Hans-Joachim Heyer

Beweis für die Existenz des Geistes (7)

Ich will’s dem Wissenschaftsgläubigen trotzdem noch einmal zu erklären versuchen. Die Naturwissenschaften, an die du vermutlich glaubst, finden in einem Raum-Zeit-System statt: 3 Raum- und 1 Zeitdimension. Um das Verständnis zu erleichtern, wollen wir dieses System um 1 Dimension reduzieren auf eine Fläche und die Zeit, wobei die Fläche die Oberfläche einer Kugel sei.
In diesem Kugelmodell würde sich die gesamte Wissenschaft und alles offiziell anerkannte Weltwissen in der Kugeloberfläche bewegen. (Einsteins gekrümmten Raum lassen wir hier mal außen vor. Das würde das Gleichnis zu kompliziert machen, aber ich könnte später explizit darauf eingehen.) Das gesamte LEBEN der Materialisten würde allein in der Oberfläche stattfinden. Ich habe 4,5 Jahre Philosophie studiert, was Wissenschaftstheorie und Erkenntnistheorie beinhaltet. Die Professoren waren/sind sich darüber einig, dass alle geistigen Funktionen des Menschen(gehirnes) sich in der Kugeloberfläche abspielen und sie KEINEN Zugang zum Kugelvolumen haben.

Das hat Konsequenzen: Willensfreiheit, Bewusstsein, das Ich, Ziele, Sinn, Bedeutung, Seele, Geist und Gott kann es lt. ihrer Aussagen in der Oberfläche nicht geben, und die „Tiefendimension“, die ins Volumen reicht, sei keine „Ortsbeschreibung für Wille, Bewusstsein usw.. Wenn der oberflächliche, also materielle, Leib stirbt, vergehen auch Wille, Bewusstsein, Ich und Leben, denn der „Geist“ des Menschen sei eine Funktion des Körpers.

Ich hatte damals Diskussionen mit diesen Profs und sagte, es gebe Wille, Bewusstsein, Sinn, Ziel usw., aber eben nur jenseits der phys. Oberfläche, sondern im Volumen. Das heißt, das Theoriegebäude (und der Geist) des Menschen müsse mindestens 1 Dimension hinzugewinnen, um das zu verstehen. Wille existiere, aber nicht in der Oberfläche. Materialisten/Physikalisten sehen den Willen stets gespalten in Notwendigkeit + Zufall, aber nicht als Wille. Sie sehen den Geist zerteilt in Notwendigkeit + Zufall; sie seien blind für den wahren Willen.

Sie forderten Beweise meiner These. Ich konterte: Ihr fordert, dass ich euch zeige, dass Wille in der Oberfläche ist, denn nur in der Oberfläche gibt es phys. Beweise. MEINE Beweise aber finden im Volumen statt. Mein Wille ist echt.

Diese Diskussionen führten darauf hinaus, dass die Professoren auch JEDE freie Entscheidung des Menschen leugneten. Gleichzeitig gaben sie zu, ihre eigenen Kinder so zu erziehen, als ob sie diese Freiheit besäßen! Dann behaupteten sie, man müsse die Gefängnistore öffnen, da die Verbrecher ja nicht für ihre Taten verantwortlich seien. Sie kamen ins Schwimmen bei der Entgegnung, dass niemand diese Entscheidung, sie freizulassen, fällen könne. Die Physik würde ihren Gang gehen; niemand könne etwas daran ändern. Dann sagten sie, Bewusstsein, Wille usw., seien Illusionen. Aber Illusionen von wem? – Antwort: Von niemandem! (T. Metzinger persönlich zu mir.) Steht inzwischen auch in Metzingers Büchern.

In einem Interview, das ich irgendwo verlinkt habe, sagt Hirnforscher Wolf Singer, die Erkenntnis der Unfreiheit des Willens würde nur GERINGE Verhaltensänderungen beim Menschen verursachen, da ja die Erkenntnis bezüglich des Fehlens von Verantwortlichkeit Krimineller das Verhalten der Justiz usw. kaum ändern könne. – Ich sage hierzu: Wenn es auch nur die geringste Verhaltensänderung aufgrund einer Erkenntnis gebe, muss man daraus auf die Existenz von Wille außerhalb des Physiksystems schließen. Da es lt. Wissenschaft zu KEINER außerphysisch verursachten Verhaltensänderung kommen könne, könne/dürfe es auch keinerlei Erkenntnis geben, die den Gang der Physik beeinflusse. 
G. Roth, W. Singer und T. Metzinger wollten jedoch die Existenz von Wille, Bewusstsein, Ich usw. nicht leugnen. Deshalb sagten sie, das seien „physisch nicht wirksame Epiphänomene“. Ich: Das sind irrationale Ausflüchte!

Also, mein Lieber! Wenn du Recht hast, existiert du gar nicht, denn dein Ich, dein Wille, dein Bewusstsein, sind Illusionen von niemandem! Das ist der Stand der Wissenschaft und der modernen Philosophie.