Hans-Joachim Heyer

An die Wand gefahren (29)

Der Neoliberalismus, das Wirtschafts- und Finanzsystem, das den >Rheinischen Kapitalismus< bzw. die >Soziale Marktwirtschaft< abgelöst hat, ist nun zu seinem „natürlichen“ Ende gelangt, und ich will erklären, warum:
Es gibt einen Unterschied zwischen Verstand und Vernunft. Dem Materialisten ist ausschließlich der Verstand bekannt; unter Vernunft kann er sich nichts vorstellen, denn Vernunft bedient sich auch der geistigen Komponente, die echtes Denken überhaupt erst möglich macht. Verstandesdenken ist kein richtiges Denken; es arbeitet bloß Programme, die es nicht selbst erstellt hat, ab.
In der Bibel steht geschrieben, dass die Weisheit Gottes den Menschen Torheit ist – und umgekehrt.
Der Neoliberalismus, die derzeitige Staatsdoktrin, ist ein Verstandessystem, logisch zwar, aber ohne Leben, ja, schlimmer noch: GEGEN das Leben.
Beispiele: Der Verstand – die derzeitige Staatsdoktrin – lehnt die absolute göttliche Ethik ab; er hat sie durch seine selbsterfundene menschengemachte Ethik, die sog. „Menschenrechte“, abgelöst. Es waren aber Menschen, die diese Rechte installierten, und es sind Menschen, die diese Regeln nach ihrem Interesse ändern. Das heißt, sie halten sich selber nicht an ihre Ethik, und damit relativieren sie sie und heben sie sie schließlich auf.
Der Neoliberalismus hat ein System der Wirtschaftskonkurrenz installiert, aber gleichzeitig installierte er eine Verflechtung der Konzerne (via Aktienstreuung) und geheime Absprachen, die das eigene System konterkarieren und auflösen. Der Neoliberalismus führt dazu, dass nicht mehr Nationen gegeneinander antreten, aber auch nicht mehr Konzerne; er löst seine eigenen (Wettbewerbs-) Spielregeln auf.
Der Neoliberalismus anerkennt einzig den Geldwert, aber gleichzeitig erzwingt er die Inflation, womit der den Geldwert auflöst.
So ist es mit allem, was innerhalb des Materialismus getan wird: alles strebt der RELATIVIERUNG wegen einer exponentiellen Entwicklung und schließlich der Auflösung entgegen.
Ich berichtete oft über meine Erlebnisse während meines Philosophie-, Soziologie- und Politikstudiums: Alle drei Fachbereiche waren materialistisch und strebten dadurch unbewusst ihrer Auflösung zu. Die Geisteswissenschaften leugneten die Existenz des Geistes; die Wissenschaften wurden von der Politik missbraucht, solange die Wissenschaft über Autorität verfügte. Nun hat auch die Wissenschaft aufgrund ihrer Käuflichkeit ihre Autorität verloren. Die Philosophie wandelte sich aufgrund ihrer Tabuisierung des Geistes in ein überflüssiges Anhängsel der Physik; die Theologie gab ihren Gottesglauben auf und damit sich selbst.
Und nun löst sich aus demselben Grund das rationale Finanzsystem auf. Unter dem Deckmantel der Coronapandemie kommt nun endlich die Vernunft wieder zum Zuge.
Was geschieht mit denen, die für die Ratio gekämpft haben, weil sie Vernunft und Weisheit nicht kannten? Wird man sie im neuen Paradigmensystem überhaupt noch brauchen?