Hans-Joachim Heyer

Technik

Frage (3.1.2002): Unsere Jugendlichen wachsen mit hochmoderner Technik auf. Ich möchte wissen, welche Vor- und Nachteile die Technik auf die Jugendlichen hat.

Zum Beispiel: am Arbeitsplatz, in der Freizeit oder beim Umgang mit anderen Menschen!

 

Hanjoheyer hat am 4/1/2002 geantwortet:

Der Einzug des empirisch/wissenschaftlichen Denkens in unseren Geist – besonders während der sog. „Aufklärung“ hat Vor- und Nachteile. Das methodische, rationale Denken ermöglichte Naturwissenschaft und Technik, aber es reduzierte den freien Willen und die kreative Phantasie. Beispiel Bewußtseinsforschung: Die Anwendung wissenschaftlicher Methoden und Techniken zur Erforschung des Menschen und seines Bewußtseins führte zum Ergebnis, daß der Mensch ein Bioroboter sei. Bewußtsein, freier Wille, das Ich, Gefühle, Ethik – also alles, was dem Menschen so wichtig war, ja was ihn geradezu vom Tier abhob – all das „entlarvt“ die Wissenschaft als Illusion. Eine Jugend, die mit diesem „Wissen“ aufwachsen soll – und man zwingt sie zunehmend dazu!!! – wird des ehemals typisch Menschlichen beraubt: Sie soll kalt werden (und gnadenlos!). Der politische Kommunismus wurde überwunden, aber die Gleichmacherei via „allgemeingültiger Naturwissenschaft“ und „Denkgesetze“ und deren Manifestation „Technik“ führte durchs Hintertürchen eine wesentlich effizientere Gleichmacherei wieder ein: Gleichschaltung des Denkens und Benennung dieses Denkens als „Vernunft“.

Für mich ist dieses Projekt nichts anderes als eine versteckte Wiedereinführung der Sklaverei. Wer nur noch so denkt, daß alle anderen Menschen es nachvollziehen können, wer also berechenbar denkt, hat keine eigenen Gedanken, sondern denkt fremdbestimmt kollektiv.

Ich selbst bin aktiv in der Bewusstseinsforschung tätig und kann den modernen Stand der „Erkenntnisse“, die ich NICHT teile, wiedergeben: „Wir sind Zombies, Sklaven unserer Nerventätigkeit, die von Genen und Außenreizen gesteuert wird. Wir sind nicht Herr über unsere Gedanken.“

Menschen, die diese „Erkenntnisse“ verarbeiten, statt zu verdrängen, stürzen nicht selten in tiefe Depressionen und Sinnkrisen. Ich selbst konnte mich nur retten, indem ich mit aller Klarheit verstand, welchem riesigen Irrtum die Wissenschaft unterliegt. Es ist nämlich so, daß die wiss. METHODE so etwas wie freien Willen, Bewusstsein, Leben, Ethik usw. nicht beschreiben KANN! Das heißt dann noch lange nicht, daß es all diese Qualitäten nicht GIBT! In diese Falle sind allerdings viele „Experten“ geraten, wenn sie Willensfreiheit usw. leugnen.

Die gegenwärtig in den Massenmedien laufende Berichterstattung über die Ethikdiskussion (über Genforschung) zeigt, daß hier extrem manipuliert wird. Man will den Zombie, den „homo technicus“, und man will den zum Roboter degradierten Menschen gegen technische Wesen (Computer, Roboter) ausspielen, bis der „Bioroboter“ Mensch unterliegt und auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen werden kann. Mißtrauen Sie bitte allen „Experten“, die den Menschen mit Maschinen vergleichen, zB indem sie behaupten, sein Gehirn funktioniere ähnlich wie ein Komputer. Das ist total falsch; es wäre aber zu kompliziert, an dieser Stelle zu beweisen. Dazu müssten Sie schon meine HP lesen.

Denken Sie nun bitte nicht, ich verteufele Wissenschaft und Technik. Das ist falsch. Ich weigere mich nur, von ihnen vereinnahmt zu werden. Wiss. und Technik sollen dem Menschen dienen und nicht der Mensch der Technik!! Leider sind die Herren der Welt anderer Ansicht. Sie wollen Herren sein über Wissenschaft, Technik und Menschen. Das gelingt ihnen aber nur, indem sie die Menschheit der Technik unterwerfen. Die meisten Menschen SIND Sklaven der Technik und damit Sklaven der Herren der Welt. Dagegen kämpfe ich. Ansonsten bin ich ein Befürworter von Wissenschaft und Technik.

Frage: Ich danke Ihnen für diese ausführliche Antwort. Es hat mir sehr gefallen.
Nur leider ist mir mit dieser Antwort wenig geholfen.
Ich muss für eine Prüfung eine SVA (Selbstvertiefungsarbeit) schreiben über das Thema „Jugendliche im Zeitalter der Technik (früher und heute)“.
Ich habe schon ein paar Ideen gesamelt. Nur weiss ich noch nicht genau, wie ich das anstellen soll.
Ich werde zum Beispiel mit einem Fragebogen Jugendliche und erwachsene Passanten auf der Strasse über das Thema Technik früher und heute befragen.
Ich möchte aber auch wissen, wie die Erwachsenen mit der heutigen Technik zurecht kommen und wie sie den Fortschritt zu früher erleben oder erlebt haben. Ich möchte die Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt von früher zu heute ergründen und vergleichen. Wichtig wäre sicherlich auch zu wissen, wie die Jugend die Technik sieht, ob es für sie normal ist, dass Arbeitstellen gestrichen werden wegen einer neuen Computer-Technik. Oder dass fast jedes Kind ab 14 Jahren ein Handy am Ohr trägt.
Es würde mich sehr freuen, wenn ich zu diesem Thema Hilfe und noch mehr Vorschläge erhalten würde.

Hanjoheyer hat am 7/1/2002 geantwortet:

Es gibt einige Probleme, die du bei deiner Arbeit berücksichtigen solltest:

Du willst die tatsächlichen Vor- und Nachteile der Technik für Jugendliche wissen. Wenn du nun Jugendliche befragst, wirst du jedoch nur erfahren, was sie von diesen Vor- und Nachteilen WISSEN. Dieses Wissen kann unvollständig und/oder gar falsch sein. Viele Vor- und Nachteile der Technik sind den Menschen unbekannt. Du könntest also zu erforschen versuchen, was der Unterschied zwischen tatsächlichen Vor- und Nachteilen und und den Kenntnissen der Jugendlichen darüber ist.

Aber wie erforscht man die tatsächlichen Vor- und Nachteile? Man müßte Jugendliche, die ohne Technik aufwachsen, mit Jugendlichen, die mit Technik aufwachsen, vergleichen. Und den Vergleich müsste ein neutraler Beobachter machen. Den aber gibt es nicht. Zwar kann man sich um Neutralität bemühen, aber ich behaupte, es gelingt nicht. Das Denken und Wahrnehmen der Menschen ist heutzutage dermassen technifiziert, daß wir unser technisches Denken als Maßtab benutzen! Folge: Die nicht technisch geprägten Jugendlichen werden schlecht wegkommen! Man wird sie fast sicher als „rückständig“ einstufen.

Du erwähnst das Wort „Fortschritt“. Was ist das? Ist eine technische Weiterentwicklung immer „Fortschritt“? Sind technische Entgleisungen, zB die Atombombe, Fortschritt? Ist die Fähigkeit, Menschen zu klonen, Fortschritt? Oder ist es Fortschritt, ohne Technik gesund leben zu können? Ich fürchte, daß unser technifiziertes Denken unseren Maßstab für Fortschritt schon so verändert hat, daß wir uns „Fortschritt“ kaum noch anders, als in Gestalt technischen Fortschrittes vorstellen können. Falls das der Fall ist – und ich fürchte dies – wären wir Menschen abhängig von der Technik, nicht ihr Beherrscher!!! Dann wären die Konsequenzen folgende: Die Technik würde fortschreiten; der Mensch aber zurück: Rückschritt!

Technik kann dem Menschen Arbeit abnehmen, bis der Mensch völlig unfähig ist, etwas selbst zu tun. Das wäre schlimm. ZB legen wir unsere Gesundheit in die „Hände“ der Technik und verlernen das gesunde Leben.

Technik kann jedoch auch menschliche Fähigkeiten erweitern. Zu diesen vorteiligen Eigenschaften zähle ich Handy und Internet. Wir kommen an fast jede gewünschte Information heran. Wir haben heute Möglichkeiten, der Manipulation von Informationsmonopolisten zu entkommen. Jugendliche und Erwachsene nutzen schädigende (zB Fernsehen) und nützliche (zB Internet) Technik gleichermaßen. Erwachsene tun sich mit den neuen Technologien natürlich schwerer, als Jugendliche. Wir werden andere Menschen bekommen. Aber ob diese besser oder schlechter sein werden? Wenn sich genügend Menschen mit dem Thema ernsthaft beschäftigen, wird es sicher gut werden….

Frage: 15/1/2002 gefragt:
Ich danke Dir für Deine Antwort. Echt super.
Ich möchte Dir noch ein paar andere Fragen stellen. Aber nicht heute! Es ist schon spät.
Es geht um „Freizeitbeschäftigungen der Jugendlichen“.
Ich höre von vielen Erwachsenen, dass die heutige Jugend verweichlicht sei und das sie keiner körperlichen Beschäftigung wie Sport nachgehen. Sie spielen lieber mit dem Handy. Wie kann ich herausfinden, ob das stimmt oder nicht? Ich werde Dir mein Problem noch genauer schildern, ich danke Dir für Deine Mühe.

Hanjoheyer hat am 15/1/2002 geantwortet
Da du die Frage ohnehin noch präziser stellen willst und es auch für mich schon spät ist (1.09 Uhr), antworte ich nur kurz:

1. Haben die Erwachsenen vor 2000 Jahren schon über die Jugend gejammert. Das ist also normal. Es liegt daran, daß die Erwachsenen in der Vergangenheit leben und die Jugendlichen in der Gegenwart.

2. Gibt es heute für Jugendliche Beschäftigungen, zB Handys, die es für die Erwachsenen, als sie jung waren, einfach nicht gab. Hätte es damals Handys gegeben, hätten sie natürlich auch damit herumgespielt. Sie haben kein Recht, so zu urteilen.

3. Sport ist eine feine Sache, aber: Früher wurde die Jugend meist für den Krieg fit gemacht. Ist das wirklich soooo toll?

5.3.2002: Günter Stoss, ehem. Schullehrer aus der Eifel: „Die Idee, Kinder zusammenzufassen, um ihnen Lesen und Schreiben beizubringen, ist ja eigentlich ganz gut. Doch diese Idee hat eine Eigendynamik entwickelt, die im Laufe von hundertfünfzig Jahren einen lebensfeindlichen Moloch produziert hat. Bemerkt ihr denn nicht, mit welchem totalen Widerwillen, mit welchem Abscheu, mit welcher Verachtung Jugendliche in der Schule herumsitzen? Da nützt kein „Ja, aber…“, das ist die Wahrheit.
Sie werden am Leben gehindert!
Ihre Lebensenergie wird aufgestaut, ihre Liebesenergie wird blockiert. Damit letztendlich durch die Sublimierung derselben der technische Fortschritt weitergehen kann.“

Ein paar Worte zur Wissenschafts- und Technikphilosophie: Wissenschaft ist ein methodischer Wissensgewinn, ein systematisches Erfahren. Sie ist erfolgreich, weil sie bestimmte Fragen NICHT stellt. Das nennt man „Reduktionismus“. Man ermittelt durch Messung ausschließlich die Funktionen eines Untersuchungsgegenstandes. Danach wird der Fehlschluß begangen, den Gegenstand als die Summe seiner Funktioinen zu bezeichnen. So wird aus einem Wesen („Was?“) durch systematische Reduktion eine Funktion („Wie?).

Die Wissenschaft behauptet von sich, methodisch ein Modell der Realität herzustellen. Da sie prinzipiell keine Aussagen darüber machen kann, wie genau Modell und Realität übereinstimmen, ist diese Behauptung eine falsche: ein Fehlschluß! Exaktheit kann die Wissenschaft ausschließlich innerhalb ihres Modells erreichen, nicht in Gestalt einer Übereinstimmung von Modell und Realität. Aus diesem Grund ist es erlaubt, den Begriff „Naturwissenschaft“ als Fälschung abzutun: Wissenschaft hat nichts mit Natur zu tun, sondern bestenfalls mit Naturerscheinungen! Doch Erscheinungen gelten ausschließlich für den Menschen, nicht für die Natur selber.

Technik und Wissenschaft schaukeln sich gegenseitig hoch: Neue Techniken (zB Meßgeräte) erlauben neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Diese führen zu neuer Technik usw. Aufgrund dieser Verschränkung wird Technik häufig als „Wahrheitsbeweis“ für Wissenschaft angesehen, was ein Fehlschluß ist: Eine Sache kann nicht sich selber beweisen! Wissenschaft IST Technik!

Die Technifizierung des menschlichen Denkens (Reduktionismus) machte die Menschen zu Gebrauchs-Gegenständen, zu Arbeitern und Arbeitslosen, die (wie Neurobiologen beweisen, – siehe auch in „Verbindungen“ – Wissenschaft – Metzinger) ohne Bewußtsein sind und folglich bedenkenlos ausgebeutet werden können (von Leuten, die den Schwindel durchschaut haben und ihn sich zunutze machen). Ohne Bewußtsein ist, wer sich als Körper sieht. Bewußt wird, wer seine ewige Seele entdeckt.

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