Hans-Joachim Heyer

Schule für Lebenskunst

Schule für Lebenskunst= Philosophia Perennis = Ewige Philosophie
Warum „ewige Philosophie“? „Ewig“ bedeutet nicht „endlos lange Zeit“, sondern Zeitlosigkeit oder Allgegenwart.

Nach meiner Philosophie sind nur materielle (physische, physikalische) Prozesse der Zeit unterworfen, nicht jedoch geistige Prozesse! Jene sind ewig. Mir ist klar, dass das nur schwer zu verstehen ist, denn wir bilden unsere zeitlosen geistigen Prozesse in zeitlichen Nervenfunktionen ab. Und die verbalen Äußerungen dieser Nervenprozesse nennen wir dann Gedanken. Gedanken sind nicht ewig.

Ewig sind geschlossene Prozesse; vergänglich sind offene Prozesse. Kreisläufe gehören zu den geschlossenen Prozessen. Früher wurden Prozesse immer als geschlossene erlebt; heute fast ausschließlich als offene. Früher war das Jahr ein Kreislauf; heute haben wir die offene lineare Digitalzeit: … 2006, 2007, 2008 …. . „Aber früher sind die Menschen auch gestorben!“ sagte mal einer, um mir weiszumachen, dass man früher zwar in Kreisen dachte, die Zeit jedoch auch damals schon linear voranschritt. – Weit gefehlt! Sicher ist, aus heutiger Sicht sind die Menschen auch früher gestorben. Aber wie wollen wir wissen, wie sich die Menschen früher erlebt haben? In alten Texten steht eindeutig, dass sie ihr eigenes Leben als Kreislauf sahen: dem Tod folgte eine neue Geburt. Das war allgemeines, allseits anerkanntes Wissensgut, das die kirchlichen Großverbrecher mit Schwert und Verbrennen bei lebendigem Leibe ausgerottet haben. Was die Menschen heute an Weisheit aufweisen, ist ein Schmarrn!

Wissen ist vergänglich; Weisheit unvergänglich! Früher suchte man Weisheit. Heute weiß kein Intellektueller mehr, was Weisheit überhaupt ist und fühlt sich den Alten haushoch überlegen. Heute ist das Wissen großgeschrieben. Alles Tand! Wissen macht dumm und tötet uns. Wissen, das nicht in Weisheit – Bewusstheit – umgewandelt wird, bringt uns um.

Der materialistische Mensch, den ich zuweilen „Rädchen im Getriebe der Welt“ oder „Sklave“ nenne, wird gedrillt, ewige Prozesse – also sein Bewusstsein, seine Seele – in zeitliche umzuwandeln. Er setzt Bewusstsein in weltliche Handlungen um. Wer sich mit seinem Körper und dessen Taten identifiziert, verliert sein Bewusstsein und wird zum willenlosen Zahnrad im Getriebe der Welt – er wird von äußeren Kräften bestimmt; er wird Sklave.

Umgekehrt ist es möglich, vergängliche Gedanken in ewiges Bewusstsein – Seele – umzuwandeln. Dies kann gelingen, indem man aktuelles Know-how in allgemeingültige Weisheiten zusammenzufassen (zu generalisieren) lernt. Ein Satz, der in 1000 Jahren immer noch genauso aktuell ist, wie am ersten Tag seiner Niederschrift, ist dem Ewigen viel näher, als zB ein Satz aus der BILD-Zeitung, der sich bereits eine Minute nach der Lektüre als Langweiler entpuppt. In meinen „Aktuelles“- (und anderen Tagebuch-) Seiten versuche ich stets, vom zeitlich Aktuellen zum unzeitlich Ewigen durchzustoßen. So schreibe ich über aktuelle politische Skandale, aber zufrieden bin ich erst, wenn es mir gelingt, das aktuelle Ereignis in ein unvergängliches ganz Großes nahtlos einzufügen.

Wer beides zugleich bewusst fertigbringt: Geist in Materie umzuwandeln und Materie in Geist, gewinnt Freiheit.

Die Schule für Lebenskunst ist eine Sammlung von Texten, die dem aufmerksamen und mitdenkenden Leser helfen sollen, nach und nach sein vergängliches Wissen in unvergängliche Weisheit zu transzendieren und umgekehrt: seine Weisheit in konkretes weltliches Handeln umzusetzen.