Hans-Joachim Heyer

Selber denken (23)

Selber denken (23.4.20)
Ich gucke gerade ein Video von einem „libertären“ Verschwörungstheoretiker, der nach den Philippinen ausgewandert ist, und dessen Name ich der Zensur* wegen nicht nennen darf. Der Mann wurde gestern Abend in den ZDF-Nachrichten NICHT erwähnt, als der Sender in den Hauptnachrichten vor den allerverschwurbelsten Verschwörungstheorien warnte, um zu verbergen, dass es auch auf Fakten beruhende Verschwörung(stheorie)en gibt.
Es muss sehr schlimm um „heute“ und „heutejournal“ stehen, wenn die Macher es nötig haben, vor Verschwörungstheoretikern zu warnen.
Dieser „Libertäre“, der meint, es ginge ohne Regierung (dem ich NICHT zustimme), hat nach 800 Videos ein weiteres „rausgehauen“, in welchem er sich an Neulinge wendet, die gerade im Begriff sind, „aufzuwachen“ aus dem Schlaf der Massen.
Dieser Libertäre fordert die Neulinge auf, selber zu denken. Er sagt, sie sollen nicht glauben, es bereits zu tun; das sei eine Illusion. Sie sollen davon ausgehen, dass sie bisher NICHT selbst gedacht haben. Ich schließe mich dem Libertären durchaus an. JEDER sollte, zumindest versuchsweise, davon ausgehen, dass er NICHT selber denkt, sondern dass er von fremden unbekannten Mächten programmiert wurde und wird.
Die Frage, die ich heute behandele, lautet: Wie kann ein programmierter Mensch, der nie selbst gedacht hat und nicht einmal weiß, dass er nicht selber denkt, und der felsenfest davon überzeugt ist, DASS er selber denkt, herausfinden, dass er es nicht tut und noch nie getan hat?
Leider bietet der Libertäre keine hinreichende Antwort. Deshalb möchte ich nun eine Antwort zu geben versuchen:
Man denkt nur dann selber, wenn man sich bewusst macht, WAS die eigenen Glaubenssätze sind. Wenn man sich die Frage stellt: „Was ist meine Lebensphilosophie?“, wird man nicht weit kommen. Kein Mensch bekommt auf diese Weise heraus, WAS seine Philosophie ist. Man muss sich fragen: „WAS IST DIE REALITÄT?“ Die reale Lebensphilosophie bestimmt nämlich die Realität, in der man zu leben glaubt.
Die meisten „Schlafschafe“ werden zB sagen: „Ich glaube, dass JEDER Mensch sterben muss.“ Diese Aussage wurde empirisch fast beliebig oft als faktisch belegt. Nie wurde bisher ein Mensch gesichtet, der NICHT gestorben ist. ALLE Erfahrungen zeigt, dass alle Menschen sterben (werden). Große Philosophen haben diese auf Erfahrung beruhende Aussage erweitert, indem sie sagten, alles, was aus Materie besteht, stirbt, zerfällt oder wird zerstört. NICHTS ist ewig! Selbst Galaxien werden irgendwann nicht mehr existieren. Auch unser Universum hatte einen Anfang und wird ein Ende haben.
Der Satz „Alles, was lebt, wird sterben“ führt zu zwingenden Schlussfolgerungen, zB der, dass das Leben keinen Sinn haben kann. Es kann sein, dass du ein paar Jahre brauchst, um das herauszufinden. Unsere Erde wird vergehen, und alles Leben auf ihr, egal, wie „hoch“ es entwickelt sein wird, wird mit der Erde vergehen. Das Leben ist also völlig sinnlos! – Was aber, wenn es der Menschheit gelingt, die Erde zu verlassen und andere Planeten zu besiedeln? – Nun dann wird das Problem bloß herausgeschoben, aber die prinzipielle Sinnlosigkeit bleibt bestehen.
Wie bekommt also das Leben einen Sinn? Nun, wie im vorherigen Absatz gezeigt, ist die prinzipielle Sinnlosigkeit des Lebens EWIG! Das Leben kann erst dann einen Sinn bekommen, wenn man über den materiellen Kosmos hinausgeht. – Wie aber soll das möglich sein? IST das Universum nicht ALLES? Wie soll man darüberhinaus gehen?
Es gibt nur EINEN Weg, über das materielle Universum hinauszugehen. Man muss erkennen, dass dass die Welt ein Gehirnmodell, ein Welt-Bild, ist. Mein Gehirn macht sich unbewusst ein Bild von der Welt. Ich sehe ja nicht die Welt „da draußen“; ich sehe, was mein Gehirn aus Sinnesdaten und seinem Wissen MACHT. Meine Augen erzeugen auf der Netzhaut Nervenströme, die in die Sehrinde gelangen, und aus diesen „Klick-Klick“ der Nervenimpulse erstellt das Gehirn das Bild, das ich sehe. Nun sehe ich das Bild aber nicht im Gehirn, sondern draußen VOR meinem Kopf! Ja, dein materieller Kopf ist nicht dein wahrer Kopf; er ist ein Bild von deinem wahren Kopf, und vor dem Bild deines Kopfes ist dann die Landschaft, die du siehst. Die Welt ist NICHT um deinen Kopf herum, sondern Kopf und Welt sind IN deinem wahren Gehirn. Dein wahrer Kopf aber ist unsichtbar, denn er ist NICHT in der Raumzeit; er ist NICHT vergänglich, nicht materiell. Dein wahres Selbst ist NICHT vergänglich, denn es ist nicht der Zeit unterworfen, sondern hat die Zeit selbst generiert.
Wer das nicht versteht, kann den Sinn des Lebens nicht finden, und er kann auch den Tod des Leibes nicht abwenden. Und er kann nicht aufwachen aus dem Schlaf der Schlafschafe. Entweder kapierst du das, dann hast du das ewige Leben, oder du kapierst es nicht; dann gehst du den Gang aller Materie.
* Da Zensur lt. Grundgesetz verboten ist, nennt man die zensierten Informationen „Fakenews“ oder „Verschwörungstheorien“. Das ändert jedoch nichts an der Sache.