Hans-Joachim Heyer

Falsche Götter

Mich interessiert, wen oder was Peter Sloterdijk in seinem Buch „Du mußt dein Leben ändern“ auf seiner Suche nach dem Ursprung der „Vertikalspannung“, die den Menschen antreibt, etwas zu tun: mit seinen Händen und seinem Intellekt. Dann möchte ich seinen Fund mit dem vergleichen, was ich fand.

Sloterdijk nennt den Tod als „schwerste Bewährungsprobe für das neue Subjekt der Übungsmacht“. Als Übung bezeichnet er das Streben nach Höherem, ja nach Vollkommenheit. Es sieht den übenden Menschen im Gegensatz zum passiven Menschen, der seine Motivation nicht selbst generiert, sondern ungeprüft und unreflektiert von (meist) unbekannten Autoritäten übernommen hat. Der Übende ist jener, der über sich selbst hinauswachsen will.

Woher aber kommt dieses Wollen? Sloterdijk identifiziert stets illusionäre Vorstellungen als Entwicklungsziele. Das für Christen große Vorbild Jesus Christus sieht er – meine Worte – als Fall für den Psychiater, der seine größte Niederlage – den Tod am Kreuz – als Sieg umdeutet. Laut der „Heiligen Schrift“ will er sogar die Gravitation überwunden haben, was ihm gestatte, die Vertikale zum eingebildeten Gott ohne Jakobs- oder Wittgensteins Leiter benutzen zu müssen.

Die Christen glauben, den Tod überwunden zu haben, indem sie ihre Seele als zum „Reich des lebendigen Gottes“ gehörend postulieren. Sie haben das ungelöste Rätsel „unsterbliche Seele“ als „Antwort“ auf das ungelöste Rätsel „Tod“ erfunden und geben sich mit dieser Scheinantwort zufrieden. Sloterdijk schreibt (S. 320) vom „deliranten Freispruch vom Bann der Endlichkeit“.

Sloterdijk fragt, welche Intuitionen die Menschen von starken Vertikalspannungen haben (S. 335) und zählt Beispiele auf: Meister, Guru, Vater, Heiler, Genius, Dämon, Lehrer oder Klassiker. All diese Vorbilder taugen bestenfalls vorübergehend. Viele „Übende“ sehen sich genötigt, zu Zeiten ihre „falsch formatierten Gottheiten zu wechseln“, sobald diese nicht mehr genügen. Der Autor legt nahe, dass all diese Vorbilder letztendlich nur Krücken sind, zumal allein deren Existenz für den Übenden den Beweis liefern, dass sie nicht wirklich aktiv Übende, sondern passiv von fremden Mächten Programmierte sind.

So weit bis Seite 338. Ich fürchte, ich weiß – zumindest ahne ich es – dass Sloterdijk von der echten Gottheit nichts weiß und demzufolge all seine Spekulationen einer „Vertikalen“, die aus der „Flacherde“ (Materialismus) herausführen, ins Nichts laufen. Gut, es muss ja einen Grund für Sloterdijks relative „Berühmtheit“ geben.  Die >Herren der Welt< wollen inkognito bleiben und fördern alle Philosophen, deren Gedanken an ihnen vorbeiführen. Ich werde mich bei meiner weiteren Lektüre seines wichtigen Buches gern überzeugen lassen, dass ich mit meiner bisherigen Deutung falsch liege.

Mein Interesse ist die Entdeckung der >Herren der Welt<. In älteren Aufsätzen schrieb ich, dass nicht die Politiker, nicht die Multimilliardäre, ja nicht einmal der Papst, die wahre Macht innehaben, sondern einige wenige Bosse wichtiger Thinktanks. Die Thinktanks werden von den Milliardären nur finanziert, aber nicht gelenkt. Milliardäre und Politiker können Geld machen und die Völker im Tal der Unwissenden halten, aber sie sie haben nicht das Vermögen, die Geschicke der Welt zu gestalten. Die Thinktanks, bestehend aus Dutzenden bis Hunderten Professoren und sonstigen Experten, sind bloß Zuarbeiter ihrer Bosse, und dieser Bosse gibt es nur sehr wenige, und diese dienen entweder Gott oder Satan.

Ich halte es für wahrscheinlich, dass diese Wenigen nicht unbedingt Menschen sein müssen. Der Kosmos ist unendlich groß, und die Erde ist nicht isoliert vom Rest des Universums. Da es im wahren Kosmos keine Entfernungen gibt, sondern ausschließlich (selbst-) bewussten Geist, gibt es ausschließlich Wahrnehmungsbeschränkungen für die bewussten Wesen, aber keine zu großen Entfernungen, die Kontkte erschweren oder gar unmöglich machen.

Sobald das Bewusstsein eines Menschen weit genug ist, geht es über das Irdische hinaus und findet fast automatisch den Kontakt zu anderen (vorerst ihm ähnlichen) höheren und niederen Wesen. Die höheren Wesen – Alien, Engel, Jesus, Gott – sind es letztendlich, die die von Sloterdijk gesuchte Vertikalspannung herstellen. Ohne sie bleiben wir Gefangene der „Flacherde“.

in Arbeit