Hans-Joachim Heyer

Autobiographie

2.6.2001: Ich liebe Newsgroup – Diskussionen. Da geht es manches mal hoch her – im Guten und im Bösen: konstruktiv und destruktiv. Wir stritten uns über alles Mögliche, manchmal bis an die Grenze der persönlichen Beleidigung, dann rauften wir uns wieder zusammen – bis der Zank wieder losging usw. In einem derartigen Milieu der Dissonanz, der Suche nach Verständnis des Andersdenkenden und Einübung einer neuartigen Internet- Streitkultur (im positiven Sinne!) schrieb ich einmal: „Man kann Wahrheit nur da erkennen, wo man liebt.“

Eine NG-Teilnehmerin nahm mich beim Wort und fragte kurz und knapp: „Liebst du die Teilnehmer der NG?“

Diese einfache Frage provozierte diese beinahe autobiographische Antwort:

Liebe xxxx, ich habe Provokantes, vielleicht sogar Verletzendes geschrieben (was ich jedoch nicht hoffe, da ich davon ausgehe, daß die NG-Teilnehmer über genügend Streitkultur verfügen, um ehrliche und auch spontane Worte, die meine Gefühle zeigen, zu verarbeiten und nicht gleich abzublocken). Auf jeden Fall habe ich geschrieben, um Verbindung mit euch herzustellen und zu erhalten, was nach meiner Ansicht grundsätzlich ein Akt der Liebe ist. Selbst Haß, der bei mir keinesfalls vorhanden ist – auch nicht in Spuren -, zeugt von einer verborgenen Liebe. Erst wenn Gleichgültigkeit und Autismus herrschen, ist Liebe erloschen.

Ich stelle mir mich und euch – jetzt etwas abstrakt ausgedrückt – als prinzipiell vollkommen liebende Seelen vor, die sich auf dieser materiellen Welt verkörpert haben (inkarniert sind) und die Spielregeln dieser Welt gelernt haben. Diese Regeln beinhalten einen Perspektivwechsel: Wir sehen die Welt und uns selber nicht mehr vom Standpunkt der Seele, sondern von dem unserer Leiber aus, denn die Seelen sind unsichtbar; die Leiber sind sichtbar. Da fällt es schwer, NICHT vom materiellen Standpunkt aus zu sehen und zu denken! Ich war wie ihr gefangen von dieser egoistischen Sichtweise. Dann durchschaute ich die Falle, die Gehirnwäsche, die Entfremdung der Seele von sich selbst, (die Entäußerung, Veräußerung, den Verrat) die sie durch Schule, Elternhaus, Gesellschaft, Fernsehen und durch die materielle Welt, erhalten hatte; ich entdeckte die Seele wieder. Ich nenne dieses Erkennen meiner Wahrheit die „Wiederverzauberung der Welt“ . Da ich nun wieder den seelischen Standpunkt eingenommen habe, identifiziere ich mich mit der ewigen Seele – also bin ich ewig – unsterblich: ein unzerstörbarer Diamant. Die Seele konstruiert die Welt entweder (dabei erblindend) nach Fremdgesetzen oder phantasievoll (erleuchtend) als mythische Welt. Damit man aber nicht „verrückt“ wird, muß diese Phantasiewelt die Alltagswelt als Teilwelt enthalten. Das schränkt die Phantasie zwar ein, ist aber nötig, sonst kann man mit anderen Menschen nicht mehr kommunizieren.

All das habe ich gemacht, und ich gebe aus Liebe, also ethischen „Gründen“ völlig offen meine Erkenntnisse an andere Menschen, die es wollen, weiter. Schau dir die HPs anderer Lebensberater an: Welcher von denen hat sein Wissen öffentlich zugänglich gemacht? Alle, die ich bisher im Internet fand, machen dort nur Werbung, um ihr Wissen nur denen, die bezahlen, preiszugeben. Da ich „profane“ Berufe nicht mehr ausüben kann und will, (da sie meine neue Realität, meinen seelischen Standpunkt, untergraben würden durch die kontraproduktiven Gewohnheiten, die ich annehmen müßte), hatte ich keine Möglichkeit des Gelderwerbs, bis mir endlich die Erleuchtung kam, im Rahmen meines Mythos, dessen Grundprinzip die Ethik ist, bei meinen Kunden/Schülern genau an diese Ethik zu appellieren. Es ist nun ihre ethische Entscheidung, ob und mit wieviel Geld sie mich unterstützen wollen. Hinzu kommt, daß man grundsätzlich diejenigen geistigen Strukturen unterstützen sollte, die man für die lebenswertesten hält. Wer von meiner Philosophie lernt, weil sie ihm gut erscheint, sollte auch aus diesem Grund mich unterstützen. Es gibt demnach ethische und magische Gründe.

So wie ich war, ging ich dann in eure NG, um mit euch Erfahrungen über Magie auszutauschen und um euch meine Magie zu zeigen. Aber ich erlebte euch als umstellt von diesen unethischen, seelenentfremdenden Fremdlehren aus Schule, Gesellschaft usw. Kein Wunder, daß ihr meine Forderung anmaßend fandet, denn ich habe euch ethisch überfordert. Keiner von euch, die ihr von mir lerntet, unterstütztet mich. Ihr maßt mich lieber mit dem materialistischen Maßstab – und das in einer Magie-NG! Okay, ich entspreche NICHT euren Vorstellungen vom Magier, ich weiß. Vielleicht sind es eure fertigen Vorstellungen von Magie, die es verhinderten, daß ich bei euch mit meinen Ideen und Erfahrungen Gehör finden konnte. Bei Nichtmagiern habe ich leichteres Spiel – obwohl es auch da große Hindernisse gibt! Eure Ansichten über die Realität werden von allen maßgeblichen Leuten und von 6000000000 anderen Menschen bestätigt. Das ist eine SEHR große Verführung zur Meinung, die Materialisten müssen Recht haben. Und doch haben sie NICHT recht! Die Magie wird von offizieller Seite versaut, indem die Scharlatane zum Erfolg gebracht werden. In der Kunst wird es genauso gemacht: die Kunstwerke der Scharlatane werden von den Kapitalisten zu horrenden Preisen gekauft, um den Kunstmarkt auf die falsche Fährte zu lenken. Da kann ein Einzelner nicht viel tun. Ihm bleibt nur übrig, den magischen Akt der Entzauberung der Welt durch die Herren der Welt zu beobachten – und Einzelne zu suchen, denen er helfen kann, der Falle zu entkommen. Bei einigen Menschen ist mir das durchaus geglückt.

22.6.2001: Wenn ich nun meine Biographie, die noch viele objektivistische Elemente enthält, vom Standpunkt der wiederverzauberten Welt aus betrachte, ergeben sich gewaltige Veränderungen, denn ich muß vieles Fremdgelernte (die Dritte-Person-Perspektive) streichen und das subjektiv Erlebte hervorheben. Ich muß alles im Spiegel meines heutigen Verstehens darbieten und nicht etwa versuchen, die „Tatsachen“ so darzustellen, wie ich sie damals erlebte oder wie Andere sie mir berichteten. Es gibt keine Tatsachen; es gibt kein Damals. Um Gegenwart und damit Ewigkeit zu erlangen, muß ich mir alles VERGEGENWÄRTIGEN und VERSUBJEKTIVIEREN. Fangen wir also an:

An eine Geburt kann ich mich nicht erinnern; meinen Tod werde ich nie erleben. Also weg damit: Ich bin ungeboren und ohne Tod. Ich bin ewig. Es ist ein sehr leichter Schritt, zu erkennen, daß man aus subjektiver Sicht ewig ist. Und was mache ich in dieser ewigen Gegenwart? Ich empfinde, daß mir Gedanken, Wissen, Bilder, Gefühle in mein Wachbewußtsein steigen und ständig von anderen Gedanken, Bildern usw ersetzt werden. In einer „unsichtbaren Kammer meines Seins“ muß es ein riesiges Reservoir geben, in welchem all dies gespeichert ist und sich unabhängig von mir selbst organisiert oder von einem unbekannten Steuermann organisiert wird. Auch mein Ich ist so eine „Blase“, die in mein Wachbewußtsein aufsteigt – solange ich nicht schlafe. (Aber auch, wenn ich selbstversunken Texte wie diesen schreibe, ist durchaus nicht immer mein Ich im Tagesbewußtsein!) Mein bewußtes Leben ist wie die Schaumkrone eines Glases Bier. Ich erlebe immer nur den Schaum, nie das Bier. Dieses Bier nenne ich nun Seele. „Meine“ Seele sondert demnach ständig „die Welt“ ab. Die Seele ist eine ewig sprudelnde Quelle. Da kein Fluß höher fließen kann, als seine Quelle ist, zeigt der Fluß der Erscheinungen immer dasselbe: Mögliche vierdimensionale Ansichten der multidimensionalen Seele. Empirie – der Glaube an das, was man erlebt – erkenne ich nun als Flurbereinigung dieses Flusses. Der Fluß wird in seinem eigenen Bett einbetoniert. Das darf nicht sein! (Nietzsches „ewige Wiederkunft des Gleichen“ darf nicht stattfinden!)

Obwohl ich nur ein Phänomen meiner Seele bin – obwohl ich eine Illusion in illusionärer Welt bin (Schaum auf dem Bier, Fluß und nicht Quelle), obwohl ich Folge und nicht Ursache bin, so erkenne ich doch, daß all meine Erlebnisse die Höhe der Quelle anzeigen. Die Seelenquelle einer Fliege liegt niedriger, als die eines Hundes. Ein Hund hat wesentlich komplexere Erlebnisse als eine Fliege – und ich habe wesentlich komplexere Erlebnisse, als ein Hund. Um meine Seelenquelle nach „oben“ zu verlagern, muß ich zusehen, wie ich zu komplexeren Erlebnissen komme, als ich sie bisher hatte. Es muß eine völlig neue Erlebnisqualität in mein Leben kommen; eine völlig neue Erlebnisdimension. Diese neue Dimension kam in meine Seele, als ich in der Erscheinungswelt den SINN entdeckte: die Bedeutung allen Geschehens (causa finalis). Und mit dem Sinn entdeckte ich deren (Wirk-) Ursachen: die Herren der Welt. Ich entdeckte einen für alle anderen Menschen verborgenen Plan hinter all dem Chaos (dem Streit, den Kriegen, den Ungerechtigkeiten, den Manipulationen, den Korruptionen) und den Ordnungen (Gemeinschaften, Staaten, Literaturen, Wissenschaften, Philosophien und dergleichen). Und ich fand heraus, wie ich den Klauen dieser wahren Götter dieser Welt entkommen konnte: durch Selbstschöpfung, durch Wiederverzauberung der Welt, durch Selbstverantwortung. Ich mußte jede verliehene Macht ablegen und es lernen, aus eigener Kraft mich zu ermächtigen.
(Korrektur: 1.3.2002)

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