Hans-Joachim Heyer

ARTE über Raum und Zeit (7)

Am 26.7. schrieb ich einen Kommentar zum Film und stellte ihn in ein FB-Forum, von dem ich wusste, dass die Mitglieder wissenschaftsgläubig sind und deshalb mit meinem Artikel nichts anfangen können. Hier ihre Antworten: https://www.facebook.com/groups/427712717426052/?multi_permalinks=1431273620403285&notif_id=1596783389525936&notif_t=feedback_reaction_generic&ref=notifMark Urs Stasser: „… Seltsam: Nach Einstein, der im Film oft zitiert wird, stellt erst die Materie des Restuniversums den (relativen) Rahmen her, der die Rotation der Eisläuferin ermöglicht und die Fliehkraft der Arme erzeugt. Nach Einstein kann die Eisläuferin keine Pirouetten drehen, wenn sie völlig allein ist, denn Rotation muss relativ zu etwas Anderem geschehen. Das wird hier verschwiegen. …“Missverständnis. Wenn die Eisläuferin das einzige wäre was im Raum existiert, könnte sie sehr wohl rotieren. Rotation geschieht um die eigenen Achsen, nicht um andere Objekte.Jetzt mach ich mir erstmal Kaffee, bevor ich weiter lese. Tobit Emmerich: „Wissenschaftler vertreten einen anderen Standpunkt als ich, also sind das voll die Lügner und arbeiten für SATAN.“Jou, alles klar. Mark Urs Stasser: Man wird halt kein Wissenschafter indem man Arte-Dokus guckt. Das was man in solchen Dokus gezeigt bekommt sind die reinen Modelle. Dahinter steckt beinharte Mathematik.“… Der dreidimensionale Raum ist ein Konstrukt von uns selbst …“Da wird mal wieder Psychologie in die Physik gemischt.“… JEDE lebendige, also bewusste, Seele kreiert sich ihren eigenen Raum (in ihrer „Sehrinde“, würden Hirnforscher sagen) in sich selbst, …“Und dann geben wir noch eine Brise Glaube hinzu.“… und in jedem subjektiv projizierten Raum ist das Licht IMMER mit 300.000 km/sec unterwegs. Das liegt daran, dass Ich, und nur ich, MEIN Licht „sehe“, und jedes andere Lebewesen sieht sein eigenes subjektives Licht stets mit 300.000 km/sec. …“Okay, jetzt reichts. Jetzt wissen alle, dass der Autor keine Ahnung hat. Nicht nur dass (wie nicht anders zu erwarten wenn man sich übers Fernsehn „bildet“ ) die Lichtgeschwindigkeit gerundet angegeben wird, sondern auch dass behauptet wird es gäbe mein und dein Licht.Licht ist keine Einbildung. Licht existiert an und für sich. Licht ist eine elektromagnetische Welle, die sich im Vakuum mit 299.792.458 m/s ausbreitet.Den Rest des Textes lese ich nicht mehr. So weit ich das überflogen habe, wird er immer wirrer. Dafür ist mir meine Zeit zu schade.Andy Schmidt: Deine Aussage zu Kant ist komplett falsch. Er sagt nicht, dass wir den Raum und die Zeit konstruieren, sondern sagt, dass das Bewusstsein von Raum und Zeit abhängt.Die beste Analogie die immer verwendet ist, sind Farben. Farben sind anscheinend für uns Menschen eine Anschauungsform die wir nicht wegdenken können, aber wir haben die Farben nicht konstruiert, sondern unsere Wahrnehmung hängt von der Wahrnehmung dieser Farben ab. Farben sind aber keine notwendige Eigenschaft des Universums, denn das Universum ist ohne unsere Wahrnehmung „farblos“. Das heißt aber nicht, dass der Mensch die Farben durch seine Wahrnehmung erschaffen hat, sondern dass die Natur bzw. unser Universum die Wahrnehmung von Farben ermöglicht, wenn man Mensch ist. Farben existieren also eigentlich schon immer als „Möglichkeit“ im Universum, aber werden durch unsere Anschauungsform aktiviert.Gisbert Kärcher: Sklavenphysik, dem gegenüber steht dann Freiheits-Aberglaube?Hier mein Kommentar zu diesen Postings: Urs Strasser hat nicht Recht. Einsteins Relativitätstheorie hat sozusagen als „Markenzeichen“ die Aussage, dass es keine absoluten Beziehungen im Raum gibt, sondern dass alle Körper immer in Relation zu anderen gesehen werden müssen. Ohne andere Körper – wie bei der Eisläuferin angenommen – gibt es lt. Einstein keine Rotation.In seinem nächsten Posting hat Strasser mit seinem ersten Satz Recht: Man wird kein Wissenschaftler, indem man ARTE-Dokus guckt. Ansonsten irrt er. Ja, da wird „Psychologie“ in die Physik gemischt. Strasser berücksichtigt nicht, dass die Welt eine wahrgenommene und damit interpretierte Welt ist. Ihn entschuldigt, dass man so etwas in der Schule nicht lernt. Natürlich gibt es „mein Licht“ und „dein Licht“, Herr Strasser, denn es ist das „Licht in meiner Sehrinde“, was ich sehe, und das Licht, das deine Augen erreicht, kommt nicht in meine. Die Konstanz resultiert aus dem festen Bezug zur wahrnehmenden Person. Was Andy Schmidt zu Kant sagt, ist komplett falsch. Farben sind wie Raum und Zeit Interpretationen. Wir könnten zB die Farben auch ausschließlich als Wärme wahrnehmen. Die Farben sind zu 100 % von uns. Ebenso der Raum. Aber es gibt die Wahrheit, und durch unsere Raum-Zeit und Farbfilter erleben wir diese als farbige Gegenstände in Raum und Zeit.George Stobbart: Mark Urs Stasser Hättest du mal direkt den allerletzten Satz gelesen, so wie ich es bei so ellenlangen Texten häufiger mache, wenn ich nach den ersten Sätzen nicht sicher bin, worauf der Verfasser überhaupt hinaus möchte.Da war mir schon klar, dass es sich für mich gerade nicht so lohnt. ?Mark Urs Stasser: Ich versuche gerade nicht darauf zu achten wie lange ein Text ist, weil ich das Lesen sonst viel zu anstrengend finde. Wenn der Text gut ist, dann lese ich ihn bis zum Ende. Wäre schade wenn mir die Vorschau auf die Länge das Lesen eines guten Textes verdürbe.George Stobbart: Bei mir kommt es vor, dass ich anfange einen Text zu lesen, aber zeitlich knapp angebunden bin (zB in der Mittagspause. Generell derzeit nicht so viel Zeit) und ich auch erst nicht sehe, wie lang der Text ist. Wenn ich irgendwann realisiere, dass der Text länger ist, scrolle ich runter und merke dann manchmal, dass ich erst ca 10 – 25% gelesen habe. Dann lasse ich es oder überfliege nur bzw lese mir nur das Ende durch.Gisbert Kärcher: Zu: „So geht es hier fast allen.“: Mir auch.Bernhard Bachmeier: Die Gedanken eines sehr verwirrten MenschenGisbert Kärcher: Das kann man schnell auf-klären, indem man Tatsache und Meinung unterscheidet. Aber der Gläubige will den Nebel, er liebt die Lügen. Er baut darauf sein Leben. Es hat am Ende aber gewaltige Kosten.Mein  Kommentar zu diesem 2. Teil:  Ich habe schon mehrfach Artikel, die die Beziehung der Wissenschaft zum Geistigen thematisieren, in dieses Forum gepostet und jedesmal erwartungsgemäß dasselbe erlebt: Obwohl das Forum nebst Atheisten auch Gläubige, Religiöse und Politisch Denkende ansprechen will, herrscht dort ein völliges Unverständnis allem Nichtwissenschaftlichen gegenüber. Es gibt keinen Dialog von Ungläubigen/Wissenschaftsgläubigen und Gläubigen; es gibt ausschließlich die Rechthaberei der Wissenschaftsgläubigen. Über Politik will ich an dieser Stelle gar nicht erst schreiben; da wäre ich sofort in die Ecke der Verschwörungstheoretiker gestellt. Aber auch ihr Wissenschaftsverständnis ist katastrophal. Mit Wissenschaftstheorie haben sie sich sicher noch nie beschäftigt. Sie wissen nichts von der „Verbindung der Psychologie mit der Wissenschaft“ (wobei sie mit Psychologie das Geistige falschverstehen). Diesen Leuten sind meine Erkenntnisse derart fremd, dass es keinen Sinn hat, mit ihnen eine Diskussion anzufangen. Sie haben ihre ABWEHR bereits deutlich gezeigt. Aus diesem Grund werde ich keinen weiteren Versuch starten, irgend jemanden zu überzeugen oder in ihrem Forum auf ihre „Gegenargumente“ einzugehen.Chris Chang: Ich erinnere mich, dass wir vor Jahren einmal diese Diskussion über die rotierende Eiskunstläuferin hatten. Ich glaube, du hast das nicht ganz richtig erklärt. Sowohl die Newtonsche Mechanik als auch die Relativitätstheorie sind relativ bezüglich gleichformigen Bewegungen, aber NICHT bezüglich Rotation. Im mathematischen Formalismus beider Theorien kann man zwar ein mit konstanter Geschwindigkeit bewegtes Raumschiff durch eine Koordinatentransformation in ein unbewegtes Raumschiff in einem anderen Bezugssystem überführen, aber nicht einen rotierenden Körper in einen unrotierten. Eine rotierende Eiskunstläuferin bleibt eine rotierende Eiskunstläuferin, selbst wenn sie allein im Universum wäre. Ich las mal in einem guten populärwissenschaftlichen Buch, dass Newtons Zeitgenosse Leibnitz Newtons Theorie genau dafür kritisierte, dass sie die Vorstellung vom absoluten Raum nicht aufgab. In der Realitätstheorie sei das Prinzip des relativen Raumes zwar „besser“ realisiert als bei Newton, aber immer noch nicht vollständig. https://www.amazon.de/Leibniz-Newton-die-Erfindung-Zeit/dp/3492054838Leibniz, Newton und die Erfindung der ZeitHans-Joachim Heyer: Danke, mein lieber Chris! Ja, wir haben schon ausgiebig über diese Sache und die Relativitätstheorie diskutiert, und ich habe viel von Dir über Physik gelernt. Du schreibst: „Eine rotierende Eiskunstläuferin bleibt eine rotierende Eiskunstläuferin, selbst wenn sie allein im Universum wäre. „. Hierzu eine Frage: Was ist mit einer NICHTrotierenden Eisläuferin im sonst leeren Universum? Kann sie sich in Rotation versetzen? Ich muss in diesem Zusammenhang an EINE Hand denken, die ohne die andere nicht klatschen kann.Ich kann mich noch an eine wiss. Arbeit und an unsere Diskussion darüber erinnern, wo es hieß, dass die fernen Galaxien dafür „verantwortlich“ seien, dass das rotierende Wasser in einem Eimer an der Oberfläche eine Delle bekommt, und ich stellte damals die Frage, wie diese fernen Galaxien die Kraft aufbringen sollen, die Wasseroberfläche einzudellen. Ich fürchte, wir hatten damals die Antwort nicht gefunden; ich kann mich jedenfalls nicht erinnern.Chris Chang: Gerne. Ja genau, ich habe nur INNERHALB der Theorie argumentiert, also wie man sie im Physikstudium lernt. Die Relativitätatheorie ist relativ in Bezug auf gleichförmige Bewegungen, aber absolut im Bezug auf Beschleunigungen, wobei eine Rotation auch eine Beschleunigung darstellt. D.h. ein rotierendes Objekt bleibt ein rotierendes Objekt, und ein nichtrotierendes bleibt ein nichtrotierendes, unabhängig davon, ob es allein im Universum ist, oder nicht. Wenn ich mich recht erinnere, stammt das Argument, dass es die umgebenden Massen im Universum sind, die die Rotation festlegen, von Ernst Bloch. Wobei ich aber leider nicht weiß, wie er sich das genau vorgestellte. In dem Buch von Thomas de Padova steht, dass auch Leibnitz wohl schon ähnlich argumentierte, aber leider auch nichts genaueres.Hans-Joachim Heyer: Das beantwortet leider nicht die Frage, ob sich eine ruhende Eisläuferin im sonst leeren Universum in Rotation versetzen kann. Dass eine rotierende Eisläuferin einen absoluten, ruhenden, also Newtonschen Raum generiert, halte ich für einen Widerspruch zur Relativitätstheorie und nicht für einen Sonderfall derselben. Passt ein absoluter Raum zur modernen Physik?Chris Chang: Ach so ja, stimmt. Der Drehimpuls ist in der Physik eine Erhaltungsgröße (so wie die Energie), d.h. er ändert sich mit der Zeit nicht. Ein Körper kann seinen Drehimpuls nur verändern, wenn er ihn an einen anderen abgibt, aber der Gesamtdrehimpuls bleibt erhalten. Wenn die Eisläuferin ganz allein im Universum wäre, könnte sie ihren Drehimpuls nicht an einen anderen Körper abgeben, und würde ihn für immer behalten. Die Antwort, ob sich die Eisläuferin im leeren Raum in Rotation versetzen kann lautet also nein. Ich habe mal gehört, dass es in der Kosmologie eine Diskussion darüber gibt, ob das Universum als ganzes rotiert, oder nicht. Hans-Joachim Heyer:  Und wenn man schon die Kosmologie bemüht, liegt die Annahme nahe, dass wir uns im Innern eines Schwarzen Lochs befinden. Das Universum ist ein S.L., eine Singularität oder?