Hans-Joachim Heyer

Sabbat

Samstag oder Sonntag
https://www.youtube.com/watch?v=8ZbM18kQOpc: Nature23 streitet sich mit Abdul Memra und Michael Kotsch über die Frage, ob man den Sabbat halten soll oder nicht. Auch ich habe mich in den letzen beiden Jahren von dieser Fragestellung einwickeln lassen und schwankte immer wieder hin und her in meinem Urteil. Heute denke ich die Antwort zu kennen.
In den 10 Geboten steht: „Sechs Tage sollst du arbeiten … aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, da sollst du kein Werk tun.“ Da steht nicht: „Du sollst vom 1. (Sonntag) bis zum 6. Tag der Woche(Freitag) arbeiten und am 7. Tag (Samstag) ruhen“. Man kann auch vom 3. Tag an sechs Tage arbeiten.
Wie sicher können wir sein, welcher Tag der Sabbat ist? Es gab vor 3000 Jahren immer wieder Kriegswirren und andere kulturelle Diskontinuitäten, die die Zeitrechnung unterbrochen haben könnten. Zudem gab es Dutzende Kalenderreformen mit den aberwitzigsten Schalttagen, sodass ich ziemlich sicher sagen kann, dass wir heute nicht mehr wissen, welcher Tag wirklich Sabbat war, als Mose die Sabbatvorschrift erhalten hatte. Dass wir heute den Sabbat mit dem Samstag gleichsetzen, geht in Ordnung, aber dass unser Samstag der Sabbat der Juden ist, den die Juden vor 3000 Jahren oder zu Jesu Zeiten gefeiert haben, ist ungewiss – und m.E. unwichtig. Als wichtig erachte ich jedoch durchaus, nach sechs Tagen Arbeit am siebenten Tag zu ruhen, um Gottes Wege zu suchen. Dieser Tag könnte jeder Wochentag sein.
Nature23 hat es m.E. in seiner Rede versäumt, alle 600 Gesetze klar in diverse Kategorien einzuteilen, um dann abzuleiten, welche Gesetze welcher Kategorie gehalten werden müssen und welche nicht. Da gibt es die 10 Gebote, Opfervorschriften, Speisevorschriften, Vorschriften bei sog. „Unreinheit“ usw.. Und wenn der Sabbat entsprechend jüdischer Vorschriften gehalten werden muss, darf man dann Auto fahren, ein Restaurant besuchen, das Licht im Zimmer anknipsen usw.? Das Sabbatgebot würde ausufern in tausend weitere Vorschriften – wie wir sie im Talmud auch tatsächlich finden.
Ich sehe in alledem eine rationale Konfusion, die am eigentlichen Sinn des Ruhetages verfehlt: nämlich mindestens einen Tag der Woche ganz Gott zu widmen!
Es ist reiner Buchstabenglaube, zu sagen, wer den Sabbat breche, breche alle anderen Gesetze auch. Die gesetzestreuen Juden strebten die wörtliche Einhaltung der Gesetze an und suchten zu wenig nach dem Sinn der Gesetze. Sie verfehlten das ganze Gesetz, weil sie den Sinn nicht befolgten.
Jesus lehrte, den Sinn, der hinter den Gesetzen verborgen war, zu verstehen und so zu einer Bewusstseinsveränderung, einem Gesinnungswandel, zu kommen. Die geistigen Gesetze lehren das Leben in der den Gläubigen versprochenen höheren Welt, dem Reich Gottes. Wir lernen hier in dieser gottlosen Welt das Leben in der höheren Welt.
Gott ist kein Mechanismus, sondern ein bewusstes, intelligentes Lebewesen, mit dem man kommunizieren kann. Gott ist das höchste, vernünftigste Wesen, das uns lehrt, ihm ähnlich zu werden. Wie könnte er uns da mit der Vorschrift kommen, wir müssen den Sabbat halten, um ihm unsere Liebe, unseren Respekt usw. zu beweisen? Wir sollen ihn kennenlernen, seine Wege verstehen lernen, aber bestimmt nicht Rituale einhalten.
Die alten Juden sündigten so viel, dass sie eigentlich alle des Todes waren. Gott schenkte ihnen das Opfer des Stellvertretertodes eines Tieres, damit der Mensch lernen konnte, statt sterben zu müssen. Aber die Juden machten ein dummes Ritual daraus und schlachteten mitunter zehntausende Tiere – und sündigten munter weiter. Der Tempel wurde zum grauenvollen Schlachthaus! Jesus beendete das Schlachtfest. Er war das letzte Opfer.
Und heute machen die Christen aus diesem Opfer wieder ein Ritual.