Hans-Joachim Heyer

Buchbesprechung von Hans-Joachim Heyer 2

Das Universum des Steven Hawking – Eine Biographie von Kitty Ferguson
Econ-Verlag, ISBN 3-430-12664-9

8.10.2002
Dieses Buch ist mehr als eine Biographie. Kitty Ferguson hat auf einfühlsame, leichtverständliche Weise nicht nur dargestellt, was der nach Einstein wohl berühmteste Physiker Steven Hawking in seinem Leben alles getan, sondern auch, was er gedacht hat. Folglich ist diese Biographie zur Hälfte zu einem Physikbuch geworden, und zwar zu einem der besonderen Art.

Hawkings Biographie ist zum größten Teil eine tragische Krankengeschichte. Seit seinem 20. Lebensjahr an einer unheilbaren Muskelnervenerkrankung leidend, die eine langsam fortschreitende Lähmung des Körpers und Abbau der Muskulatur bewirkt, verlor er die Fähigkeit, zu laufen, zu schreiben, zu sprechen, zu schmecken, zu essen usw. Nur Augen und Gehör taten noch ihren Dienst. Schließlich mußte ihm nach einer schweren Lungenentzündung auch noch ein künstlicher Atemweg geschaffen werden

Verdammt zu fast völliger körperlicher Untätigkeit verlegte Hawking all sein Streben auf geistige Aktivitäten und brachte so Erstaunliches zustande, was seinen Mitmenschen heute jedoch zum größten Teil verborgen geblieben wäre, wenn ihm nicht eine raffinierte Computertechnik einen Weg zur Kommunikation eröffnet hätte.

So erfahren wir doch noch etwas vom Universum des Steven Hawking. Und da dreht sich fast alles um Schwarze Löcher! Die sind zwar heute noch fast ausschließlich theoretische Gebilde, deren wirkliche Existenz noch nicht bewiesen ist, aber die uneingeschränkte Anwendung der bekannten Regeln der Physik – also die Naturgesetze – hauptsächlich die Relativitäts- und Quantentheorie, macht ihr Vorhandensein höchstwahrscheinlich. Auf eine für Laien wunderbar verständliche Weise erklärt Kitty Ferguson, wie man auf die Idee der Schwarzen Löcher gekommen ist und wie die Theoretische Physik diese Ungetüme „erfunden und entwickelt“ hat. Auch das Problem des Urknalls hat Hawking neu angegangen, einfach indem er die Schwarzen Löcher umgedreht hat: Der Urknall, aus dem auch unser Universum entstanden sein soll, ist nach Hawking ein explodierendes Schwarzes Loch. Der Urknall ist also nicht länger ein Sonderfall, dem unser Universum sein Entstehen zu verdanken hat, sondern bloß ein winziges Bläschen im  Gebrodel kochenden Wassers im Teekessel Gottes…

Nun gibt es aber in diesem Universum angeblich viele Schwarze Löcher. Also liegt der Schluß nahe, daß es auch viele Universen gibt. Hawking verbindet auf geniale Weise die Lehre vom Größten (Kosmologie, Astronomie) mit der Lehre vom Kleinsten, der Atomphysik; er verbindet also die Allgemeine Relativitätstheorie mit der Quantenmechanik und erschafft so eine übergreifende Theorie, nach welcher unendlich viele Universen aller Größen durch einen Filz aus sog. ‚Wurmlöchern‘ verbunden sind. Babyuniversen entstehen und vergehen, einige blähen sich inflationär zu Riesen auf und spalten unablässig Babyuniversen ab, in denen andere Naturgesetze gelten.

Und auch die Schwarzen Löcher sind nicht schwarz und nicht ewig. Sie sondern nach Hawkings Theorie die nach ihm benannten Hawkingstrahlen ab und verdampfen allmählich. Damit wäre der Kreislauf im Gebrodel aller Energien geschlossen.

Besonders interessant im Hinblick auf Hawkings Theorien fand ich die Bemerkung auf Seite 27, „Aussagen, die zugleich auf der Allgemeinen Relativitätstheorie und auf der Quantenmechanik basieren, sind furchtbar falsch. Beide … sind außergewöhnlich gute Theorie… Sie dienen nicht nur theoretischen Zwecken, sondern auch vielen praktischen Belangen. Aber dennoch, zusammen liefern sie Unendlichkeiten und Unsinn. Die vollständige einheitliche Theorie muß diesen Unsinn überwinden.

Man kann an diesem Zitat erkennen, daß am physikalischen Weltbild noch grundlegende Veränderungen zu erwarten sind. Man hat etwas sehr Wichtiges übersehen! Und was es sein könnte – das menschliche Bewußtsein – habe ich in den nächsten Absätzen darzustellen versucht

Im Kapitel „Denken Sie imaginär“ auf S. 206 wird Hawkings Antwort auf die Frage von Science-fiction-Freunden behandelt, ob Raumschiffe durch die Wurmlöcher von einem Ende des Universums zum anderen oder von einem Universum in ein anderes gelangen könnten. Hawking antwortet: „Nein“ mit der Begründung, daß die Atome beim Übergang völlig zerrissen werden würden. Pikanterweise endet Hawkings Stellungnahme zu diesem Thema mit einem Rat, den er einem in ein Schwarzes Loch fallenden Raumfahrer gibt: „Denken Sie imaginär!“

Was Hawking hier als Witz zum Besten geben wollte, ist für mich jedoch eine ernste Sache mit realem Hintergrund – las ich doch im selben Zeitraum Castanedas „Kunst des Träumens“ und wurde dort auf eine Technik aufmerksam gemacht, die genau jenes „imaginäre Denken“ und das Überwechseln in andere Universen zum Ziel hat! Castaneda lernt, wie man in seinen Träumen fremde Energien aufspüren und zum Führer (Scout) in andere Universen nutzen kann. So steht auf Seite 117: „Zuerst müßten die Träumer, indem sie das Wechseln der Träume übten, die Scouts zu isolieren lernen, zweitens müßten sie den Scouts folgen, um in ein anderes Universum zu gelangen; und drittens müßten die Träumer in diesem Universum – allein auf sich gestellt, und durch ihre Taten dort – die in diesem Universum geltenden Gesetze und Regeln entdecken.

Von solchen Möglichkeiten des menschlichen Geistes weiß der Physiker Hawking natürlich nichts, weil er alle geistigen (esoterischen) Funktionen ins Äußere projiziert und mit diesem Kunstgriff seine eigene geistige Struktur vor Erschütterungen oder gar Veränderungen bewahrt. So entgeht er der Gefahr, durch sein Lernen ein völlig anderer Mensch zu werden.

Tatsächlich ist es so, daß die verschiedenen Universen im materiellen Bereich keine Verbindung untereinander haben, sondern nur im virtuellen. Was Hawking „Quantenbrücke“ nennt, ist für mich ein Symbol für die geistige Fähigkeit, Interpretationssysteme zu wechseln. Castaneda schreibt davon auf Seite 106 und 107: „Ich sah mich also vor zwei Alternativen gestellt, zwischen denen, Don Juan zufolge, alle (luziden) Träumer sich entscheiden müssen: Entweder strukturieren wir unser System zur Interpretation von Sinnesdaten sorgfältig um oder wir geben es ganz auf… Wenn wir uns dafür entschieden, unser Interpretationssystem zu erneuern, erklärte er, gerate die Realität in Bewegung, und die Bandbreite dessen, was real sein kann, werde erweitert.

Castaneda drang während seiner Übungen der geistigen Umstrukturierung in die Welt der ‚Anorganischen Wesen‘ ein, in ein Universum, in dem andere Naturgesetze galten, als in diesem. Hier hatte Castaneda keine menschliche Form mehr, sondern er war eine leuchtende Energiekugel – einem UFO nicht unähnlich.

Nach meiner Erfahrung könnte man den Zusammenhang zweier Universen wie den Zusammenhang zweier Fernsehkanäle beschreiben. Die Kanäle unterscheiden sich durch ihre Frequenzen, d.h. durch ihre Energieniveaus. Unsere EGOs sind wie der Drehknopf, mit dem wir den gewünschten Sender einstellen. Mit der Senderwahl verändern wir genaugenommen das Resonanzsystem des Empfängers. Ändern wir unsere EGOs, ändern wir unser geistiges Resonanzsystem. Wahres Lernen (Zunahme an Weisheit) verändert das EGO und damit die Welt, in der man lebt. Falsches Lernen (Zunahme an unpersönlichem Wissen) läßt das EGO erstarren. Wer sich um wahres Lernen bemüht, wird feststellen, daß sich das Realitätssystem, in dem er lebt, nicht nur langsam erweitert, sondern zusätzlich ‚Sprünge macht‘: Wie von magischen Kräften gezogen, fällt er von einem Resonanzsystem plötzlich in ein anderes! Er (sein EGO) wechselt von einem Universum in ein anderes.

All dies ist für Hawking unvorstellbar, weil er nicht bedenkt, daß sein eigener Geist Teil jenes Kosmos ist, den er zu untersuchen glaubt. Die Gedanken, die er denkt, sind dieselben Prozesse, die er in der scheinbaren Außenwelt zu erforschen glaubt. Hawking hat nicht bedacht, daß Wahrscheinlichkeitswellen nur in Bezug zu etwas (Bewußtsein!) zu Materie kollabieren. Er glaubt fälschlich, der Kollaps sei objektiv, also ohne Bezugssystem, möglich.

Wer meine Philosophie aufmerksam gelesen und mit Hawkings wissenschaftlichen Erkenntnissen verglichen hat, kann feststellen, daß hier zwei solcher Interpretationssysteme vorliegen. Beide Systeme initiieren ihre eigenen EGOs, die jeweils systemkonforme Welten erleben (und erbauen). Praktiker wie Castaneda sind exoterischen Theoretikern wie Hawking um ‚Jahrhunderte‘ voraus. Was die Physiker mühsam im vierdimensionalen Quantenraum erforschen, wird von Praktikern schon lange benutzt, weil sie wissen, daß alles nicht nur draußen, sondern zugleich drinnen stattfindet.

Eine Schwäche des Buches ist – wie aus obiger Kritik schon zu ersehen – das vollkommene Fehlverständnis der Metaphysik. Mit 15 Jahren schon hat Hawking das, was er für das Spirituelle hielt, ‚als Unsinn entlarvt‘ und sich fortan kaum noch um metaphysische Fragen gekümmert. Schade. Er konnte offensichtlich die Denkfalle, in die er da geraten war, noch nicht durchschauen. Selbst seine Ehefrau hat seine fehlende Spiritualität bemängelt, und so wundert es nicht, daß Hawkings Gedanken über Gott kaum eines Wortes wert sind. Er glaubt nicht an Gott, weil das Universum keinen Anfang und kein Ende hat. Darum kann Gott es nicht geschaffen haben. Dem entgegne ich, daß ich durchaus einen Kreis zeichnen kann, der auch keinen Anfang und kein Ende hat!

Es ist Hawking völlig entgangen, daß es im Universum möglicherweise Intelligenz gibt, die auf die sie konstituierenden Naturgesetze zurückwirken und die Materie nach ihrem Willen gestalten könnte (konform zur Quantentheorie!). Ihm ist nicht aufgefallen, daß die Strukturen, die im universalen Mikrokosmos entstehen, wenn durch die Unschärferelation die Zeit zur vierten Raumdimension wird, kybernetische Systeme sind, die Bewußtsein erzeugen, und zwar nicht nur im menschlichen Gehirn, sondern in der Gesamtheit aller Universen.

Ich bin davon überzeugt, hätte Hawking jenen Teil der Quantentheorie, der besagt, daß der Beobachter seine Materie (also eine komplette Erscheinungswelt) erzeugt, indem er nach seiner Maßgabe die Wahrscheinlichkeitswellen zum Kollabieren bringt, ausreichend gewürdigt, müßte er zu denselben Wahrheiten gefunden haben, wie z.B. die Physiker Bohm, Capra, Wheeler oder wie ich sie in meinen Arbeiten niedergeschrieben habe. Hawkings Arbeit ist rein exoterisch. Auf dem esoterischen Auge scheint er völlig blind zu sein. Ich hoffe, daß nicht dies der Grund für seine Berühmtheit ist…

Trotz dieser Mängel  (!?) erachte ich das Buch für empfehlenswert – nicht zuletzt aus dem Grund, daß ich es für wichtig halte, die Exoterik (Naturwissenschaft) einigermaßen genau zu kennen, um sich nicht hoffnungslos in der Esoterik zu verlieren. Obwohl ich alles genau anders herum als Hawking sehe, fühle ich mich seiner Anschauung trotzdem nahe. Man kann sich einunddemselben Punkt auf einem Kreis von zwei entgegengesetzten ‚Enden‘ nähern. Am Ende – so denke ich – werden wir dieselbe Wahrheit finden.

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