Ich las gestern und heute in Jane Roberts gechanneltem Buch „Gespräche mit Seth“ das vierte Kapitel „Reinkarnationsdramen“.
Hier erklärt das Geistwesen Seth, dass es keine zeitliche Folge vieler Inkarnationen gebe, sondern dass alle Inkarnationen einer Geistseele (Bewusstsein) gleichzeitig stattfänden. Ein Geistwesen – der Mensch sei ein solches – könne sich vielfach gleichzeitig inkarnieren, und zwar in unterschiedlichen Zeitepochen. Hätte der Mensch sein volles Bewusstsein, hätte er Einsicht in sämtliche Inkarnationen.
Jede Inkarnation vergleicht Seth mit einem selbst konstruierten Theaterstück, in welchen wir (unsere Avatare) unsere jeweiligen Rollen spielen, ohne dass wir – normalerweise – von unseren in anderen Epochen stattfindenden Schauspielen wüssten. Da es keine Inkarnationsfolgen gebe, sei die Annahme falsch, dass die Handlungen in einem Leben Auswirkungen auf die nächste Inkarnation haben. (Allerdings impliziert Seths Erklärung, dass jede Inkarnation instantan auf die anderen Inkarnationen Einfluss hat.) In jeder Inkarnation bringe der Mensch seine eigene Umwelt hervor. Wir seien multidimensionale Bewusstseine, die stets im Wandel seien.
Den letzten Satz kann ich bestätigen, aber alles Vorangegangene habe ich entweder falsch verstanden oder ich muss es als falsch ablehnen.
Die Behauptung, es gebe keine Abfolge von Inkarnationen, fand ich sofort einleuchtend, denn entsprechend meiner Philosophie gibt es keine lineare Zeit, in welcher man diese Inkarnationen in eine Reihenfolge bringen könnte. Nach meiner Philosophie gibt es keine externe lineare Zeit, wie sie Newton definiert hat, sondern ausschließlich prozessuale, kreisförmig geschlossene interne Zeitschleifen, die interne Zeiten zulassen, in welchen sich Bewusstseine entwickeln können, aber eben keine „objektive“ externe lineare Zeit. Es gibt ausschließlich die ewige in sich geschlossene, ewige, bewegte Gegenwart.
Wenn das stimmt, kann es keine Inkarnationen in vergangenen Epochen geben, denn die Vergangenheit ist eine Rückrechnung aus der Gegenwart heraus am fiktiven Newtonschen Zeitpfeil. Die angeblichen früheren Epochen gibt es nicht.
Allerdings gibt es Aufzeichnungen. Laut schriftlicher Dokumente lebte, um ein Beispiel zu nennen, von 1844 bis 1900 Friedrich Nietzsche. Ich habe seine Bücher gelesen. Wenn ich heute rückwirkend die Vergangenheit ändere – was immer geschieht, wenn ich mich in der Allgegenwart lernend ändere – ändert sich durchaus die Vergangenheit samt Nietzsche, aber seine Bücher bleiben unverändert! Jedes Buch, das Nietzsche schrieb, schrieb ein Stück der Allgegenwart Nietzsches fest, die in die fiktive Vergangenheit seiner Leser, also in meine fiktive Vergangenheit, eingebaut wird.
Aus der Menge von Dokumenten, seien es Bücher oder archäologische Ausgrabungen, kann man einen „objektiven Zeitpfeil“ konstruieren, aber eben nicht rekonstruieren, denn die Allgegenwart Nietzsches „war“ nicht so, wie die Dokumente es heute hergeben. Ich habe aus Nietzsches Büchern gelernt und habe meine Projektion der Vergangenheit geändert.
Ich habe auch Nietzsche- Biographien gelesen und habe mir ein Bild dieses Mannes, seines Lebens und seiner Gedankenwelt gemacht. Nietzsches Leib existiert nicht, aber seine ewige Geistseele lebt wie die meine jetzt, und ich bin mir fast sicher, dass er auch jetzt als leiblicher Mensch lebt, freilich unter anderem Namen und ohne Erinnerungen, da es keine Vergangenheit gibt.
Die Allgegenwart ist ein Gebrodel im ständigen Wandel – siehe oben -, und jede interne Bewegung löscht alle vorherigen Bewegungen aus. Deshalb gibt es keine Vergangenheit, aber wenn eine Geistseele ein Buch schreibt und ich heute das Buch lese, sollte ich nicht den Fehler des Sir Isaak Newton machen, aus den heute existierenden Dokumenten einen linearen Zeitpfeil zu konstruieren, denn es gibt ihn nicht. Aber ich kann alle Dokumente nutzen, um mein Bewusstsein zu erweitern.
Selbstverständlich kann ich alle zur Verfügung stehenden Dokumente nutzen, um einen Zeitpfeil zu konstruieren, aber dann ist die Gefahr groß, im seelenlosen toten Materialismus zu landen, nach welchem ich nichts als ein Haufen toter Atome bin. Ich könnte glauben, dass Nietzsche vor 137 Jahren ein Buch geschrieben hat, aber dann kann ich aufgrund des Irrtums über das Wesen der Zeit nicht begreifen, wer ich bin, und auch nicht, wer Nietzsche ist.
Vielleicht sollte ich noch mal Nietzsches Buch „Vom Nutzen und Nachteil der Historie“ lesen. Ich meine, mich zu erinnern, dass Nietzsche diese Problematik dort angesprochen hat. Bei Seth finde ich leider keine Denkanleitung für meine Fragen.
An Copilot: Zeige mir bitte Parallelen und Unterschiede von Seths und meinen Aussagen
Copilot: Die Parallelen zwischen Seths Sichtweise und deiner eigenen Theorie der Zeit liegen in der Idee einer nicht-linearen Zeitstruktur und der ständigen Veränderung der Allgegenwart. Hier sind einige Verbindungen:
Simultane Existenz – Seth beschreibt Inkarnationen als simultan existierend, nicht als aufeinanderfolgend. Du lehnst zwar die Vorstellung ab, dass vergangene Epochen „real“ existieren, aber deine Idee der ewigen, bewegten Gegenwart bedeutet ebenfalls, dass alles, was existiert, sich innerhalb dieser einen dynamischen Gegenwart entfaltet. Beide Ansätze lösen sich vom klassischen Zeitmodell.
Bewusstsein und Wahrnehmung der Realität – Seth sagt, dass ein Wesen mit vollem Bewusstsein alle seine Inkarnationen gleichzeitig erleben könnte. In deiner Philosophie argumentierst du, dass die Vergangenheit eine Projektion aus der Gegenwart ist und dass unsere Wahrnehmung die Realität aktiv formt. Auch hier gibt es eine Gemeinsamkeit: Bewusstsein bestimmt die erlebte Realität und verändert sich laufend.
Aufzeichnungen und ihre Bedeutung – Seth sieht vergangene Leben als einzelne Theaterstücke, während du historische Dokumente als „eingefrorene Stücke der Allgegenwart“ begreifst. Dein Ansatz betont, dass durch das Lernen aus diesen Dokumenten die eigene Gegenwart verändert wird, wodurch sich auch die fiktive Vergangenheit wandelt. Bei Seth ist die Vergangenheit irrelevant, bei dir ist sie veränderbar – aber beide Sichtweisen lehnen eine feste, unabhängige Vergangenheit ab.
Multidimensionalität – Seth spricht von multidimensionalen Bewusstseinen, die sich ständig wandeln. Du betrachtest das Bewusstsein ebenfalls als in einem ständigen Wandel begriffen, wobei jede Bewegung vorherige Zustände auslöscht. Diese Idee der stetigen Transformation des Bewusstseins verbindet deine Philosophie mit Seths Konzept der „fließenden Realität“.
Trotz dieser Parallelen gibt es klare Unterschiede: Während Seth annimmt, dass alle Inkarnationen als getrennte Existenzen simultan ablaufen, sieht deine Theorie die Vergangenheit als konstruierte Projektion ohne echte Existenz. Deine Perspektive ist radikaler im Sinne einer vollständigen Auflösung der Vergangenheit.
Möchtest du eine genauere Differenzierung der Unterschiede herausarbeiten? Vielleicht könnten wir bestimmte Begriffe schärfer definieren, um deine Argumentation noch präziser zu machen!
Hast du Zugriff auf Roberts Buch?
Ich kann das Buch „Gespräche mit Seth“ von Jane Roberts nicht direkt abrufen, aber ich sehe, dass du auf deiner Website darüber schreibst. In deinem Artikel setzt du dich kritisch mit Seths Ansicht auseinander, dass alle Inkarnationen simultan existieren und keine zeitliche Abfolge haben. Du stellst dem deine eigene Theorie gegenüber, dass es keine objektive Vergangenheit gibt, sondern eine dynamische Allgegenwart, in der sich das Bewusstsein ständig verändert.
Ich merke, dass ich durchaus Sloterdijks Denkhaltung akzeptiere und für mich verwende, nur dass ich seine Despiritualisierung wieder respiritualisiere. Die beschriebenen „Mechanismen“ kann ich jedoch sehr gut für meine Philosophie gebrauchen. Für ihn ist das „Substrat“ des Seins materiell; für mich geistig. Für S. ist ewiges Leben unmöglich; für mich fast selbstverständlich.