Eigentlich sollte der heutige Aufsatz „Die Realität des Peter Sloterdijk“ heißen; es erscheint mir jedoch notwendig, auf meine Ausführungen in „Inspiration“, speziell den neu hinzugefügten Absätzen über „mich“ als Raumfahrer, näher einzugehen.
Ja, es handelt sich um eine Höherbewertung meiner Fantasie gegenüber der Fantasie eines Materialisten, der ihr nichts Reales zuordnen kann. Die Fantasie eines Materialisten ist „Schall und Rauch“, ein Nichts im Verhältnis zur materiellen Realität. Falls Fantasie realisiert wird, ist das Kunst, zB ein Gemälde oder ein Musikstück, schön fürs Gemüt, aber wertlos in der einer Welt der Sachen. Die „Naturwissenschaft“ – ein Extremismus der Maxime „Ich glaube, was ich sehe!“ kann mit Fantasie nichts anfangen. Ein Gemälde, ein Roman, ist ihr Farbkleckse oder Druckerschwärze auf Papier, mehr nicht.
Meine Fantasie wird nicht mehr durch die Naturwissenschaft erniedrigt, sondern durch meine Philosophie erhöht. Die Naturwissenschaft – der N- Wissenschaftler – hat sich bis in die Totenwelt hinein methodisch reduziert; ich habe mich mittels meiner Philosophie aus dem Totenreich meiner Jugend erhoben wie ein Phoenix aus der Asche. Ich schreib das mal so überzogen, da ich in jungen Jahren wissenschaftsgläubig war.
Vom deutschen Philosophen Peter Sloterdijk, der „Reinkarnation Nietzsches“, bzw. dessen philosophischer Erbe, bin ich fasziniert, weil er nicht glaubt, was er sieht, sondern glaubt, was er liest. Er guckt nicht wie ein Darwin oder Einstein in die Natur, sondern in die Literatur und baut sich aus ihr eine Welt, wie sie ihm gefällt.
Auch ich schaue in die Literatur und immer noch in die Natur, aber mein Haupt- Augenmerk ist auf meine eigene Philosophie, die in meinem Innern wohnt, gerichtet. Gleichwie sich Sloterdijk beim Literaturstudium ein Universum öffnete, öffnete sich mir ein multidimensionales Universum, als ich meinen Blick nach innen, wo auch Fantasie und Inspiration hausen, richtete. In diesem Innern entdeckte ich mein „Höheres Ich“ neben, bzw. über dem Sklaven-Ego, das mir die >Herren der Welt< via Schule, Berufsausbildung und Fernsehen aufzwangen (ich saß als Jugendlicher sehr, sehr viel vor der Glotze und guckte jeden, aber auch jeden Müll!).
Sloterdijk hat die Ergüsse schreibender Menschen mit hochdifferenzierten Gehirnen kenntnisreich psychologisch und philosophisch interpretiert und aus seiner verstehenden Lektüre Hunderter Bücher einen Kosmos zusammenkonstruiert, der sich sehen lassen kann. Er hat diese Konstruktion nicht „irgendwie“ erstellt, sondern hochintelligent. So entstand in seinem „inneren Weltkonstruktionsraum“ (Schlagwort „Sehrinde“ in meinen Ergüssen) ein Kollektivuniversum weltbildschöpfender Literaten. Es ging Sloterdijk nie um „irgendwelche“ Literatur, sondern um die Texte von Weltbildzimmerern, die lesend und schreibend die Welt zu verstehen suchten. Und als besonders interessant fand/findet Sloterdijk die armen Seelen, die bei ihrem „großen Werk“ groß gescheitert sind, zB Franz Kafka* und Emile M. Cioran**, möglicherweise auch Nietzsche, der die letzten Fragen nicht klären konnte.
Sloterdijk untersucht die kollektiven Verbindungen individueller psychischer Denksysteme. Er analysiert, wie aus individuellen Denksystemen Kollektivsysteme – Zeitgeist – wird. Statt ein Multiversum aus vielen physikalischen Systemen zu konstruieren, konstruierte Sloterdijk aus individuellen Realitätswelten – Blasen – Großsysteme wie Schäume und Sphären. Er beschreibt, wie aus Geistigen Energieschüben (Motivationen), die aus Verletzungen (Verkrüppelungen) resultieren, Großes entstehen kann, zum Beispiel Gesundheit, ein Phänomen, das jeder anstrebt, das jedoch jede Literatur zum Erliegen bringt. Ist der Krüppel geheilt, hört die Literatur auf und man tritt in die Ruhe Gottes ein.
Sloterdijks Methode führt früher oder später zwangsläufig zur Erkenntnis und zum Erlebnis, dass die Außenwelt eine Projektion der Innenwelt ist: individuell als „Realitätsblase“, kollektiv als „Realitätsschaum“. Das kommt meiner Philosophie sehr nahe. Mein Raumschiff in meiner Blase kann zu einem Raumschiff in einem Schaumgebilde werden.
Interessant finde ich Joyce in ihrem YouTube-Kanal https://www.youtube.com/watch?v=4FwQBVwU6WE&t=2635s. Sie channelt einen Außerirdischen, einen Grey. Die Aussagen des Greys entsprechen dem Bildungsstand und der Herzensweite der jungen Dame. Statt eines Alien könnte es sich auch um das „Höhere Selbst“ der Frau (das Ich ihres Astralleibes) handeln, das da spricht. Sie hat sich eine Fähigkeit erhalten, die ihr die Schule nicht hat zerstören können. Alle Achtung! Ihr Freund argumentiert mehr so, wie ich es in jüngeren Jahren gewohnt war.
* Franz Kafka: „Ich war ein schüchternes Kind, ich war ein ängstliches Kind, ich war ein gehorsames Kind, ich war ein unglückliches Kind.“ – Franz Kafka, Brief an den Vater
Auch in Der Prozess wird die Ohnmacht des Individuums gegenüber undurchschaubaren Mächten thematisiert. Die Hauptfigur, Josef K., wird ohne ersichtlichen Grund angeklagt und kämpft vergeblich gegen eine übermächtige Bürokratie – ein Sinnbild für die menschliche Unzulänglichkeit und das Gefühl der Hilflosigkeit.
**Kostproben Ciorans: „Indem die Natur den Menschen zuließ, hat sie viel mehr als einen Rechenfehler begangen: ein Attentat auf sich selbst.“
„Sein heißt in der Klemme sein.“
„Das ganze Geheimnis des Lebens läuft darauf hinaus, dass es keinerlei Sinn hat; dass aber jeder von uns dennoch einen ausfindig macht!“
„Ich möchte frei sein, aufs äußerste frei. Frei wie ein Totgeborener.“