Hans-Joachim Heyer

Kann es Gott aus wissenschaftlicher Sicht geben? (15)

15.05.19 https://www.youtube.com/watch?v=6fziMlDCjRE

… fragt ein Herbert Hamster. Harald Lesch nimmt erst einmal den griechischen Pantheon auf den Arm, um das so ausgelöste Gefühl der Überlegenheit über deren primitiven Glauben auf das Christentum auszudehnen. Nicht jeder merkt, dass Kritik an griechischen Gottheiten nicht im Mindesten Kritik am Christentum ist, denn das Christentum lehnt die griechischen Götter als Götzen scharf ab.

Dann spannt Lesch ein „Spannungsfeld“ zwischen der Wissenschaft (die ohne Gott auskomme) und der Theologie (der Wissenschaft religiöser Erfahrung) auf und erklärt, dass stets da, wo die Naturwissenschaft Wissen generiere, sich die Theologie mit ihren Erklärungen zurückziehen müsse. Demnach sei Gott und Religion bloß ein „Lückenbüßer“ bei „noch“ offenen wissenschaftlichen Fragen. Die Wissenschaft habe die Gottesvorstellungen systematisch zurückgedrängt.

Das alles ist barer Unsinn, Herr Lesch, und als Philosophielehrer WISSEN Sie das! Sie hätten, wenn Sie ehrlich wären, sagen müssen, dass die wissenschaftliche Methodik Aussagen über Geist und Gott nicht zulasse. Sie hätten nach Ihrer Aussage, dass die Wissenschaft nichts über Geist und Gott wissen könne, der Wissenschaft (und sich selbst) das Schweigen in religiösen Fragen verordnen müssen. Ihr Lückenbüßerargument hätten Sie damit selbst widerlegt! Wissenschaftler als Funktionsträger sind in Sachen Religion inkompetent! Wissenschaft und Religion haben KEINE „Wissensschnittmenge“, um die wissenschaftlich gestritten werden könnte.

Aber dann engt Lesch das Lückenbüßerargument ein auf naturbezogene Aussagen der Religion.

Zumindest auf diesem Gebiet befinde sich die Theologie auf dem Rückzug. Hier unterschlägt Lesch die Tatsache, dass die religiösen Naturaussagen nicht der wissenschaftlichen Methodik unterworfen sind, sondern weiter gefasst und deshalb NICHT unmittelbar vergleichbar sind. Für die Religion ist die materielle Natur eine Manifestation aus dem Geist Gottes (Gott = Ursache, Naturgeschehen ist Folge); für die Wissenschaft ist die Natur eine Kette kausal verursachter Folgen. Die Natur verursache sich selbst.* Die religiösen Naturaussagen sind demnach niemals Lückenbüßer, denn die Religion hat sich nie in dieses Kausalsystem der Wissenschaft eingeklinkt – und muss sich folglich nicht daraus zurückziehen.

Nun ist Lesch aber auch noch Philosoph, also Betreiber einer Geisteswissenschaft, bei der er freilich den Geist leugnet. Als Philosoph aber hätte er die methodische Blindheit der Wissenschaft in Sachen Geist und Gott erklären müssen und hätte erklären müssen, dass die Philosophie durchaus imstande sei, die Existenz von Geist und Gott zu entdecken und Aussagen darüber zu machen. Nur die moderne Philosophie könne das nicht, weil sie es nicht dürfe, denn ihr sei es von den Geldgebern verboten worden, sich über das Physikmodell hinaus auszudehnen.

Der philosophische Zugang zum Geist wäre – gäbe es die Denkverbote nicht – im Grunde genommen leicht, denn die Quantenphysik war ursprünglich eine Art Wiederentdeckung des Geistes und wurde erst zur modernen Quantenphysik, nachdem man die Formeln in ein Raum-Zeit-System umgerechnet und damit den Geist eliminiert hatte.

Desungeachtet gibt es aber einen noch leichteren Zugang zum Geist, nämlich einen erkenntnistheoretischen, denn es ist Faktum, dass jeder Mensch in seiner eigenen Sehrinde herumläuft – dass also Materie (Leib) samt des Physikmodells (!) ein Hirnprodukt (und nicht Natur) ist, – was wiederum die Auffassung vom Hirn selbst massiv verändert: man kann nicht länger von einem materiellen Gehirn sprechen, sondern muss beginnen, den „Denkapparat“ als etwas Geistiges zu sehen. Da aber Geist alokal und atemporal ist, muss bei der Existenz lokaler Intelligenz (beim Menschen) angenommen werden, dass das Ganze (Weltgeist, Gott) eine Superintelligenz ist, die über die gesamte Materie des Universums herrscht. Als Philosoph WEISS Lesch das alles, aber er verschweigt es!

Ab min. 5:57 erklärt Lesch: „Gäbe es eine allgemeine Antwort darauf (auf die Frage nach der Existenz Gottes), wüssten wir sie alle, denn die Frage nach Gott, wenn es ihn gäbe, mit der entsprechenden Antwort, das wäre die größte Herausforderung aller Zeiten.“ (Das wäre die wichtigste Erkenntnis aller Zeiten!)

Es GIBT eine allgemeine Antwort auf die Frage nach der Existenz Gottes, denn sie ist in meiner Webseite (hanjoheyer.com) und hier in meinem FB-Auftritt zu finden. Dass diese „größte Herausforderung aller Zeiten“ gemeistert ist, wird jedoch nicht überall bekannt gemacht, wie Lesch sagt, sondern im Gegenteil: sie wird weltweit unter der Federführung des Papsttums mit größter Energie bekämpft und geheimgehalten! Herrscher fördern nicht das Volkswissen, sondern sind an dummen Völkern interessiert.

Und dann kommt Lesch mit einem „Experten“ in Sachen Gott, dem „Stellvertreter Christi“, Papst Franziskus, den er außerordentlich schätze! Hier tut Lesch so, als sei er so naiv, den Unterschied von Christentum und Papsttum nicht zu kennen: dass das Papsttum der größte Feind des Christentums (und Gottes) ist! Der Papst ist für Lesch wichtig, weil er – die moralische Instanz – sich in ökologische und ökonomische Fragen (!) einmische. Kein Wort darüber, dass das wissenschaftliche System die Moral zerstört hat, denn in ihm herrscht ja die moralfreie Evolution. Aber dass es ohne Moral nicht geht, gibt Lesch zu, und er kramt ein Papstfoto hervor. Der Papst glaube ja berufsmäßig an Gott als moralische Instanz, und wenn es Gott nicht gäbe, müsste man ihn angesichts der Notwendigkeit einer verbindlichen Moral erfinden. Gott gibt es nicht, aber wir brauchen ihn als nützliche Illusion. So so!

* Lt. Christentum ist Gott Ursache der gesamten Natur samt wissenschaftlich erforschter Kausalkette bis zurück zum Urknall. Lt. Naturwissenschaft ist der Anfang der Kausalkette das Nichts. Was ist wahrscheinlicher? – Dass der raum- und zeitlose Geist Gottes Ursache aller Materie ist oder das Nichts? Wobei lt. Physik aus nichts nichts entstehen kann. Die Physik beginnt mit einem nichtphysikalischen Mythos. Welcher Mythos ist der Bessere? Lt. Steven Hawking habe sich die Natur selbst geschaffen. H. setzte voraus, was er beweisen wollte.