationalem Warenverkehr, gewinnen. Der Konsum würde insgesamt zunehmen. Auch die heute armen Nationen würden mehr konsumieren können. Der durch verbesserte Handelswege größere Konkurrenzdruck würde zu mehr Innovation führen, was einen noch schneller wachsenden Fortschritt bringen würde.
Gegen Schluß seiner Analyse schreibt Siebert dann, daß sich die Nationen allerdings vor Abhängigkeiten von einem einzigen Produkt hüten sollte. Es bringe Stabilitätsvorteile für jede Nation, eine breite Palette von Exportgütern zu produzieren. Dann bringt Siebert noch die meiner Meinung nach unbegründete Behauptung vor, die Arbeitnehmer würden sich gegenseitig nicht in ihren Lohnforderungen unterbieten.
Soweit meine Zusammenfassung des Textes von Siebert: Jetzt meine Kommentierung: Als Erstes fällt mit der Widerspruch zwischen Anfang und Schluß auf: Arbeitsteilung wird empfohlen, aber auch die Empfehlung, eine breite Produktpalette anzubieten! Dann fällt mir auf, daß Siebert kein Wort darüber schreibt, daß die Zunahme der Handelswege mehr Energie kostet, und zwar so viel Energie, daß aus dem Positivsummenspiel im besten Fall ein Nullsummenspiel wird. Das Positivsummenspiel ist schlichtweg gelogen, weil Siebert die zusätzlichen Energiekosten einfach wegläßt. Drittens: Siebert schreibt, die durch Globalisierung zunehmende Berührung der Konzerne würde zu mehr Konkurrenz führen. Falsch: Sie führt zu mehr Fusionen, wie die Realität (und Karl Marx) zeigt: Die Konzerne kaufen ihre Konkurrenten auf, statt gegen sie zu konkurrieren. Die Angst vieler Arbeitnehmer vor Lohndumping durch ausländische Arbeitnehmer – wenn zB Millionen Chinesen nach Europa kommen, um für den halben Lohn zu arbeiten, versucht Siebert dadurch zu beschwichtigen, daß er in diffuser, nicht nachvollziehbarer Weise, einfach das Gegenteil behauptet und die Globalisierungsgegner lächerlich macht. Er meint, die Arbeitnehmer in den gehobenen Industrienationen seien besser qualifiziert und bräuchten keine Konkurrenz zu fürchten. Daß das Quatsch ist, weiß jeder, der schon mal was von „Indern statt Kindern“ gehört hat.
Dieser Mist von Siebert, aber auch die Ignoranz der Politiker für die Tatsache, daß Energiesteuer alle Probleme der Überalterung der Gesellschaft, der Arbeitslosigkeit und vieler anderer struktureller Probleme löst, zeigt mir, daß ich über die wahren Motive von Wirtschaft und Politik keine Ahnung habe. Auch davon, daß der Kapitalismus ständig nach neuen Schuldnern suchen muß, schreibt Siebert kein Wort. Ich weiß nun eines mit Sicherheit: Wir werden nach Strich und Faden verarscht.
Nachtrag 11.11.2002: Ich werde meine obige Aussage, dies werde mein voraussichtlich letzter politischer Artikel sein, da ich die Politik und Wirtschaft nicht verstanden habe, noch ein paar Tage auf dieser Seite belassen und dann löschen, denn ich weiß natürlich, warum Leute wie Siebert diesen Mist schreiben: Weil sie dafür bezahlt werden, zu verschleiern, daß der Kapitalismus in genau der Ausführung, wie er auf diesem Planeten installiert wurde, eine automatische Geld- und Machtkonzentration bewirkt, die am Schluß der Entwicklung alle Macht in eine einzige Hand oder eine einzige Gruppe von Menschen bringt. Es geht schlicht und einfach um die Weltmacht, um die Macht, der Welt seine Utopie aufzuzwingen. Das ist alles! Noch kämpfen mehrere Gruppen um die Macht, ihre Utopie zu realisieren, aber irgendwann wird eine dieser Gruppen sich durchsetzen und konkurrenzlos die Welt nach ihrem Gusto gestalten.
13.11.2002: Die wirklich Mächtigen, denen gegenüber sich der Spiegel als Gegenmacht aufführen kann, sitzen weder in der bayerischen Staatskanzlei noch im Berliner Parlament. Sie gehören vielmehr zur globalen Klasse der „Entscheider“ und befinden sich im Stand der Ungreifbarkeit. Ihre Macht ist anonym, hat keinen festen Wohnsitz und hält sich an keine Grenzen. Man findet sie in transnationalen Vorstandsetagen, in der Wissensindustrie sowie in inner- und außereuropäischen Institutionen. Angesichts der unpersönlichen Macht steht ein Enthüllungsjournalist, der die Welt bislang nur im Spiegel einer nationalen Person wahrnehmen wollte, vor ganz neuen Aufgaben. Er muß Strukturen analysieren, Verhältnisse beschreiben und sagen, wer die Puppen tanzen laßt. Und zwar noch vor dem Skandal. (Quelle: Wörtliches Zitat aus http://www.zeit.de/2002/47/200247_ratlos)
Unreife Globalisierer: (+ Plädoyer für die Vermögenssteuer)
(Verbessert am 16.7.03:) -> In den Massenmedien wird der Anschein erweckt, als ob die Bevölkerung mit der Notwendigkeit der Globalisierung vertraut gemacht werden müsse, und als ob die Stützen der (Welt-) Wirtschaft – die Industriellen, die Reichen – hier einsichtiger wären. Das Gegenteil ist der Fall. Die Normalbevölkerung setzt der Globalisierung nicht viel Widerstand entgegen. Die Geld- und Einflußreichen sind das große Hindernis auf dem Wege in die Zukunft! Sie sind es, die sich ihrer mit der Globalisierung wachsenden Verantwortung nicht gewachsen zeigen, denn sie sind es, die Steuerflucht in Gebiete begehen, die noch nicht „globalisiert“ sind und Interesse an Steuerparadiesen haben! Globalisierung ohne Abschaffung der Steuerparadiese ist keine Globalisierung! Die Reichen halten sich momentan nicht an die kapitalistische Pflicht, Teile ihres Geldes wieder unter die armen Leute – das Volk – zu bringen! In „Kapitalismus“ beweise ich (natürlich nicht allein; genügend andere Experten haben es auch schon lange vor mir bewiesen, aber das interessierte niemanden), daß der Kapitalismus als System einen Fehler hat. Daß er NICHT funktioniert. Der Fehler nennt sich „Kapitalkonzentration“. Das bedeutet, daß der Kapitalismus – ließe man ihn nach seinen eigenen Spielregeln agieren (Freihandel), dazu führen würde, daß irgendwann 1 Mann alles Geld der Welt besäße, aber nichts mehr dafür kaufen könnte, weil er bereits alles besäße. Das System würde zusammenbrechen und alle Menschen würden vom Strudel mitgerissen und in Terror und Anarchismus umkommen – zu meiner Freude auch der Reiche mit seiner Familie! <-
Warum zur Freude? Ganz einfach! Wenn nämlich der Reiche überleben könnte, würde er das Risiko des Weltuntergangs bedenkenlos eingehen. Was interessieren ihn die Menschenmassen? Ihn interessiert ausschließlich sein und seiner Familie Wohlstand und das Gefühl, unermeßlich reich (materiell autark) zu sein. Selbst wenn er Mitleid fühlen würde: seine Gier, die Kraft, die ihn reich gemacht hat, würde sein Mitleid überstimmen. Angesichts seines drohenden eigenen Untergangs allerdings wird der Reiche einsehen, daß er der Pflicht, den Fehler des kapitalistischen Systems zu beheben, nicht entkommen kann.
(verbessert am 16.7.03:) -> Bis jetzt wollen die Reichen die Wirtschafts-Globalisierung, weil sie sich davon noch mehr Reichtum versprechen. In einer globalisierten Welt ist nämlich die einzelne Nation kein Gefängnis für das Kapital mehr! Das bedeutet: Die Reichen brauchen keine Steuern mehr zu zahlen, weil es immer eine Nation – zB die Caimaninseln, Schweiz, Luxemburg usw – gibt, wo man fast keine Steuern zahlen muß. Unser Großvorbild „Schumi“ zum Beispiel zahlt ca 1 % Steuern! Er hat sich vor seiner Steuerpflicht in Deutschland gedrückt, indem er mal eben ins Nachbarland umgezogen ist und mit den dort Herrschenden einen asozialen, aber leider legalen, Deal gemacht hat. Das ist unverantwortlich und globalisierungs- und kapitalismusfeindlich. Das Geld der Reichen muß zurück unters Volk!!! Sonst bricht die zivilisierte Welt zusammen!!! Die Reichen streuben sich hier (in Unmündigkeit!!!) gewaltig: Sie bilden sich ein, ihr Vermögen durch harte Arbeit erlangt zu haben und wollen nun ein Mitentscheidungsrecht darüber, wie ihr Geld verwendet werden soll, wenn sie es schon hergeben sollen. Dem Staat trauen sie nicht. Er verteilt das Geld oft auf sehr dumme Weise. So woll(t)en es die Lobbyisten: den Staat korrumpieren, um dann zu sagen, sie trauen ihm nicht.
Mein Vorschlag lautet also: Sie brauchen wie bisher keine Einkommenssteuern an den Staat zahlen, aber sie müssen jährlich zB 5 % ihres Vermögens unters Volk verteilen lassen. Das ist genial: Wenn sie aufgrund fehlender oder niedriger Steuern ihr Vermögen vergrößern, wird die Vermögenssteuer höher. Wichtig ist, daß nicht nur Kapitalzuwächse besteuert werden, sondern das gesamte Kapital – das Vermögen. Ein Reicher, der zB wie Schumi 200 Mio Euro besitzt und jährlich 5 Mio Einkommen + 10 Mio Zinserträge verdient, müßte 10 Mio Vermögenssteuer bezahlen. Es muß außerdem darauf abgezielt werden, daß das Geld nicht „arbeitet“ und daß es ab einer bestimmten Grenze immer schwerer wird, noch reicher zu werden, als man schon ist. (s. „Kapitalismus“ – Kapitel: Eierlegende Eier)
Die Globalisierungsbefürworter müssen darum kämpfen, daß sie alle Steuerschlupflöcher stopfen und Steuerparadiese schließen.* Ich habe den Eindruck, die Globalisierungsbefürworter sind der Ansicht, daß die gesamte globalisierte Welt ein Steuerparadies sei. Genau das darf sie nicht sein! Verantwortungslose Steuerflucht darf es in einer globalisierten Welt nicht geben. Daran müssen die Herren arbeiten, nicht am bedingungslosen Freihandel, der ja, wie ich bewies, nicht funktioniert! Die heute auftretenden eklatanten Nachteile des Freihandels könnten dadurch ausgeglichen werden, daß die Reichen mit ihren zu verteilenden Pflichtgeldern die sozialen Ungerechtigkeiten ausbügeln.
Den Kritikern meiner Idee, die mir nun sagen werden, daß es nichts bringen würde, Gelder unters Volk zu streuen, weil das Volk dann von eigener Anstrengung entwöhnt würde (usw), antworte ich: „Ich forderte, daß die Gelder intelligent verteilt werden!“ Außerdem sind ja auch viele Reiche von eigener Anstrengung und Verantwortung entwöhnt!
* -> 10.1.07: Am 8.1.07 schrieb ich in „Aktuelles 13“ unter „notorischer Miesmacher“: „Desweiteren müssen die Journalisten den Leuten klarmachen, dass es leider immer noch nicht gelungen sei, ein internationales Rechtssystem durchzusetzen. Mit anderen Worten: International gilt das „Faustrecht“, das Unrecht des Stärkeren. Das sei auch der Grund, weshalb es viele starke Konzerne in den internationalen Bereich zieht. Als internationale Konzerne sind sie frei – neoliberal!! Sie brauchen keine Steuern zahlen, keine Rücksichten nehmen; Millionen Tote zählen nicht; der Starke fühlt wohl sich im Sumpf aus Korruption und Terrorismus. Selbstverständlich wollen die Konzerne ihr liebstes Milieu, ihren Sumpf, ich nenne es mal „Mafiamilieu“, auch auf die Nationen ausdehnen, denn die nationale Gesetzgebung und deren Gerechtigkeit kosten den Konzernen bares Geld. Sie wollen die nationalen Ordnungen auflösen zugunsten internationaler Mafiastrukturen. Die Politik ist der natürliche Gegner der Mafiosi. Die Politik muss den Handel, der gern Freibeuterei sein will, unter die Kontrolle des Gesetzes bringen.
Das Experiment der letzten Jahrzehnte, die Politik den Wirtschaftsbossen zu überlassen, während die Politiker die Arbeit der Journalisten taten, ist endgülig gescheitert. Die Gesellschaft wird ab sofort wieder auf die Füße gestellt. Jede Klasse macht ab sofort wieder die ihr zugewiesene Arbeit: Der Journalist erklärt dem Volk die Politik; der Politiker kontrolliert die Wirtschaft und macht die Gesetze, und die Wirtschaft produziert die Güter, hält die benötigten Dienstleistungen parat und mischt sich nicht mehr in die Politik ein. Lobbyistentum wird verboten. Ein Politiker darf nicht in die Wirtschaft wechseln. Er darf nicht viel Geld verdienen, keinesfalls mehr als nationaler Durchschnittslohn; stattdessen hat er ja die Macht. Damit soll erreicht werden, dass nur Idealisten in die Politik gehen. Und Leute, die reich werden wollen, sollen in die Wirtschaft gehen.
Internationalisierungen sind nur noch dort zulässig, wo es internationale Gesetze gibt. EU-Konzerne dürfen demnach ausschließlich innerhalb der EU Niederlassungen gründen, nicht jedoch im mafiosen Sumpf. Geld gilt nur in gesetzlich geordneten Räumen. Leider muss man derartige Banalitäten unseren Politikern, Wirtschaftswissenschaftlern und erst recht den Konzernbossen erklären. Politiker haben Idealisten (Zukunftsplaner) zu sein; Wirtschaftskapitäne Pragmatiker, also Ausführende politischer Vorgaben. Diese Unterscheidung muss wieder eingeführt und den Leuten erklärt werden. <-
Vermögens-und Einkommenssteuer und/oder Energiesteuer?
Die Energiesteuer müßte vorrangig sein. Das heißt, daß vor einer Einkommensfeststellung die Energie(Steuer) entrichtet werden muß. Danach werden die andern Steuern fällig. Dieses Steuersystem könnte die anstehenden ökonomischen Probleme und die der gealterten Gesellschaft lösen.
Politisches Manifest (aus Politik 6)
28.1.2003: Was kommen muß: In „Politik 5“ (Gealterte Gesellschaft, Globalisierung) habe ich bereits gezeigt, daß ausschließlich eine Kombination aus Energie- und Vermögenssteuer Zukunft hat. Arbeitslosigkeit entsteht, weil Maschinen, (die Energie verbrauchen), die Arbeit machen. Also ist die Rechnung falsch, die besagt, wieviele arbeitende MENSCHEN die Arbeitslosen finanzieren müssen. Produktive Maschinen müssen künftig Renten zahlen! Damit ist das Generationenproblem gelöst. Außer Energie muß Information besteuert werden, denn Information ist die einzige Leistung, die keine materielle Energie kostet. Bei Information wird die Zeit, die zur Erarbeitung der Information benötigt wird, berechnet.
Andere Steuern werden abgeschafft.
Außerdem ist es erforderlich, daß in Europa die nationalen Armeen abgeschafft und durch eine hochtechnisierte Europäische UNO-Armee mit einer Gesamttruppenstärke von 250.000 Mann, gegründet wird.
Die NATO ist überflüssig.
Hausbesitzer werden verpflichtet, schräge Dächer mit Sonnenkollektoren auszustatten und den gutbezahlten Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen. 50 % der Errichtungskosten zahlt der Staat. Überall, wo genug Wind ist, werden Windkrafträder errichtet. Die privaten Energiemonopole werden gebrochen, indem sie verstaatlicht werden.
Armee, Soziale Dienste (Krankenhäuser, Universitäten, Schulen, Altenheime, Kindergärten, Gefängnisse), sowie Energieversorgung und Öffentlicher Verkehr werden (oder bleiben) verstaatlicht, da die Realität gezeigt hat, daß diese Organisationen – in privater Hand – korrumpieren.
Die Idee der Verringerung der Anzahl der Bundesländer ist hervorragend und sollte unbedingt realisiert werden.
Glückliche Zeiten:
17.2.2003: Wir leben in glücklichen Zeiten, denn das, was verborgen war, wagt sich ans Tageslicht. Der Teufel scheint zu glauben, die Welt sei inzwischen höllisch genug, um sich himself an die Oberfläche zu wagen! In SPIEGELonline lesen wir heute: „GASTKOMMENTAR: Schröder, der große Ablenker – Von Christoph Keese: >Der Kanzler setzt öffentlich alles gegen den Krieg. Dabei sollte er sich um die Wirtschaftspolitik kümmern….<
Glückliche Zeiten, weil es noch nie so einfach war, den Schwindlern und Manipulateuren der PRESSE bei der Arbeit zuzuschauen. Es ist der Krieg, selbst die Erwartung eines Krieges, der die Wirtschaft lähmt, und nicht die Politik Schröders. Die Wirtschaft macht ohnehin, was sie will. Sie ist gesetzlos, zahlt kaum Steuern und wird kaum noch kontrolliert von der Politik. Man kann hinschauen, wo man will: Die Presse ist landab, landauf gleichgeschaltet und ist sich einig in ihrem Willen, gegen die Friedensdemonstranten der Völker Stimmung für den Krieg zu machen. Dabei hat die Presse, sei es Spiegel, FAZ, Süddeutsche, Zeit oder andere, nur ein einziges Problem: daß die Manipulation dem gemeinen Mann nicht auffallen soll. Wenn man Schröder allzuschlecht macht, fällt die Manipulation auf und die Zeitung verliert Leser. Also lügt man gerade soviel wie man glaubt, sich gerade noch leisten zu können. Dieser Christoph Keese, den ich oben kurz zitierte, schrieb nur Käse! Aber er machte es geschickt: Er appelliert an des Bürgers Geldbeutel, bzw. an den Bürgerwillen, diesen beisammenzuhalten. Wer das macht, will immer dasselbe: daß der Bürger seinen Verstand ausschalte. Keese stellte die Bürger vor die Wahl: Wollt ihr Geld oder Frieden? – Und hofft (meist mit Recht), daß der Bürger Geld wählt und auf den Frieden verzichtet. Daß der Bürger später den Krieg und den Wideraufbau bezahlen muß, sagt Keese lieber nicht. (Dieser Schwindel ist beinahe so primitiv wie der des George Dabbelju Bush, der die Menschheit vor die Schein-Alternative stellte: „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!“)
Keese schreibt: „Der Kanzler hätte Besseres zu tun, als sich im Fall Irak zu verstricken. Er muss dringend die Steuern senken, um einen Kollaps der Konjunktur und des Verbrauchervertrauens abzuwenden.“ – Was heißt „Steuersenkung“? Wir sollten uns klarmachen, was „Steuern“ bedeutet. „Steuern“ bedeutet, daß die POLITIK mit ihnen die Wirtschaft STEUERN kann!!! Keese will, daß die Politik weniger steuert. Das meint „Steuersenkung“. Keese will, daß die Wirtschaft noch unkontrollierter wirtschaften kann – und will den Einfluß steuernder Politik weiter zurückgedrängt wissen. Das beißt sich natürlich mit der Forderung, Schröder möge sich mehr um Wirtschaftspolitik kümmern. Wie soll er das machen, ohne zu steuern? Wir sehen: So wird gelogen und betrogen – und das am hellichten Tag. Und allzuviele Bürger fallen leider auf diese Betrügereien herein. Trotzdem: Meine Bürgerschelte (siehe oben, wo ich die Wähler in Hessen und Niedersachsen beschimpfte) muß ich – mit einer gewissen Dankbarkeit und Freude im Herzen – zurücknehmen: Diese Friedensdemos am Wochenende waren SPITZE! (Keese ist übrigens Chefredakteur der Financial Times Deutschland)
Kriegszwang:
18.2.2003: In SPIEGELonline steht: „“Pro Tag eine Milliarde für die „Predominance“ – Den Weg von der weltweiten Vorherrschaft zur Weltherrschaft wollen sich die USA mit einem bombastischen Militäretat ebnen, der bereits voriges Jahr rund 380 Milliarden Dollar ausmachte – mehr als die Verteidigungsbudgets der 14 folgenden Länder zusammengenommen. Schon vor dem Aufmarsch am Golf verschlangen die US-Streitkräfte mithin Tag für Tag mehr als eine Milliarde Dollar.“
Kommentar: Wer so viel Geld in die Rüstung inverstiert, kann es sich gar nicht mehr leisten, auf Krieg zu verzichten, selbst wenn die (langfristige) Niederlage sicher ist. Die Investition ist dermaßen groß, daß es nicht mehr möglich ist, all diese Waffen zehn Jahre später einfach wieder zu verschrotten. Verlieren werden sie ihn aufgrund der Isolation, in welche die USA geraten. Anzeichen: Herauslösung aus NATO und UNO. Nach nur fünf Monaten im Oval Office hatte der Präsident sieben internationale Abkommen aufgekündigt, darunter Verträge zum Umweltschutz, zur Geburtenkontrolle und zur Rüstungsbegrenzung. Obendrein distanzierte sich Bush von der Zusage seines Vorgängers Bill Clinton, auf den Einsatz jener grausamen Anti-Personen-Minen zu verzichten, die gleichermaßen Infanteristen und Zivilisten verstümmeln und töten. Mit diesen Taten isolieren sich die USA mit der bekannten Folge des Untergangs.
Geldvernichtung: (aus TB 19)
20.5.2003: Heute abend kommt in „Frontal 21“ (ZDF) eine Sendung über die angebliche Geldvernichtung bei Telekom (T-Aktie). Ich bin nun mal gespannt, ob hier die Namen derer genannt werden, die die Neuemission dieser Aktie nutzten, um auf Kosten von Kleinanlegern ein paar hundert Milliönchen nebenbei zu verdienen.
Der Trick war meiner Ansicht nach folgender: Der reiche Großanleger kaufte kräftig mit. Das trieb die Aktie hoch. Der Kleinanleger freute sich, kaufte noch mehr Aktien. Was er nicht wußte, wohl aber der Großaktionär: Wann jener (mit Gewinn!) seine Aktien wieder abstößt und damit die Baisse einleitet. Der Großanleger nämlich kann den Kurs bestimmen. Der Kleinanleger nicht.
Es wurde kein Geld vernichtet! Es wurde bloß umgeschichtet: aus den Börsen der Kleinen in die Börsen der wenigen Großen. Der Große bestimmt den Höchststand der Aktie und kann den größten Gewinn einstreichen. Mich interessiert brennend, wer diese Großen sind. Aber wir werden es wohl nicht erfahren oder?
Mal sehen, was das ZDF zum Thema sagt und was verschweigt.
Nachtrag 22.5.: Der Beitrag fiel meines Wissens aus. Ich kam zwar ein paar Minuten zu spät, sodaß ich ihn verpaßt haben könnte, aber auch im Internet auf der Frontal 21 – Seite war nichts zu finden.
6.6.2003: Kapitalisierung der Moral (aus TB 19)
„NEW YORK TIMES“-FÄLSCHER BLAIR: „Ich war jung, ich war schwarz“ Von Marc Pitzke, New York
Jayson Blair, der Plagiarist der „New York Times“, bricht sein Schweigen – und zeigt weder Reue noch Einsicht. Stattdessen will er als Selbstdarsteller von dem Fälschungs-Skandal profitieren: Er bietet ein Exposé für ein „Enthüllungsbuch“ und einen Hollywood-Thriller feil. Erhoffter Marktwert: eine Million Dollar.
AP / New York Times
„Times“-Fälscher Blair: „Ich konnte einfach nicht aufhören zu lachen“
New York – Jayson Blair kennt keine Reue. Im Gegenteil: Der Mann, der eine der wichtigsten Zeitungen der Welt zum Globalgespött machte und in die schwerste Sinnkrise ihrer Existenz stürzte, findet die Affäre ausgesprochen lustig. „Ich konnte einfach nicht aufhören zu lachen“, sagt der Ex-Reporter der „New York Times“ auf eine der dreistesten Räuberpistolen seiner Karriere angesprochen, eine fiktive Reportage über die Familie der im Irak gefangenen US-Soldatin Jessica Lynch.
Wer zuletzt lacht, kriegt die Filmrechte. So lautet jedenfalls die Moral dieser Medienfabel von Ehrgeiz und Verrat, Ethos und Ethnik. Denn während seine alten Kollegen weiter streiten, welche Köpfe noch rollen sollen, hat Blair, 27, den lästigen Redaktionsalltag längst hinter sich gelassen. Der schamlose Fälscher, der sich nun überdies als grandioser Selbstdarsteller entpuppt, strebt nach Höherem – ein „Tell-All“-Enthüllungsbuch über die „New York Times“ (Preisfrage: Sachbuch oder Belletristik?), ein Hollywood-Thriller, Ruhm und Reichtum. „Dies ist eine riesige, riesige Story“, freut sich Blairs Agent David Vigliano.
… Immerhin befindet sich Blair in illustrer Gesellschaft. Janet Cook, die 1981 den Pulitzer-Preis zurückgeben musste, weil ihre gekürte Reportage über einen heroinkranken Jungen in der „Washington Post“ frei erfunden war, bekam 380.000 Dollar für die Filmrechte an ihrem Dichtwerk. Stephen Glass, vor Blair der letzte große Presse-Fälscher in den US-Schlagzeilen, brachte gerade ein (weithin verrissenes) Buch über seine Zeit beim Magazin „New Republic“ heraus, ebenfalls für ein sechsstelliges Honorar.
Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,249770,00.html
Mein Kommentar: Die Spielregeln des Kapitalismus ersetzen zunehmend die des juristischen Gesetzes. Andernfalls müßten alle, die an Blairs Verbrechen mitverdienen wollen (Verleger, Filmemacher, die ihm die Rechte abgekauft haben), als Beihelfer der Straftat und Förderer künftiger ähnlicher Taten, bestraft werden. Wenn Blair schule macht, unterhölt er jegliches Vertrauen in die Nachrichtenblätter. Information wird durch Desinformation zerstört. Es wird keine Nachrichten, keine Information, mehr geben; wir werden von der Außenwelt abgeschnürt. Unser „Gesellschaftstraum“ wird sich in Beliebigkeit auflösen. Da nur die Allerwenigsten das Zeugs zum Magier haben, also autark in ihrem eigenen Wertesystem zu leben, werden die weitaus meisten Menschen als Geisteskranke durch die kaputte Welt irren. Zum Glück sind die Gegenkräfte noch vorhanden: immerhin wurde Blair gefeuert. Aber wir müssen wachsam sein.
Vorgestern sah ich in RTL2 (?) einen Beitrag, in dem ein „Reklamationsprofi“ vorbildhaft zeigte, wie er mit dem Kapitalismus zurechtkommt. Ohne eine Spur schlechten Gewissens oder anderer moralischer Regungen führte er vor, wie er seine Verbrechen beging. Keine Polizei, niemand, stoppte ihn. Vielmehr wurde er als der große Held dargestellt, der die Spielregeln des Kapitalismus in besonders reiner Form – also skrupellos – anwendet, wie es sich für einen vorbildlichen Konsumenten gehört.
Unser Held will einen besonders teuren Koffer haben. Er schleift ihn ein paar mal hart über den Fußboden des Geschäftes, bis die Rollen an der Unterseite Kratzer aufweisen. Beim Kauf reklamiert er diese selbstfabrizierten Gebrauchsspuren. Erfolg: 30 % Preisnachlaß! Beim Kauf von Eiern legt er Wert darauf, daß ein zersprungenes Ei im Karton ist. Die Reklamation an der Kasse bringt ihm 50 % Preisnachlaß für alle 10 Eier ein. Unser Held trägt auf Partys gerne teure Anzüge. Er kaufte sich ein Prachtexemplar für 400 Euro und trug ihn stolz eine Nacht. Am nächsten Tag brachte er ihn ins Geschäft zurück und bekam sein Geld zurück, nachdem er der Verkäuferin vorgelogen hatte, die Gebrauchsspuren würden von der Anprobe stammen. Was mich verblüffte, war die Gewissenlosigkeit des „Helden“ und der Filmemacher, die nur einmal zaghaft fragten, ob das denn nicht am Rande der Legalität sei, was er da mache, aber unser Held schmetterte jede mögliche Kritik mit lockeren Worten ab, so nach dem Motto: „Wenn die Verkäufer so dumm sind, haben sie nichts anderes verdient!“ Was für mich „Kulanz“ oder Höflichkeit“ im Geschäftsleben ist, ist für unseren Helden bloß Dummheit!
Wenn unser Held schule macht, wird der Kapitalismus noch unmenschlicher, als er schon ist. Wenn es kein Vertrauen mehr gibt, zerfällt die Gesellschaft. Ich sehe diesen Filmbeitrag und die Affäre um Blair als die Ausnutzung neuentdeckter Marktlücken. Früher wurde die Natur ausgebeutet (zerstört), um ein Geschaft daraus zu machen. Der (Umwelt) – Schaden wurde von der Allgemeinheit bezahlt; den Gewinn strichen Wenige ein. (Müßte zB die RWE die Schäden, die ihre Kohlekraftwerke anrichten, selbst bezahlen, würden sie keinen Gewinn damit erzielen können.) Da jeder Gewinn auf Kosten eines Schadens erzielt wird, gibt es Reingewinn nur dann, wenn hier eine Trennung eingeführt wird: wenn die Träger des Schadens Andere sind, als die Träger es Gewinns. Unsere Helden wie Blair haben nun die Moral als Geldquelle entdeckt. Man höhlt die Moral der Allgemeinheit aus, um persönlichen finanziellen Gewinn zu machen.
Wer sind die Drahtzieher dieser Berichterstattung, die diese Verbrecher zu Vorbildern stilisiert? Was wollen sie erreichen?
Die Philosophie, die hinter diesem Tun steckt, ist die, daß man „Freiheit“ nur als „Freiheit von …“ kennt. Die „Freiheit zu …“ ist unbekannt. Konsequenz: Freiheit wird mit Beliebigkeit verwechselt. Man hat vergessen, daß Einschränkungen ein Steuerungswerkzeug zur Erlangung höherer Freiheitsgrade sein können. Wer alle Einschränkungen ablegt, versumpft, löst sich auf: Er ist dann zwar frei, aber zum Preis, nicht mehr zu existieren, kein „er“ mehr zu sein. „Er“ ist dann nur noch Rohmaterial für Menschen, die die Kunst der Selbstbefreiung durch Selbstbeschränkung wirklich verstehen. (Mehr zum Thema „Aktive und Passive Freiheit“: siehe Stichwortverzeichnis „Freiheit“ oder hier:
http://www.hanjoheyer.de/Tagebuch6.html#0719
http://www.hanjoheyer.de/Tagebuch7.html#frei
http://www.hanjoheyer.de/Tagebuch8.html#aktfrei
http://www.hanjoheyer.de/Tagebuch9.html#frei)
Gut zum Thema paßt auch http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,251945,00.html
TROTZ KRISE: Immer mehr Millionäre (aus TB 20)
12.6.2003: Die Wirtschaftskrise kann den Reichen und Superreichen nichts anhaben. Einer aktuellen Studie zufolge steigt ihr Vermögen weiter an, immer mehr Menschen dürfen sich Millionär nennen. (Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,252498,00.html)
Mein Kommentar: Es müßte heißen: „Wegen Krise“. Irreführend ist auch der Text. Die Wirtschaftskrise kann den Reichen nämlich nichts anhaben, weil sie die Verdiener an und Auslöser der Krise sind. Die Wirtschaft kriselt, weil die Millionäre astronomische Zuwächse haben und da die Geldmengen nicht relativ, sondern absolut sind, können immer weniger Menschen an der Wirtschaft teilnehmen. Die Wirtschaft reduziert sich – und kriselt wegen Ausdünnung der Teilnehmerzahlen!! Unter Wirtschaftswissenschaftlern nennt man dieses von Karl Marx erstmals (richtig) vorausgesagte Phänomen „Kapitalkonzentration“. Die Spielregeln des Kapitalismus haben nämlich einen fatalen Fehler – von den Reichen absichtlich eingebaut (siehe (X)) – daß sich das Kapital im Laufe der Zeit scheinbar von ganz allein in einer Hand konzentriert. Der Fehler liegt in der Prozentrechnung, die falsch angewendet wird.
Nehmen wir beispielsweise einmal an, in einer Firma gibt es eine Gehaltserhöhung um 10 %. Dann bekommt der Arbeiter, der monatlich 1500 Euro verdient, 150 Euro hinzu. Der Chef, der monatlich 15000 Euro verdient, bekommt 1500 Euro hinzu. Wenn man Gerechtigkeit an Prozentzahlen festmacht, ist das gerecht! Nimmt man jedoch die absoluten Zahlen, stellt man leicht fest, daß der Chef 1350 Euro monatlich mehr an Gehaltserhöhung bekommt, als der Arbeiter. Macht man „Gerechtigkeit“ an absoluten Zahlen fest, ist das ungerecht. Zählt man Millionäre – wie im SPIEGEL-Artikel geschehen, nimmt man absolute Zahlen. Sofort wird klar: das ungerechte Szenario wird als Maßstab genommen. Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst bei (ungerechtem) prozentualem Wachstum. Da alle Waren für Arm und Reich gleich viel kosten (der Reiche zahlt denselben Preis für ein Auto wie der Arme), ist dieser Maßstab richtig gewählt. Schließlich haben wir nur absolute Geldmengen im Portmonee, und alle Preise sind absolut (wenn ich ein Eis kaufe, bezahle ich nicht 0,1 % meines Einkommens, sondern zB 1 Euro!).
Richtig wäre es dann allerdings auch, bei Gehaltserhöhungen absolute Zahlen zu fordern. Daß es bei Lohnverhandlungen der Gewerkschaften „gegen“ die Arbeitgeberverbände immer um Prozente geht, BEWEIST mir, daß die Gewerkschafter auf der falschen Seite sind. Sie vertreten Arbeitgeberinteressen, solange sie mehr Prozente fordern!!!! Prozentuale Lohnerhöhungen sind immer nur „billiger Budenzauber“. Der Arme wird bei prozentualen Lohnerhöhungen nachher absolut ärmer sein, als vorher und der Reiche absolut noch reicher. Diesen Trick hat außer mir kaum einer aus der Arbeitnehmerschaft durchschaut.
Man mache eine Rechnung auf: Alles würde 10 % teurer; alle Einkommen würden um 10 % steigen. Folge: Nichts würde sich ändern! Der Arbeiter könnte sich nicht 1 Brötchen mehr leisten, als vorher. Aber es ist ja NIE so, daß ALLES mehr wird: 10 % teurer werden ausschließlich die Waren, die die Arbeiter sich leisten können: der Grundbedarf sozusagen, also alles, was in Massen produziert wird! Damit ist gewährleistet, daß sich nach Lohnerhöhungen nichts tut, außer daß sich die Arbeiter mit diesem Trick eine Zeit lang zufriedengestellt fühlen. Das, was die Reichen sich exklusiv leisten, wird NICHT prozentual teurer: zB wenn sie sich eine Firma kaufen oder eine Segelyacht. Hier heißt es dann immer: Da es bei Waren, die nicht für die Masse bestimmt sind, keine Massenproduktion gibt, kann es hier keine prozentualen Preiserhöhungen geben, sondern alle Preise sind stets Verhandlungssache: absolute Preise!
Meine Lehre, für die jeder Leser mir bitte 100 Euro überweisen möge: Fordere nie Prozente. Fordere absolute Zahlen. Fordere bei der nächsten Gehaltserhöhung nicht 5 % mehr, sondern zB 300 Euro mehr! Daran erkennen die Bosse, daß du das System durchschaut hast und behandeln dich mit Respekt. – Ich warte ja nur drauf, daß man meiner Bitte um freiwillige Spenden nicht nachkommt. Dann habe ich Grund zur Annahme,
- daß die Betrogenen betrogen werden WOLLEN, denn sie fördern ja nicht mich, der sie aufklärt, sondern die, die sie geheim und unsichtbar ausbeuten. In diesem Fall sehe auch ich mich berechtigt, mein Herrschaftswissen für mich zu behalten und gegen die Herde einzusetzen. Ich muß dann ja annehmen, daß man mich nicht freiwillig bezahlen will, und daß ich wie der klassische Arbeitgeber Zwangsmittel einsetzen soll (die Instrumente der Angst und Gier einsetzen). Wer nicht freiwillig für das, was er von mir auf Hunderten HP-Seiten lernt, zahlt, signalisiert, daß er in einem Zwangssystem leben will. Und dann soll er es auch bekommen! Aber ich will dem Leser noch einmal eine Chance zum Aufbau (und zum Leben in) einer besseren Welt geben – vielleicht seine letzte. Ich habe nämlich bald keine Lust mehr, mein teuer und mühsam erworbenes Wissen kostenlos unter die Leute zu verstreuen, zumal sie ihr Vermögen ihren Ausbeutern in den Rachen werfen..
- daß die Leser glauben, schlauer als ich zu sein, daß sie glauben, ohne zu bezahlen, Gewinn davontragen zu können. Das allerdings ist unmöglich! Aus ihrer Theorie wird nie Praxis, wenn sie nicht real handeln. Man muß real die Systeme, in denen man leben will, unterstützen! Und es gibt nur ein Portal zu jener Welt, deren Türsteher ich bin. Wer mir nicht glaubt, wird meine Tür nicht benutzen können. Er wird die Welt bekommen, die er tatsächlich glaubt. Und er wird feststellen, daß er für sie große Opfer bezahlt, jeden Tag! Warum soll es für „meine“ Welt anders sein? Jeder opfert sich für eine Welt.
Der Spiegelartikel ist reine Desinformation.
22.8.2003: Ein Traum: Ich wachte heute mit folgendem Traum auf: Ich arbeite seit ein paar Wochen wieder in „meinem“ Ingenieurbüro, in dem ich früher (1978 – 1983) schon einmal tatsächlich gearbeitet hatte. Alles Weitere – auch bereits schon die Aussage, daß ich dort wieder arbeite – hat nichts mit der Realität zu tun. Das Unternehmen ist inzwischen gewachsen. Statt vier Angestellte arbeiten hier nun 20. Ich kenne nur den Chef persönlich. Eine Gruppe Yuppys, gekleidet in teuren, schwarzen Anzügen mit bunten Schlipsen, betritt das Großraumbüro. Der Chef erzählt mir hinter vorgehaltener Hand, er habe die Firma an sie verkauft. Die drei haben an der Börse große Gewinne gemacht und hier investiert. „Das sind nun die Chefs!“ sagte er mit verschmitztem Gesicht. Einer der Yuppys tritt hervor und will eine Rede halten. Ich melde mich und sage, ohne eine Erlaubnis abzuwarten: „Ich weiß, was Sie nun sagen werden!“ Der Yuppy: „So, – was denn?“
Ich: „Nun, daß es einige Veränderungen geben wird, zum Beispiel! Daß Sie das Unternehmen konkurrenzfähiger und „schlanker machen“ werden, und daß Sie die Hälfte der Leute entlassen „müssen“, um Arbeitsplätze zu „retten“. Der Presse werden Sie dann erzählen, Sie hätten 10 Arbeitsplätze geschaffen. Die übriggebliebenen „Glücklichen“ werden die doppelte Arbeit tun, aus Angst, selber entlassen zu werden. Sie werden nur leise murren, aber nichts tun, wenn Sie deren Löhne senken, denn sie haben keine Alternative. Das so eingesparte Geld – und etwas mehr – werden Sie als Ihren Gewinn verbuchen und in Ihre Privatschatullen stecken. Auch weiß ich, wen Sie als ersten entlassen werden! – Mich!“ Ich lache mich kaputt über all diese Witzfiguren! Ich wollte schon gehen. Da fiel mir noch etwas ein: „Die Idee ist Ihnen natürlich nicht selbst gekommen! Sie haben genau diese Tricks, die ich hier verraten habe, an der Uni gelernt! Vorlesung: „Rationalisierung eines Unternehmens“. Sie kommen doch gerade erst von der Uni! Sie erinnern sich noch deutlich an die Worte des Professors, der Ihnen sagte, was Sie machen müssen. Der Prof hat euch programmiert! Und die Angestellten hat das Fernsehen programmiert. Das ewige Arbeitslosengeschwätz in den Nachrichtensendungen hat sie zu Angsthasen dressiert. Und diese Angst beuten Sie nun schamlos aus!“
Das Lachen war mir inzwischen vergangen. Ich litt angesichts dieses todernsten Spiels zweier Kategorien von Zombis, die bis zur Halskrause in ihrer Welt aus Sachzwängen steckten. Ich sah, daß hier nun noch mechanische Plastikpuppen ihre vorprogrammierten Bewegungen abspulten. Ihre Seelen waren weg, weit weg in anderen Dimensionen. Ich wandte mich um zum Gehen, da kam der Chef hinter mir her und fragte mich: „Was werden Sie tun? Sie müssen doch auch irgendwie Ihren Lebensunterhalt bestreiten!“ Ich antwortete: „Mir kann nichts passieren!“ (Das sagte ich ihm tatsächlich einmal, kurz bevor er mich entließ.) „Ich werde den in Sachzwängen Gefangenen helfen, ihre verlorenen Seelen wiederzufinden! Das werde ich tun!“
Ich wachte auf – mit einigen Verbesserungen meiner HP-Seite „Verzauberte Welt“ im Kopf. Diese Verbesserungen, besser: Ergänzungen, werde ich nun vornehmen.
27.8.2003: Staatsbankrott-Schwindel: In der Nahe-Zeitung lese ich unter der Überschrift „Die Amerikaner häufen einen gigantischen Schuldenberg an“, daß die US-Staatsverschuldung 6 757 878 209 308,32 Dollar bei 500 000 000 000 Dollar jährlicher Neuverschuldung (unter Clinton 236 000 000 000 Dollar Jahresüberschuß mit entsprechender Abnahme der Gesamtschulden) beträgt. Leider fehlt in diesem Artikel – wie in allen anderen ähnlichen in „FAZ „und „Die Zeit“ die Auskunft darüber, wer die Geldgeber sind. ** Haben die USA diese gigantischen Schulden bei Inlandsbanken, ist das Ganze nur ein Zahlenspiel (man kann keine Schulden bei sich selber haben)! Dann wären die Schulden gleich Null, denn Inlandsbanken müssen ihre Zinsgewinne im eigenen Land versteuern, und der Staatshaushalt wäre im Nu ausgeglichen! Echte Schulden sind ausschließlich Auslandsschulden – jedoch nur dann, wenn die Globalisierung hier noch nicht so weit fortgeschritten wäre, wie sie es ist. Da die Banken nicht staatlich, dafür aber global sind, sind die Schulden mit absoluter Sicherheit nichts als Zahlenspiele, die das Wesen der Macht verschleiern sollen! Die Reichen haben die Macht. Für den kleinen Mann spielt es keine Rolle, ob er von Politikern oder Bankern regiert wird. Mit der Verschiebung von Geld findet bloß eine Verschiebung der Macht statt.
Um es zu wiederholen: Schulden dieser Größenordnung kann es nur dann geben, wenn die Banken Gewinne und Vermögen nicht versteuern. Mit dem politischen Akt der Durchsetzung von Einkommens- und Vermögenssteuern von Banken könnten die Staatsschulden sofort auf Null gebracht werden. Die Schulden sind gewollt: künstlich inszenierte Zahlenspiele, mit denen die Mächtigen die Menschheit belügen. Um Gründe anzugeben, weshalb der Staat viele schöne Dinge nicht tut, kann er immer auf Geldmangel verweisen. Politik funktioniert ausschließlich über das Werkzeug der Mangelverwaltung! Bei Überfluß bläht sich alles bloß (von der Machtelite) unkontrolliert aus. Politik aber ist Kontrolle! Sind Geldmangel und Sachzwang als Grund angeführt, etwas gegen besseren Willen (nicht) tun zu können, ist es immer gelogen. Wenn angeblich kein Geld da ist, zB für Schulen, für das soziale Netz, für Entwicklungs- und Hungerhilfe, dann ist das eine Ausrede, für die man vorher die Argumente künstlich geschaffen hat. in Wahrheit steckt politischer Wille, der Prioritäten setzt, hinter allen Entscheidungen, nicht Sachzwang! Merke: Politik ist, die Illusion von Sachzwang herzustellen, was allerdings nur in Mangelwirtschaften effektiv möglich ist!
In „Die Zeit“ vom 14.8. steht (im Artikel „Armes Amerika“) diesbezüglich, daß Bush die riesigen Staatsdefizite künstlich erzeugte, um den Staat zu schwächen und der Wirtschaft die ganze Macht zuzuschustern. Aus diesem Grund setzte Bush „trotz“ der Staatsschulden die horrende Steuersenkung durch. Der kommende Staatsbankrott ist geplant und keine Naturkatastrophe! Daß die USA trotz der Schulden kein Problem haben, noch mehr Schulden zu machen, * zeigt der Artikel „Der Norden sät den Hunger“ in „Die Zeit“ vom 14.8., in dem geschrieben steht, daß der US-Staat die heimische Baumwollproduktion jährlich mit 180 000 000 000 Dollar subventioniert, um die ausländische Baumwollproduktion – vornehmlich in den ärmsten afrikanischen Staaten – zu ruinieren. Dort verhungern die Bauern und werden in die Kriminalität und den Weltterrorismus getrieben, den die Amerikaner angeblich bekämpfen. Wahrheit ist, daß die Amerikaner mit ihrer erklärten Politik der Ungleichheit (Die USA setzen ihr Militär ein, nicht um Gerechtigkeit zu erzeugen, sondern um ihren Reichtum gegen die berechtigten Ansprüche der Armen zu schützen) den Terrorismus nach Kräften fördern, um weltweit Kriegsgründe zu haben. Die Kriege müssen weitergehen, damit die Mangelverwaltung und damit die Macht der Mächtigen erhalten bleibt.
Es gibt sehr viele Parallelen der US-Politik mit der der Deutschen. Auch hier hat die Staatsverschuldung den Zweck, unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen. Bei Überfluß wäre das (also Politik!!!) nicht möglich! Die Kürzungen der Altersversorgung und des Arbeitslosengeldes, die Reduzierung der Krankenversorgung, Senkung der Reallöhne, Verschlechterung (Verkürzung) der Ausbildung und vieles andere Unpopuläre wären ohne die Inszenierung der sog. „Schuldenlawine“ nicht durchzusetzen. Die Leute GLAUBEN die Schulden! Sie sind ja auch die Gläubiger. Dieser Glaube wird ausgebeutet.
* An Rückzahlung ist selbstverständlich nicht gedacht, was beweist, daß hier die Spielregeln des Marktes außer Kraft gesetzt sind. Würden die Spielregeln des Kapitalismus gelten, dürfte keine Bank Kredite an „insolvente“ Staaten wie den USA oder Deutschland gewähren. Daß sie es gegen jede kapitalwirtschaftliche Vernunft trotzdem tun, beweist, daß es hier nicht um Wirtschaft, sondern um Machtpolitik geht. Wer dieses Problematik allein unter finanzwirtschaftlichem Gesichtspunkt verstehen will, versteht nicht den Kern der Sache. Ein Staat, der nicht Pleite gehen kann, untersteht nicht den kapitalistischen Spielregeln. Er kann sich ihnen widersetzen, zB durch Entschuldung per Federstrich: Er entschuldet sich per Gesetz: § xy: „Die Schulden des Staates sind ab dem Stichtag xx gleich Null“ oder per Einführung einer funktionierenden Einkommens- und Vermögenssteuer für Superreiche. Auch sehr große Konzerne stehen außerhalb des kapitalistischen Systems, wenn sie es mit Lobbyarbeit schaffen, die Politik eines Landes zu bestimmen. Solche Konzerne können nicht pleitegehen. Zu diesen Konzernen – in Wahrheit Staaten in Staaten – gehören die großen Energieversorger Ölmultis). Die Ölmultis nicht nur in den USA stellen die Präsidenten, bestimmen die Politik, entscheiden über Krieg und Frieden und bestimmen die Ölpreise. Steuern zahlen sie nur pro forma – wenn überhaupt. Solche Konzerne dürfte es eigentlich gar nicht geben. Sie gehören unter die Hoheit des Staates. Sie sind die wahren Outlaws. Ihnen müßte die Staatsgewalt drohen, zur Not mit Krieg, denn sie sind die größte Gefahr für die Menschheit. Aber es scheint zu spät zu sein: Wir alle leben in Tyranneien.
** 6.5.2004: Ein Leser schrieb: Das kann ich Dir erklären. Die Geldgeber sind die Japaner (und alle Länder, die ein Handelsbilanzüberschuß mit den USA aufweisen) und zwar funktioniert das so: Japanische Unternehmen (Sony, Toyota, Nintendo usw.) verkaufen Ihre Produkte in den USA. Für Ihre Produkte bekommen sie US-Dollars von den Amerikanern. Diese US-Dollars tauschen sie gegen Japanische Yen bei der japanischen Notenbank ein. Die japanische Notenbank nimmt die US-Dollars und kauft damit US-Staatsanleihen. Die Summe beläuft sich monatlich auf ca US-Dollars 20 – 40 Mrd (jährlich US-Dollars 240 – 480 Mrd). Der amerikanische Staat investiert die Schulden in Rüstungsprojekte, Steuersenkungen, and andere Projekte. Nichts davon ist freie Marktwirtschaft. Die gibt es ja schon lange nicht mehr, sondern diese Zahlungsströme sind alle POLITISCH gewollt. Es heißt zwar, die Wirtschaft dominiere die Politik, aber das stimmt nicht, zumindest nicht für die USA. Praktisch ist das ganze Wirtschaftssystem das Ergebnis von Politik! Und es funktioniert NUR, solange die Massen dumm und konsumgeil sind, denn das System basiert auf MASSENKONSUM und zwar steigendem! Man nennt das „Konsumentenvertrauen“! Denn die Nachfrage muß da sein, sonst könnten die Japaner nichts verkaufen und dann könnten sie auch nicht die USA finanzieren. Das System würde auch kollabieren, wenn die japanische Notenbank mit den US-Dollars nicht amerikanische Staatsanleihen kaufte, sondern beispielsweise Sachwerte wie Gold oder US-Immobilien. Denn dann würde dem amerikanischen Staat sofort das Geld ausgehen und die durch dieses Geld erzeugte künstliche Nachfrage würde plötzlich fehlen mit all den negativen Folgen wie Firmenpleiten und Arbeitslosigkeit.
29.8.2003: Steuerung: Ich möchte hier noch einmal erklären, warum nur in Systemen mit begrenzten Ressourcen – also in Mangelwirtschaften – Machtpolitik (also Steuerung) möglich ist und nicht in Systemen des Überflusses. Ich möchte erklären, warum jede Gruppe, die dauerhaft Macht ausüben will, Mangel (an Nahrung, Energie, Gesundheit, Raum, Zeit etc.) erzeugen muß, und ich möchte an historischen Beispielen aufzeigen, wie aus einer paradiesischen Welt des Überflusses eine Mangelwelt des Krieges und des Hungers gemacht wurde – und heute noch gemacht wird. (Sollte die Machtelite mit der Preisgabe dieses Herrschaftswissens nicht einverstanden sein, bitte ich sie, mir dies durch Überweisung einer dem Wert dieser beabsichtigten Veröffentlichung entsprechenden Summe auf mein Konto zu signalisieren.)
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