Hans-Joachim Heyer

Gut-Böse-Dualität

Es gibt keine häufiger genannte Rechtfertigung des Bösen, als die „Gut-Böse-Dualität“. So sagte in Goethes Faust Mephisto: „„(Ich bin) ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ Schau dir 100 Esoteriker in YouTube an; sie alle rechtfertigen das Böse mit dieser angeblichen Dualität, aus welcher jeder Fortschritt – auch geistig-seelischer – generiert werde.
Das ist die letzte Falle, die dem Wahrheitssuchenden gestellt wird, um ihn an der Erbauung seiner Seele zu hindern. Vielmehr gilt der gestern von F. v. Weizsäcker genannte Satz: „Materie ist Geist, der nicht als Geist erscheint.“ Materie ist NICHT der Gegenspieler des Geistes; sie ist eine Projektion des Geistes, eine Dienerin.
Sie wird erst zu Gegenspielerin, wenn ein Bewusstsein (ein selbstbewusstes Wesen) sich mit der Projektion identifiziert, – wenn es vergessen hat, dass der materielle Leib eine Schöpfung der Geistseele ist. Erst ab dann entstehen aus den geistigen Gesetzen materialistische, empirische Gesetze. Diese aber sind nicht real; sie sind nur abgeleitet, nachdem der Basisfehler der falschen Identifikation stattgefunden hat.
Auch die immer wiederholte Behauptung, der Krieg sei die Mutter des Fortschritts, ist falsch. Er ist nur die Mutter weiterer Kriege. Der durch Kriege generierte Fortschritt ist bloß ein Fortschritt der Kriegstechnik, aber kein Fortschritt der Menschheit.
Die Suche nach Erkenntnis, nach Bewusstseinserweiterung, ist die Mutter des Fortschritts.