Rene Coudris:
Die Botschaft von Roswell,
Erste Kontakte zu einer Hyperzivilisazion
Herbig-Verlag, ISBN 3-7766-1961-9
27.8.2003
Schon wieder ein Roswell-Buch? Gibt’s denn schon wieder so viele neue Infos, daß sich ein UFO-Forscher genötigt sieht, all seine neuen Dokumente und Beweise in Buchform zu publizieren? Stand doch erst vor wenigen Monaten Freiherr Johannes von Buttlar vor demselben Problem: Ein Stapel neuer Dokumente, die die Roswellgeschichte in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen würden, mußte verarbeitet werden. Also wird noch mal ein Jahr wertvoller Lebenszeit geopfert, um ein neues „geistiges Kind“ zu gebären: Das ultimative neue Roswellbuch! Daß während der Vorarbeiten zum neuen Werk ausgerechnet die neuen Dokumente aus dem Zettelkasten auf Nimmerwiedersehen verschwunden sind, (im Buch waren sie jedenfalls nicht zu finden!) ist dann schon ein kleines Malheur, aber tragisch wird’s dann spätestens, wenn sich das „neue Licht“ als nur trübe Funzel erweist. Gut Schwamm drüber!
Bei Coudris sind die neuen Dokumente jedenfalls nicht verlorengegangen: Er brachte sage und schreibe fast 200 (zweihundert) Seiten neuen Roswellmaterials! Das ist eine Weltsensation!
Die ersten 140 Seiten sind schnell erzählt: Hier wiederholt Coudris, was er sich so aus anderen Büchern und Zeitschriften zusammengelesen hat. Dabei kam mir manches Mal der Verdacht, er habe vor, mit dem zitierten Material kritisch umzugehen. Er wies auf einige Widersprüche zwischen den verschiedenen Roswell-Büchern hin, und ich merkte schon hoffnungsvoll auf, aber die Enttäuschung folgte auf den Fuß: Keiner der Widersprüche wurde geklärt. Es blieb also bei einer einfachen, unreflektierten Nacherzählung der Roswellgeschichte, wie wir sie aus unzähligen anderen Büchern schon kennen.
Jetzt aber zu den neuen Dokumenten! Es handelt sich um gechanneltes Material seiner Ehefrau, die sich in Tieftrance mit der Santilli-Roswell-Leiche in Verbindung setzte. Na ja – egal! Hauptsache, der Inhalt gibt was her. Nach anfänglichem Gestammel: „sind gestürzt – wegen fehler bei landung“, „wollen rasse erforschen – barriere“ usw. gings dann erst auf Seite 159 mit längeren Texten los, wo in primitivstem Deutsch geschildert wird, daß das landende Raumschiff in eine Gewitterfront geriet und abstürzte: „Uns wurde gesagt, das (Blitzschlag) würde nichts ausmachen, weil projektoren gegen elektrische stöße eingebaut sind – aber sie haben nicht mit der frequenzverschiebung innerhalb dieses elektrisch-magnetischen gefälles gerechnet, in dem sich unsere maschine plötzlich befand – da sind einige dinge (zB Wasserstoffkessel) heiß geworden, haben sich überhitzt und sind explodiert…“.
Nachdem nun alle Elektronikingenieure auf ihre Kosten gekommen sind, nun etwas für die Physiker: Auf Seite 181 erfahren wir, daß sich die Außerirdischen bei ihren Reisen auf die Einsteinsche Relativitätstheorie beziehen: „… hast du die einsteinische theorie nicht verstanden, die mathematik der zeit?“ – Dann erklären sie: „wir haben eure gedanken empfangen und reagieren darauf, ohne anwesend zu sein.“ Und das soll ohne Zeitverzögerung gehen, obwohl sie in diesem Moment 50 oder 750 Mio. Lichtjahre entfernt sind! Nach Einstein ist genau dies aber NICHT möglich!
Auch unsere Exo-Psychologen sollen mit Infos bedient werden: Diese Aliens fühlen sich nämlich kotzelend (äwie kultivierte tomaten“), weil sie keine Emotionen haben können. Auf Seite 172 erfahren wir: „spirituelles bewußtsein entsteht aus leiden – aber wir können nicht leiden, deshalb sind wir unglücklich – glück erkennt man doch nur, wenn man auch unglücklich sein kann.“ Wenn diese Aliens auf ihre Welt geboren werden, geschieht dies in einer Art Retorte oder Becken: „man kommt aus dem becken und fühlt sich elend, ja…“.
Dieser krasse Widerspruch ist sogar Coudris aufgefallen und er fragt: „Ihr hattet die seltsame Andeutung gemacht, daß ihr unglücklich seid, weil ihr nicht leiden könnt. Das ist doch ein Widerspruch?“ Antwort: „ich meinte das natürliche leiden.“ Alles klar?
Den Chemiker wird interessieren, daß der Heimatplanet der Außerirdischen aus Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff und Kohlensäure besteht! Dem ist nichts hinzuzufügen! Sonst gibts nämlich einen Riesenknall! Kein Wunder, daß die mit unseren Gewittern nicht zurechtkamen!
Auf Seite 184 werden wir dann darin eingeweiht, wie sie normalerweise den Bremsdruck ihres landenden Raumschiffs aushalten: „dagegen waren wir durch unsere anzüge gesichert – sie sind aus spiralförmigen faserzellen, die druck- und schwingungsausgleichend wirken – sie sind auch kugelsicher.“ Diese Anzüge werden sie oft gebraucht haben, denn die Schiffsensoren reichten nur einen „halben kilometer weit, lange bevor wir draufprallen würden!“ – Eine viel zu kurze Reichweite, wenn man bedenkt, daß sie mit 500.000 kmh in die Atmosphäre eingedrungen waren. Außerdem ist es nicht möglich, mit einem Schutzanzug mechanisch den mechanischen Druck beim Bremsmanöver abzumildern. All diese Ungereimtheiten sind für mich Beweise für technisches Unverständnis.
Für den interessierten Leser, der gern wissen möchte, wie das Sonnensystem der Aliens aussieht: Sie haben auch einen Mond. Allerdings umkreist er dort nicht etwa einen Planeten, wie es sonst alle Monde tun. Nein, bei denen befindet sich der Mond im Zentrum ihrer Sonne und ist bewohnt „von merkwürdigen Wesen“. Das ist natürlich absoluter Schwachsinn! Ein Mond ist definiert als Körper, der einen Planeten umkreist! Er kann sich also nicht einmal theoretisch im Kern einer Sonne befinden. Frau Coudris – oder die Außerirdische – hat mit dieser Aussage bewiesen, daß sie nicht einmal weiß, was ein Mond ist.
Natürlich wollen wir alle gern wissen, wo sich dieses ungewöhnliche Sonnensystem befindet. Wir erhalten exakte Auskunft: Seite 143: „fünfzig millionen“. Seite 145: „siebzig – fünf millionen lichtjahre“. Frage: „Ist das jetzt räumlich oder zeitlich zu verstehen?“ Antwort: „beides“. Auf Seite 177 lesen wir dann: „750 millionen lichtjahre“. Alles klar?
Übrigens: Wenn bei den Aliens ein Wissenschaftler geboren wird, leuchtet der Embryo im Reagenzglas auf. Als Mirabelle Coudris geboren wurde, leuchtete sicher nichts auf! Oder hat sie bloß die Wissenschaft noch erfolgreicher als ich überwunden?
An diesem Beispiel kann man deutlich sehen, daß es nur dann sinnvoll ist, die Wissenschaft zu überwinden, wenn man sie sich zuvor angeeignet hat. Die „gechannelten“ Botschaften strotzen nur so von unsäglichen Banalitäten, Widersprüchen, Fehlern und schierem Unsinn, daß einem die Haare zu Berge stehen. Das Channelmedium (oder die Außerirdische?) hat weder von Elektronik, von Chemie, von Planetologie, Astronomie, Biologie, Technik, Psychologie oder sonst was den Hauch einer Ahnung, sonst hätte sie es nicht gewagt, diesen totalen Schwachsinn an die Öffentlichkeit zu bringen. Wenn die Dummheiten und Dreistigkeiten dieses Buches brennbar wären, würden sie mit einem lauten Knall explodieren. Mir will einfach nicht in den Kopf, wie sich ein Verlag für die Verbreitung eines solch ausgemachten Schwindels hergeben kann.
Was ich kritisiere, ist nicht die Unwissenschaftlichkeit der gechannelten Texte. Nein, es ist der wissenschaftliche Anspruch, die wissenschaftliche Terminologie, die völlig falsch angewendet wurde. Gravitation, Lichtjahre, Druck, Wasserstoff, Elektromagnetismus – das sind wissenschaftliche Begriffe, die nur in ihrem Kontext eine Bedeutung haben. Diese Bedeutungen kennen die Coudris nicht und wenden die Begriffe völlig falsch an.
Irgendwie müssen die Coudris geahnt haben, daß man ihnen ihr Buch zum Vorwurf machen könnte, denn sie haben sich klug abgesichert. Falls ihnen jemand vorwerfen sollte, das Material sei nicht gechannelt, sondern der Phantasie Mirabelle Coudris entsprungen, können sie auf die Seite 205 ihres Buches verweisen, wo der – ebenfalls gechannelte – C.G. Jung sagt: „Ob es aber wirklich die Seele dieses Wesens hier war, mit dem ein Kontakt stattfand, kann ich nicht bestätigen. Ich würde eher sagen, das Medium ist durch dieses Bild (von der Roswell – Leiche, veröffentlicht im FOCUS) inspiriert worden….“
Mein Kommentar: Warum solls bei C.G. Jung anders sein? Vielleicht war auch er vom Medium nur „inspiriert“, also frei erfunden worden. Wenn das stimmt – und indirekt geben die Coudris das ja zu – was bleibt dann von dem Buch an echter Information übrig? – Nichts! Es ist dann einfach nur ein der Fantasie entsprungener Roman. Und als solcher ist er der langweiligste und schlechteste, der mir je unter die Augen gekommen ist.
H.-J.Heyer (geschrieben ca. 1996)
Richard. C. Hoagland:
Die Mars Connection – Monumente am Rande der Ewigkeit
bettendorrf-Verlag, 1994, ISBN 3-88498-076-9
Richard C. Hoagland, studierter Astronom, Biologe und Physiker, schrieb ein Buch über die Entdeckung von offenbar künstlichen Gebirgsformationen auf Photographien der NASA-Viking-Sonde, die im Jahre 1976 von der Mars-Oberfläche aufgenommen worden waren.
Nachdem der Viking-Orbiter seine Sonde, die nach Lebensspuren suchen sollte, auf der Mars-Oberfläche abgesetzt hatte, schoß er aus der Umlaufbahn tausende von Fotos, die er zur Auswertung zur Erde sandte. Ein gewisser Toby Owens, Mitglied eins Teams für Bildauswertung, entdeckte schließlich auf einem der Fotos – Bild-Nr. 35A72 – einen höchst sonderbaren Tafelberg, der die Konturen eines 1,5 km großen menschlichen Gesichtes trug. Die Presse wartete damals gierig auf Neuigkeiten der Viking-Mission. Sie bekam auf einer der vielen Pressekonferenzen dieses Bild gezeigt. Der Pressesprecher, Gerry Soffen erläuterte es mit den Worten: ,Ist es nicht eigenartig, was das Spiel von Licht und Schatten alles bewirken kann? Als wir ein paar Stunden später ein Bild von derselben Stelle aufnahmen, war nichts mehr davon da, es war nur ein Schattenspiel, eben nur eine zufällig getroffene Perspektive, ein Spiel aus Licht und Reflexion. „(S. 40) Auf diese Weise um eine Sensation beraubt, ging die Presse bald wieder zur Tagesordnung über, und das Bild geriet in Vergessenheit.
Einige Zeit später entdeckte ein Elektronik-Ingenieur namens Vincent de Pietro in einem Magazin dieses Photo, tat es aber als Schwindel ab (S. 40). Weitere zweieinhalb Jahre später – während er sich im National Space Data Center in Greenbelt, Maryland durch die archivierten NASA-Photos wühlte, stieß er wieder auf das ominöse Bild und war sofort von ihm fasziniert. Er suchte nach zusätzlichen wissenschaftlichen Daten, fand aber nichts. Dann gesellte sich sein Freund Gregory Molenaar hinzu. Gemeinsam suchten sie in den NASA-Archiven nach einem zweiten Photo der betreffenden Mars-Region und konnten tatsächlich eines finden: das Bild Nr. 70A13. Es war irrtümlich – oder vorsätzlich? – falsch eingeordnet, also nur schwer zu entdecken und zeigte – obwohl zu anderer Tageszeit aufgenommen – ebenfalls das Gesicht! Damit war klar, daß die NASA gelogen hatte: Es gab ein zweites Bild, das das Marsgesicht zeigte! Und die Behauptung, es handelte sich dabei um ein Produkt eines Spieles von Licht und Schatten, mußte überprüft werden.
De Pietro und Molenaar entwickelten eigens ein Computerprogramm, um die Bilder nachträglich zu verbessern und auszuwerten. Dabei entdeckten sie auch in einigen Kilometern vom Gesicht entfernt Berge, die den ägyptischen Pyramiden täuschend ähnlich sahen. Nur die Ausmaße waren ungleich größer: Sie hatten Grundseiten von bis zu zweieinhalb Kilometern Länge und waren über 800 Meter hoch!
Nach Monaten harter Arbeit stellten die beiden Computerexperten die Ergebnisse ihrer Analysen der Presse vor. Auf diese Weise erfuhr auch der Wissenschaftsjournalist Richard Hoagland von ihrer Arbeit. Von da an war es Hoagland, der die Erforschung und Bekanntmachung der Bilder entscheidend vorantrieb. Er war es, der auf den Fotos weitere Strukturen entdeckte, die möglicherweise künstlichen Ursprungs waren: Eine fünfeckige Pyramide, eine Mauer und ein Gebilde, das er Festung nannte. So viele seltsame Strukturen auf engem Raum! Hoagland konnte nicht mehr an „Zufall“ glauben. Er verwarf die Vorstellung, sie könnten ein Produkt von Erosion, Plattentektonik und/oder Meteoritenabstürzen sein. Also begann er, nach Beweisen für die Künstlichkeit der Artefakte zu suchen. Außerirdische Wesen mit hohem technologischen Know-how mußten die Pyramiden und das Gesicht geformt und mit ihnen eine Botschaft an spätere Entdecker hinterlassen haben. Diese Botschaft galt es zu entschlüsseln.
Hoagland verband die oft mehrere Kilometer auseinanderliegenen „Bauwerke“ mit Linien, maß Winkel und Strecken, multiplizierte, dividierte oder subtrahierte dieselben mit- und durcheinander, daß dem Leser Hören und Sehen vergeht. Er fand beim Vergleich von Strecken und Winkeln Verhältnisse, die sich manchmal Wurzel 2, Wurzel 3, Wurzel 5 / Pi, Pi / Wurzel 2, e/Pi und so weiter bis auf 1 oder 2 Stellen hinter dem Komma annäherten und schlußfolgerte daraus, daß es sich auch hier nicht um Zufall handeln könne. Außerdem stellte er statistische Berechnungen an, die die Wahrscheinlichkeit, mit der es sich um künstliche Bauwerke handelte, angeben sollten.
Nach diesen Arbeiten versuchte sich Hoagland bei der NASA und verschiedenen Regierungsstellen Gehör zu verschaffen, um den Verantwortlichen eine Zusage zu weiteren Marsmissionen – speziell zur Cedonia-Region, wo sich die meisten Pyramiden und das Gesicht befinden – abzuringen. Dabei stieß er auf eine Mauer von Schweigen und Ablehnung. Nur der Vorsitzende des Ausschusses für Wissenschaft, Weltall und Technologie des Abgeordnetenhauses, Robert Roe, versprach ihm Hilfe, wurde jedoch kurzerhand seines Amtes enthoben und zum Schweigen verpflichtet. Der Geruch nach Verschwörung verstärkte sich zu unerträglichem Gestank: So folgten den trockenen Kapiteln dieses Buches über Geometrie und Wahrscheinlichkeitsrechnung einige Dutzend recht spannende Seiten über das bei uns UFO-Forschern so beliebte Thema der Desinformation. Wie sollte es auch anders sein!
Den Schluß des Buches machen dann einige recht interessante Abhandlungen über die ägyptischen Pyramiden mit Spekulationen über deren Herkunft, über das Sphinx-Gesicht und dessen Ähnlichkeit mit dem auf dem Mars, und wir erfahren mit knappen Worten von den Theorien Zecharia Sitchins, der eine außerirdische Spezies für den Bau dieser und sumerischer und mittelamerikanischer Pyramiden ermittelt haben will.
Dies zum Inhalt des Buches. Nun die Kritik:
Mit großem Aufwand hat Hoagland geometrische Beziehungen in und zwischen den künstlich anmutenden Objekten auf dem Mars gesucht. Bei dieser Tätigkeit ist er wohl einige Male über sein Ziel hinausgeschossen: Aus einem verfilzten Wust aus Linien und Winkeln eine Botschaft zu ermitteln, ist gleichzeitig sehr leicht und sehr schwer. Übersteigt die Datenflut eine gewisse Grenze, nimmt die reine Information wieder ab – und die Verwirrung zu. Einige geometrische Beziehungen konnte ich leicht akzeptieren, zB daß das „Stadtzentrum“, das „Gesicht“ und die „Felswand“ auf einer Geraden liegen. Oder daß Felswand, Tholus und D&M-Pyramide ein rechtwinkliges Dreieck bilden, daß einer der 5 Grate der D&M-Pyramide auf das Gesicht zeigt, ein anderer ins Stadtzentrum usw. Aber mit anderen Angaben hat Hoagland sicher überinterpretiert, z.B. wenn man sich anschaut, wie er zu seinem Winkel „F“gekommen ist und diesen mit anderen verknüpft (s. Abb.13). Ich kann mir bei bestem Willen nicht vorstellen, daß die Außerirdischen tatsächlich das gemeint haben könnten, was Hoagland da „herausbekommen“ hat! Ich mußte an das Buch „Mein parapsychologisches Fahrrad“ denken, das unter der Obhut der CSICOP herausgekommen ist, wo in dem einzigen wirklich starken Artikel (neben einer Fuhre Mist) aus dem Durchmesser der Fahrradlampe, dem Umfang des Vorderrades und der Lenkerdicke und ähnlichen Maßen durch geschicktes Inbezugsetzen – in Hoagland-Manier – alle möglichen Naturkonstanten und Ähnliches ermittelt werden konnte, beispielsweise die Lichtgeschwindigkeit, Pi und e, eine Astronomische Einheit und alles andere, was das Herz sonst noch begehrt.
Das menschliche Gehirn erkennt beim Betrachten des Marsfotos geordnete Strukturen, die nicht natürlichen Ursprungs sein können. Die Pyramiden sind allzu regelmäßig, die D&M-Pyramide allzu strukturiert, die Ausrichtung der Pyramiden in der „Stadt“ allzu parallel; der Hohlraum in der abgebrochenen Pyramide allzu parallel zu den Außenwänden usw. Das kann kein Zufall sein! Diese offensichtliche Künstlichkeit jedoch in Zahlenwerten auszudrücken, ist Hoagland nicht überzeugend gelungen.
Besonders seine statistischen Untersuchungen sind mehr als stümperhaft – glattweg falsch! Die Seiten 257 – 263 sollten aus späteren Auflagen entfernt werden. Sie machen Hoagland in den Augen aller mathematisch geschulten Menschen unmöglich. Auf Seite 257 will er die Wahrscheinlichkeit ausrechnen, mit der Gesicht und Felswand in ihrem gemessenen Abstand auf der gesamten Marsoberfläche ein zweites Mal auftreten könnten. Resultat: 1:15000000. Ich habe die gleiche Berechnung auf meinem Balkon überprüft: Er hat eine Fläche von 2 x 8 Metern. Das macht 16 qm. Vom Zwetschgenbaum sind zwei Zwetschgen auf den Balkonboden gefallen. Sie haben einen Abstand von 10 cm. Jetzt zeichne ich (nach dem Vorbild Hoaglands) einen Kreis um die Zwetschgen mit dem Radius von 5 cm, sodaß die Früchte auf seinen Außenrand zu liegen kommen. Die Kreisfläche beträgt 78,5 Quadratzentimeter. Nun teile ich die Fläche des Balkons durch die des Kreises: 160000 / 78,5 = 2038. Nach Hoagland ist die Wahrscheinlichkeit, auf meinem Balkon zwei weitere Zwetschgen im Abstand von 10 cm zu finden, 1 : 2038. Die Anordnung der beiden Zwetschgen ist also sehr unwahrscheinlich. Also muß sie jemand – ein Außerirdischer? – sorgfältig auf den Balkon gelegt haben. Noch unwahrscheinlicher wird das Arrangement, wenn ich die gesamte Erdoberfläche und nicht nur den Balkon ins Kalkül einbeziehe: Dann ist es schier unmöglich, daß die Zwetschgen bloß vom Baum gefallen sind….
Auf Seite 259 will Hoagland klären, wie zufällig, bzw. wie künstlich, der Winkel zwischen der Längsachse des Gesichts und einer Achse der D&M-Pyramide ist. Der Winkel beträgt 7 Grad. Ein solcher Winkel paßt ca. 50 mal in einen Vollkreis hinein. Also ist seine Wahrscheinlichkeit 1 : 50 – so Hoagland! Aber stellen wir uns mal vor, der Winkel hätte 90 Grad betragen! Dann wäre nach Hoagland die Wahrscheinlichkeit seines zufälligen Auftretens 1 : 4, also viel weniger zufällig, als 7-Grad-Winkel. Die Außerirdischen bevorzugen offensichtlich große Winkel….
Was mich beim Durcharbeiten dieser „Berechnungen“ Hoaglands in Erstaunen versetzte, war, daß er doch im regen Austausch mit Wissenschaftlern, Ingenieuren und anderen mathematisch bewanderten Leuten stand. Warum wurde Hoagland auf seine Irrtümer nicht hingewiesen? Wollte man ihn in eine (selbstgebaute) Falle tappen lassen, um ihn später – zusammen mit seinen richtigen Theorien – abschießen zu können?
Hoagland hat sich ja noch mehr Fehler geleistet, die im Verkehr mit Experten vermieden hätten werden können. Beispielsweise hat er vergessen, den Stadtkomplex zu vermessen. Es fehlt eine Zeichnung, aus der alle Maße aller Pyramiden hervorgehen. Jeder hätte dann seine eigenen Schlüsse ziehen können, ob die Pyramiden künstlich sind oder nicht! Wie regelmäßig sind denn nun die Pyramiden? Sind ihre Grundrisse wirklich quadratisch? Hier tun sich eklatante Versäumnisse kund, die im Widerspruch zu seinen sonstigen „Vermessungsarbeiten“ stehen!
Die Bilderfolge in Abb.30 ist ohne Aussage. Angeblich wurde das Marsgesicht bei gleichem Lichteinfall gedreht, sodaß man an der Veränderung des Schattens sein Relief ermitteln kann. Hier wurde allerdings bloß das Foto gedreht und der Schatten dreht sich mit. Was soll der Unfug?
Auf Abbildung 7 sehen wir das Gesicht mit seinem langen spitzen Schatten. Am Schatten ist ersichtlich, daß das Kinn sehr hoch liegt, nach meinen Messungen und Berechnungen ca. 250 m. Die Stirn liegt nur 120 m hoch. Nase und Mund bilden mit Stirn und Kinnspitze eine gerade Linie. Das sieht nicht nach einem Gesicht aus! Die Rekonstruktionen des Gesichts auf Abbildung 28 weichen von meiner erheblich ab. Wer hat hier geirrt oder gefälscht?
Was die Festung anlangt, bin ich versucht, mehr „hineinzuinterpretieren“, als es Hoagland gewagt hat. Ich „erkenne“ auf dem Bild (Abb. 9) eine hohle Pyramide, deren Oberteil abrasiert worden ist, und zwar von einem untertassenförmigen Körper, der immer noch an die Ruine angelehnt ist….
Schlußbetrachtung:
Die Interpretation der Marsfotos ist meiner Auffassung nach sehr unvollkommen. Einerseits strotzt die Untersuchung von unsinnigen Überinterpretationen; andererseits fehlt Wesentliches – ja das Wesentlichste! Somit ist die gesamte Untersuchung als dilettantisch, bzw. minderwertig oder garadezu als verfehlt zu erachten. Die Fotos hätten Besseres verdient. Allein – es ist Hoaglands Verdienst, daß sie an die breite Öffentlichkeit kamen und dort diskutiert wurden. Und es ist sein Verdienst, erkannt zu haben, daß die Pyramiden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit künstlicher Natur sind und daß er darum kämpft, daß in zukünftigen Marsmissionen dieses hoch interessante Gebiet weiter erforscht wird.
Hans-Joachim Heyer, Mitte 1996
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