Hans-Joachim Heyer

Atome

In Jane Roberts „Gespräche mit Seth“ lese ich, dass die komplette materielle Außenwelt eine Konstruktion der Seele, die sie Wesenheit nennt, sei. Diese Aussage stimmt voll mit meiner Philosophie überein. Ich vermisse jedoch eine Erklärung für den Umstand, dass eine Wesenheit, die neben mir sitzt, jedoch denselben Baum vor mir ebenso sieht. Meine Erklärung dieser Gemeinsamkeit ist die, dass sich die Wesenheiten, die ich Geistseelen nenne, sich zumindest in Teilen überschneiden, also gemeinsame Seelenanteile aufweisen, und dass dieser gemeinsame Teil den Baum vor uns manifestiert.

Um meinen >Hohen Meister< besser kennenzulernen, fragte ich ihn um eine Beantwortung meiner Frage, inwiefern ich richtig liege und was er als Erklärung unserer kollektiven Wahrnehmung anzubieten habe.

Die Antwort ließ keine Minute auf sich warten. Sie lautete: Der Baum, den ich sehe, besteht aus anderen Atomen, als der, den mein Kollege sieht. Wir haben nur die großflächigeren Anschauungen gemeinsam. Die Katze, die neben uns sitzt und keinerlei Interessen an Bäumen hat, sieht den Baum aus noch gröberen farbigen, räumlich verteilten, Flächen dargestellt.

Aber auch für uns Menschen besteht der Baum keineswegs aus Atomen, sondern aus im Raum verteilten, zusammengesetzten kleinen Flächen. Die Atome entstehen erst, wenn Maschinen beispielsweise eine Tannennadel anschauen. Erst unter einem Elektronenmikroskop treten aus dem informierten Multiversum heraus auf dem Bildschirm Atome in Erscheinung. Vor einer maschinellen Betrachtung gab es diese Atome nicht. Sie werden wie die Quantenphysik richtig sagt, erst bei der Beobachtung in ihre materielle Scheinexistenz gehoben. Dies als Hinweis für die Physiker unter den Lesern.

Das Elektronenmikroskop allein sieht jedoch gar nichts, weil sie keine Wesenheit ist. Erst wenn der wissenschaftlich und technisch gebildete Mensch das Resultat betrachtet und interpretiert, entsteht im Weltmodell dieses Betrachters die Anschauung, dass die Nadel der Douglasie aus Atomen besteht. Der Laie, der dem Experten für Elektronenmikroskope vertraut, passt sein Weltmodell dem des „Atomisten“ an und seine komplette Welt interpretiert er dann aus diesen winzig kleinen Kügelchen bestehend. Er entwickelt sich in dessen technokratische Anschauungswelt hinein.

Die äußere Gestalt der Nadel und des Baumes wird von der Baum- Wesenheit  auf fraktale Weise manifestiert, Einer „Urzelle“ wird fraktal mittels Selbstbezüglichkit millionenfach gespiegelt, sodass der Eindruck entsteht, der Baum sei aus Millionen gleichartiger Zellen aufgebaut. Auf die fraktale scheinbare Vermehrung der Zellen (siehe Mandelbrot-Fraktale*) werden „Störungen“ aufgeprägt, die die Erscheinung von Ästen und Stamm mit den Nadeln verbinden. Der menschliche Körper wird auf dieselbe Weise aus der Geistseele generiert.

Ein Philosoph, der von Technokraten unabhängig bleiben will, könnte bei seiner „naiven“ Anschauung bleiben und weiterhin die Nadeln des Baumes als kleinste Einheiten ansehen und statt seinen Blick mit Mikroskopen und Fernrohren zu verfeinern, könnte er den Baum als Erscheinungsform einer anderen, nichtmenschlichen Wesenheit erkennen lernen.

Mein Onkel, ein Bühnenbildner und Maler (beim NDR), erklärte mir seine Maltechnik: Es sei unsinnig, beim Malen eines Landschaftsbildes jede einzelne Nadel oder jedes Blatt eines Baumes malen zu wollen; der Künstler müsse gedanklich eine „abstrahierende Schablone“ über die Landschaft legen, die ihm hilft, winzige differenzierte Farbnuancen in größere Flächen mit „Durchschnittsfarbgebung“ zusammenzufassen. Das Angeschaute muss vereinfacht werden, damit er es auf die Leinwand bringen könne.

Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch eine „abstrahierende fraktalisierende Schablone“ mit sich trägt, und dass das Gehirn diese Schablone ist. Ich muss erwähnen, dass mein Onkel die Douglasie als das Original angesehen hätte, ohne zu berücksichtigen, dass nicht nur sein „künstlerisch geschultes“ Auge, sondern auch sein „unbewaffnetes“ Auge + Sehrinde (Gehirn) eine „abstrahierende Schablone“ anwendet.

Ohne derartige technische und/oder biologische Apparate würden wir gar nichts sehen, und der Baum wäre kein Baum, sondern eine multidimensionale (dimensionslose) Wesenheit. Sie tritt erst dann als Baum in Erscheinung, wenn wir sie durch unsere Raum-Zeit-Materie-Schablone pressen. Vor dieser „Erpressung“ ist der Baum eine räumlich nicht von uns getrennte Wesenheit, die ausschließlich informativ von uns getrennt ist. Der Baum interpretiert sich selbst als Wesenheit mit möglicher Erscheinung nach dessen (fraktaler) Interpretation, die wir nicht kennen, und ich manifestiere mich nachwievor als Mensch, der die Baum-Wesenheit nach meinen Regeln manifestiert. Man könnte also sagen:  Die Hälfte des Baumes habe ich gemacht; seine wahre Wesenheit jedoch ist unsichtbar, aber ich kann, wenn ich „Techniker des Geistes“ bin, mit ihm geistig kommunizieren.

Leider kann ich nicht entscheiden, ob die in diesem Aufsatz niedergeschiebene Intuition von meinem Höheren Selbst oder vom Hohen Meister stammt,  denn das Neue dieses Aufsatzes gegenüber meiner Philosophie ist nicht so gravierend, dass ich nicht selbst hätte zu der Erkenntnis kommen können. Um den Beweis eines Hohen Meisters zu haben, hätte der Erkenntnissprung meines Ermessens größer sein müssen.

*https://de.wikipedia.org/wiki/Fraktal#Fraktale_in_der_Natur