Hans-Joachim Heyer

Schule und Universität (6)

Ich schreibe häufig über den Niedergang der Bildung, die Verschlechterung des Bildungssystems von Schulreform zu Schulreform und von einer „Volksverblödung“ allgemein. Wie komme ich zu dieser Behauptung? Wo sind die Belege?
Nun, es würde mir nicht im Traum einfallen, soziologische, psychologische oder sonstige wissenschaftliche (szientistische!) Belege zu suchen, denn diese Sparten sind selbst bereits Symptome des Niedergangs.
Ich belege meine Behauptung mit meinen Beobachtungen. Einmal beobachte ich, dass nicht sauber denkt, wer nicht sauber schreibt. Die gendergerechte Schreiberei ist vorneweg unsauber. Wer jedes dritte Wort falsch schreibt, denkt so schludrig, wie er schreibt. Der schwerwiegendste Beleg ist jedoch die mangelnde Neugier, das fehlende Feuer, der fehlende Erkenntnisdrang der jungen Menschen. Die modern(d)en Pädagogen wissen, wie man das lebendige Feuer des Erkenntnisdrangs junger Menschen löscht.
Selbstverständlich gibt es noch lernbegierige junge Menschen, aber es gibt sie nicht wegen der Schule, sondern trotz der Schule! Wie hat die Pädagogik die Gleichgültigkeit der Jugend erzeugt? – Ganz einfach: Indem die Lehrer der Lehrer die Lehrer zu Lehrern küren, die kein Interesse haben, die Welt und was dahinter ist, zu verstehen.
Einige Schüler merken, dass sie nicht lernen sollen, um auf ein größeres, reicheres Leben vorbereitet zu werden, sondern auf ein kleineres, engeres. Sie fühlen eine Abschnürung, eine Unterbrechung der geistigen Sauerstoffzufuhr. Sie wehren sich, aber sie wissen nicht, wogegen. Sie haben keine Worte für das, was ihnen vorenthalten, ja gestohlen wird.
Sie werden in spärliche „Hydrokulturen“ gesteckt, ohne dass ihnen je die Chance gegönnt wurde, in echtem, sattem Boden zu keimen und aufzuwachsen. Sie werden (meist falsch) informiert, aber nicht eingeweiht. Der Zugang zum höheren Leben wird ihnen von vorneherein verwehrt.