Hans-Joachim Heyer

An die Hirten (9)

An die Hirten
Ich stimme Kleins Kritik an den „Hirten“ zu. Bis auf Ausnahmen, die ich immer wieder verlinke – zuletzt eine Predigt Gert Hoinles – ließen es die Priester und Pfaffen zu, dass wissenschaftsgläubige Kirchenmanager und Kirchenkonzernbosse das Christentum verrieten und bis heute verraten. Ich stimme Klein nicht aufgrund irgendeines Hörensagens aus dem Internet zu, sondern aus eigenem Erleben.
Nachdem ich meine Entdeckung vom Primat des Geistes und dessen Herrschaft über die Materie kundtat, erfuhr ich von den weitaus allermeisten Christen keine Bestätigung, sondern Unverständnis, Irritation, Ablehnung, Gleichgültigkeit und vor allem: „wissenschaftliche Widerlegung“.
Die weitaus allermeisten Christen wissen nichts, absolut nichts, vom Geist. Das Wort „Geist“ bezeichnet meist ein Loch in ihrem Wissenskosmos; manchmal meinen sie, Geist sei vielleicht so etwas wie ein Gespenst.
Wie kam diese umfassende Ahnungslosigkeit zustande?
Ursache der geistigen Blindheit ist die Schul- und Universitätslehre und die Kirchenpredigt. Beide verschweigen den Geist; beide sind durch und durch materialistisch, und wenn man einen Materialisten nach dem Geist fragt, antwortet dieser, falls er materialistisch kompetent ist, Geist sei ein physisch unwirksames Epiphänomen (https://de.wikipedia.org/wiki/Epiph%C3%A4nomen), das vom Gehirn als Nebenwirkung produziert werde, jedoch keinerlei Sinn und Bedeutung habe. Ich übertreibe nicht! Genau so sollte ich es an der Uni lernen!
So heißt es bei Wikipedia zu „Emergenz“: „Emergenz (lateinisch emergere „Auftauchen“, „Herauskommen“, „Emporsteigen“) bezeichnet die Möglichkeit der Herausbildung von neuen Eigenschaften oder Strukturen eines Systems infolge des Zusammenspiels seiner Elemente. Dabei lassen sich die emergenten Eigenschaften des Systems nicht – oder jedenfalls nicht offensichtlich – auf Eigenschaften der Elemente zurückführen, die diese isoliert aufweisen. So wird in der Philosophie des Geistes von einigen Philosophen die Meinung vertreten, dass Bewusstsein eine emergente Eigenschaft des Gehirns sei.“
– Freilich kann ein so entstandenes Bewusstsein nicht in die Physik des Gehirnes hineinwirken, es ist also ein Epiphänomen.
Unsere Theologiestudenten und -studentinnen sind in der Regel dieser offiziellen Kritik am Geist und der Dominanz der Naturwissenschaften intellektuell nicht gewachsen und übernehmen hilflos die verquere Weltanschauung ihrer Lehrer. So können sie sich Geist und Gott nur noch als „psychologisches“ (sie meinen „psychisches“) Konstrukt vorstellen, wobei „psychologische Konstrukte“, so sie von physikalischen Prozessen abweichen, stets ins Reich der Illusionen gehören. Phantasie ist nichtphysikalisch, also nicht existent.
Wer nicht einmal „psychisch“ von „psychologisch“ unterscheiden kann, weiß natürlich auch nicht, dass zB die Evolutions- und die Urknalltheorie, die stets GEGEN die Bibel in Feld geführt werden, gar nicht wissenschaftliche Theorien sind. Sie sind Mythen, auf denen Wissenschaft fußt, ohne dass diese Wissenschaft je den Rahmen des Mythos verlassen kann. Aber WER weiß das schon? (Fast) niemand, der eine offizielle Schule besucht hat!
Die Pastoren Olav Latzel und Lothar Gassmann haben beide gesagt, dass 98 % aller Absolventen eines universitären Theologiestudiums wissenschaftsgläubige Atheisten seien. Ich selber saß während meines Philosophiestudiums neben einem Theologiestudenten, der sagte: „Spätestens nach dem 4. Semester glaubt keiner mehr an Gott!“ Was aber MICH irritierte war, dass die meisten Theologen nicht an meiner Wissenschaftskritik und meinen „Gottesbeweisen“ interessiert sind. Nun, ICH kann mit dieser Geistlosigkeit der Leute leben!! ABER: Können SIE damit leben? – Das ist die Frage!