Zu welchen Konsequenzen führt meine Philosophie, die mich zur Erkenntnis führte, daß Geist kein Hirnprodukt ist, sondern umgekehrt, daß das materielle Gehirn ein Produkt meiner Geistseele ist?*
Ist der Geist ein Hirnprodukt, wie die Naturwissenschaft und die moderne Philosopie behaupten, dann sind die möglichen geistigen Eigenschaften den Begrenzungen des Körpers (der Physik) unterworfen. In diesem Fall sind die Möglichkeiten, mit dem Geist auf den Leib und in die Welt zu wirken, sehr eingeschränkt.
Ist aber der Leib „bloß“ ein Selbstmodell der Seele, eröffnen sich ungeheure Möglichkeiten. Dann sind uns nur noch durch fehlendes und mehr noch: falsches Wissen Grenzen gesetzt. Mit dem richtigen Wissen – und nichts anderes suchte ich mit Hilfe meiner Philosopohie – können jene Grenzen, die den Materialisten in seinen Hirnkasten einsperren, überwunden werden.
„Alles ist möglich dem, der glaubt“, heißt es in einem der Evangelien. Und „Der Glaube kann Berge versetzen“ und „Der Glaube macht frei“. Diese Aussagen sind bedeutend mehr als reduzierende Metaphern für unsere Möglichkeiten als Materialisten. Unsere materiellen Möglichkeiten als spirituelle Menschenseelen sind bedeutend größer.
Wir leben nicht in einer gegebenen objektiven Welt, sondern jeder lebt in seiner wahrhaft geglaubten subjektiven, objektivierten Welt. Die meisten Menschen glauben an den Materialismus. Und deshalb ist der Materialismus für sie objektiv: sie sind sterblicher und begrenzter Körper, unbedeutende Staubkörner im unendlichen Universum. Was die Naturwissenschaft mit ihrer reduktionistischen Methodik, die noch über den Theorien steht, „erforscht“ (in Wahrheit konstruiert) ist für ihre Anhänger Realität.
Ich bin ewige Seele und bin, weil ich nicht glaube, was ich sehe, inzwischen vielen materialistischen Begrenzungen entkommen. Wie habe ich es geschafft, meine Genzen, mein Bewußtsein, zu erweitern?
Auch hier ist eine Methode nützlich. Ich möchte meine Methode an Vertretern zweier anderer Methoden aufzeigen. Ein mir bekannter Advaita-Philosoph schmort im eigenen Saft, beschäftigt sich fast nur mit sich selbst, betreibt Introspektion bis zur Auflösung der Selbstwahrnehmung. Wenn man alles immer und immer wieder durchkaut, entsteht ein unterschiedsloser Einheitsbrei, in dem Objekt und Subjekt derart ineinander verwurstelt werden, daß die zur Wahrnehmung nötige Distanz schwindet, ihm endlich alles allzunah auf den Leib rückt und abgewehrt wird, bis er angewidert von Selbst und Welt zum Jünger des Nichts wird.
Besser macht es Peter Handke, unser Großschriftsteller, dessen „Gestern unterwegs“ ich gerade lese und dessen „Bildverlust“ ich in meiner HP kommentierte. Er erweitert seine Seele durch Wandern. Er wandert durch die Welt und läßt sich von ihr beeindrucken. Bewußt setzt Handke sich unvorhergesehenen Erlebnissen aus, um an ihnen zu wachsen. Leider scheint seine Lebensphilosophie nicht ganz tauglich genug zu sein, die Erlebnisse in noch größere Zusammenhänge zu setzen. Seine Welt besteht aus Lichtblicken im Dunkeln, aber sie ist leider nicht ganz in Licht getaucht.
Vielleicht verlange ich von Handke zu viel. Vielleicht schreibt ein ganz Erleuchteter keine Bücher mehr. Von mir selbst allerdings verlange ich, was ich von Anderen nicht fordern darf.
Ich betreibe genug, aber nicht zu viel Introspektion, denn ich weiß, daß auch die Welt da draußen zu meinem Inneren gehört. Das externalisierte Innere ist leichter zu erforschen, als das nichtmanifeste Subjekt.
Was ich aus meinen Möglichkeiten mache, schreibe ich in meinem Roman „Karma“ nieder. „Karma“ ist zwar Science Fiction, aber der Roman entwickelt sich zu einem Punkt, in dem Fiktion und Realität eins sein werden. Wer ich wirklich bin, steht nicht in meiner HP, nicht in meinem Webtagebuch, sondern wird ausschließlich in diesem Roman zu finden sein – vorausgesetzt, ich erhalte genügend finanzielle Anreize, um motiviert zu sein, den Roman, den ich fertig im „Kopf“ habe, für andere Menschen lesbar zu „Papier“ zu bringen.
Ich kann nicht erwarten, von den Großverbrechern – siehe http://die-zeit.blog.de – „Nobelpreis für Harold Pinter“ – Eintrag vom 9.12.05 – bezahlt zu werden wie fast jeder andere Bürger (außer den Arbeitslosen), aber von jenen, die noch Widerstand leisten wollen, erhoffe ich mir doch Untertstützung – gar nicht einmal unbedingt für mich, aber wenigstens für meine Arbeit.
Hans-Joachim Heyer, Dezember 2005
* Wie ich zu dieser Erkenntnis gelangt bin, ist in den ersten Seiten meiner „Schule für Lebenskunst“ nachzulesen.