Hans-Joachim Heyer

Das Geheimnis des Schmerzes (9)

WAS genau ist das Höllische in der Hölle? – Es ist zuerst die Existenz des Schmerzes, dem jene Wesen nicht entfliehen können, die sich mit dem Leib identifizieren, also alle höheren Tiere und der Mensch. Die Angst vor dem Schmerz hält die Menschen in dieser Welt; ohne Schmerz würden die meisten höheren Wesen diese Welt freiwillig verlassen, wenn sie außerdem eine Alternative hätten.
Wäre allen Wesen bewusst, dass der Tod nicht das „Aus!“ ist, sondern die Befreiung von den Illusionen des Materialismus und dessen Leiblichkeit, und der Übergang in eine alternative Welt, wäre das Sterben kein Verlust, sondern ein Gewinn. Nur der Schmerz, bzw. die Angst vor ihm, fesselt uns an DIESE Welt.
Schau dir die Welt an, WIE schön sie ist – WIE schön ihr Anblick ist! Blauer Himmel mit vereinzelten Schäfchenwolken, blaues Meer, kleine palmenbewachsene Inseln mit weißen Stränden. – So muss das Paradies aussehen!
Schauen wir aber genauer hin, sehen wir, dass in JEDEM Kubikzentimeter des Ozeanwassers Mord und Totschlag herrschen! Alles Lebendige zu Wasser, zu Erde und in den Lüften ist dem lebendigen Gefressenwerden ausgesetzt! Die Wissenschaft hat aus all diesen leidvollen Beobachtungen die Evolutionstheorie abgeleitet.
Man muss sich nur auf den Rasen legen und den Ameisen zuschauen, wie sie eine kleine Heuschrecke umbringen! Auf unserm Rasen gibt es auf fast jedem Quadratmeter wenigstens einen Ameisenhaufen. Vor einigen Jahren hatte ich einen Tropfen Wasser aus der Pfütze unterm Mikroskop. Was ich sehen musste, war ein Sterben und Morden und gegenseitiges Auffressen. Was ist Mutterboden? – Schau ins Mikroskop: Ein Berg tausendfachen Mordens in jedem Kubikzentimeter!
Ja, wenn man seinen Blick über die Landschaft streifen lässt, scheint die Welt SCHÖN zu sein, aber der genaue Blick verrät: Es ist die Hölle!
Ich habe mir die Welt angeschaut und habe ihre Lebensbedingungen studiert. Sie ist eine Hölle durch die falsche Identifikation mit dem Leib, und es ist die Angst vor dem Schmerz, der uns an die Welt fesselt. Furchtbar!
Heute erfuhr ich durch eine „Eingebung“, dass die Überwindung der weltlichen Illusion, also die Überwindung des Materialismus, einhergehe mit der Beendigung des Schmerzes. Ich weiß nicht, ob ich diese Eingebung bestätigen kann, denn ich habe seit JAHREN kaum Schmerzen mehr, weder seelische, noch körperliche. GOTT sei gedankt!!! Aber ich bin sicher: Ich kann noch Schmerz haben, also habe ich die Welt noch nicht überwunden.
Das Transzendieren – Durchschauen, VERSTEHEN! – des Materialismus bereitet uns vor auf das höhere Leben ohne Schmerz und ohne Tod. Ewiges Leben kann nur sein ganz ohne Schmerz. Schmerzlosigkeit ist eine Konsequenz des ewigen Lebens.
Bedenke: Schmerz ist ein Kunstprodukt. Wir erzeugen uns unsern Schmerz selber! Schmerz ist nichts anderes, als eine Steigerung des Tastsinnes. Schmerz dient dem Schutz des Leibes vor Verletzung, Verbrennung und Unterkühlung. Indem wir dem Schmerz aus dem Wege gehen, tragen wir zu unserm körperlichen Überleben bei.
Da die Materie in der höheren Welt weniger ein Gegenüber von uns ist, als hier auf Erden, gibt es dort weniger Umweltbedingungen, die uns gefährlich werden könnten. Da wir mit unserm Geist die Umwelt lenken, droht uns keine Verletzung, kein Erfrieren oder Verbrennen.
In DIESER Welt kann ich Materie zB die meines Fingers, unmittelbar lenken. Mein Finger würde mir niemals Schmerz zufügen. In der höheren Welt ist die Umwelt mehr wie mein Finger; sie gehorcht unmittelbar meinem Willen. In einer derartigen Welt braucht es keinen Schmerz, und nur in einer Welt ohne Schmerz kann es ewiges Leben geben.
Einst sagte mir ein Freund, das Leben im Himmel wäre ihm zu langweilig; er bevorzuge das Leben der Hölle. Ich konnte damals nicht begreifen, was er sagte, aber heute, nachdem ich die Lebensbedingungen in DIESER wie in jener Welt kenne, verstehe ich ein klein wenig mehr, was er meinte.
Ein Leben als Materialist ohne Schmerz wäre seeeeehr langweilig! Wenn man jedoch den Materialismus überwunden hat und in der Lage ist, geistige Abenteuer zu erleben, ist das Leben im Himmel alles Andere, als langweilig. Langweilig ist NICHT ewig!!
Es gibt diesen schönen Spruch: „Wer nicht hören will, muss fühlen!“ Dieser Spruch bedeutet mir heute sehr viel mehr, als früher! Seit ich auf die Stimme Gottes höre, änderte sich mein Leben vom Schmerz zum Glück. Das Hören und Sehen sind höhere Sinne, als das Fühlen. Es sind unsere Fernsinne im Gegensatz zum „Kurzsinn“ des Tastens an der Haut und Schmerzes unter der Haut. Da in der höheren Welt die Umgebung quasi zum Leib gehört, ist es klar, dass die Fernsinne dort überwiegen und der Kurzsinn unbedeutend wird.