Hans-Joachim Heyer

Klarträume

Vor einiger Zeit (7.12.1989 – siehe „Paranormal“) träumte mir, ich sei in einem mittelalterlichen Dorf: Ich sah Fachwerkhäuser, wassergebundene Dorfstrassen, Hühner und Schweine auf der Straße. Ich betrachtete die Szenerie zuerst von einem Hügel aus. Dann befand ich mich mitten im Dorf auf der Straße, und plötzlich wurde mir bewußt, daß ich träumte. Ich schaute mich an: Ich trug verwaschene Kleidung aus sehr grobem Stoff. Meine Hände sahen völlig real aus. Ich konnte die Finger ganz normal bewegen und fühlen. „Mein Gott, all das, was ich hier sehe, soll nicht real sein?“ dachte ich. „Ich muß diese Gelegenheit nutzen und diese Welt untersuchen!“ Ich bückte mich, rupfte ein Kleeblatt ab und zerrieb es zwischen zwei Fingern. Sie färbten sich grün, genau wie in Wirklichkeit! Dann hob ich einen faustgroßen Stein auf. Er war fest und schwer, bestand also aus Materie. Ich war sicher, daß man unter einem Mikroskop seine kristalline Struktur würde feststellen können. „Dieser Stein ist ein echter Stein'“ sagte ich zu mir. Ich stand wieder auf und besah mir die Gegend: blauer Himmel, Schäfchenwolken, am Horizont ein Wald. „Ich könnte jetzt zu diesem Wald gehen und würde echte Bäume vorfinden“, dachte ich und wollte mich auf den Weg machen, doch ich vergaß bei diesem Gedanken, daß ich träumte und wachte etwas später auf.

Seit diesem Erlebnis weiß ich, daß ich Welten schaffen kann, die der ‚Realität‘ in nichts nachstehen, und ich suchte Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der sogenannten realen Welt und der Welten meiner Klarträume. So fand ich beispielsweise heraus, daß Gegenstände im Klartraum nur dann fest, also materiell, sind, wenn ich nicht auf die Idee komme, sie mit meinen Händen oder dem ganzen Körper zu durchdringen. Auch mein Körpergewicht gibt es nur, solange ich unbewußt daran glaube. Wünsche ich nämlich zu fliegen, reicht der Befehl: „Hoch!“ aus, um mich in die Lüfte zu erheben. In einem Klartraum sind mir keine Grenzen gesetzt, außer der, daß ich nichts tun darf, was mich aufweckt und nichts tun kann, was mir nicht einfällt. Hindernisse gibt es hier also nur, wenn ich vergessen habe, daß ich sie überwinden kann. Könnte ich meine Klarträume so organisieren, daß ich jede Nacht nur noch von einer einzigen Traumwelt träumen würde, und könnte ich meine Fähigkeit, zu fliegen, Wände zu durchdringen und andere Zaubereien zu vollbringen, vergessen, wäre kein Unterschied zwischen Klartraum und realer Welt mehr feststellbar. Leider sind in meinen Klarträumen noch keine anderen Menschen aufgetaucht. Diese Träume sind bei mir sehr selten, und bisher habe ich nie daran gedacht, Menschen herbei zu zaubern. Aber ich glaube auch so zu wissen, daß solche Traummenschen keine von mir unabhängigen Personen sein können, es sei denn, ich mache mich schizophren und spalte mein Bewußtsein.

Es kristallisierte sich die Frage heraus, ob es ein weiterer Unterschied zwischen realer und geträumter Welt sei, daß die Traumwelt ausschließlich von mir und die reale Welt von allen Menschen gemeinsam geträumt sein könnte. Ich las zu dieser Zeit die Bücher Castanedas. In einem seiner Werke beschrieb Castaneda das ‚gemeinsame Träumen‘ mit seiner Freundin. Könnte also unsere reale Welt in Wahrheit ein kollektiver Traum von fünf Milliarden Menschen sein?

Erschaffung eines Gesellschaftstraumes

Ich stellte mir fünf Milliarden ewige, fünf- oder mehrdimensionale Seelen vor, die völlig unabhängig voneinander waren, in ihren subjektiven Traumwelten lebten und nichts voneinander wußten. Zwar war jede Seele uneingeschränkter Gott seiner Traumwelten, aber wer weiß? Vielleicht fühlten sie sich einsam und suchten Kontakt zu anderen Göttern, deren Existenz sie nur vermuteten.

„Wie aber kann ein solcher Kontakt hergestellt werden, wenn man die Bilder (Traumwelten) der Anderen nicht kennt? Man müßte eine Realitätsebene kreieren, die weniger Dimensionen enthält, als man selber. Dann könnte man auf ihr kommunizieren, ohne Gefahr zu laufen, mit den Anderen zu verschmelzen. Wie wäre es, wenn alle Götter einen gemeinsamen Traum träumen würden? Dann könnten sie sich in materiellen Leibern verkörpern und möglichst voll bewußt miteinander kommunizieren: sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen und NICHT immer gleich wissen, was der Gegenüberstehende denkt: „Endlich einmal Wesen begegnen, die man NICHT selbst geschaffen hat! Man könnte etwas von ihnen lernen, man könnte echte Geheimnisse erforschen! Ach, wäre das schön! – Also ran ans Werk!“ mögen die Götter gedacht haben.

Und schon gingen die Probleme los: Kontakt zu den Anderen war ja noch keiner vorhanden; man glaubte ja bloß, daß es noch Seinesgleichen mit derselben Sehnsucht geben müsse. Man konnte unmöglich herausfinden, was ein Anderer träumte! Also ging man methodisch vor und erschaffte die einfachst mögliche Traumwelt: ein dreidimensionales, schwarzes Nichts, in dem man sich als Lichtpunkt räum/zeitlich hindurchbewegte und nach anderen Lichtpunkten suchte – Seelen, die dasselbe Raum/Zeit-Kontinuum geträumt hatten. Doch wie fand man andere Lichtpunkte? Man mußte eine Art Auge schaffen. Nun sahen die Götter ein unendliches, schwarzes Weltall.

Tatsächlich tauchte nach Äonen etwas Sichtbares auf. Später gesellten sich weitere Lichtpunkte hinzu. Kommunikation konnte jedoch nur über diese primitiven Punkte stattfinden. Also versuchte jeder für sich, diese Punkte zu komplexeren Systemen zu erweitern (Man beachte die methodische Parallelität zu meiner Erfindung eines Mythos vom spirituellen Meister, der mich befähigte, zuerst einen zu finden, dann selber zu werden – siehe „Neues Bewußtsein“.). Hatten mehrere Götter zufällig (?) identische erweiterte Systeme geschaffen, waren sie zu einer komplexeren Kommunikation fähig. Vielleicht entwickelte sich auf diese Weise allmählich eine gemeinsame Traumwelt. Was wir ‚reale Welt‘ nennen, wäre dann die Sprache der Götter, und die Pflanzen, Tiere und Menschen wären Worte dieser Sprache. Da in der Welt so viele andere Götter mitmischten, vermochte ein einzelner Gott nicht mehr zu tun, was er wollte. Die Welt hatte scheinbar ihren eigenen Willen. Sie entwickelte sich nach ihren eigenen Gesetzen. So konnte es nicht ausbleiben, daß die Götter zu Empirikern und damit zu sterblichen Menschen wurden: Gefangene der Welt. Sie wurden von ihrer eigenen Schöpfung beherrscht, was zur geistigen Verwirrung und wiederum zur Atomisierung ihrer Welt führte. In ihrer Verwirrung führten sie Kriege gegeneinander, und wir wissen ja, daß zwei Streithähne sich immer ähnlicher werden, je länger sie gegeneinander (besser: miteinander!) streiten. Auf diese Weise stellte auch das gegenseitige Abschlachten wiederum einen Konsens her. Aber welch höllische Welt hatten sich die Seelen geschaffen! Wie tief waren die Götter gesunken! Selbst ihr eigenes Bewußtsein hatten sie eingebüßt: Nur noch fremdbestimmtes Wissen war von ihnen übrig.

Fragt man einen Menschen: „Wer bist du?“ antwortete er: „Ich bin das, was ich von mir wahrnehme: der Leib, den ich sehe und das Wissen, das ich in Schule und Beruf gelernt habe. Wenn ich sage: ‚Das und das ist meine Meinung!‘ dann wiederhole ich nur, was Andere in mich eingepflanzt hatten, als ich müde und widerstandslos mir das Geseibere im Fernsehen anhörte.“ Solch empirisches, aufoktoyiertes Bewußtsein ist gar kein Selbst – Bewußtsein. Solche Menschen sind Sklaven fremder Herren, ohne es zu wissen; sie sind gar nicht wirklich existent, denn ihr wahres Bewußtsein schläft in einer unbekannten Kammer ihres Geistes. Um so realistischer erscheint ihnen dann jedoch die Welt! Voller Sachzwänge beweist sie den Menschen ihre unerbittliche Realität! Träume sind unerfüllbar. Die Welt fordert von jedem jungen Menschen den Selbstverrat, die totale Erniedrigung und Unterordnung. Kein Mensch darf mehr sein Leben leben, sein ihm eigenes Schicksal erfüllen; alle müssen einer fremdbestimmten Pflicht nachkommen, sind Sklaven eines Herren, den sie nicht kennen.

Die Götter haben ihr Ziel erreicht, aber sich selbst verloren, nach dem Motto: „Operation erfolgreich, Patient tot!“ Sie leben gemeinsam in einem einzigen Traum. Alles in dieser Traumwelt ist ihnen fremd geworden! Es gibt Geheimnisse, Abenteuer, Gespräche, unbeantwortete Fragen. Es gibt Unbekanntes zu erforschen. Wunderbar! Aber es gibt keine Götter mehr, die diese Abenteuer genießen können, denn sie haben ihr Bewußtsein verloren. Statt zu genießen, leiden sie in ihrer selbstgeschaffenen Hölle. Alles Tun ist sinnentleert.

Doch es gab und gibt immer wieder mal eine Ausnahme. Manchmal kommt ein eingefleischter Empiriker auf die Idee, die Bedingungen seines Wissenserwerbs und die Grundlagen seines Weltbildes zu hinterfragen, und er kommt zu dem Schluß, daß seine Welt gar nicht so real ist, wie er dachte, daß sie eine Erscheinung für seinen Denkapparat sein muß. Und er kommt auf die Idee, daß alles, was er weiß, eine riesige Täuschung ist, und daß er in Wahrheit nicht in einer objektiv vorhandenen materiellen Welt lebt, sondern bloß ein Gott ist, der träumt…

Besuch von Außerirdischen

Es stellt sich nun die Frage, wie wir es erleben würden, wenn Wesen, die unserem Welt-Konsens noch nicht angehören und ihn auch nicht kennen, uns besuchen wollen.

Zuerst müssen sie sich unserer Raum/Zeit-Struktur anpassen. Solange sie hier noch experimentieren, würden wir dies folgendermaßen mitverfolgen können: Ein einfacher Körper, zum Beispiel eine Kugel, würde plötzlich aus dem Nichts auftauchen und wieder verschwinden oder sich mit großen Geschwindigkeitsschwankungen fortbewegen (Anpassung an unsere Zeit), ein einfacher Körper würde einmal sehr groß, ein anderes mal sehr klein erscheinen (Anpassung an unsere Größenverhältnisse und Raumstruktur), ein Körper verändert seine Form, wird nebelartig, beginnt in wechselnden Farben zu leuchten usw. (Anpassung an unsere Materiedefinition). 1)

Ihre Versuche, eine Kommunikation mit uns aufzubauen, würden wir so erleben: Visionen nebelartiger, bewegter Strukturen, Augenflimmern, Auflösungserscheinungen des gewöhnlichen Sehfeldes, Brummgeräusche, Gefühlssensationen und schließlich Stimmenhören und unmittelbare Eingebungen esoterischer Erkenntnisse (Channeling). Der Abschluß solcher Übungen wäre dann das für uns gewohnte Gegenüberstehen und -Sprechen von Mensch zu Mensch.

Was das Channeling (und alle anderen Arten der Kontaktaufnahme) betrifft, muß unbedingt die rationale Kontrolle aufrecht erhalten werden. Ich weise deshalb ausdrücklich darauf hin, weil ich schon in verschiedenen Publikationen dermaßen haarsträubendes gechanneltes Material, angeblich von Außerirdischen durchgegeben, gelesen habe, sodaß hier äußerstes Mißtrauen angebracht ist.

Beim Lesen des Buches „Wissenschaftler des Uranus testen Erdvölker“ fragte ich mich, warum geistig so hochstehende Wesen wie Homogenius oder Ro ganze Bücher an uns Menschen channeln und dabei durchaus beweisen, daß sie über ausreichende Orthographie und Grammatikkenntnisse verfügen, jedoch nicht in der Lage sind, verstehbare Inhalte zu übermitteln. Ich will hier dem Medium P. Leopold beileibe keinen Betrug vorwerfen, sondern lediglich mangelndes Mißtrauen. Es wäre ja denkbar, daß Leopold nur ein schlechter Übersetzer seiner Eingebungen ist. Ich empfehle hier einfach stets auf die Inhalte zu achten und nicht auf die Art, wie sie zustande gekommen sind.

Anmerkung:

1) Als ich dies schrieb, fiel mir die Ähnlichkeit dieser Erscheinungen mit den Schilderungen von Kugelblitzen auf.

von Hans-Joachim Heyer
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