Vor drei Tagen hatte ich ein Erlebnis mit meiner Katze, das mich philosophisch und geistig weiterbrachte. Ich saß am Tisch beim Frühstück und las ein Buch, als die Katze auf meinen Schoß sprang und es sich dort leise schnurrend gemütlich machte.
Da fiel mir ein, dass sie zwar gern auf meinem Schoß liegt, aber keinesfalls auf den Arm genommen werden möchte. Interessant! Als mir das Rätsel ihres differenzierten Verhaltens bewusst wurde, „schoss“ sogleich die Antwort in mein Bewusstsein:
„Ich bin ein freies Wesen und entscheide selbst, was ich tue. Wenn ich auf deinen Schoß springe, ist das meine Entscheidung; wenn du mich auf den Arm nimmst, hast du dich entschieden und mir meine Entscheidung genommen. Das mag ich nicht!“
Ich hätte nun wie gehabt diese drei Satze des letzten Absatzes zu meinen eigenen Gedanken rechnen können, aber diesmal „gelang“ es mir, sie als reale Willensbekundung der Katze zu interpretieren, die sie mir per Resonanz in mein Bewusstsein brachte und ich danach in Worte fasste.
Ein wenig Übung habe ich ja inzwischen in meiner Beziehung mit meinem „höheren Selbst“ und meinem „hohen Meister“ gewonnen, indem ich einige meiner Einfälle tatsächlich als Eingebungen „externer“ Bewusstseine (in meinem Seelenkern) identifizierten konnte. Nun hatte sich meine zunehmend vom Materialismus emanzipierende Philosophie ein weiteres Stück entwickelt, indem ich eine geistig-seelische Resonanz mit meiner geliebten Katze in menschliche Worte übersetzen konnte. Ich erachte das als Fortschritt meiner Philosophie, bzw. meines Bewusstseins.
Eine Ursache der Möglichkeit der geistigen Resonanz könnte dem Umstand geschuldet sein, dass diese Katze nur halbsogroß wie normale Katzen ist. Sie kann sich draußen, wo es vor fremden Katzen, die ihr gefährlich werden können, wimmelt, nicht behaupten. So hat sie – im Unterschied zu meiner anderen Katze, einem robusten, kräftigen „Tier“ – nur mich als Bezugsperson, und ihre Fixierung auf mich, ja ihre Liebe zu mir, die ich erwidere, hat eine Resonanz aufgebaut, die ich in Sprache umsetzen kann.
Ich denke, diese neue Fähigkeit durch Aufweichung meines (materialistischen) EGOs erlangt zu haben. Das Ich wandert aus dem „Gehirn“ aus und geht in die Erscheinungswelt über. Und genau so solle es auch entsprechend meiner Philosophie sein, denn die Erscheinungswelt ist ja eine Projektion innerhalb meiner realen Sehrinde, wie ich schon oft erklärt habe. Mein Bewusstsein kann jedes Element der Außenwelt beeinflussen, da die Außenwelt klar meine Interpretation in meiner Sehrinde ist, und meine Philosophie, die sich im Wechselspiel mit meinem Bewusstsein entwickelt, kann die gesamte Außenwelt mittels Veränderung der Interpretation (durch Lernen) beeinflussen, denn mein wahres Ich befindet sich im gesamten virtuellen Außen. (Wünsche des EGOs werden allerdings nicht erfüllt.)
Mein Katzenerlebnis passt auch gut zu meiner Lektüre des Buches „Du mußt dein Leben ändern“ von Peter Sloterdijk, der die Wachstumsbedingungen des menschlichen Bewusstseins erforscht. So hat Sloterdijk herausgefunden, dass viele Philosophen keinen (oder einen falschen) Begriff für geistiges Wachstums – dem Strebens nach Höherem – haben. So fand er heraus, dass zB Bourdieu und Habermas zwar ein „Basislager“ zwecks Erstürmung eines Berggipfels errichtet haben, aber aufgrund ihrer philosophischen Systeme dieses Basislager nicht wirklich verlassen können, da sie dieses bereits für die ganze Welt halten. Ihre „Gipfelerstürmung“ war illusionär! Ich schrieb darüber u.a. in „Das Kreuz“. Ihren Philosophien fehlt schlicht die dritte Dimension, die Vertikale, und so münden all ihre Versuche, Gipfel zu erklimmen, in Rundgängen innerhalb des Basislagers. Habermas (sowie die Marxisten und die Philosophen der Frankfurter Schule) soll sogar die Existenz von Gipfeln (der 3. Dimension, bzw. der Vertikalen) grundsätzlich geleugnet haben: er hatte keine Vorstellung vom Höheren; seine „Gipfel“ waren so flach wie die flache Erde, auf der er arbeitete. Die >Herren der Welt< haben diese Männer nicht ohne Grund berühmt gemacht. Sie brauchen Arbeitspersonal und keine Gipfelstürmer.
Ich bin in Sloterdijks Buch erst auf Seite 296 angelangt. Es wird noch die eine und andere Überraschung geben. Trotzdem möchte ich jetzt schon anmerken, dass mir immer noch nicht ganz klar ist, was sich Sloterdijk unter „höherem Leben“ vorstellt? Bisher kann ich an keiner Stelle seiner Argumentation erkennen, dass er wirklich dem Materialismus – der Flacherde – entronnen ist, aber ich bin in dieser Sache voller Zuversicht.
Bisher kann ich an ihm nur ausmachen, dass er das Ausdifferenzieren und Explizitmachen des gegebenen „Vorbewussten“ als Training des intellektuellen Athleten betrachtet. Wo ein aufmerksamer Mensch Unterschiede erkennt, die die Masse nicht sieht, ist sein Denken differenzierter, und wo er ehemals Unbewusstes sich bewusst macht, hat er das Unbewusste explizit gemacht (in die Welt gebracht). Das Denken zerteilt und hebt hervor, muss jedoch immer wieder den Schritt zurück machen, um das Alles-mit-allem-Verbindende nicht zu verlieren.
Mich interessiert seine Antwort auf die Frage, woher ein „mechanisch“ oder „automatisch“ lebender (gelebter) Mensch, den er auch „Objekt“ nennt, den Impuls zur Subjektwerdung erhält oder gar selber generiert.
Meine Philosophie ist einfacher: Ich sehe das Bewusstsein eingespannt zwischen Atomisierung und Einheit, wobei die Atomisierung dem Materialismus entspricht und die Einheit der Raum- und Zeitlosigkeit (Ewigkeit) des Geistes. Das Bewusstsein speist sich aus beidem; einerseits differenziert es sich zur Vielfalt; anderseits verbindet es alles mit allem: es steigt die Jakobsleiter hinauf und hinunter. Es ist nie ganz zu Hause. Zwar lebt es auch im Gewohnten wie der normale Mensch, aber es hat auch den Drang, aus dem Gewohnten auszubrechen, um den Kosmos zu erforschen.
In diesem Sinne bin ich ganz froh über mein Erlebnis mit der Katze, denn ich ahne, wohin meine spirituelle Übung führt: zur Telepathie.