Hans-Joachim Heyer

Evolutionstheorie – E-Brief-Diskussion mit einem Experten 2

von Hans-Joachim Heyer – Teil 2


11.7.2000, 14.58 Uhr: 07111458 Lieber Herr Heyer,

> vielen Dank für Ihre Mühe und Geduld, die Sie für meine Aufsätze aufgebracht haben. Als Gegenleistung werde ich mich bemühen, mit aller Kraft konstruktiv zu bleiben, damit die diskussion für beide Seiten interessant bleibt. Sollte unsere Diskussion Sie langweilen – dann machen wir einfach Schluß damit!
> Abgemacht?

Die Diskussion langweilt mich überhaupt nicht, sonst hätte ich nicht so eine lange Antwortmail geschrieben ;-).
Es kann nur sein, daß meine Antwort-Zeit sich in der nächsten Zeit etwas verlängert, da ich bei meiner Doktoriererei gerade ein bisschen am „Rotieren“ bin und gerade etwas tiefer in bestimmten athematischen
Spitzfindigkeiten herumwühle. Werten Sie also die evtl. etwas größere Antwort-Zeit nicht als Desinteresse!

> Ein systemimmanentes Hinterfragen der Evolutionstheorie stellt die Grenzen der Naturwissenschaft generell nicht in Frage. Da die Evolutionstheorie eine Großtheorie ist, die alle anderen Theorien dominiert und zu Teiltheorien degradiert, kann eine sinnvolle Kritik an ihr nur von außerhalb der Naturwissenschaft geschehen.

Würden Sie wirklich sagen, daß die Evolutionstheorie einen solch großen Stellenwert hat? Viele große physikalische Theorien (Newtonsche Mechanik, Relativitätstheorie, Quantenmechanik, Standardmodell der Elementarteilche usw.) nehmen ja zumindest nicht explizit Bezug auf die Evolutionstheorie (auch wenn in der angelsächsischen Literatur von „time evolution“ die Rede ist, so meint man dort i.a. einfach nur das Zeitverhalten, aber keinen Evolutionsprozeß im biologischen Sinne. In der Übersetzung sprechen wir dann einfach von Zeitentwicklung).

> Nun, direkt auf die Problematik angesprochen, sagen nur wenige Wissenschaftler etwas Anderes, aber in ihrer normalen Denkhaltung und Arbeitspraxis gehen die allermeisten davon aus, nicht mit Schatten, sondern mit „Dingen an sich“ zu tun zu haben. Fast jeder Wissenschaftler wird geht davon aus, daß wir „vom Affen abstammen“ und wird es eher lächerlich finden, zu glauben, wir seien von einer höchsten Seele geschaffene ewige Seelen, die sich im Selbsterkenntnisprozeß kognitive Körper, -Gehirne und eine kognitive Umwelt als „plausible Außenwelt“ geschaffen haben.

Ich denke, wir haben es hier z.T. mit einem Sprachproblem zu tun. Wenn ich jeden Satz, den ich in einem Buch schreibe oder zu meinen Arbeitskollegen sage, mit den Worten beginnen muß: „Wenn die Welt so
ist, wie sie sich die Naturwissenschaft vorstellt, dann ….“, dann wird die Kommunikation auf Dauer etwas unpraktisch.

Aber ich gebe Ihnen vollkommen recht, dass viele Wissenschaftler über ihre Praxis vergessen haben, ab und zu an diese Präambel zu denken, und auch, sie an die Nachwuchswissenschaftler weiterzugeben. In guten Physik-Vorlesungen wie der von Herrn Prof. Beckmann, wird man als Student an den Modellcharakter wissenschaftlicher Theorien durchaus erinnert.
Bemerkenswert ist aber auch, daß sich die Physiker generell, wenn vielleicht auch langsam, ebenfalls diese Sicht zu eigen machen. So wird den Physikern häufig vorgeworfen, daß sie so unbefangen von
Gesetzen reden. Legen Sie mich nicht auf das Jahr fest, aber soviel ich weiß ist das „letzte Gesetz“ das Moseley’sche Gesetz von der Verschiebung der Röntgenkanten (1913). Danach ist meines Wissens keine
physikalische Erkenntnis unter der Rubrik „Gesetz“ verkauft worden. Man spricht von „Theorien“ oder „Modellen“ (etwa Standard-Modell der Elementarteilchenphysik).

Wahrscheinlich war der Quanten-Schock in dieser Beziehung sehr heilsam.

> Frage an Sie als Programmierer eines „Weltsimulationsprogramms“: Was ist erfolgversprechender: Das Geschehen auf dem Monitor beobachten und Schlüsse daraus ziehen oder das Geschehen auf dem monitor beobachten, Schlüsse daraus zu ziehen und das Programm zu verändern? Zweifelsohne Letzteres.

Da haben Sie recht. Das ist das schöne an diesen virtuellen Welten – sie sind so einfach manipulierbar. In der Erscheinungswelt ist das in bewußter Weise, denke ich, nur sehr schwer möglich. Das ist auch der Grund, warum viele Komplexitätsforscher von diesen virtuellen „Mini-Universen“ so begeistert sind, weil sie die „Physik“ dieser Universen im Griff haben.

>Meiner Meinung nach sind viele Wissenschaftler allzu praktisch, empirisch orientiert und benutzen ihre Theorien als Datensätze, anstatt ihre Theorien zu leben.

Ich glaube, wenn man eine Theorie leben will, muß sie umfassend sein.
Viele Theorien sind aber eben nicht umfassend (ich behaupte, keine „richtige“ Theorie ist das), sondern beleuchten nur ganz bestimmte Ausschnitte der Erscheinungswelt. Ein Physiker, der sich speziell mit
der Theorie der Gasabsorption auf Metalloberflächen beschäftigt, lebt deshalb ja nicht auf einer Metalloberfläche. Und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als nach 17.00 einfach wieder als Mensch zu leben.

> Dazu müssen die Theorien allerdings sehr tief in den eigenen Geist eindringen; man muß sich ihnen mit Haut und Haar aussetzen, bis das Wunder geschieht und diese Theorien zu Aprioris für Wahrnehmung werden. Das ist mein Projekt.

Das ist für meinen Geschmack ziemlich gefährlich. Wenn eine Theorie zu einem Apriori für Wahrnehmung wird, dann sehen wir nichts mehr als das, was die Theorie zuläßt und haben uns selbst Scheuklappen verpaßt. Gerade der äußere Standpunkt, der uns zu Kritik befähigt und den Sie in ihrem Essay ja auch als wichtig hervorheben, geht dann verloren.

> > „Sie wäre dann bloß eine Rückrechnung nach heutigen Gesetzen, eine Projektion also und würde keinesfalls das tatsächliche Geschehen widerspiegeln.“
> >
> > Das ist jede heutige Theorie. Ein Professor, bei dem ich eine Physik-Vorlesung gehört habe, hat dies einmal in einer seiner Vorlesungen sehr schön gesagt: „Ich behaupte, die Welt ist wie sie ist vor 5 Minuten erschaffen worden mit all unseren Erinnerungen – und nun beweisen Sie mir das Gegenteil!“.
> >
> Und welche Konsequenz hat diese Einsicht? Ich behaupte, die Welt ist noch nicht einmal 5 Minuten alt, sondern existiert ausschließlich in der (ewigen) Gegenwart. Um wirklich die Konsequenz dieser Einsicht genießen zu können, mußte ich mein empirisch/wissenschaftliches Weltbild transzendieren.

Das können Sie behaupten und niemand wird es widerlegen können. Die Frage ist, ob man es beweisen kann, bzw. ob man es beweisen muß. Um dieses Bild selbst für wahr zu halten, muß man es nicht beweisen; das wird nur dann erforderlich, wenn man andere von diesem Bild überzeugen will, die das bisher nicht so sehen.

> Da die Wissenschaft einen materialistischen Monismus vertritt, muß sie die Naturgesetzte in dieselbe Ebene holen, in welcher sich die Materie aufhält: in die Erscheinungswelt.

Für mich persönlich liegen die sogenannten Naturgesetze nicht in der Erscheinungswelt. Sie liegen in meiner geistigen Modellwelt (und in der Modellwelt anderer Wissenschaftler und auch nicht- Wissenschaftler).
Ich glaube nicht, daß das „Gravitationsgesetz“ zur Erscheinungswelt gehört (höchstens in dem Sinne, daß es in Büchern auf Papier mit Druckerschwärze gedruckt wird). Das „Gravitationsgesetz“ ist keine Tatsache sondern eine Theorie (eine, die mir nahelegt, nicht aus dem 5. Stock zu springen, obwohl ich das noch nie probiert habe).

>Auch der Ort im Raum von einem Materieteilchen muß demnach eine materielle Eigenschaft sein.

Auch der Ortsbegriff gehört für mich zur Theorie, nicht zur Welt (jedenfalls als Wissenschaftler; im praktischen Leben handhabe ich das aus Faulheitsgründen anders :-).

> Ich denke, ich habe den Unterschied zwischen Philosophie (wie ich sie verstehe) und Wissenschaft (als Methode) schon klargemacht. Dem Wissenschaftler geht es um die Außenwelt; dem Philosophen um seine
> Innenwelt, die seine Außenwelt projiziert. Der Wissenschaftler arbeitet nicht an sich selbst; sondern will derjenige, der er ist, bleiben, und will die Außenwelt verändern. Daß er dann – nichtintendiert (!!!) von der veränderten Außenwelt verändert wird, nimmt er in Kauf. Der Philosoph lehnt solche nichtintendieren Prägungen seines eigenen Geistes ab. Er versucht deshalb, bewußt an sich selbst zu arbeiten.

Der Philosoph kann sie vielleicht ablehnen. Aber kann sie denn vermeiden? Lernen wir nicht vieles unbewußt, gewinnen wir nicht viel Intuition durch Erfahrungen, ohne uns über die Herkunft bewußt zu sein?
Muß ein Philosoph all das ablehnen und sich nur auf Dinge beschränken, die er bewußt in sich aufgenommen hat. Die Mathematik gilt ja gemeinhin als eine der „verkopftesten“ aller Wissenschaften, aber selbst hier hört man die Leute sagen: „die Formel gefällt mir nicht; ich weiß nicht, was damit nicht stimmt, aber irgendwas ist da faul“.

> Er kennt die Subjekt-Objekt-Beziehung und arbeitet am Subjekt, um das Objekt zu verändern. Der Wissenschaftler lehnt das Subjekt ab, arbeitet am Objekt und WIRD am Subjekt unbewußt verändert.

Diesen Satz halte ich für sehr wichtig und kann, glaube ich, einige Mißverständnisse gut ausräumen. Ist diese Aussage „Common-Sense“ in der Philosophie oder ist das eine spezielle Eigenschaft Ihres Begriffs von Philosophie?

> Bewußtsein gibt es meiner Ansicht nach nur in holistischen Systemen, also in der „Allgegenwart“, in welcher es keine Hindernisse gibt. Das Gesamtuniversum kann nur dann NICHT Gottes Seele oder Geist sein, wenn die Beschränkung durch die Lichtgeschwindigkeit besteht.
> Durch diese Begrenzung wird das ganze System dermaßen lahm und unzusammenhängend, daß sich tatsächlich Teilsysteme herausbilden könnten, die dann lokale Intelligenz bilden. So sieht’s ja auch die Wissenschaft.

Haben Sie eine Quelle? Das würde mich sehr interessieren.

> Ich aber habe die zerrissene und Welt mit lokaler Intelligenz als Erscheinungswelt erkannt, hinter der eine globale Intelligenz (Filmprojektor…) die Fäden zieht. Diese globale Intelligenz bildet in sich das gesamte Universum als Erscheinungswelt ab. Lichtgeschwindigkeit gibt es nur in der Erscheinungswelt, nicht bei diesem Abbildungsprozeß. Da neuronale Prozesse in begrenzter Geschwindigkeit ablaufen, weiß ich, daß sie sie Erscheinung sind und nicht die kognitive Erscheinungswelt hervorrufen.
> >
> > Mit physikalischen Aussagen wie der, daß nach Einstein der Raum bei Lichtgeschwindigkeit zu Null werde, sollte man übrigens vorsichtig sein. Ich kann mir kaum vorstellen, daß er es so gesagt hat. Ich weiß auch nicht, warum ausgerechnet die so viel gescholtene Naturwissenschaft immer wieder als Zeuge für die viel mächtigere Philosophie herangezogen wird,
>
> Ich machs ja gerade umgekehrt: Ich will Wissenschaft und Philosophie in ein Ganzes einbinden. Als Einstein sich vorstellte, auf einem Lichtstrahl zu reiten, hat er philosophiert und die Wissenschaft verlassen, denn er bereicherte die Wissenschaft ja gerade durch die Erkenntnis, daß Materie NICHT mit Lichtgeschwindigkeit fliegen könne (ihre Masse würde dann unendlich).

Ist eine Aussage über die Unmöglichkeit von Vorgängen schon ein Verlassen der Wissenschaft?

> Also: Entweder wird das kleinste Masseteilchen so groß wie das Universum (wenn ein Teilchen mit LG fliegt) oder das Universum wird zu Null, wenn ein masseloses Photon durch das materielle Universum fliegt.

Was heißt „Null“? Ohne Ausdehnung. Ich stelle mir einen Versuch vor: Ich nehme einen Glaskolben und evakuiere ihn so, daß die Luftmoleküle nur noch sehr vereinzelt darin rumfliegen. In diesen Kolben baue ich (vorher) eine Glühlampe ein. Nach der Vorstellung der Physik, durchqueren nun die masselosen Photonen das Vakuum auf dem Weg zu meinem Auge. Jetzt müßten Sie mir nochmal genau erklären, was auf dem Flug des Photons durch das Vakuum passiert (unter der Voraussetzung, daß die physikalische Theorie stimmt, was wir natürlich nicht wissen).

> > … phantastisch! Und zwar vor allem deshalb, wie ich finde, weil sie den Teilchenaspekt der Materie, den wir wahrnehmen und messen können, trotz ihrer Einfachheit außerordentlich gut beschrieb. Das ist die Faszination, die für mich von der Naturwissenschaftlichen Methode ausgeht. Ich bin übrigens nicht der Meinung, daß in Sachen der Quantenmechanik mit der Kopenhagener Deutung das letzte Wort schon gesprochen ist, sondern daß /innerhalb/ der Naturwissenschaften noch viele unentdeckte ästhetische Theorien auf ihre Entdeckung warten.
>
> Zustimmung!

Freut mich! Denn die Entdeckung ästhetischer Naturwissenschaftlicher Theorien ist (u.a.) /mein/ Projekt.

> Das Einzelne wird von Allem bestimmt. Ich werde in einer anderen E-Mail genauer auf dieses Thema eingehen. Inzwischen ist diese E-Mail so lang, daß ich Angst bekomme, durch einen Mißgriff alles zu löschen. Darum schicke ich erst mal alles ab.

Da haben Sie recht. Den Computern ist nicht zu trauen :-).

Herzliche Grüße
Ihr PD


07121143 Lieber Herr D,

hier wie versprochen mein Text zum Thema „Licht“, den ich meiner Arbeit „Das Gehirn – Bewußtseinsproblem“ entnommen habe:

1. Beim Wellen/Teilchen-Dualismus muß (weil in der Wissenschaft ALLES auf der Erscheinungsebene stattfinden muss) die Atemporalität und Alokalität des Wellenaspektes geleugnet werden. Dazu half die „Erklärung“, daß Wellen sich in Raum und Zeit etwa wie Wasserwellen im Teich ausbreiten – obgleich genau das Wellen nicht tun! Wellenartig ist das Licht dann, wenn ich nicht hinschaue; Teilchen ist es, wenn ich hinschaue. Beim Doppelspaltexperiment habe ich den Detektor hinter dem Doppelspalt. Darum ist das Licht am Doppelspalt Welle und kann beide Spalten gleichzeitig passieren und kann sogar dabei der Kausalität spotten, indem das Licht rückwirkend seinen Weg ändern kann. Erst im Detektor wird das Photon zum Teilchen – also real. Das funktioniert natürlich nur bei Atemporalität und Alokalität des Wellenaspektes: Ein Photon als Welle ist überall und nirgendwo; es ist der Lichtgeschwindigkeitsbegrenzung nicht unterworfen; es ist phyxsikalisch NICHT real; das ist es ausschließlich in unserem um Raum und Zeit reduzierten (Teilchen-) Modell. Die Welle hat natürlich den Doppelspalt nie passiert. Das tat sie ausschließlich nach unserer Interpretation der Erscheinungen. Das Licht als Welle ist physikalisch nicht real; es ist von unserm Geist noch nicht hergestellt. Dies ist der Grund, weshalb er Plausibilitätsberechnungen über Aufenthaltsorte revidieren und angeblich schon zurückgelegte Wege nachträglich löschen kann.
Beim Wellen/Teilchen-Dualismus, nach welchem die Welle sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet, ist die Welle eine Mischung aus Welle- und Teilchen meines Modells. Diese Mischung, bzw. Fälschung war „notwendig“, weil in der Naturwissenschaft die gesamte Dualität des Lichtes in der Erscheinungswelt stattfinden sollte, nicht, wie in meiner Theorie, das Teilchenmodell für die Erscheinungswelt geltend und das Wellenmodell für die Realitätsebene dahinter.

Licht ist reine Erscheinung. Es fliegt ausschließlich in unsern subjektiven kognitiven Räumen jeweils mit Lichtgeschwindigkeit. Warum gehen die Eigenbewegungen von Körpern in den kognitiven Welten NICHT in die Lichtgeschwindigkeit ein? Einstein beantwortete diese Frage, indem er die Relativitätstheorie entwickelte. Meine Auffassung ist die, dass unsere Seelen, die ja die kognitiven Welten sich vorstellen, selbst zeit- und raumlos sind. Sie haben keine Relativgeschwindigkeit zueinander. Aus diesem Grund haben auch die kognitiven Räume keine Relativgeschwindigkeiten zueinander und das Licht in allen kognitiven Räumen ebenfalls nicht.

Ich hoffe, diese Ausführungen sind plausibel.

Herzlichst
Ihr Hans-Joachim Heyer


07121301 Lieber Herr Heyer

> Ich denke, daß all diese Theorien Teiltheorien sind, die dem generellen Entwicklungsgedanken folgen: An Anfang war der Urknall (Urknalltheorie), in dem aus einer Singulatität durch Symmetriebruch usw (Atomtheorie, Quantentheorie) die Materie entstand, die sich dann weiterorganisierte bis hin zum intelligenten Leben (Evolutionstheorie). Auch die Relativitätstheorie hat hier ihren Platz, denn schließlich soll sie (besonders die Allgemeine Relativitätstheorie) das Univrsum beschreiben, in welchem die Evolution stattfindet. Kurz: Es geht bei allen Theorien um dieses Universum.

Man muß aber vorsichtig sein: die Quantenmechanik und die Relativitätstheorie waren ja (meines Wissens) historisch vor der Urknalltheorie da. Und sie wurde „validiert“ an ganz konkreten Laborversuchen (Spektrallinien bei Spektroskopie-Versuchen etc.) Die Relativitätstheorie hat ihren Ursprung in den Messungen von Michelson und Moreley, die stark auf eine Unabhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit vom (gleichförmig bewegten) Bezugssystem gezeigt haben.
Dies spricht übrigens ein bißchen gegen die Vermutung, unsere Theorien würden unsere Erscheinungswelt zu stark beeinflussen, denn die Vorstellungen der damaligen Zeit sahen ja den sog. „Äther“ vor, der im
Raum ruhen sollte und in dem sich die Lichtwellen ausbreiten sollten.
Aber Michelsons und Moreleys Experiment zeigte, daß es diese Vorstellung vermutlich nicht taugt, weil sich ja die Erde im Äther drehen würde und die Lichtgeschwindigkeit in verschiedenen Raumrichtungen auf der Erde verschieden wären, wenn sie im Äther gleich wären (so ungefähr, das ist bei mir schon wieder eine Zeitlang her).
Einsteins große Leistung bei der speziellen Relativitätstheorie war ja, zu zeigen, daß eine vom Bezugssystem unabhängige Lichtgeschwindigkeit und das Postulat, daß die physikalischen Gesetze in allen gleichförmig gegeneinander bewegten Bezugssystemen gleich sind, durchaus aufrecht zu erhalten ist, wenn man bei der Transformation der Koordinaten vom einen Bezugssystem ins andere die Zeit als Koordiniate mittransformiert.
Allein aus den Eigenschaften dieser Transformation, also allein aus den beiden Einsteinschen Postulaten (i) Konstanz der Lichtgeschwindigkeit und (ii) Gleiche Gesetze in allen gleichförmig gegeneinander bewegten Bezugssystemen folgt die ganze spezielle Relativitätstheorie, einschließlich Längenkontraktion, Zeitdilatation und E=mc^2.

Ob es nun einen Urknall gegeben hat oder nicht, steht bei dieser Frage gar nicht unbedingt zur Debatte. Es geht hier einfach nur um die Vereinbarkeit eines Meßergebnisses (Unabhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit) und einer physikalischen Hoffnung (Bewegung ändert nicht die Physikalischen „Gesetze“, also genaugenommen: ich muß keine neue Art der Beschreibung finden, um die Erscheinungswelt zu beschreiben, wenn ich mich schnell bewege, sondern ich kann die alte weiterbenutzen).

> Finde ich auch. Die Naturwissenschaft hatte ganz schöne Probleme mit ihr, denn hätte sie das beobachtende Subjekt in dieser Theorie belassen, wäre das Wissenschaftsgebäude zusammengebrochen. Es war ein genialer Trick, das Subjekt rauszuschmeißen und die Unschärfe an dessen Stelle zu setzen. Damit war das objektive Weltmodell noch mal gerettet. Mich würde sehr interessieren, ob man das so sehen kann: Ist die Unschärferelation ein Ersatz für das Subjekt (,das die Messung beeinflußt)?

Ich glaube, die QM hat weniger das Subjekt aus der Physik entfernt, als das Zufallselement aus einem Teil des Formalismus. Sie hat den Gesamtformalismus aufgeteilt in einen deterministischen Teil
(Wellenfunktion bzw. „Quantenzustand“ und Schrödinger-Gleichung) und einen „zufälligen Teil“ (Meßprozeß, „Kollaps der Wellenfunktion“). Und dieser Trick ist in der Tat genial. Wenigstens statistische Aussagen über das, was man da mißt, kann man mit diesem Trick wieder treffen, vorher war das eher schwierig bis unmöglich!

Natürlich könnte man argumentieren, daß in dem Meßprozeß die Einwirkung des Subjekts sich auswirkt. In Ermangelung einer Theorie, wie das geschieht, nimmt die QM an, die tatsächlichen Meßergebnisse seien nur stochastisch vom deterministischen Teil des Formalismus abhängig und ansonsten rein zufällig. Und von den Ergebnissen her weichen dann echte Messungen auch nicht sonderlich ab; ein Beweis für „Zufälligkeit“ ist das natürlich nicht, wohl aber für die Brauchbarkeit der Theorie auch für praktische Zwecke (wie den Bau von CD-Playern).

Ich /persönlich/ glaube, daß das „betrachtende Subjekt“ beim Meßprozeß nicht der Punkt ist. Wenn ich einem (geistlosen) Computer die Messung überlasse und glaube, daß mein anschließendes Betrachten des
Computerausdrucks die vorhergehende Physik nicht ändert (daran muß ich glauben, ich kann es nicht beweisen, genauso, wie ich daran glauben muß, daß der Mond am Himmel steht, wenn ich nicht hinschaue), dann folgt, daß meine Eigenschaft als Subjekt (also etwa mein Bewußtsein) nichts am Meßergebnis geändert hat.
Ich denke mir, daß das Problem des Meßprozesses durchaus mit naturwissenschaftlichen Mitteln angegangen werden und noch erhellt werden kann, wenn auch nicht unbedingt mit dem Formalismus der Quantenmechanik, wie wir ihn heute kennen. Ich könnte mir vorstellen, daß die Problematik des Meßprozesses vielleicht auf eine ziemlich revolutionäre physikalische Theorie führen kann, die sich stärker als die heutige Quantenmechanik von den Begriffen der klassischen Mechanik (wie Ort, Impuls, Energie) löst, aber ich habe keine Ahnung wie sie aussehen könnte.
Die Übernahme dieser Begriffe hemmt vielleicht unsere Erkenntnis über das wahre Wesen der QM, aber sie hat in der Vergangenheit einen gewaltigen Vorteil gehabt: Sie war kompatibel mit den Begriffen der Physik, die zu ihrer Entstehungszeit bereits verfügbar waren, und für die (direkt oder indirekt) auch Meßgeräte zur Verfügung standen. Nur so konnte man sie auf ihre Nützlichkeit überprüfen, die sich ja dann in der Praxis auch tatsächlich erwiesen hat.
Und die auf den Grundannahmen basierende Theorie hat noch einen weiteren wichtigen Aspekt: Sollte wirklich mal jemand einen Vorschlag für eine neue Quantenmechanik haben, die den Meßprozess deutlicher darstellt, dann gibt es gleich einen „Prüfstein“: Die Ergebnisse der heutigen QM müssen ja dann auch aus dem neuen Modell ableitbar sein.

> > Für mich persönlich liegen die sogenannten Naturgesetze nicht in der Erscheinungswelt. Sie liegen in meiner geistigen Modellwelt …
>
> Und wo ist die geistige Modellwelt?

Ich weiß es nicht. Aber vielleicht genau dort, wo Ihr Mythos ist.

> Das ist „meine“ Philosophie. Aber da es nichts Neues unter der Sonne gibt, kann ich mir gut vorstellen, daß Andere (Philosophen?) schon sowas Ähnliches gesagt haben. Die o.g. Sätze sind mir übrigens – wie alles – spontan eingefallen. Selbstverständlich sind sie irgendwie auch Frucht vorheriger Arbeit, aber eine determinierte Ursache für solche Gedanken gibt es sicher nicht: Es ist wie bei der Ursuppe: Alles war Mutter dieses Gedankens.

> > > … Als Einstein sich vorstellte, auf einem Lichtstrahl zu reiten, hat er philosophiert und die Wissenschaft verlassen…
> >
> > Ist eine Aussage über die Unmöglichkeit von Vorgängen schon ein Verlassen der Wissenschaft?
>
> Ich denke schon. Lt. Popper sind alle Theorien außerwissenschaftlich, bzw. stammen aus einem außerwissenschaftlichen Bereich, und sie werden erst durch die Überprüfung mit wissenschaftlichen Methoden wissenschaftlich gemacht. Ich stelle mir das so vor: Es gibt ein wissenschaftliches Weltmodell. Dieses läßt es nicht zu, auf einem Lichtstrahl zu reiten. Also steht diese Vorstellung außerhalb des Modells. Trotzdem haben einige von Einsteins phantasievollen Gedanken die Schranke zum Wissenschaftsmodell passieren können: die Spezielle Relativitätstheorie, sofern sie allen Falsifikationsversuchen standgehalten hat.

Dann glaube ich, war das einfach ein Sprachproblem. Ich selbst zähle für mich Gedankenexperimente durchaus noch zur naturwissenschaftlichen Methode, aber das ist wahrscheinlich Geschmacksache.

> > Was heißt „Null“? Ohne Ausdehnung.
>
> Genau.
>
> > Jetzt müßten Sie mir nochmal genau erklären, was auf dem Flug des Photons durch das Vakuum passiert (unter der Voraussetzung, daß die physikalische Theorie stimmt, was wir natürlich nicht wissen).
>
> Hierüber habe ich schon eine Arbeit verfaßt. Ich werde sie suchen und die relavanten Abschnitte rüberbeamen.

Ich bin neugierig!

> > > > Ich bin übrigens nicht der Meinung, daß in Sachen der Quantenmechanik mit der Kopenhagener Deutung das letzte Wort schon gesprochen ist, sondern daß /innerhalb/ der Naturwissenschaften noch viele unentdeckte ästhetische Theorien auf ihre Entdeckung warten.
> > >
> Zustimmung! – siehe auch meine Ausführungen zur Unschärferelation. Kann ich diese Behauptung aufrecht erhalten?

s.o.
Ich möchte hier noch anmerken, daß ich denke, daß Sie hier eine ganz seltene Chance haben: Als Diplom-Ingenieur haben Sie das nötige mathematische „Rüstzeug“, sich „richtige“ Physik-Bücher über
Quantenmechanik und spezielle Relativitätstheorie anzuschauen, die Überlegungen nachzuvollziehen und kritisch zu bewerten. Mit „richtig“ meine ich hier einfach nur: Physik-Bücher, aus denen Physik-Studenten ihre Quantenmechanik lernen (also keine Wertung). Und da Sie ohnehin an der Uni sind, können Sie sich auch Vorlesungen zur Quantenmechanik anhören.
Was ich meine, ist folgendes: in der geisteswissenschaftlichen Literatur wird die QM häufig verkürzt dargestellt und versucht, das Wesentliche zu extrahieren. Das ist bei solchen komplizierten Theorien gar nicht so einfach, weil die Theorie sehr in der Welt der Formeln und Gleichungen lebt. Und wie Sie schon richtig anmerkten, ist fast jede Abbildung mit Informationsverlust verbunden und bei vielen solchen Abbildungen, die ich schon in diversen Literaturstellen gesehen habe, scheinen mir ganz
grundlegende Informationen verlorengegangen zu sein, nämlich die „Meta-Informationen“, wie die Kurzaussagen zu verstehen sind.

Umgekehrt haben die Physiker häufig nicht den philosophischen Zugang (und unter Diplom-Stress auch nicht die Zeit), über die „Schein-relevanten“ Gedankengänge hinauszugehen. Um Naturwissenschaft
und Philosophie zu verbinden, glaube ich, daß gerade jemand mit einer Ausbildung, wie Sie sie haben und Interessen, wie Sie sie haben geeignet wäre, sich an einer „Neuübersetzung“ der Quantenmechanik und der
Relativitätstheorie für die Philosophie zu versuchen; eine die sich nicht mehr auf „Allgemeinplätze“ wie „den absoluten Raum gibt es nicht“ oder „es gibt keine exakten Messungen“ beschränkt, sondern wirlich kritisch beleuchtet, was die zentralen Ideen sind und inwiefern man sie kritisieren kann.
Ich denke, das wäre ein ganz wichtiger Schritt in Sachen Vereinheitlichung.
Aber das ist natürlich nur eine verrückte Idee von mir und bestimmt auch nicht leicht zu realisieren (ich bin bei meiner ersten QM-Vorlesung mit Pauken und Trompeten durchgefallen, und ich gebe zu: ich hatte wirklich nichts verstanden!).

Herzliche Grüße
Ihr – PD


07141714 Lieber Herr Heyer,

hier die Bücherliste.

Herzliche Grüße
Ihr – PD

QED. Die seltsame Theorie des Lichts und der Materie.
Richard P. Feynman
Preis: DM 19,90
Taschenbuch – 175 Seiten Piper, Mchn.;
ISBN: 3492115624

Die Entdeckung der Virtualität.
Stanislaw Lem
Preis: DM 12,80
Taschenbuch – 238 Seiten (1996) Suhrkamp, Ffm.;
ISBN: 3518388983

Das egoistische Gen.
Richard Dawkins
Preis: DM 24,90
Taschenbuch – 554 Seiten (1996) Rowohlt TB-V., Rnb.;
ISBN: 3499196093

Eine neue Philosophie der Biologie.
Ernst Mayr
Preis: DM 58,00
Gebundene Ausgabe – 469 Seiten (1991) Piper, Mchn.;
ISBN: 3492034918

Mentopolis.
Marvin Minsky
Preis: DM 58,00
Gebundene Ausgabe – 342 Seiten (1994) Klett-Cotta,Stgt.;
ISBN: 3608931171

Hier beschreibt der Künstliche-Intelligenz-„Papst“ Marvin Minsky, wie er sich das Bewußtsein aus „Agenten“ und „Agenturen“ zusammengesetzt vorstellt. Sehr schön und anschaulich zu lesen; also keine Formalismen oder dergleichen. Im Prinzip ist auch das ein konstruktivistischer Ansatz, der Sie evtl interessieren könnte.
(vor einigen Jahren gab es dieses Buch zum Ausleihen im Fachbereich katholische Theologie (!), ein Besuch, der sich schon wegen der verwinkelten Bibliothek dort lohnt, zumindest kam sie mir damals
ziemlich anheimelnd und verwinkelt vor)


07151048
> > Ich denke, daß all diese Theorien Teiltheorien sind, die dem generellen Entwicklungsgedanken folgen:
>
> Man muß aber vorsichtig sein: die Quantenmechanik und die Relativitätstheorie waren ja (meines Wissens) historisch vor der Urknalltheorie da.

Die Qm ist zwar ahistorisch, wird aber historisiert, indem wir sie letztendlich auch zur Erklärung unseres „Gewordenseins“ heranziehen (werden).

> Und sie wurde „validiert“ an ganz konkreten Laborversuchen (Spektrallinien bei Spektroskopie-Versuchen etc.) Die Relativitätstheorie hat ihren Ursprung in den Messungen von Michelson und Moreley, die stark auf eine Unabhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit vom (gleichförmig bewegten) Bezugssystem gezeigt haben.

Die LG ist immer konstant in Bezug zum Beobachter! Das werte ich als Beweis dafür, daß jeder Mensch in seinem „Privatuniversum“ (subjektive kognitive Welt) lebt.

> Dies spricht übrigens ein bißchen gegen die Vermutung, unsere Theorien würden unsere Erscheinungswelt zu stark beeinflussen, denn die Vorstellungen der damaligen Zeit sahen ja den sog. „Äther“ vor,

An den Äther glaube ich heute noch! Ich mache nur nicht den Fehler, ihn zu „materialisieren“, d.h. in der Außenwelt zu suchen. Ich suche ihn in der Innenwelt, indem ich sage, er ist mein Geist. Meine Seele ist Träger der Erscheinung „Licht“.

> der im Raum ruhen sollte und in dem sich die Lichtwellen ausbreiten sollten. Aber Michelsons und Moreleys Experiment zeigte, daß es diese Vorstellung vermutlich nicht taugt, weil sich ja die Erde im Äther drehen würde und die Lichtgeschwindigkeit in verschiedenen Raumrichtungen auf der Erde verschieden wären, wenn sie im Äther gleich wären (so ungefähr, das ist bei mir schon wieder eine Zeitlang her).

Dies könnte sich schnell als Scheinbeweis entpuppen. S.o.

> Ob es nun einen Urknall gegeben hat oder nicht, steht bei dieser Frage gar nicht unbedingt zur Debatte. Es geht hier einfach nur um die Vereinbarkeit eines Meßergebnisses (Unabhängigkeit der
> Lichtgeschwindigkeit) und einer physikalischen Hoffnung (Bewegung ändert nicht die Physikalischen „Gesetze“, also genaugenommen: ich muß keine neue Art der Beschreibung finden, um die Erscheinungswelt zu beschreiben, wenn ich mich schnell bewege, sondern ich kann die alte weiterbenutzen).

Was halten sie von folgender Beschreibung – eine Gedanke von heute Morgen?

„Ich habe in der Nacht viel über den Solipsismus nachgedacht. Ich hatte mir vorgestellt, eine geschlossene Kugel zu sein, in deren Mitte mein Ich sitzt und die Innenwand der Kugel betrachtet. Dort ist die sog. Außenwelt abgebildet einschließlich eines Körpers mit einem weiteren Ich. Dieses 2. Ich befindet sich in der 2 – D – Welt der Kugelinnenfläche. Das Ich in der Kugelmitte nenne ich „Höheres Selbst“ oder „Seelen-Ich“ oder „Transzendentales Ich“: kurz: das Selbst. Das Selbst erkennt seinen Solipsismus, denn es hat im Gegensatz zum Ich keine Umwelt. Nun ist aber Fakt, daß auch das Selbst mit Fremden in „Berührung“ kommt, zB mit deinem Selbst. Aus diesem Grund wirst du ja in meiner Kugelinnenfläche als Symbol für ein Seelenwesen abgebildet, was ich daran erkennen kann, daß ich dich nicht fernsteuern kann.
Nun die Frage: Wo sind die Augen unserer Selbste? Womit sehen wir wirklich? Exupery sagte ja: „Nur mit dem Herzen sieht man wirklich…“ Ich habe hier ja immer sowas wie Resonanz“ postuliert: eine nichträumliche Kommunikation, wo Fremdinformation nicht von außen kommt, sondern von innen aus dem Selbst zu kommen scheint. Ich stelle mir dies wie 2 Gitarren vor: Eine macht einen Ton; die 2. beginnt plötzlich „von allein“ zu schwingen, sodaß die 2. Gitarre glauben könnte, diesen Ton selbst erzeugt zu haben; in Wahrheit wurde sie von der 1. angeregt.
Nun, sowas wie Anregung, Mitschwingen usw gibt es ja auch beim Menschen. Ich glauber, WIR müssen es üben, DIESE Kommunikation zu bevorzugen: Wahrnehmen durch Denken und Fühlen – wie Exuperie es meinte…
Ich bin nachwievor davon überzeugt, daß man mit der Praktizierung dieser Wahrnehmung zweierlei erreichen kann: Eingesperrtsein in seine eigene Welt (Sopipsismus) + Unsterblichkeit. Ob man dieses Ziel erreichen will, steht auf einem anderen Blatt…

> > Finde ich auch. Die Naturwissenschaft hatte ganz schöne Probleme mit ihr, denn hätte sie das beobachtende Subjekt in dieser Theorie belassen, wäre das Wissenschaftsgebäude zusammengebrochen. Es war ein genialer Trick
>
> Ich glaube, die QM hat weniger das Subjekt aus der Physik entfernt, als das Zufallselement aus einem Teil des Formalismus. Sie hat den Gesamtformalismus aufgeteilt in einen deterministischen Teil (Wellenfunktion bzw. „Quantenzustand“ und Schrödinger-Gleichung) und einen „zufälligen Teil“ (Meßprozeß, „Kollaps der Wellenfunktion

Könnte ein Physiker auch meine Interpretation akzeptieren?
>
> Ich /persönlich/ glaube, daß das „betrachtende Subjekt“ beim Meßprozeß nicht der Punkt ist. Wenn ich einem (geistlosen) Computer die Messung überlasse und

Wenn ich bei Experimenten mit Licht wissen KANN, durch welches Loch das Foton geflogen ist, ist es immer Teilchen, selbst dann, wenn ich die Versuchsbedingungen erst entsprechend ändere, NACHDEM das Foton den Doppelspalt schon längst passiert hat. Diese „KANN“-Bedingung ist schon erfüllt, wenn ich eine Kamera statt meiner Augen benutze (Augen sind auch bloß geistlose Kameras).
Wie wir telefonisch schon diskutierten, bin ich der Ansicht, daß aus der subjektiven Welt die objektive Welt wurde, als wir das „als ob“ bzw. „Wenn – dann“ verabsolutierten: „Wenn ich hinschaue, sehe ich den Mond“ -> „Das ist der objektive Mond“.

> glaube, daß mein anschließendes Betrachten des Computerausdrucks die vorhergehende Physik nicht ändert (daran muß ich glauben, ich kann es nicht beweisen, genauso, wie ich daran glauben muß, daß der Mond am Himmel steht, wenn ich nicht hinschaue),

s.o.

> dann folgt, daß meine Eigenschaft als Subjekt (also etwa mein Bewußtsein) nichts am Meßergebnis geändet hat.

Das Subjekt bezieht sich nicht in die Messung ein, aber es verursacht sie.

> Ich möchte hier noch anmerken, daß ich denke, daß Sie hier eine ganz seltene Chance haben: Als Diplom-Ingenieur haben Sie das nötige mathematische „Rüstzeug“,

leider nicht mehr!

Zum Schluß noch vielen Dank für die Bücherliste! Ich werde mir einige der empfohlenen Bücher besorgen.
Es drängt mich auch dazu, den Vorschlag zu machen, endlich mal das „Sie“ abzulegen und durch das vertraulichere „du“ zu ersetzen. Was hältst du davon?

viele Grüße Joachim


07151414 Hallo, Joachim,

ich kehre das Ende zum Anfang:

>Es drängt mich auch dazu, den Vorschlag zu machen, endlich mal das „Sie“ abzulegen und durch das vertraulichere „du“ zu ersetzen. Was hältst du davon?

Läßt sich problemlos machen — d.h. ich muß jetzt nochmal ein bißchen an der Mail umformulieren … 😉

>> Man muß aber vorsichtig sein: die Quantenmechanik und die Relativitätstheorie waren ja (meines Wissens) historisch vor der Urknalltheorie da.

>Die Qm ist zwar ahistorisch, wird aber historisiert, indem wir sie letztendlich auch zur Erklärung unseres „Gewordenseins“ heranziehen (werden).

Was ich meinte, ist nur: die Schöpfer der QM waren nicht in der Weise von der Urknalltheorie beinflußt, daß sie die Theorie bewußt passend „gestrickt“ haben, damit die Urknalltheorie wieder ordentlich rauskommt.

>> Und sie wurde „validiert“ an ganz konkreten Laborversuchen (Spektrallinien bei Spektroskopie-Versuchen etc.) Die Relativitätstheorie hat ihren Ursprung in den Messungen von Michelson und Moreley, die stark auf eine Unabhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit vom (gleichförmig bewegten) Bezugssystem gezeigt haben.
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>Die LG ist immer konstant in Bezug zum Beobachter! Das werte ich als Beweis dafür, daß jeder Mensch in seinem „Privatuniversum“ (subjektive kognitive Welt) lebt.

Natürlich kannst Du es so sehen. Aber man kann sich fragen, warum ausgerechnet die Lichtgeschwindigkeit für alle Beobachter konstant ist, die Geschwindigkeit von Möven, die über das Meer gleiten hingegen nicht. Die spezielle Realtivitätstheorie (SRT) hat sich einen theoretischen Rahmen gebastelt, in dem die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit für verschiedene gegeneinander bewegte Beobachter innerhalb des gleichen, gemeinsamen Universums „Platz hat“.

Das Verblüffende ist, daß viele der Konsequenzen (wie die Zeitdilatation oder E=mc^2) in ganz andersartigen Experimenten wieder zum Tragen kam. So haben, wenn ich mich recht erinnere, Myonen, die aus dem Kosmos auf die Erde fliegen, an sich eine sehr kleine Lebensdauer, so klein, daß man eigentlich erwarten dürfte, daß sie die Erdoberfläche gar nicht mehr erreichen können. Trotzdem können wir sie nachweisen und der Grund kann darin gesehen werden, daß die Myonen in ihrem Bezugssystem tatsächlich so kurz leben, daß es aber aus dem System der Erde betrachtet länger dauert, bis sie zerfallen.

>> Dies spricht übrigens ein bißchen gegen die Vermutung, unsere Theorien würden unsere Erscheinungswelt zu stark beeinflussen, denn die Vorstellungen der damaligen Zeit sahen ja den sog. „Äther“ vor,
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>An den Äther glaube ich heute noch! Ich mache nur nicht en Fehler, ihn zu „materialisieren“, d.h. in der Außenwelt zu suchen. Ich suche ihn in der Innenwelt, indem ich sage, er ist mein Geist. Meine Seele ist Träger der Erscheinung „Licht“.
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>> der im Raum ruhen sollte und in dem sich die Lichtwellen ausbreiten sollten. Aber Michelsons und Moreleys Experiment zeigte, daß es diese Vorstellung vermutlich nicht taugt, weil sich ja die Erde im Äther drehen würde und die Lichtgeschwindigkeit in verschiedenen Raumrichtungen auf der Erde verschieden wären, wenn sie im Äther gleich wären (so ungefähr, das ist bei mir schon wieder eine Zeitlang her).
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>Dies könnte sich schnell als Scheinbeweis entpuppen. S.o.

Wir sind uns aber einig, daß die Vorstellung des Äthers mit seinen ihm von der Physik früher zugeschriebenen Eigenschaften als Erklärungsmodell für eine Reihe von Phänomenen der Erscheinungswelt nicht taugt, und zwar – und das ist der Punkt – insbesondere bei solchen Phänomenen, die mit der ursprünglichen Fragestellung (nach Lichtausbreitung in der Erscheinungswelt) zumindest stark verwandt waren. Gerade letzteres ist sozusagen ein „Killerkriterium“ für den Äther als Modellobjekt zur Erklärung der Erscheinungswelt.

An sich ist der Begriff „Äther“ sowieso erst mal nur ein Wort. Wenn Du sagst, daß Du den Äther in der Innenwelt suchst, so wäre es interessant, welche Eigenschaften Du einem solchen Innenwelt-Äther (ich nenne ihn jetzt mal so, um ihn von dem anderen Begriff zu unterscheiden) zuschreibst, also was für eine Art Objekt Du eigentlich in der Innenwelt suchst. Ich kann ein solches Objekt dann ja auch sonstwie nennen, der Name sollte ja eigentlich keine Rolle spielen.

>> Ob es nun einen Urknall gegeben hat oder nicht, steht bei dieser Frage gar nicht unbedingt zur Debatte. Es geht hier einfach nur um die Vereinbarkeit eines Meßergebnisses (Unabhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit) und einer physikalischen Hoffnung (Bewegung ändert nicht die Physikalischen „Gesetze“, also genaugenommen: ich muß keine neue Art der Beschreibung finden, um die Erscheinungswelt zu beschreiben, wenn ich mich schnell bewege, sondern ich kann die alte weiterbenutzen).
>
>Was halten Sie von folgender Beschreibung – eine Gedanke von heute Morgen?
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>“Ich habe in der Nacht viel über den Solipsismus nachgedacht. Ich hatte mir vorgestellt, eine geschlossene Kugel zu sein, in deren Mitte mein Ich sitzt und die Innenwand der Kugel betrachtet. Dort ist die sog. Außenwelt abgebildet einschließlich eines Körpers mit einem weiteren Ich. Dieses 2. Ich befindet sich in der 2 – D – Welt der Kugelinnenfläche. Das Ich in der Kugelmitte nenne ich „Höheres Selbst“ oder „Seelenich“ oder „Transzendentales Ich“: kurz: das Selbst. Das Selbst erkennt seinen Solipsismus, denn es hat im Gegensatz zum Ich keine Umwelt. Nun ist aber Fakt, daß auch das Selbst mit Fremden in „Berührung“ kommt, zB mit deinem Selbst. Aus diesem Grund wirst du ja in meiner Kugelinnenfläche als Symbol für ein Seelenwesen abgebildet, was ich daran erkennen kann, daß ich dich nicht fernsteuern kann.
>Nun die Frage: Wo sind die Augen unserer Selbste? Womit sehen wir wirklich?
>Exupery sagte ja: „Nur mit dem Herzen sieht man wirklich…“ Ich habe hier ja immer sowas wie Resonanz“ postuliert: eine nichträumliche Kommunikation, wo Fremdinformation nicht von außen kommt, sondern von innen aus dem Selbst zu kommen scheint. Ich stelle mir dies wie 2 Gitarren vor: Eine macht einen Ton; die 2. beginnt plötzlich „von allein“ zu schwingen, sodaß die 2. Gitarre glauben könnte, diesen Ton selbst erzeugt zu haben; in Wahrheit wurde sie von der 1. angeregt.
>Nun, sowas wie Anregung, Mitschwingen usw gibt es ja auch beim Menschen. Ich glauber, WIR müssen es üben, DIESE Kommunikation zu bevorzugen: Wahrnehmen durch Denken und Fühlen – wie Exupery es meinte…
>Ich bin nachwievor davon überzeugt, daß man mit der Praktizierung dieser Wahrnehmung zweierlei erreichen kann: Eingesperrtsein in seine eigene Welt (Sopipsismus) + Unsterblichkeit. Ob man dieses Ziel erreichen will, steht auf einem anderen Blatt…

Für einen „hartgesottenen“ Physiker ist die Resonanz in seinem physikalischen Sinne natürlich auch ein raum-zeitliches Phänomen, d.h. irgendein Medium (beim Schall z.B. die Luft) überträgt die Schwingung und wenn die beiden Objekte (z.B. die Gitarrenseiten) „zueinander passen“, dann überträgt sich die Schwingung auf das andere Objekt. (Im Vakuum klappt das dann plötzlich nicht mehr). Aber das ist vermutlich nicht das, was Du meinst.

Ich persönlich denke, daß eine Kommunikation über Physikalische Kanäle einem „Wahrnehmen durch Denken und Fühlen“ in keiner Weise im Wege steht. Vielleicht geht es Dir manchmal auch so, daß Dir beim Hören eines Musikstücks über ganz profane Lautsprecherboxen plötzlich eine Gänsehaut über den Rücken läuft und Du stark ergriffen bist. Ich stelle mir das auch manchmal wie ein Resonanzphänomen vor.

> > > Finde ich auch. Die Naturwissenschaft hatte ganz schöne Probleme mit ihr, denn hätte sie das beobachtende Subjekt in dieser Theorie belassen, wäre das Wissenschaftsgebäude zusammengebrochen. Es war ein genialer Trick
>>
>> Ich glaube, die QM hat weniger das Subjekt aus der Physik entfernt, als das Zufallselement aus einem Teil des Formalismus. Sie hat den Gesamtformalismus aufgeteilt in einen deterministischen Teil (Wellenfunktion bzw. „Quantenzustand“ und Schrödinger-Gleichung) und einen „zufälligen Teil“ (Meßprozeß, „Kollaps der Wellenfunktion“
>
>Könnte ein Physiker auch meine Interpretation akzeptieren?

Ich denke, ein Physiker in seiner Eigenschaft als solcher hat damit Probleme. Und zwar deshalb, weil seine Theorien und Erklärungen in der Welt der Modelle leben. Wenn er das Subjekt einbeziehen wollte, müßte er sich ein geistiges Modell davon machen. Und da (gerade menschliche) Subjekte so furchtbar kompliziert sind, hat er damit enorme Schwierigkeiten. Die Physik ist sozusagen die Wissenschaft vom Einfachen, auch wenn selbst das schon teuflisch kompliziert werden kann! Das Problem ist für den Physiker weniger, daß sein Wissenschaftsgebäude zusammenbricht, wenn er das Subjekt einbaut, sondern das er gar nicht weiß, wie das mit dem Einbauen gehen soll. Folgende Formulierung wäre vielleicht ganz interessant:
„Der Physiker weiß nicht, wie er ein Subjekt in das bestehende Gebäude integrieren soll. Nun hat er zwei Möglichkeiten: er reißt das Gebäude erst einmal ab, baut sich ein komplett neues und schaut dann, ob er das Subjekt jetzt besser unterbringt. Klappt es immer noch nicht, beginnt er wieder von vorn.
Ich stelle mir jetzt einen Menschen vor, der sich bei Ikea eine Einbauschrankwand gekauft hat. Er setzt sich in sein Wohnzimmer und fängt an, das Ding zusammenzuschrauben und hat dabei einige Erfolgserlebnisse und einige Mißerfolgserlebnisse. Manchmal muß er ganze Partien wieder auseinandernehmen, weil Bretter schiefsitzen und nicht zueinander passen usw.) Und nun hat er nach 6 Stunden den unteren Teil der Schrankwand soweit fertig, er scheint ihm halbwegs stabil und kann darangehen, noch einen Teil oben draufzusetzen, der in einer anderen Pappkiste verstaut ist. Da fällt sein Blick auf das Beutelchen, wo die Schrauben drinwaren und – oh Schreck – da liegen noch eins zwei Schrauben drin. Jetzt hat er zwei Möglichkeiten: er reißt die Schrankwand wieder ab und versucht, die Schrauben unterzukriegen oder aber, er läßt Schrauben Schrauben sein, öffnet den nächsten Karton, vielleicht in der stillen Hoffnung, die Schrauben würden sich vielleicht mit dem Oberteil vertragen. Ich denke, die Physiker haben sich einfach für den zweiten Weg entschieden. Sollte sich der Schrank nach dem Aufbau des Oberteils oder eines Teils davon verziehen oder zusammenbrechen, dann müssen Sie natürlich wieder abreißen,aber mit dieser Unsicherheit leben sie halt.“

Wie jedes Beispiel hinkt bestimmt auch dieses 🙂

Nochmal zu Subjekt und Zufallsprozeß:
Ein Zufallsprozeß ist im Gegensatz zum Subjekt leicht mathematisch zu modellieren: Ich kann eine „Wahrscheinlichkeitsverteilung“ bestimmter Ereignisse oder Gruppen von Ereignissen angeben, und dann bin ich eigentlich schon ganz gut dabei.

>Das Subjekt bezieht sich nicht in die Messung ein, aber es verursacht sie.

Das ist richtig: In einem meiner Physik-Scripten zu Hause steht: Physik ist das Handeln von Menschen.

>> Ich möchte hier noch anmerken, daß ich denke, daß Sie hier eine ganz seltene Chance haben: Als Diplom-Ingenieur haben Sie das nötige mathematische „Rüstzeug“,
>
>leider nicht mehr!

Wer sagt das? 🙂

>Zum Schluß noch vielen Dank für die Bücherliste! Ich werde mir einige der empfohlenen Bücher besorgen.

Einige werden bestimmt auch in der UB oder Fachbereichsbibliotheken zu finden sein. Ich weiß nicht, ob der UB-Katalog elektronisch über Fremdprovider zur Verfügung steht; aus dem Uni-Netz heraus geht’s ganz nett (wenn auch wohl noch nicht ganz vollständig).

Ich mach jetzt einfach mal Schluß, weil ich nochmal wegmuß! Bis irgendwann demnächst

Viele Grüße – P

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