Hans-Joachim Heyer

Paul C. Martin: DER KAPITALISMUS – Ein System, das funktioniert.

Buchbesprechung

8.10.2002
(18.3.91-17.5.93) Paul C. Martin hat in seinem Buch den Nachweis erbracht, daß alle toten und lebenden Wirtschaftswissenschaftler, beispielsweise Marx, Keynes, Friedman, bei der Definition des Kapitalismus‘ geirrt haben. Und da sich die kapitalistische Praxis an diesen falschen, nicht funktionierenden Modellen orientiert hat, hat es in der Vergangenheit in fast regelmäßigen Zyklen Wirtschaftszusammenbrüche gegeben und wird es in Zukunft wieder geben – mit den bekannten Folgen wie Massenelend (auch der Industrienationen) und Krieg (zwischen 1996 und 2001 s.S. 17).

Martin erklärt, wie der Kapitalismus NICHT funktioniert: Er ist KEINE Tauschwirtschaft; das Geld ist KEIN Tauschmittel usw, wie alle bisherigen Wirtschaftsstrategen glaubten, sondern:

Der Kapitalismus ist kein Kapitalismus, sondern ein DEBITISMUS (von ›debitum‹, das Geschuldete), bei dem das Geld Wechsel, Schuldscheine, also Forderungen von Gläubigern an Schuldnern, ist, die in Umlauf gebracht werden. Jener Geldkreislauf ist aber nicht geschlossen, sondern weist eine Lücke auf, weil ein systembedingter Geldmangel entsteht, der nur solange beglichen werden kann, wie es dem System gelingt, neue Schuldner zu finden. Die alten Schuldner können nämlich ihren unabwendbaren Bankrott nur solange aufschieben, wie sie ihre Schulden an andere, neue Schuldner, weiterreichen können. Ergo ist der Debitismus notwendigerweise imperialistisch (was Martin jedoch leugnet. s.S. 36). Und wenn sich keine neuen Schuldner mehr finden lassen, kommt die Rezession und Deflation und dann kommt: „Bingo!“ – wie Martin sich auszudrücken pflegt.

Eine Staatsverschuldung als letzte Rettung hält Martin für untauglich, da sie den unvermeidlichen Untergang zwar eine Zeit lang aufhält, ihn dann aber umso umfassender und vernichtender stattfinden läßt.

Die Geldlücke, die den Kapitalismus oder Debitismus immer wieder scheitern läßt, erklärt Martin so:

Ein Unternehmer baut sich eine Fabrik auf. Er muß investieren, also vorfinanzieren. Dann produziert er mit Hilfe seiner Arbeiter und Angestellten Produkte. Die ersten Löhne, die Produkte und selbst der erwartete Gewinn müssen ebenfalls vorfinanziert werden, das heißt, der Unternehmer muß Schulden machen, und zwar über den gesamten Zeitraum von der ersten Investition bis zur Einstreichung des Gewinnes. Während dieses Zeitraums fallen zusätzlich Zinsschulden an.

Mit dem Verkauf der Produkte soll alles vorfinanzierte Kapital wieder hereinkommen. Das aber ist laut Martin nicht möglich! Es kommt alles wieder herein, nur die Zinsen nicht (s.S. 41).

Auf Seite 48 schreibt Martin: „Diese (Zins-)Schuld beginnt spätestens in dem Augenblick zu laufen, da die Produktion gestartet wird und Kosten entstehen, also Geld das Unternehmen verläßt. Bis dieses Geld zurückkehrt, vergeht Zeit. Und diese Zeit kostet Geld. Das Geld, das der Kapitalist nicht an den Markt abgegeben hat, das er aber dennoch dringend braucht, um auf seine Kosten zu kommen“.

Die Ursache dafür, daß das Geld für die Zinsen nie aufgebracht werden kann, ist also die, daß der Unternehmer durch Schuldenmachen Geld in den Umlauf bringt. Dieses Geld entspricht der Höhe seiner Schulden. Mehr als genau dieses Geld kann er durch den Verkauf seiner Produkte nicht wieder zurückbekommen. Es fehlt ihm also das Geld für die Zinsen seiner Schulden, die er bis zum Verkauf der Produkte hat – es sei denn, die Käufer verschulden sich ihrerseits und nehmen dadurch quasi die Schulden des Unternehmers auf ihre Schultern. Gesamtwirtschaftlich gesehen lassen sich aber die Schulden nicht aus der Welt bringen.

Und wie entstehen Zinsen? – Sie entstehen, wie oben schon gesagt, weil der Prozeß des Wirtschaftens Zeit verbraucht, Zeit, die Geld kostet. Warum kostet Zeit Geld? Des Verfalls wegen: Der Mensch – Arbeiter – muß ständig Geld ausgeben, um zu leben. Das ist die sog. ‚Urschuld‘ (s.S. 93). Und alle Güter nützen sich ab – außer Gold. Der Debitismus würde reibungslos funktionieren, wenn er zeitlos ablaufen könnte, bzw. wenn der Fabrikant ewig auf den Gewinn warten könnte. Und hier setzt Martin bei seinem Versuch, sein geliebtes System zu retten, an: Er meint, man müsse den Zeitverbrauch bloß gegen Null führen, und schon sei die sonst zwangsläufige Katastrophe zu vermeiden. Wie schmiert man die debitistische Maschine? Indem man den bremsenden Staat ausschaltet. Der Staat mit seinen Gesetzen, Steuern, Subventionen, Staatsschulden und vor allem mit seinen Beamten kostet dem Debitismus viel Zeit, ergo viele Zinsen.

Martin will den Kapitalismus, bzw Debitismus retten, indem er ihn beschleunigt! Dies genau ist sein Denkfehler, der ihn in die gleiche Ecke verweist, in die er alle anderen Wirtschaftswissenschaftler gestellt hat: in die Ecke der Irrenden! Eine Beschleunigung des Systems bringt nämlich nichts anderes, als einen beschleunigten Zwang, neue Schuldner finden zu müssen. Solange dieses Problem nicht dahingehend gelöst wird, daß der Kapitalismus nicht mehr neue Schuldner finden muß, ist jede Beschleunigung des Kapitalismus/Debitismus nichts als eine Beschleunigung seines Untergangs!

Möglicherweise irrt Martin auch noch an einer anderen Stelle. Deutlich hat er das Problem und das Scheitern Marx‘ herausgearbeitet. Marx konnte die Frage nicht beantworten, wo das Geld für den Gewinn – Mehrwert – und für die Zinsen herkommt. Martins Antwort lautet, der erwartete Gewinn werde wie das Kapital vorfinanziert. Auf Seite 41 lesen wir: „Das Kapital ist vorfinanziert, das Geld dafür in der Zirkulation, auch die Löhne sind im Umlauf und selbst der Mehrwert. Aber der Zins? … Der Zins für den vorfinanzierten Mehrwert ist nun wirklich nicht mehr vorfinanziert.“

Falls ich Martin richtig verstanden habe, verhält es sich dann so: Der erwartete Gewinn ließe sich prinzipiell in beliebiger Höhe vorfinanzieren. Wollte der Unternehmer einen sehr hohen Gewinn einstreichen, bräuchte er nur sehr viel Geld unter die Leute zu bringen, indem er sehr hohe Schulden machte. Allerdings müßte er dann auch mehr Zinsen bezahlen, was ihn ungeachtet seines Gewinnes in eine höhere Verschuldung treiben würde. Die Gewinnkalkulation des Unternehmers muß sich also danach richten, wieviel Schulden er an Dritte Personen weitergeben kann.

Alles schön und gut. Aber welche Rolle spielen dabei die Banken? Sie spielen in Martins Buch nur eine untergeordnete Rolle. Aber ich stelle fest: Die Banken werden in diesem Prozeß immer reicher und reicher**. Anfang 1991 hatte die Bundesrepublik schon über 1000.000.000.000 (1 Billion) DM Schulden bei den Banken. Das sind die Schulden, die die Unternehmer hätten, wenn sich der Staat nicht verschuldet hätte, indem dieser den ewig gesuchten neuen Schuldner gespielt hatte. Die Staatsschulden sind die aufgelaufenen Zinsen und Zinseszinsen. Rufen wir uns in Erinnerung zurück, daß die Zinsen die Gewinnmarge der Unternehmer begrenzen, wird uns auch klar, was die Staatsschulden noch sind: Die Gewinne der Unternehmer! Die Bevölkerung der Bundesrepublik hat demnach seit dem Ende des Krieges den Unternehmern eine Billion DM geschenkt! Oder haben die Unternehmer sie sich gestohlen? Denn ich beispielsweise kann mich nicht entsinnen, einem Unternehmer etwas geschenkt zu haben.

Die Staatsverschuldung hat Martin mit wenigen Sätzen als Fehlgriff der Finanzexperten, die den Kapitalismus nicht verstanden haben, abgehakt. Nach dem, was ich nun zu wissen glaube, denke ich, daß diese Experten doch nicht so dumm sind. Sie sichern sich mit der Staatsverschuldung ihren liquiden Reichtum. Was nämlich passiert, wenn das Volk keine Lust hat, sich zu verschulden, um den Reichen ihren Gewinn zu sichern? Dann muß das Volk eben entmündigt werden, indem der Staat für es das Schuldenmachen übernimmt. Zusätzlich zu den Staatsschulden, die die Steuern hochtreiben, treibt der Staat die Nachfrage und damit die Preise hoch. So entsteht ein zusätzlicher Gewinn für die Unternehmer.

Martins Buch weist einen weiteren Mangel auf: Er schreibt, daß der Kapitalist gar nicht die Arbeiter ausbeuten könne, da zu geringe Löhne die Kaufkraft schwächen und Umsatz und Gewinn des Unternehmers schmälern würden. Der Unternehmer könne eben nur das Geld einnehmen, das er selbst vorher unter die Leute gebracht habe. Aus diesem Grund sei er an möglichst hohen Löhnen interessiert. – In meinen Ohren klingt das wie Hohn! Zwar schreibt Martin ganz richtig, daß zwei Kinder, die zehn Murmeln gegen ein Schäufelchen tauschen, gleichermaßen zufrieden sein müssen, sonst würden sie ja nicht tauschen. Das Gleiche gilt prinzipiell auch bei einer Murmel gegen das Schäufelchen. Anders sieht die Sache aber aus, wenn ein Arbeiter für seine harte Arbeit nicht einmal den Gegenwert für sein tägliches Brot bekommt; er soll Ja Schulden machen! Martin argumentiert so, als ob der Arbeiter freiwillig – wie die Kinder auf dem Spielplatz – diesen Vertrag eingegangen wäre. In Wahrheit wird jedoch der Arbeiter gezwungen, für einen Hungerlohn zu arbeiten, indem die Industriegesellschaft ihm jede Alternative raubt. Der Kapitalismus toleriert keine anderen und autonomen Systeme.

Martin hat vergessen, daß der Unternehmer Sachwerte anhäuft, wenn er zu geringe Löhne zahlt. Zwar sinkt der Umsatz, wenn weniger Geld im Umlauf ist, aber was macht das schon, wenn genügend Sachwerte heranrollen, mit denen man viele schöne Sachen machen kann…

   Kapitalismus – Tauschwirtschaft mit eingebautem automatischem Diebstahl?

Völlig richtig hat Martin nachgewiesen, daß eine Tauschwirtschaft ein geschlossener Waren – und Tauschmittel – Kreislauf ist, in dem getauscht und nicht, wie im Kapitalismus/Debitismus, Kasse gemacht wird. Könnte es sein, daß die von Martin bravourös herausgearbeitet Geldlücke im Kapitalismus nichts anderes ist, als die Folge des Aufbrechens des (mit geschlossenem Geldkreislauf funktionierenden) Tauschhandels?

Hat da etwa jemand den Kreislauf des guten alten Tauschhandels aufgebrochen, um sich an der Bruchstelle festzusetzen und den Geldfluß nach und nach in seine eigene Taschen zu leiten, wobei er, damit den Diebstahl keiner merkt, leere Versprechungen – inflationäres Geld, Geld ohne Gegenwert – in den Kreislauf zurückleitet, ohne damit etwa den Kreis wieder zu verschließen? Im Gegenteil: Er übertüncht damit die Bruchstelle, sodaß bis heute niemand die schadhafte Stelle finden konnte.

   Was heißt denn ›vorfinanzieren‹? Das heißt doch: Ich lasse mir eine Fabrik hinstellen, ohne selbst einen Finger dafür krumm zu machen. Würde ich mir eine Fabrik mit meiner eigenen Hände Arbeit bauen, bräuchte ich keine Schulden zu machen und folglich auch keine Zinsen zu zahlen. Ich müßte nach der Produktion meiner Waren auf den Gewinn warten, wie ein Bauer auf die Ernte. Der Gewinn dürfte dann allerdings kein Geld als Forderung, sondern als Tauschmittel sein. Zinsen fallen erst an, wenn ich mir die Arbeit, die ich eigentlich selbst machen müßte, von anderen Leuten machen lasse. Die Zinsschulden der Unternehmer wären dann der Gegenwert für die Arbeit, die der Unternehmer selbst nicht geleistet hat.

Mit Recht wird man mir Jetzt entgegenhalten, daß die Unternehmer in der Regel mehr arbeiten, als ihre Angestellten. Das mag stimmen. Aber wenn man sich ihre Arbeit genauer anschaut, stellt man leicht fest, daß sie nicht in der Produktion, sondern in der Verwaltung arbeiten. Sie sind also die Leute, die, weil sie ihre eigenen Hände nicht schmutzig machen wollen, anderen Leuten sagen müssen, was sie tun sollen. Und dieses ‚Sagen‘ lassen sich die Unternehmer dann bezahlen, wodurch die debitistische Geldlücke entsteht, die aus einer Tauschwirtschaft einen Kapitalismus macht.

An dieser Stelle halte ich es für angebracht, einmal danach zu suchen, wie denn ein wirklich funktionierendes System aussehen müßte, und ich muß zu meinem Schrecken feststellen, daß es ein reibungslos funktionierendes ökonomisches System ebensowenig geben kann, wie ein ebensolches ökologisches. Das Perpetuum mobile ist eben immer noch nicht erfunden worden. Beide Systeme hängen von einer äußeren Energiequelle ab: der Sonne! Der Versuch der Debitisten, sonnenunabhängiges Wachstum zu erzwingen, muß scheitern!

Jetzt beginne ich den Zweck des Kapitalismus zu begreifen. Alles lebt auf Kosten der lebensspendenden Sonne (und den Ressourcen der Erde). Nur der Kapitalist nicht. Er hat sich von Sonne und Erde abgenabelt, will unabhängig von Gottes Schöpfung sein und – macht sich schuldig im wahrsten Sinne des Wortes. Das Wachstum ›auf Pump‹ ist nur ein scheinbares Wachstum. In Wahrheit ist es bloß eine Art von Selbstaushöhlung, ein Wachsen durch Aufblähung und Schwächung der eigenen Substanz!

Der Kapitalismus scheint ein System zu sein, mit dessen Hilfe man auf Kosten Anderer leben kann, ohne daß diese Anderen es merken. Ich frage mich, warum der Kapitalist Martin verschleiert, daß der Kapitalismus nicht funktioniert, indem er im Untertitel seines Buches beschreibt: ›Ein System, das funktioniert‹. Will er sich ebenfalls auf Kosten anderer Menschen ein feines Leben machen? Dafür spricht, daß er auf den Wahnsinn des Glaubens der Leute an das GOLD baut, ohne preiszugeben, daß der Wert des Goldes in Wahrheit ein psychologischer, ein geglaubter Wert, ist. Er schreibt fälschlicherweise, daß den Crash nur das EWIGE GOLD überleben wird – neben den Besitzern des Goldes. Martin möge bitte in der Bibel die Geschichte vom Goldenen Kalb lesen!

Offensichtlich besitzt er GOLD und das Vertrauen darin, daß die Menschen während und nach des totalen Zusammenbruchs, wenn alle Forderungen erloschen sind und der Kapitalismus wieder eine neue Runde startet, ihren Glauben an den Wert des Goldes nicht verlieren. Solange die Menschheit an das Gold glaubt, sind die Goldbesitzer reich. Solange der Kapitalismus noch lauft, macht der Kapitalist Schulden und kauft sich Gold (und vielleicht Grundstücke, die wahren Werte!). Dann geht alles ‚Bingo‘, nur nicht – so Martin – das göttliche, absolut gesetzte Gold.

Der Kapitalismus – Eine teuflische Verschwörung?

Ich fürchte, ich bin einem kapitalen Schwindel auf die Spur gekommen! Zwar hat mir Paul C. Martins Buch die Augen über den Kapitalismus geöffnet (wie seinerzeit die Schlange den Menschen über das Wissen um Gut und Böse), aber jetzt, da ich den Kapitalismus verstanden zu haben glaube, merke ich, daß Martin entweder Opfer eines Schwindels ist oder diesen bewußt mitmacht und selbst zu den Schwindlern gehört. Dazu gehen wir an den Anfang des Buches zurück und lesen auf Seite 19:

„Warum hat es niemand früher geschafft, den Kapitalismus, das menschliche Wirtschaften in der Zeit zu enträtseln? Sinnlose Bibliotheken sind entstanden, Hunderttausende von Ökonomen und Wirtschaftsexperten haben immer wieder den gleichen Denkfehler gemacht. … Warum? … Wir wissen es nicht. Vermutungen, daß es tatsächlich schon früher Menschen gegeben hat, die genau gewußt haben, wie Wirtschaften wirklich funktioniert, die aber dieses Wissen als herrschaftlich für sich behalten haben …, solchen Mutmaßungen wird nachgegangen.“

Offensichtlich ist Martin bei seinen Recherchen fündig geworden und konnte es sich nicht verkneifen, sein erworbenes herrschaftliches Wissen ebenfalls – wenigstens teilweise – für sich zu behalten. Deswegen macht er sich unsinnigerweise öffentlich Gedanken darüber, wie die Idee der Staatsverschuldung in das debitistische System Einzug halten konnte, obwohl klar hätte sein können und müssen, daß sie es ist, die das System zerstört. (Und ich dachte, die Zinslücke wäre dafür zuständig!) „Waren Keynes, Domar und andere Väter der Staatsverschuldung ›Perspektivagenten‹ des Kommunismus?“ fragt Martin ›im Scherz‹ – weil er keine Beweise hat? Oder weil er uns auf eine falsche Fährte lotsen will?

Auf Seite 324 fragt Martin – mit Galgenhumor – „War John Maynard Keynes, der die Staatsverschuldung letztlich initiierte, nicht mit einer Russin verheiratet? War nicht Keynes Schwager noch lange Jahrzehnte nach der bolschewistischen Revolution als Ballettmeister im schönen Leningrad tätig? War Keynes nicht Mitglied in einem schwärmerisch – sozialistischen Geheim – Club an der Universität Cambridge, genannt die ›Zwölf Apostel‹, von seinen intimen Kontakten zu der linksintellektuellen, für das ›Sowjet – Experiment‹ schwärmenden Bloomsbury -Gruppe mit Clive Bell u. a. und seiner Freundschaft zum Kommunisten Pablo Picasso ganz zu schweigen? Woher kommt eigentlich der berühmteste aller Staatsverschuldungs – Apologeten, der amerikanische Universitätsprofessor Evsey Domar, der Erfinder der berühmten Domarformel, wobei nach Staatsverschuldung nie etwas ›passieren‹ kann? Taucht dieser Domar nicht plötzlich aus dem russischen Osten (Mandschurei?) auf?“ usw.

Nochmals zum Anfang des Buches zurück! Das Buch beginnt mit einem Zitat aus der ›Financial Times‹ des 4. Mai 1986, in dem es heißt, daß es den Finanzexperten Hong Kongs beim Versuch, sich eine Verfassung zu geben, nicht gelungen sei, ihren Kapitalismus zu definieren. Dann schreibt Martin:  „Das Buch, das Sie jetzt in Händen halten, definiert ›Kapitalismus‹. Ein für allemal. Und zum ersten Mal..

Nachdem ich nun das Buch gelesen und festgestellt habe, daß Martin sein Versprechen nicht eingelöst hat, kommt mir der Verdacht, daß weder die Hong Kong – Finanzexperten noch Martin den Kapitalismus erklären bzw. definieren WOLLTEN!

Auf  Seite 16 schreibt Martin: „Denn wir wollen weder Partei ergreifen noch Angriffskriege starten. Was in diesem Buch erklärt wird, ist Wirtschaft schlechthin. Ganz einfach Wirtschaft.“ Diese Behauptungen nehme ich Martin nicht ab. Denn er ergreift Partei, und indem er für den von ihm ‚definierten‘ Debitismus/Kapitalismus Partei ergreift, der nur funktioniert, wenn Angriffskriege gestartet werden, will er auch Angriffskriege starten. Und vor allem will er nicht ›Wirtschaft‹ schlechthin erklären, das geht nicht, sondern er will das Wesen der Machtpolitik verschleiern.

Ist es Absicht oder ist es eine Freudsche Fehlleistung, wenn Martin in der Einleitung seines Buches das Gegenteil von dem schreibt, was er im weiteren Verlauf des Buches zum Besten gibt? Dort schreibt er nämlich, daß der Kapitalismus das beste sei, was es geben könne und behauptet, er sei „ein System, das funktioniert“. Hier – auf Seite 18 schreibt Martin jedoch:

Kapitalismus ist etwas, das es gar nicht geben dürfte. Denn jemand, der seine Produktion vorfinanziert hat, kann zwar vom Markt die Kosten seiner Produktion zurück erwarten. Aber niemals die Kosten der Vorfinanzierung selbst und auch niemals die Prämie für das Risiko, daß er sich überhaupt aufs Produzieren eingelassen hat, an dessen Ende – allein durch Zeitablauf – immer und ehern eines wartet: der Bankrott.“

Es ist Ja nicht so, daß Martin nun etwa diese Sätze widerlegen wird in dem Sinne, daß er den Nachweis erbrächte, daß der Kapitalismus eben doch funktioniere und es ihn folglich geben dürfe – nein, im Gegenteil, Martin wird uns deutlich machen, daß der Kapitalismus scheitern muß, weil er nicht ständig neue Schuldner finden kann – es sei denn, er startet Angriffskriege, um die Forderungen der Schuldner und die bezahlten Güter zu vernichten. Da der letzte Satz ab „- es sei denn….“ so grausam ist, wagt Martin ihn in seinem Buch nur indirekt auszusprechen (s.o.). Und auch die Hong Kong – Kapitalisten hatten es offensichtlich nicht gewagt! Martin kann mir doch nicht weismachen, die hätten nicht gewußt, was Kapitalismus sei!

Auf Seite 31 (unter vielen anderen) wird Martin polemisch. Ich habe nichts gegen Polemik. Also scheue ich mich nicht, diese Stelle zu zitieren. Es geht um die Frage, was die Reichen denn mit ihrem Geld so alles anfangen können. Martin resümiert:

„Der ganze Zweck der kapitalistischen Übung war es, ein Jahr lang auf Kosten der Arbeiter zu leben, und zwar sagenhaft zu leben. Denn er hat für sich allein so viel verkonsumiert, wie die Arbeiter insgesamt zum Leben hatten. Welche Leber, welches Herz hält so ein Leben aus?“

Hier will Martin die neidischen Arbeiter der Lächerlichkeit preisgeben. Natürlich stimmt es, daß die Kapitalisten auf, Kosten der Arbeiter sagenhaft leben, aber sie können mit ihrem Geld noch andere Sachen machen, als Fressen und Saufen, zum Beispiel ein Ferienhaus auf den Bahamas und teure Antiquitäten kaufen, zum Schiefahren nach Alaska jetten, das Spiel der Macht spielen, Armeen, Politiker und Killer kaufen oder einfach faulenzen, Bücher lesen, sich bilden, das Leben nach eigenem Gutdünken gestalten. Ich habe irgendwo gelesen, Kashoggi verbrauche täglich zwei Millionen Dollar für seine Privatvergnügen wie Sexorgien und Trophäensammlungen. Martin will uns aber vielmehr weismachen, die Kapitalisten seien allesamt arme, streßgeplagte Schweine, die hinter ihrem eigenen Geld herjagen, um den unvermeidlichen Bankrott aufzuschieben. Ich setze entgegen, daß sie ja gerade deswegen so reich sind, WEIL sie die Schuldenlawine in Gang gesetzt haben!

Auf Seite 36 zieht Martin die Ökonomen Rosa Luxemburg und John Maynard Keynes über den Tisch. Dabei behaupten diese nichts anderes als Martin selbst. Nur benutzen sie andere Worte. Luxemburg sagt, daß der Kapitalismus nur funktionieren kann, wenn es „außer den Kapitalisten und den Lohnarbeitern noch ›dritte Personen‹ (gibt), die, in aller Welt verstreut lebend, den Ausbeutern bei der Realisierung des Mehrwertes (Gewinnes) helfen.“ Jene ›dritte Personen‹ sind just Martins gesuchte ›neue Schuldner‹.

Keynes bezeichnet den Zweck, für den die neuen Schuldner gesucht werden, indem er schreibt, der Kapitalismus brauche, um funktionieren zu können, „eine Erweiterung der zahlungsfähigen Nachfrage.“ Martin glaubt nun, Luxemburg und Keynes nachweisen zu können, daß sie ihre „Schwierigkeiten elegant, dennoch ohne jede Logik, überbrücken“ und fragt, wo denn die ›dritten Personen‹, also die Wilden, die den Segen des Kapitalismus noch nicht genießen durften, das Geld herbekommen haben, um die zusätzliche Nachfrage zu leisten, und gibt sich selbst und uns die Antwort, daß dieses Geld, diese zusätzliche Nachfrage eben nicht existiere, daß Luxemburg und Keynes sich eben geirrt hätten. Sie haben aber nicht geirrt, sondern Martin will etwas verschleiern. An anderer Stelle seines Buches gibt Martin die wahre Antwort, nämlich daß die Wilden das Geld bekommen, indem sie ganz einfach Schulden machen. Sie beleihen Land, das sie zu diesem Zweck in ihren Besitz nehmen, sie roden ihre Urwälder, plündern ihre Meere, Flüsse, Seen und Bodenschätze. Sie sind Martins gesuchte neuen Schuldner!

Selbstverständlich macht Martin nicht nur Rosa Luxemburg und Keynes lächerlich. Auch Marx bekommt sein Fett, beispielsweise auf Seite 38, wo Martin schreibt: „Die von Marx vorhergesagte Verelendung (der Massen) ist nicht eingetreten.“ 355 Seiten später (auf S. 393) stoßen wir allerdings auf die Kapitelüberschrift „Die Katastrophe,“ worunter ebendiese Verelendung in den schillerndsten Farben beschrieben wird. Wieder frage ich mich: Was will Martin bloß? Will er mich, den Leser, verarschen?

Warum verschweigt Martin, daß Kapitalismus dies ist: Ich mache Schulden, also Geld, gebe dieses durch Tausch (gegen Sachen) an andere Leute weiter, senke den Gesamtwert des Geldes durch Zinsanhäufung (Inflation). Dadurch steigen die Sachwerte, die in meinem Besitz sind, relativ zum Geldwert. Die Differenz zwischen altem und neuem Sachwert ist mein Gewinn und die Schulden der Andern. Den Gewinn setze ich in Geld um, und mit ihm kaufe ich mir dann Gold, Grundstücke und Waffen und vernichte etwa alle 50 Jahre, wenn ich keine neuen Schuldner mehr finde, die bezahlten Güter und Forderungen (das Geld) dieser Leute, indem ich zuerst einen Börsenkrach und dann einen Krieg lanciere. Dann starte ich eine neue Runde des Kapitalismus, was mir leicht gelingt, da alle Leute, die mich bis dahin durchschaut haben könnten, dann tot oder meine Freunde sind, und ich im Besitz von Gold und Boden bin.

Der Kapitalismus ist die moderne Form des Raubes und der Sklaverei. Kein Wunder, daß die Hong Kong – Finanzexperten den Kapitalismus nicht definieren ›konnten‹! Das erinnert mich an eine Textstelle in Dagobert Lindlaus Buch „Der Mob“, wo Lindlau beschreibt, daß es den Kriminalexperten nicht gelingen wollte, das ‚organisierte Verbrechen‘ zu definieren. Und warum gelang es ihnen nicht? Weil die Regierungen der Bundesrepublik und der USA Zweigstellen der Mafia sind!

Mafia? Der Kapitalismus ist ein verbrecherisches System, das vom Staat getragen wird und ihn trägt. Beide sind Komplizen bei diesem Schwindel. Das meine nicht ich, das meint Kapitalist/Debitist und Wirtschaftsexperte Paul C. Martin. Völlig richtig schreibt er (auf Seite 32), daß Rosa Luxemburg ‚den Schwindel fix durchschaut‘ hat. Martin selbst setzt den Kapitalismus mit einem Kettenbriefsystem (S. 42) gleich. Und Kettenbriefsysteme haben den Effekt, daß sie diejenigen, die sie starten, also die Staatsgründer: Regierungen und Industrielle, auf Kosten aller anderen Menschen reich machen. Das nenne ich Raub. Das nenne ich ›Mafia‹! Und aus diesem Grund sind Kettenbriefsysteme für den Otto-Normalverbraucher auch gesetzlich verboten!

Als Ergebnis meiner Untersuchungen soll die Feststellung gelten (mit den Worten des Autors des gleichnamigen Buches, Werner Keller:) ›Und die Bibel hat doch recht!‹ Der Kapitalismus ist ein lebensfeindliches Prinzip. Er stellt ein Pseudoleben dar, dem der Tod schon mit dem Akt der Zeugung einprogrammiert worden ist. Er dient dem Herrn der Systeme bei der Ausübung seiner Weltherrschaft. Er ist der Tanz der Juden um das Goldene Kalb, eine Aufsummierung von Schuld und Verweigerung der Sühne. Der Kapitalismus ist der Ausdruck des Lebens gottverlassener Menschen.

In diesen harten Worten steckt einerseits der Fluch und andererseits die Hoffnung, die uns bleibt. Sosehr ich den Kapitalismus/Debitismus angegriffen und sogar mit der Mafia gleichgesetzt habe, so muß ich doch bekennen, daß alle anderen Systeme entweder gar nicht oder noch schlechter funktionieren. Sollten wir uns am o.g. Raub und Betrug ereifern? Ich denke, ganz besonders hier müssen wir nüchtern bleiben: Keine bürgerlich – moralischen Wertungen! Der Betrug der ›Großen‹ ist nur eine kausale Folge des so beliebten und verbreiteten Selbstbetruges der ›Kleinen‹. Wer die Menschen kennt, weil, daß alle Betrogenen betrogen werden wollen. A. Glucksmann: „Die Lügen der Politiker sind die Träume des Volkes, von denen das Volk befreit werden soll.“ Solange ein Mensch nämlich lernfähig ist, wird ihm alles, was geschieht, zum Vorteil gereichen. Dies ist meine Erfahrung und gleichzeitig meine Hoffnung für die Zukunft. Es hat keinen Sinn, an äußeren Symptomen herumbasteln zu wollen! Retten wird uns ausschließlich unsere eigene Wahrheitssuche, unsere Wahrhaftigkeit. Sie wird alles ändern, uns selbst, unsere Gesellschaft, unser ökologisches und ökonomisches System, unsere Religion – eben alles!

Eierlegende Eier

Paul C. Martin zeigt in seinem Buch deutlich, wie es kommt, daß der Kapitalismus NICHT funktioniert. Martin hat herausgearbeitet, daß Geld kein Tauschmittel ist, sondern Forderungen sind, also Schuldscheine, die in Umlauf gebracht werden. Die Frage, was denn genau Zinsen sind, hat er meiner Meinung nach nicht befriedigend beantwortet. Martin meint, Zinsen entstünden durch den Zeitfaktor im Geschäftsablauf; sie seien zudem als Motor des Kapitalismus unerläßlich, denn der unabwendbare Schuldendruck zwänge alle am Kapitalismus Beteiligten zu ständigen Höchstleistungen, denen wir ja auch die Bezwingung des Kommunismus verdanken.

Ich werde im nun Folgenden versuchen, Geld und Zinsen von einem anderen Standpunkt aus zu verstehen, um herauszufinden, ob oder wie der Kapitalismus noch zu retten ist.

Alle produzierten Waren sind direkte oder indirekte Hilfsmittel zu ihrer eigenen Produktion (Reproduktion) einschließlich ihrer Weiterentwicklung (Evolution). Menschen zählen in diesem Szenario ausschließlich als Arbeitskräfte. Im Gegensatz zu den materiellen Gütern existiert das ideelle Geld. Güter sind Tatsachen; Geld ist Möglichkeit. Die Ware ist real gewordene Möglichkeit. Mit dem System Ware/Geld hat man unbewußt (?) das kosmische System Materie/Geist simuliert. Doch da Finanzexperten keine guten Philosophen und die guten Philosophen fast alle tot sind, ist die Simulation fehlerhaft geblieben. Und diese Fehler sind Ursache des Scheiterns des Kapitalismus!

Der Irrtum der Finanzexperten ist, daß sie glauben, auch „mögliche Hühner (also die Eier!) könnten Eier legen! Aber Jedes Kind weiß, daß es keine eierlegenden Eier gibt. Ausschließlich die materiell existierenden Hühner sind produktiv, gleichwie in der Wirtschaft ausschließlich die materiell existierenden Güter produktiv sind und nicht etwa die „noch-nicht-Güter“ – das Geld.

Nur die tatsächlichen Güter befinden sich in der lebendigen Existenzebene, in der es Vermehrung gibt. Das Geld aber ist der spirituelle Anteil am Ganzen. Es symbolisiert den Geist jenseits der Materie. Das Geld ist tot! Das haben die Finanzexperten nicht begriffen. Sie behandeln das Geld wie ein diesseitiges Gut: Geld als Ware! Produkt dieses Irrtums: die Zinsen. Die Zinsen sind die materiell angenommenen Eier von gedachten Hühnern.

   Um den Kapitalismus zu retten, muß er streng an das Verhältnis, wie es zwischen Geist und Materie ist, angepaßt werden. Es muß also berücksichtigt werden, daß die Gesetze des Geistes entgegengesetzt der Gesetzmäßigkeiten der materiellen Welt sind. Dem Geld müssen geistige Eigenschaften übertragen werden; es muß beispielsweise ZEITLOS sein, im Gegensatz zur Zeitlichkeit der Waren. Geld darf folglich nicht arbeiten! Die Zinsen müssen also abgeschafft werden. Und mit ihrem Ende würde natürlich auch die Geldspekulation aufhören.

Martins Behauptung, mit der Abschaffung der Zinsen würde der Marktwirtschaft quasi der Motor ausgebaut werden, sticht meiner Auffassung nach nicht. In der Tat würde der Schulden- und Expansionsdruck nachlassen, aber einen Investitionszwang würde es auch ohne Zinsen geben, denn schließlich muß Jeder Geld verdienen. Also muß auch Jeder investieren. Die Weltwirtschaft könnte sich nach dem Zusammenbruch des konkurrierenden Systems des Kommunismus und nach Erschließung aller Marktlücken nun tatsächlich ihre Raubtierzähne ziehen lassen und die Zinsen abschaffen, ohne Gefahr zu laufen, überrannt zu werden. Den Wirtschaftsexperten muß jetzt endlich klar werden, daß unsere Erde begrenzt ist, und daß folglich die Wirtschaft nicht unbegrenzt wachsen darf.

Rettungsversuch

Um es noch einmal klar zu sagen: Der Kapitalismus scheitert aus zweierlei Gründen:

  1. Weil er quantitativ nicht unbegrenzt wachsen kann, und
  2. Weil die Zinsforderungen in unermeßliche Höhen steigen.

Um Problem 1 auszuräumen, versucht die Wirtschaft ihre eigene Gegenposition, die Natur, zu besetzen: Sie entwickelt Umwelttechnologie, um ihre selbst angerichteten Schäden zu beheben. Die Wirtschaft wächst, um die Folgen ihres Wachstums zu beheben. Dies kann nur funktionieren, wenn das Wachstum qualitativ ist. Dieses ist jedoch nur möglich, wenn die Qualität des menschl. Geistes ebenfalls wächst und der Mensch sein primitives Profitdenken (Haben statt Sein) überwindet. Die Intelligenz des Geldes (siehe auch unten) kann das Problem nicht lösen!

Problem 2 kann auch als rein mathematisches aufgefaßt werden. Im Grunde findet durch den Zins nur eine Inflation der Zahl statt; die Zahlen auf den Geldscheinen wachsen exponentiell gegen ›unendlich‹ mit der fatalen Wirkung, daß bei ›unendlich‹ die Finanzmathematik nicht mehr funktioniert: Die finanzielle Infrastruktur bricht zusammen, der Papierschwindel fliegt auf. Rettung brächte hier nur die Entschuldung durch Bankrott. Diesen will man jedoch bei Großfirmen und Staaten nicht zulassen, weil die Banken ihre (Macht-) Ansprüche nicht aufgeben wollen. Besonders der Staatsverschuldung müßte ein Riegel vorgeschoben werden, da der Staat nicht bankrott machen kann. Nach vollzogenen Firmenbankrotten müßte eine Geldmenge in Höhe der Schulden vom Markt genommen werden (Feuerwehrfond der Banken), da niemand diese Schuldscheine einlösen kann. Auf diese Weise würde die o.g. Inflation eingedämmt werden.

Intelligenz des Geldes

Darunter verstehe ich die (wirtschaftlich logische) Vernetzung des Geldsystems, die ihrer immanenten Logik folgt. Leider ist diese Logik nicht in der Lage, ihr System stabil zu halten. Das Profitdenken ist ganz einfach zu primitiv und entspricht nicht den Gesetzen der Natur. Die Widersprüche werden nicht systemimmanent gelöst, sie summieren sich zu Katastrophen auf.

25.3.93: Verstaatlichung der Banken

Die Schulden der Staaten bei den Banken sind so extrem hoch (in der BRD derzeit ca. DM 1 700 000 000 000 = 1,7 Billionen), daß an Zinstilgung oder gar Rückzahlung im Traum nicht zu denken ist. Die Banken versuchen nun, ihre Ansprüche in Machtanspruch umzuwandeln, indem sie den Schuldendruck in politischen Druck umsetzen. Das funktioniert natürlich nur solange der Staat (dessen Funktionäre) an Rückzahlbarkeit glaubt.

Dieser Glaube dürfte jedoch bald dahin sein. Leider haben die Banker das spirituelle Gesetz vergessen, daß dem, dem alles gehört, NICHTS gehört! Außerdem ist der politische Druck undemokratisch und verstößt gegen das Grundgesetz! Aus diesem Grund müssen die Banken, bei denen der Staat so viel Schulden hat, sodaß auf ihn politischer Druck ausgeübt werden könnte, verstaatlicht werden. Damit wären dann alle Schuldenprobleme gelöst. Wie es heute aussieht, wird die Entwicklung darauf hinauslaufen, daß die großen Kreditgeber leer ausgehen werden müssen!

18.4.92 v4 Zusammenfassung

Nach den Worten des Finanzexperten Paul C. Martin in „Kapitalismus – Ein System, das funktioniert“ leidet das Finanzsystem der Weltwirtschaft an einer tödlichen Krankheit: der Zinslücke. Diese Wunde des Kapitalismus tut sich auf, weil Geschäfte nicht in Nullzeit getätigt werden können, sondern in der Zeit abgewickelt werden müssen. Diese Zeit kostet Geld, das aber nicht vorhanden ist.

Alles Geld, das verdient werden will, muß vorher auf den Markt geworfen werden. Dies geschieht bei der sog. Vorfinanzierung, wenn der Fabrikant Schulden macht, um die Güterproduktion aufzubauen. Diese Schulden (Forderungen) zirkulieren dann als Geld im Markt Auch der geforderte Gewinn muß lt. Martin vorfinanziert, d.h. vor dessen Einstreichung erst mal auf den Markt gebracht werden, und zwar indem der Fabrikant sich den Gewinn ausborgt und mit dem geliehenen Geld seine private Lebenshaltung bezahlt. Nach Verkauf aller Waren hat er alles vorfinanzierte Geld wieder eingestrichen (alle Forderungen beglichen) außer den Schuldzinsen, die im Zeitraum zwischen Beginn der Produktplanung und – Verkauf entstanden sind.

Das Geld für die Zinsen kann der Fabrikant nur hereinbekommen, wenn er seine Schulden auf die Kunden abwälzen kann, d.h. wenn die Käufer sich ihrerseits verschulden. Jeder Geschäftszyklus – Investition, Produktion, Verkauf, Reinvestition – hat neue Schulden zur Folge, die weltwirtschaftlich nicht abgetragen werden können. Diese Schulden wachsen Jahr für Jahr exponentiell an und führen den zwangsläufigen Zusammenbruch des Finanz- und Wirtschaftssystems herbei. Wie Martin dann noch von einem System sprechen kann, das funktioniert, ist mir schleierhaft. Er selbst schlägt weltweite Entschuldung an einem geheim gehaltenen Stichtag als Lösung vor, scheint aber selber nicht an die Durchführbarkeit dieser Idee zu glauben. Der Kapitalismus ist nur deshalb noch nicht zusammengebrochen, weil er es bisher immer wieder geschafft hat, neue Schuldner zu finden, bzw ins qualitative Wachstum auszuweichen. Die Grenzen des Machbaren sind hier allerdings erreicht.

** Korrektur 3.3.2010: Der Staat verschuldet sich nicht bei den Banken, sondern bei reichen und superreichen Privatpersonen, die Staatsanleihen kaufen. Da sich die Banken in Privatbesitz befinden, ist der Fehler nicht gravierend, aber doch verwirrend. An anderer Stelle setzte ich die Unternehmer (Konzernbosse) an die Stelle der Gläubiger, statt, wie ich jetzt weiß, die Superreichen. Auch hier gilt, dass das nicht ganz falsch ist, da auch die großen Konzerne im Besitz der Superreichen sind. Siehe hierzu Aktuelles23 und http://www.nuoviso.tv/vortraege/der-weg-in-die-weltfinanzkrise.html

Siehe meine wesentliche Neuerung in „notiz9.html#1213„Wirtschaft 2 „ , außerdem speziell in „Wirtschaft2.html#1208“

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