Hans-Joachim Heyer

Nicht ganz glücklich (5)

Ich bin nicht ganz glücklich mit dieser Art der Medienkritik. Gellermann hat zwar recht mit seiner Tagesschau-Kritik, aber nur, wenn man ihr ein bestimmtes Paradigma zugrundelegt. Die Tagesschau transportiert die Politik der Besatzungsmacht und nicht die Politik, die eine souveräne deutsche Regierung möglicherweise gern machen würde. Gellermann kritisiert unsere Politik so, als ob sie souverän und damit verantwortlich wäre. Er sagt nichts über den geringen Spielraum, den unsere Politik und unsere Journaille hat. Sie steht unter permanentem Lügendruck.
Gelogen wird, weil die einzelnen Journalisten und Politiker nicht wissen, dass Lügen immer zum Desaster führen. Sie wissen nicht, dass ihre Lügen auf ihre Köpfe zurückfallen werden. Sie lügen, weil sie sich Erfolg erhoffen. Wüssten sie, wie sehr sie sich selbst schaden, würden sie nicht lügen.
Die Lügen sind die Pflanzen, die einer falschen Philosophie entwachsen, und die Blüten dieser Pflanzen heißen Elend und Krieg. Diese falsche Philosophie hat einen Namen: Materialismus.
Gellermann kritisiert die zwangsläufigen Konsequenzen des Materialismus, ohne den Materialismus überwunden zu haben. So bleibt seine Kritik stets oberflächlich. Er kommt mit seiner Kritik nicht an die Wurzel des Problems. Seine Kritik bekämpft Symptome, nicht die Ursachen der Krankheit.
Materialismus bedeutet, dass alles Geschehen einem physikalischen Determinismus, strengen mechanischen Naturgesetzen, folgt und besagt, dass es weder einen Schöpfer, noch einen Menschen gibt, der den Naturzwängen entkommen kann. Alles läuft seit dem Urknall naturgesetzlich ab; es gibt niemanden, der diese Gesetze brechen kann.
Nun kritisiert Gellermann aber falsche Entscheidungen von Journalisten und Politikern. Im Materialismus gibt es jedoch keine Entscheidungen, denn alles ist Physik, und in der Physik wird nicht entschieden, sondern alles geschieht nach den Naturgesetzen. Allenfalls gibt es noch den Zufall, Aber ob dessen Existenz wird noch gestritten.
WARUM kritisiert er falsche Entscheidungen und Lügen? – Weil er noch Reste der christlichen Religion in sich trägt – vermutlich, ohne es zu wissen. Im christlichen „Paradigma“ gibt es Wahrheit und Lüge, Entscheidungen und Willensfreiheit, Gewissen und Verantwortung. Im Materialismus – der Wirtschafts-Neoliberalismus ist Materialismus – gibt es all das NICHT. In ihm ist der Mensch ein triebgesteuerter Affe und sonst nichts.
Gellermann kämpft gegen die Tagesschau, weil er noch unbewusste Reste des Christentums in sich trägt. WAS würde geschehen, wenn er sich seiner christlichen Wurzeln BEWUSST werden würde? DANN hätte seine Kritik wirklich Kraft und Tiefe!
Vergleiche diesen Artikel mit dem vom 1.3. über Daniele Ganser