Hans-Joachim Heyer

Krankenschwester (12)

Die Krankenschwester kritisiert, dass das Gesundheitssystem der Profitmaximierung unterstellt und damit Pflegekräfte zu Kostenfaktoren degradiert und ausgebeutet werden, bis sie unter der Last zusammenbrechen. Spahn antwortete, ohne die Kritik verstanden zu haben, „auch die Caritas müsse schwarze Zahlen haben“.

Wieso „muss“? – Das ist doch gerade das Problem! Die Gesundheit von Menschen wurde Leuten anvertraut, denen es ausschließlich um Gewinne und nicht im Geringsten um Gesundheit geht. Spahn sagt, echte Pflege finde sowieso zu Hause statt und lobte die Krankenschwester dafür. Will der damit sagen, dass Krankenhäuser und Pflegeheime gar nicht zuständig für Pflege seien, zumal sie ja schwarze Zahlen machen müssen? Man stelle sich vor, jemand pflege seine kranken oder/und alten Angehörigen nur, wenn diese dafür bezahlen! Was ist das für eine Pflege? Da fehlt doch die Liebe, die Zuwendung!

Sagt Spahn nicht indirekt: „Wenn ich meine kranke Mutter pflegen muss, muss ich schwarze Zahlen dabei machen!“

Es gibt Berufe, die müssen von der Gewinnmaximierung ausgenommen sein, und das sind alle sozialen Berufe, also Krankenpflege, Schulen und Universitäten, weil nicht Gewinn, sondern Gesundheit und Bildung die obersten Ziele sind. Man könnte sie als Investitionen betrachten, deren Gewinne sich erst viel später einstellen, nämlich wenn gesunde und gebildete Menschen im Beruf arbeiten. Aber Spahn will, dass bereits die Investition Gewinne abwirft. Absurd!

Aber auch die Landwirtschaft, das Bauwesen und vieles andere mehr, dürfen nicht allein gewinnmaximierend arbeiten, weil die Basis dieser Tätigkeiten auch dem Leben dienen muss. Wenn die Organisationen ganz der Gewinnmaximierung unterstellt werden, verlieren sie ihre gesellschaftliche Funktion und zerstören ihre lebendige Basis!

Die Basis besteht aus Kreisläufen. Die Natur besteht aus Kreisläufen, und eine gesunde Landwirtschaft ist in diese Kreisläufe harmonisch eingebunden. Sie produziert Nahrung, und die Fäkalien kommen als Dünger in den Boden zurück. Das ist das Ideal. Aber eine gewinnmaximierende Landwirtschaft linearisiert die Kreisläufe; sie ist ausbeuterisch orientiert, und am Ende (Kreisläufe haben kein Ende) stehen Monokulturen, Boden- und Nahrungsvergiftung.

Der Gewinnmaximierungsgedanke ist wie ein Krebsgeschwür der Menschheit, denn er führt zur Alleinherrschaft eines psychopathischen Weltdiktators und NICHT zu einem globalen, lebendigen, sozialen Netzwerk namens Menschheit.