In Matt. 22,23 spricht Jesus mit den Sadduzäern, einer jüdischen Glaubensgemeinschaft, die ausschließlich die fünf Mosebücher als Heilige Schriften anerkannten. Sie glaubten nicht an die Auferstehung, nicht an Geist und nicht an ein Leben nach dem Tod des Leibes. 1000 mal hatten sie die >Schrift< gelesen und waren höchst verdutzt, als Jesus sie anhand genau dieser Schrift des Irrtums überführte. 1000 mal hatten sie übersehen, was Jesus ihnen in der Schrift zeigte. Lies Verse 31 bis 33. Jesus zitiert Gott: „Ich BIN der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs!“ und Jesus ergänzt, Gott sei ein Gott der Lebenden und nicht der Toten. Diese biblische Erkenntnis war sehr, sehr naheliegend, aber den Sadduzäern doch so fern!
An diese Bibelstelle musste ich denken, als ich mit jemandem über den Materialismus, also den Glauben an die Realität der dinglichen Welt, das biblische „Fleisch(liche)“ oder das „Irdische“ nach Joh. 3,31 sprach. Das Fleischliche, Irdische, wird als das Sündige bezeichnet. Warum?
Etliche Gläubige, mit denen ich sprach, wissen zwar, dass das Materielle, bzw. der Materialismus, mit Sünde zu tun hat, ja sündengebunden, sündenvermählt, ist. Sie wissen, dass man das Irdische, das Sündige oder die Sünde, „überwinden“ müsse, um in Gottes Reich gelangen zu können, und trotzdem widersprechen sie mir intensivst, wenn ich die Materie als Illusion (in der Sehrinde) bezeichne. Sie verlangen sogar (materialistische!) BEWEISE für meine Behauptung!
Ich frage zurück: WARUM ist das Fleischlich-Gesinntsein Sünde? Die Antwort liegt offen auf der Hand! Weil es illusionär ist! Weil das Fleisch eine Illusion, ein (Selbst-)betrug, ist. Das Fleisch, die Materie, ist Illusion, Betrug, Schattenbild! Das platonische Höhlengleichnis ist vielen Menschen, auch gläubigen, bekannt, und trotzdem wird nicht erkannt, dass die materielle Welt Schatten ist. DESHALB ist der Leib sündig!
ABER: Er ist nur dann ein Sündenleib, wenn er vom Träger dieses Leibes NICHT als Selbstmodell der virtuellen „Sehrinde“ erkannt wird! Wenn man sich mit seinem Leib identifiziert, hat man keine Geisterkenntnis und ist IN DER SÜNDE gefangen.
Geisterkenntnis bedeutet die Erkenntnis, dass ich primär eine raum- und zeitlose, also ewige, potentiell unsterbliche Geistseele bin, die in ihrer geistigen „Sehrinde“ eine materielle Erscheinungswelt generiert (als Schatten an Platons Wand projiziert). Geisterkenntnis bedeutet, dass ich das leibliche Sein als schattenhaft erkenne. Schatten entstehen durch Lüge und geglaubte Lüge (Illusion).
Wie kann ein Christ an die Realität der dinglichen Welt glauben und gleichzeitig behaupten, er sei Christ?