Hans-Joachim Heyer

An die Hirten, Teil 3 (11)

WAS genau erwarte ich von guten Hirten? – Ich erwarte von ihnen, dass sie den Menschen helfen, die Wahrheit zu verstehen. Dazu müssen sie sie natürlich zuerst selber kennen. „Was ist Wahrheit?“ frage Pontius Pilatus. Diese Frage kann die Wissenschaft grundsätzlich nicht beantworten; deshalb ist es heutzutage auch verpönt, diese Frage zu stellen. Bestenfalls wird geantwortet: „Wir kennen die Wahrheit nicht, aber wir nähern uns ihr im Verlauf der Evolution der Wissenschaft an!“ Nun, im Wort „Verlauf“ steckt der Zeitbegriff, welcher die Voraussetzung für die ständige Veränderung der Welt ist. Wie kann es in einer Welt, die sich ständig verändert, Wahrheit geben? Wahrheit ist unveränderlich. WAS aber in dieser Welt ist unveränderlich? Wir sind der Wahrheit auf der Spur.
Sind es die Naturgesetze? Die Naturkonstanten? Diese sind Voraussetzung für Wissenschaft. Wie also soll die Wissenschaft erklären können, warum die Naturkonstanten konstant sind? Das ist unmöglich, und deshalb sagt die Wissenschaft, dass sie keinen Zugang zur Wahrheit – falls es sie gibt – habe.
Der Denkfehler liegt im Wörtchen „in“ bei der Frage, wie es „in“ der Welt Wahrheit geben könne. „In“ der Welt gibt es keine Wahrheit, sondern: Die Wahrheit ist die Voraussetzung der Welt!
Das Reich Gottes, von dem Jesus erzählt, ist nicht „von dieser Welt“, sondern die Voraussetzung dieser Welt. Theologen müssten das wissen, aber sie wissen es nicht! Sie wissen nicht, dass >Gottes Reich< ewiger, also raum- und zeitloser, lebendiger, selbstbewusster, intelligenter „Geist“ ist, aber dass die Welt der Menschen, die sich im Besitz der >Herren der Welt< befindet, materiell ist.
Gefangene der Materie, also alle Materialisten, sind den Gesetzen der Welt, die nicht Wahrheit sind, ausgesetzt. Die „Welt ohne Wahrheit“ ist ungerecht, tot, lieblos, unbarmherzig, sinnlos, bewusstlos, voller Elend, Leid und falschem Denken. Die Theologen, die Pastoren und Priester, müssten das wissen, und sie müssten wissen, dass Jesus die im Materialismus Gefangenen befreien kann, wenn sie ihm auf dem Weg, den ER ging, folgen.
Dieser Weg in das Rich Gottes beginnt, wenn man die wissenschaftliche These, Geist entstünde im materiellen Gehirn, umkehrt in die These, das materielle Gehirn sei ein Selbstmodell, das sich unsere raum- und zeitlose Geistseele gebastelt habe. Statt „Das Sein erschafft das Bewusstsein!“ muss es heißen: „Das Bewusstsein erschafft das Sein!“
Die Sterblichen leben unter der erstgenannten Denkvoraussetzung, denn ihr Bewusstsein erlischt, wenn das materielle Gehirn zerstört wird. Die Unsterblichen leben unter der zweitgenannten Denkvoraussetzung, dass ihr Bewusstsein weiterlebt, wenn ihr Gehirn zerstört wird.
Welche dieser Thesen ist richtig? Die Wissenschaft sagt, die erste These sei richtig. Jesus aber lehrt, dass die zweite These die richtige ist. Unsere Theologen müssten diese Problematik verstehen und müssten ihren Schafen klar erklären können, warum Jesus Recht hat und NICHT die Wissenschaft.
Unsere Theologen müssten in der Lage sein, Gefangene der Materie (unbewusste Materialisten) zum ewigen Leben zu befreien. Warum können sie es nicht? Warum WOLLEN sie es nicht einmal können?
Wie oft habe ich es schon erklärt, aber kein Mensch versteht es. Jesus sagte: „Bevor Abraham war, bin ich!“ In dieser Aussage steckt bereits das ganze Evangelium, das Geheimnis vom Reich Gottes und des Weges von der materiellen Welt in Gottes Reich.
Jesu Weg, aber auch MEIN Weg (denn ich bin Christ), ist nicht wie der Weg der Wissenschaft und des Alltagsmenschen. Nimm an, mein Weg wäre einer von unten nach oben, hin zu Gott. Ich gehe also ein Stück nach oben. Von diesem Punkt aus, auf dem ich stehe, kreuzt eine Linie im Winkel von 90 Grad meinen Weg. Diese ist die Zeitlinie, auf der sich die Wissenschaft befindet. Links geht die Linie (zeitlich) zurück bis zum Urknall; rechts sind die wissenschaftlichen Prognosen. Gehe ich nun einen Schritt weiter nach oben, entsteht augenblicklich eine neue Linie senkrecht zu der meinen: links entsteht eine neue Vergangenheit bis zum Urknall, rechts eine neue Zukunftsprognose.
Mit anderen Worten: Es gibt ausschließlich die sich ständig verändernde Gegenwart, und von ihr aus „erforscht“ (besser konstruiert) die Wissenschaft ständig neue „Vergangenheiten“ und „Zukünfte“. Gottes Weg geht senkrecht zum Weg der Wissenschaft; Gottes Weg liegt in einer höheren Dimension, die ich oft auch „Tiefendimension“ nenne.
Das Bewusstsein der Geistseele des Menschen ist außerhalb der Raumzeit; es ist also ewig; es lebt in der ewigen Allgegenwart. Diese Allgegenwart, das ewige JETZT, ändert sich ständig, aber NICHT in der physikalischen Zeit! Und diese Allgegenwart „sondert“ ständig Zeitpfeile ab, welche die (niederdimensionale) Wissenschaft erforscht.
So kommt es, dass die Wissenschaft beispielsweise erforscht hat, dass das Universum 13,7 Milliarden Jahre alt ist, und dass eine andere Geschichte von einem Alter von 6000 Jahren spricht, und dass Jesus vom zeitlosen Reich Gottes spricht.
Wir leben in der „Endzeit“. Das Einzige, das existiert, das ewige JETZT (Vergangenheit und Zukunft sind Projektionen), beginnt, einen neuen physikalischen Zeitpfeil (senkrecht zum Weg Gottes) zu projizieren, und viele Menschen sind nicht mehr bereit, diese weltlichen Wege mitzugehen. Sie wollen den lebendigen, bewussten Weg in Gottes Reich gehen. Sie wollen Christus folgen und damit Christen sein. Die weitaus allermeisten Theologen haben ANGST vor diesem Weg. Sie wollen Christ sein auf dieser wissenschaftlichen Zeitlinie; Christ sein als Geschöpf, aber nicht als Mitschöpfer; Christ sein ohne Bewusstsein, Glaube und wirksames Gebet.
Was ist Glaube? – Glaube ist, wenn du einen Schritt auf Gottes Weg gehst und damit eine neue Zeitlinie projizierst, die die Wissenschaft dann zurück erforscht, ohne dich als Initiator entdecken zu können. Wer aber bis du, wenn du (rückwirkend) mit deinem Glauben Berge versetzt? – Dann bist du nicht mehr du (auf der Zeitlinie), sondern >du< in Christus und Christus in dir. Dann bist es nicht du, sondern ER in deiner Gestalt. Wenn deine Gebete Christus‘ Gebete sind, werden sie erhört. Du kannst aber die Erhörungen nur dann wahrnehmen, wenn du NICHT mehr in diesen wissenschaftlichen Zeitlinien lebst, sondern in Gottes Weg nach „oben“. Von alledem wissen unsere Theologen leider nichts. (Aber es gibt Ausnahmen!)