Hans-Joachim Heyer

Werkstatt 5

18.11.2001: Das Hauptproblem der Bewußtseinsforschung

Zusammenfassung: In dieser Arbeit soll der Frage nach dem Zusammenhang zwischen mentalen und physikalischen Phänomenen nachgegangen werden. Bisher stellte man die Frage falsch, indem man nämlich fragte, wie der Geist in die Materie komme. Indem ich zeige, daß die Materie ebenfalls ein mentales Phänomen (und die Physik ein mentales System) ist, läßt sich die Frage richtig formulieren, nämlich: „Warum verschwinden die mentalen Phänomene, wenn man von der 1. Person – Perspektive in die 3. Person – Perspektive wechselt? Diese Frage wird beantwortet. Außerdem wird das berühmte „Bieritrilemma“ aufgelöst und einige Fehlinterpretationen aus dem Bereich des wissenschaftlichen Systems aufgezeigt, sodaß begreiflich wird, daß das physikalische System keineswegs geschlossen ist – und es eine kausale Verbindung zwischen Geist und Materie gibt.


Das Hauptproblem der modernen Bewußtseinsforschung ist das Problem des „phänomenalen Gehalts“ oder auch „Qualia-Problem“ genannt. Dabei geht es darum, den Unterschied zwischen einem bewußten Menschen und einem funktional identischen Zombie zu erklären. Man kann sich einen Roboter vorstellen, der alles kann, was ein Mensch auch kann. Aber man kann sich nicht vorstellen, daß ein technisch hergestellter Roboter aus Metall und Plastik, aus Chips und Software, ERLEBNISSE haben könnte. Es stellt sich die Frage, wie aus bloßen Funktionen oder Prozessen subjektive ERLEBNISSE werden können. Wie wird aus einer Maschine, die funktioniert, eine, die erlebt? Wie wird aus einer rein funktionalen „elektromagnetischen Welle“ das Erlebnis, eine Farbe zu sehen? (Ich werde im Verlauf dieser Arbeit zu zeigen versuchen, daß diese Fragen falsch gestellt sind…)

Ein Roboter kann zB das Quale „rot“ nicht sehen. Seine Kameras setzen die gefilmten Bilder der Umwelt in digitale Informationen um, die im Chip der Recheneinheit – des künstlichen „Gehirns“ – verrechnet werden. Nirgendwo in diesem Chip entsteht etwas, das auch nur im entferntesten „rot“ wäre. Der Roboter braucht keinen Monitor, auf dem irgend etwas abgebildet wäre. Den brauchen bloß Menschen, die mit Komputern arbeiten. Ein Roboter braucht auch nichts zu hören. Die Mikrofone liefern elektrische Impulse, die direkt weiterverarbeitet werden, in die Recheneinheit. Ein Mensch könnte den Roboter beispielsweise mittels gesprochener Worte dirigieren, aber der Roboter „hört“ nichts im eigentlichen Sinne. Impulse aus den Mikrofonen werden unmittelbar von der Software (zusammen mit Impulsen aus dem Kameras) beispielsweise in Bewegungsimpulse des motorischen Apparates umgerechnet, ohne daß im Roboter irgendwo ein Beobachter sitzen müßte, der irgendein Geräusch vernähme oder etwas in einem 3-D-Raum sehen würde. Mit anderen Worten: Der Roboter funktioniert, obwohl er über keinerlei phänomenale Erlebnisse verfügt. Er sieht und hört zwar, aber es gibt kein „er“. Es gibt bloß Prozesse, die andere Prozesse auslösen. Es gibt nur Funktionen, die aufeinander bezogen sind. Wenn wir die Welt auf diese Weise zu sehen gelernt haben, sind wir Funktionalisten.

Leider haben die Funktionalisten ein unlösbares Problem: Wie kommen die Farben, Töne, Gerüche, Gefühle, Schmerzen und unsere Selbstwahrnehmung in die Welt? Erklären können wir von uns und unserer Welt nur das, was an uns Roboter bzw. Zombie, ist. Nicht erklären kann der Funktionalist, daß jeder Einzelne von uns über eine subjektive Innenwelt verfügt, die zu 100 % aus phänomenalen Gehalten besteht: Wir leben in einer räumlichen Welt mit Schwerkraft, Licht, farbigen, klingenden, sich anfühlenden, riechenden Gegenständen, und wir nehmen uns selber wahr: Wir haben Gefühle und Schmerzen. Wir leiden und sind glücklich. All dies – also genaugenommen die ganze erlebte Welt – fehlt dem Zombie-Roboter. Mit anderen Worten ausgedrückt: Wohin verschwinden die Erlebnisse (phänomenale Gehalte, Qualia), wenn wir die Perspektive von der ersten Person (ich) zur dritten Person (er, sie) wechseln? Wo ist das Subjekt in einer objektiven Welt? (Diese fettgedruckten Fragen sind mein Beitrag zur aktuellen Forschung. Sie sind im Gegensatz zu den obigen „richtige“ Fragen – wie sich noch zeigen wird!)

Die Ignoranten unter den Philosophen, (zB die Churchlands), vereinfachen sich ihr Problem, indem sie sagen, alles, was der Mensch mehr, als der Zombie hat, bilde „er“ sich nur ein – einschließlich des „er“! Es seien Illusionen einer naiven Alltagspsychologie, die überwunden, eliminiert, werden müssen. Wir müssen zu eliminativen Materialisten werden! Sie lösen das Problem, indem sie es ignorieren. Sie leugnen die Existenz subjektiver Universen, indem sie unter „Existenz“ ausschließlich „physikalische Existenz“ verstehen – und die der subjektiven Perspektive leugnen. Grund: Sie machen einen Kategorienfehler, denn sie berücksichtigen nicht, daß das Ganze mehr ist als die Summe der Teile. Sie machen den Fehler, weil sie von „unten“ (von den Teilen) her das Bewußtsein erklären wollen, anstatt von „oben“ (dem Ganzen) her. Von unten her kommend hat man bloß die Summe der Teile und erreicht nie das Ganze. Man muß bereits oben sein (bewußt sein), um zu verstehen, daß die induktive Methode untauglich ist, um Höheres zu erforschen.

Andere Philosophen wollen nicht ganz so streng sein, wie dfie eliminativen Materialisten. Sie leugnen nicht die subjektiven Erlebnisse, aber sie sagen, diese seien kausal nicht wirksam. Sie seien wirkungslose Epiphänomene – Begleiterscheinungen – des rein funktionalen Zombies in rein funktionaler Welt. Dem widersprechen sofort die Evolutionstheoretiker, die einwenden, daß sich in diesem Fall der riesige energetische, Nahrung verbrauchende, Aufwand der Innenwelterzeugung nicht gelohnt hätte und wegselektiert worden wäre. Es könne diese subjektive Innenwelt nur dann geben, wenn sie nützlich gewesen sei, und dies sei nur möglich, wenn sie kausal wirksam gewesen sei.

Peter Bieri formulierte das große Problem der Bewußtseinsforschung in seinem berühmten „Bieri-Trilemma, das da lautet:

1. Mentale Phänomene sind nicht physikalische Phänomene.
2. Mentale Phänomene sind im Bereich physikalischer Phänomene kausal wirksam.
3. Der Bereich physikalischer Phänomene ist kausal geschlossen.

Diese drei Sätze bilden ein Trilemma, da angeblich immer nur zwei davon gleichzeitig stimmen können und der jeweils dritte falsch sein müsse.
Zu 1: Nichtphysikalisch sollen sein: Symbole, Werte, Bedeutungen, Begriffe, Zahlen und dergleichen. Das Schöne an einem Sonnenuntergang ist nichtphysikalisch. Es gibt nur den physikalischen Sonnenuntergang…
Zu 2: Ich, als mental wollendes Subjekt WILL meinen physikalischen Arm heben und tue es. Meine mentale Entscheidung verursachte kausal die Armbewegung.
Zu 3: Die physikalische Welt verliert keine Energie, weil sie in sich geschlossen ist. Wäre mein Wille etwas Physikalisches, müßte er Energie verbrauchen, aber es wird nirgendwo ein Energieverlust festgestellt. In der Zombiewelt geht nichts verloren und es kommt nichts hinzu.

Die Widersprüche: Wenn 1. und 2. stimmen, ist 3. falsch: Wenn nichtphysikalische, also mentale, Phänomene in die Physik hineinwirken können, müßte die physikalische Welt über „Eingangstore“ oder „Öffnungen“ verfügen, in welche die mentale Energie hineinwirken könnte. Ursachen- und Wirkungsketten innerhalb der physikalischen Welt müßten sich zurückverfolgen lassen bis in die mentalen Bereiche hinein. Das physikalische System hätte eine Öffnung; es wäre nicht geschlossen. Es ist bisher nicht gelungen, solche Öffnungen zu finden; im Gegenteil: Der Energieerhaltungssatz verbietet solche Öffnungen des physikalischen Systems.
Wenn 1. und 3. stimmen, ist 2. falsch: Wenn mentale Phänomene nichtphysikalisch sind und die physikalische Welt geschlossen ist, können mentale Befehle nicht auf die Physik wirken.
Wenn 2. und 3. stimmen, muß 1. falsch sein: Wenn mentale Befehle auf die Physik wirken, müssen sie Teil der Physik sein und können nicht nichtphysikalisch sein.

Soweit Bieri. Es gibt Philosophen, die das Trilemma zu lösen versuchen, indem sie einen psychophysischen Parallelismus annehmen. Sie glauben, die mentalen Phänomene würden zwar nichts Physikalisches verursachen, aber sie würden sie parallel begleiten. Wie das jetzt funktionieren soll, bleibt jedoch im Dunkeln. Manche Philosophen (zB Herbert Feigl (1902-1988, Wiener Kreis) vermuten, daß es etwas Drittes jenseits von Physik und Geist gebe. Dieses sei das eigentliche Sein, und wenn es sich bewege, verursache es zugleich mentale und physikalische Phänomene (Neutraler Monismus). Diesen Leuten wird entgegnet, sie würden ein Problem zu „lösen“ versuchen, indem sie ein neues Problem erfänden, in diesem Fall das ominöse „Dritte“. Sie böten also bloß eine Scheinlösung.

Andere Denker interpretieren den psychophysischen Ansatz anders. Sie sagen, es verhielte sich bei dem Mentalen und Physischen wie mit den zwei Seiten einer Münze: die eine Seite sei physisch, die andere psychisch (mental, geistig). Beide Seiten seien nicht substantiell real. Real sei nur die Münze. Biege ich nun diese Münze, biegen sich die beiden Seiten parallel mit. Diese Psychophysiker haben also eine zusätzliche Dimension eingeführt, von der aus gesehen die physikalische Welt und der Geist zwei minderdimensionale Betrachtungsperspektiven seien. Andere Psychophysiker gehen allerdings davon aus, es gebe zwei von einander unabhängige Münzen, die sich parallel verbögen. Sie machen allerdings keine Angaben darüber, wodurch der Parallelismus hergestellt wird. Außer die Occasionisten. Sie sehen hier Gottes Wirken.
Kritiker der Höheren Dimensionen wenden ein, daß es diese nicht geben könne, denn wenn es sie gäbe, müßten sie in irgendeiner Weise im Zusammenhang mit der physikalischen Welt stehen und Energie austauschen – was bisher (angeblich!) nicht festgestellt werden konnte.

Falls ich das Problem zutreffend beschrieben habe, nämlich daß die Erlebnisqualität (Phän. Gehalt, Qualia) beim Umschalten von der 1.-Person-Perspektive in die 3.-Person-Perspektive verschwindet, – was bedeutet das? Bedeutet das, daß es sich hier nur um ein sprachliches Problem handelt – um ein Scheinproblem? Schließlich ändert sich nichts an der Welt; ich wechsele nur die Perspektive der Beschreibung! Was aber ist dann der Unterschied des Menschen zum Zombie? Ist es der Mangel eines Zombies, daß er einfach keine Innenperspektive aufbauen kann – wohl aber der Mensch? Falls ja, dann muß der Zombie sich also doch funktional vom Menschen unterscheiden. Wir drehen uns im Kreise.

Meine Lösung des Problems:

Wir haben uns von fast all den oben versuchten Lösungsansätzen in die Irre führen lassen. Warum? Es gibt zwei Gründe.

1. Man kann aus einem niederen System (Quadrat, Zombie) heraus kein höheres (Würfel, Mensch) erschließen (wer das macht, begeht einen Katagorienfehler). Erschließungen funktionieren ausschließlich in umgekehrter Richtung. Es ist nicht möglich, aus allem Weltwissen über Quadrate die Existenz von Würfeln abzuleiten. Die dritte Dimension GIBT ES NICHT im Quadrat. Ebensowenig ist ein erlebnisfähiger Mensch in einem Zombie zu finden. Er läßt sich grundsätzlich nicht aus ihm erschließen. Aus diesem Grund ist die erste o.g. (fettgedruckte) Frage falsch und die danach gestellte Frage richtig!

6.2.2002: Wir haben epistemologisch keinen unmittelbaren Zugang zur Realität. Was wir haben, sind verschiedene Beschreibungsebenen, bzw. -welten. In beide Welten haben wir Kausalität hineinkonstruiert: Mentale Kausalität in der oberen Ebene, physikalische Kausalität in der unteren Ebene. Wir können diese Beschreibungsebenen wechseln, indem wir unser Vokabular wechseln. Wenn ich innerhalb der mentalen Welt/Ebene sage: „Ich will meinen Arm heben!“ ist dies dasselbe wie in der physikalischen Welt/Ebene: „Ich mußte den Arm heben!“ Es liegen 2 Beschreibungsebenen Einunddesselben vor. Aus diesem Grund ist hier nichts überbestimmt, wie bei den Supervenienztheorien, die eine parallele Kausalität in beiden Ebenen annehmen.

Folgen: Wenn ich mich der niederen physikalischen Beschreibungsebene bediene, habe ich weder einen freien Willen, noch ein Bewußtsein: Ich bin ein toter, mechanischer Zombie. Wenn ich mich der mentalen Beschreibungsebene bediene, habe ich einen Willen, Bewußtsein und bin ein lebendiger Mensch. Als bewußter Mensch kann ich Dinge tun und denken, die ein Zombie nicht kann, denn das MODELL, also die Welt, in der der Zombie „lebt“, ist einfacher, grobmaschiger gestrickt, als die lebendige mentale Welt, in der ich lebe. Grund: Zwischen diesen beiden Ebenen liegt die reduktionistische METHODE der Physik, die die mentale Welt in die physikalische abbildet und dabei reduziert. Was Wissenschaftler und Techniker Fortschritt nennen, ist für mich Rückschritt, da wir in verschiedenen Ebenen denken: Sie erachten die physikalische Ebene als realitätsnäher, als die mentale. Ich sehe es umgekehrt. Daher die unterschiedliche Auffassung von „Fortschritt“.

Mein Fortschritt besteht darin, daß ich über der mentalen Ebene eine weitere Ebene konstruiert habe. Sowas kann ein Wissenschaftsgläubiger nicht machen. Der Fehler der Wissenschaftler und Techniker besteht meines Erachtens darin, daß sie die physikalische Ebene nicht als eine andere, reduzierte, den Gesetzen der Logik/Ratio unterworfene mentale Ebene erkennen. Die Realität darunter ist positiv nicht bescheibbar. Ich weiß nur, daß es dort alles, das, wofür wir Begriffe haben, nicht gibt: keinen Raum, keine Zeit, keine Materie, keine Energie, kein …..

2. Wir wurden in die Irre geführt, weil wir uns – an der führenden Hand der Philosophen – den Vorrang des Physikalischen vor unseren Erlebnissen haben einreden lassen. Wir haben uns verführen lassen, zu glauben, unserer illusorischen erlebten Welt läge eine reale, physikalische Welt zu Grunde! Wir sind dem Irrtum aufgesessen, die physikalische Welt sei keine mentale Welt. Es ist ein Leichtes, zu beweisen, daß die physikalische Welt ein mentales Modell ist und nicht etwas, das allem Mentalen als Fundament dient. Klar, die Farbe „rot“ ist ein Quale, aber: die physikalische elektromagnetische Welle ist auch Quale!!!! DAS ist der Irrtum aller o.g. Philosophen!

Es sind erlebnisfähige Menschen, die ihre gefühlten und angeschauten Erlebniswelten in fühllose, unsichtbare, also abstrakte „Wahrnehmungsformen“ umgießen können. Man kann mittels Technik die erlebte Farbe „rot“ in das Erlebnis eines Zeigerausschlages eines Frequenzmessers umwandeln, der zB auf der Zahl 600 nm zeigt. Bei all diesen Entfremdungen bleibt der Tatbestand, daß wir es mit Erlebnissen zu tun haben, erhalten.
Zurück zu meiner zentalen Frage, wohin die Quale verschwinden, wenn man die Perspektive von der 1. Person zur 3. Person wechselt. Meine Antwort lautet, daß ich beim Übergang von 1. Person zur 3. Person eben nicht bloß einen Perspektivwechsel, sondern eine Reduktion um mindestens eine Dimension vornehme. Ich wechsele von dem „Ding an sich“ (mir, dem Subjekt) zur Anschauung von mir. Die Anschauung ist tot. Sie hat keine Erlebnisse. Ein Zombie ist tot; er hat eine Dimension weniger, als ein Mensch, wobei der Mensch nicht gleichzusetzen ist mit seinem Leib. Der Leib hat keine Erlebnisse, denn er ist Erscheinung oder Anschauung. Der physikalische Leib des Menschen ist tot. Erst aus höherdmensionalerer Perspektive betrachtet, als Körper-Geist-Relation, als Seele, lebt er. Erlebnisse hat nur die lebendige Seele, die in sich hinein ihre 3-D-Welt und ihren Leib träumt. Da die materielle Welt einschließlich des eigenen Leibes eine Einbildung bzw. Projektion der Seele ist, wird verständlich, daß die Quale „rot“ eines Gegenstandes außerhalb des Leibes in der Welt ist, obwohl sie ja ein Gehirnprodukt sein soll. Wie kommt die Quale aus dem Kopf heraus? Ganz einfach: Sie war nie drin! Sie war und ist in der Seele, die sich ihre Erlebniswelt, bestehend aus Qualia, einbildet.

Das Bieritrilemma löst sich in Wohlgefallen auf, wenn man berücksichtigt, daß physikalische Systeme nichts anderes, als reduzierte, entfremdete mentale Phänomene sind. Da sich nun alles im mentalen Bereich bewegt, gibt es kein Trilemma mehr: Das mentale System ist nicht physikalisch. Es wirkt kausal auf die scheinbar geschlossene mentale Welt der Physik. Ich sage „scheinbar“, denn in Ermangelung physikalischer Kenntnisse ist den o.g. Philosophen offensichtlich entgangen, daß es tatsächlich kausale Verbindungen zwischen dem Bereich des Mentalen und Physikalischen gibt! Beschrieben hat diese Tatsachen erstmals Werner Heisenberg mit seiner Quantentheorie, indem er zeigte, daß unser Bewußtsein entscheidet, ob ein Foton Welle oder Teilchen sei. Auch Einstein hat mit seiner Relativitätstheorie gezeigt, daß jeder Mensch in seinem eigenen „Inertialsystem“ lebe, und daß es Verzerrungen gebe, wenn ein Ereignis von einem System in ein anderes eingespiegelt wird. Die im gesamten Kosmos festgestellte Rotverschiebung deutet tatsächlich auf einen Energieverlust des Universums hin – der Link zum Geist ist gefunden. Auch die Tatsache, daß das Physikmodellauf unhinterfragbaren Voraussetzungen (Axiome) beruht, beweist die Nichtgeschlossenheit des physikalischen Systems. Es liegt hier also sogar ein doppelter Irrtum der o.g. Philosophen vor, die vorgeben, es sei sicher, daß mentale Phänomene nicht in physikalische Phänomene kausal hineinwirken könnten, da das physikalische System geschlossen sei. Der Irrtum ist doppelt, denn
1. ist das System nicht physikalisch und
2. ist es nicht geschlossen.
Nach meiner Philosophie ist nur die Seele ein geschlossenes – absolutes, autonomes – System, nicht das mentale Physikmodell.

Wie konnte dieser doppelte Irrtum entstehen? Nun, meine These ist, daß hier die Politik in die Wissenschaft eingegriffen hat. Im Jahre 1927 wurde auf politische Vorgabe in Kopenhagen eine neue Interpretation der Quantentheorie vorgenommen, die das Wirken des Mentalen auf das Physikalische verschleierte, ohne den Fortgang der Wissenschaft zu verhindern. Die „Unschärferelation“ wurde als Krücke erfunden. Nicht mehr das beobachtende – und mit der Beobachtung ins System kausal eingreifende – Subjekt wurde fortan als Verursacher unscharfer Beobachtungen genannt, sondern die Unschärfe wurde komplett ins äußere, physikalische System verlegt. Das beobachtende Subjekt konnte gestrichen werden. (Es dauerte dann doch noch rd. 50 Jahre, ehe der Wandel komplett vollzogen war. Ich selbst habe noch die Zeiten erlebt – und man kann die Entwicklung durch Vergleich alter Schulbücher nachvollziehen – daß die Unschärfe zunehmend als prinzipielle und nicht als Meßunschärfe interpretiert wurde).
Ähnlich verfuhr man mit der Relativitätstheorie: Aus subjektiven Erlebnisräumen machte man einfach ganz abstrakte Inertialsysteme. Die drückten zwar denselben Sachverhalt wie zuvor aus, aber man bläute den Physikstudenten ein, daß Inertialsysteme nichts mit dem beobachtenden Subjekt zu tun haben; man erklärte sie als den Massen „anhaftende“ Raum-Zeit-Systeme. Der Student als Herdenmensch war bereit, den Schwindel mitzumachen; Schließlich wird man von maßgeblichen Leuten ausgebildet und später einmal bezahlt.

Diese letzten sehr harten Worte gegen den Physiker als Herdenmenschen haben eine biographische Ursache: Ich habe mit Dutzenden Physikern über diese Thematik diskutiert. Sie gaben allesamt (unter vier Augen) zu, daß meine Version wahrscheinlich die richtigere sei, aber trotzdem war keiner bereit, diese „Einsichten“ offiziell in seinen Beruf hineinzutragen, „weil es der Karriere schaden könnte“ – so die einhellige Auskunft.
Auch die Rotverschiebung erfuhr eine Fehlinterpretation: Sie gilt als Beweis für die Urknalltheorie bzw. die Expansion des Kosmos, obwohl sie nur ein Hinweis auf eine Expansion IM Raum ist, jedoch eine Expansion DES Raumes ausschließt (denn dann würde die gesamte Physik zusammenbrechen. Genaugenommen kann die Physik nur eine Veränderung (sich nun als scheinbar erweisenden) physikalischer „Konstanten“ zueinander feststellen: das Wellenlängenspektrum verändert sich gegenüber anderen physikalischen Größen.). Über diesen Sachverhalt, der der Physik den Boden unter den Füßen wegzieht, sieht man gerne hinweg. Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß das Licht eine konstante Geschwindigkeit in Relation zum (menschlichen) BEOBACHTER hat, könnte man den Schluß ziehen, daß die Rotverschiebung eines nur in Bezug zu uns (als Inertialsystem oder als Subjekt) existierenden Lichtes die Bedeutung hat, daß es eine Kausalverknüpfung zwischen dem Subjekt und dem physikalischen Kosmos tatsächlich gibt. Diese Erkenntnis hätte weitreichende Konsequenzen für die Wissenschaft – und den Menschen (denn wenn es diesen Kausalzusammenhang gibt, kann derMensch den Kosmos ändern, wenn er sich selber ändert).

Seit einigen Tagen beschleicht mich allerdings ein Verdacht, der mich nötigt, meine im letzten Absatz geäußerte Ansicht, daß politischer Einfluß sich in den Wissenschaften geltend gemacht hat, und daß die befragten Physiker um ihre wahren Motive – Angst um ihre Karriere – wüßten, in Zweifel zu ziehen. Vielleicht gibt es ein stärkeres Motiv für die Unterdrückung dessen, was ich für die Wahrheit halte, als politischen Willen und Ängste um Arbeitsplätze. Vielleicht ist die wahre Ursache der Elimination der subjektiven Perspektive, also der Qualia, etwas ganz Anderes, nämlich der Wille der Menschheit, an einem gemeinschaftlichen Welt-Projekt teilzunehmen! Auch die Fälschungen im Bereich der Relativitäts- und Quantentheorie, sowie die Interpretation des Wellen-Teilchendualismus könnten von diesem Willen motiviert sein.

Lassen Sie mich diese Idee ausführen: Sie beginnt mit der Frage, welche Bedingungen ein gemeinsames Projekt erfordert. Bei dieser Frage liegt meiner Ansicht nach der Hund begraben. Gemeinsam kann ein Projekt nur sein, wenn Person B eine Aussage von Person A prüfen und darauf aufbauen kann. Intersubjektiv prüfbar sind allerdings nur gemeinschaftliche Erscheinungen. Niemand kann meine privaten Erscheinungen – Träume – prüfen, oder das, was ich denke und fühle. Erlebniswelten sind subjektive Welten, also nicht prüfbar. Aus diesem Grund hat die Naturwissenschaft Probleme mit den Erlebnissen einzelner Menschen. Sie kann nur mit den intersubjektiv geteilten Erlebnissen aller Menschen etwas anfangen, also mit den gemeinschaftlichen Elementen unseres Gesellschaftstraumes, denn die Naturwissenschaft ist ein Gemeinschaftsprojekt. „Kunst“ ist ein Ich-Projekt. „Wissenschaft“ ist ein Wir-Projekt, also ein Projekt der „One World“! So vorteilhaft dieses One-World-Projekt für die Entwicklung der Technik ist, so hinderlich ist es bei der Erforschung des Bewußtseins. Hinzu kommt, daß dieses Projekt nur wenige wirkliche Nutznießer und ein Milliardenheer tumber Sklaven benötigt. Insofern ist dieses Projekt dann doch ein politisches.

Mit welchem Recht nenne ich unsere Welt einen Gesellschaftstraum und nicht etwa „objektive, physikalische Welt“? Ganz einfach: Wir wissen nichts von einer sog. objektiven physikalischen Welt! Was uns zugänglich ist, sind ausschließlich unsere Interpretationen, also das, was uns unsere „realen Gehirne“ (G. Roth) bzw. Seelen als Resultat ihrer Arbeit abgeliefert haben. Was wir vor uns sehen, ist nicht die Welt, sondern sind introspektive Bilder. Daß es Bilder von etwas sind, gehört bereits in den Bereich der Spekulation. Den Abbildungsmechanismus benützen wir des Tags beim Herumlaufen in der materiellen Welt ebenso wie Nachts beim Träumen. Das ist eine unumstößliche Tatsache. Wir haben nur diesen einen „Einbildungsgenerator“! Wer das leugnet, hat das Problem nicht einmal im Ansatz begriffen. (Näheres in Das Gehirn/Bewußtseinsproblem) Würde ich den weitverbreiteten Fehler begehen, zu behaupten, die Bilder, die unsere Gehirne fabrizieren, seien Abbilder von einer dahinterstehenden realen Welt, würde ich mich wieder in das o.g. Bieritrilemma verstricken.

4.12.2001: Eine Ergänzung scheint mir nötig: Die in Anlehnung am Sprachgebrauch Peter Bieris vorgenommene obige Darstellung der Physik als mentales Phänomen kann zu dem Mißverständnis führen, das Mentale sei Ursache der Physik. So will ich das nicht verstanden wissen. Aus diesem Grund sehe ich mich genötigt, eine weitere begriffliche Unterscheidung einzuführen. Physikalisches und Mentales sind beides Phänomene des Geistes! Ich habe also wie die bereits oben genannten neutralen Monisten eine neue Substanz eingeführt: den Geist. Bieri und andere Hirn- und Bewußtseinsforscher machen zwischen „mental“, „psychisch“ und „geistig“ keinen Unterschied. Ich erkannte das Mentale als Erscheinung (es sind Produkte von „Denk“-Prozessen des „realen Gehirns“ (Roth)). Also muß es etwas geben, das der Erscheinung zugrunde liegt. Ich nenne es „Geist“. „Geist“ ist die Ur-Substanz, aus der die Seele besteht. Diese Seele erschafft Raum und Zeit als Bedingungen (Rahmen) für die Erscheinungen „Materie“ und deren Bewegungen. Unsere Gedanken, seien sie bewußt oder unbewußt, sind ebenfalls raum/zeitlicher Natur: temporal und auf Dinge im Raum bezogen. Sie sind Phänomene des Geistes.

Hier fällt mit Aristoteles ein, der zwischen Weisheit und Klugheit unterschied. Klugheit beschäftige sich mit den vergänglichen Erscheinungen; ihr Stellenwert ist der von „Meinungen (doxa). Weisheit (sophia) beschäftige sich mit dem Unvergänglichen (Wahrheit). Physik sei Klugheit; Mathematik und Philosophie Weisheit. Ich füge nun hinzu: Mentales ist Klugheit, und Geistiges ist Weisheit. Die Seele ist Weisheit und Bewußtheit. Weisheit stehe zu Klugheit wie Gesundheit zur Kunst eines Arztes, die Kranke gesund machen soll. Ebenso dient die Klugheit der Weisheit. Klugheit kann in Weisheit (Seelensubstanz) umgewandelt werden. So ist die Erfahrung Nahrung der Klugheit und Klugheit Nahrung der Weisheit. Und vollendete Weisheit ist Glückseligkeit.

2.9.2002: FAZ vom 26.5.2002, S. 62: Thema >Schlafwandler mit unbewußter sexueller Aktivität<: „Bislang ging man als Ursache von einer psychischen Ursache aus, was auch unsere Fälle (Christian Guillenminault, USA) nahelegen. Unsere Erkenntnisse sprechen aber eher für physische Auslöser“, sagt er. Der US-Forscher stützt seine These auf ungewöhnliche Gehirnwellenmuster während der Tiefschlafphase und bei kurzen Schlafunterbrechungen. … Für deutsche Schlafforscher sind die Schlüsse der US-Studie nicht abwegig…“.

Kommentar Heyer (verbessert am 8.5.2003): Das sind keine echten Schlüsse, das sind bloß wissenschaftsmethodische Flurbereinigungen. Wenn die wissenschaftliche Methode darin besteht, für jede physische Erscheinung eine physische Ursache zu suchen, (bzw. ausschließlich physische Ursachen als Erklärung eines Sachverhaltes anzuerkennen), müssen psychische Ursachen, selbst wenn sie realiter vorliegen, aus methodischen Gründen als Erklärung verworfen werden. Psyche, die auf die Physis wirkt, ist unwissenschaftlich.


Diskussion:

Heyer: Ich bin zu der Überzeugung gekommen, daß auch alle physikalischen Modelle zum Bereich mentaler Phänomene gehören. Modelle sind nun mal etwas Mentales oder? Was also tun wir, wenn wir vom schönen, satten Rot zur elektromagnetischen Welle übergehen? Wir lösen auf (analysieren) und zugleich wandeln wir ein Erlebnis in abstrakte Gedanken um, welche vom Gefühltwerden entfremdet sind. Wir wandeln unsere erlebte Menschenwelt um in eine Welt der kalten Technik, indem wir unsere Art des Sehens (Untersuchens) ändern. Das hat den Vorteil, daß wir Maschinen bauen können und den Nachteil, daß wir weniger erleben, (wenn es uns nicht gelingt, die analysierte Welt wieder zu einer erlebten Welt zusammenzusetzen).
In meiner HP habe ich ja geschildert, wie ich als ehemals wissenschaftsgeprägter Mensch die Welt wiederverzauberte. Das heißt nichts anderes, als daß ich die auseinandergenommene (analysierte) Welt in mir wieder zusammensetzte (synthetisierte). Und oh Wunder: Ich erlebte von da an 100 mal mehr, als je zuvor. Trotzdem schätze ich meine Fähigkeiten des Analysierenkönnens, die ich in Schule und Uni lernen konnte. Das Synthetisieren mußte ich mir mangels Lehrer selber beibringen. Ich erlebe die Welt zunehmend als belebt.

Wie vollbringe ich dieses Synthetisieren? – Nun, ich verwandle mein Wissen in Weisheit, Vielheit in Einheit, Fakten in Philosophie. Das gelingt, weil ich die Aufeinanderbezogenheit der materiellen und der geistigen Welt kenne. Eine ist Spiegel der anderen. Aber nicht wie ein Spiegel aus Glas, der alles richtig widerspiegelt, nur links und rechts „verkehrt“ abbildet, sondern wie ein Spiegel, der ALLES verkehrt herum abbildet: der Vielheit zur Einheit bündelt; Einheit in Vielheit bricht, das Gesammelte verteilt; das Verteilte sammelt; Macht in Dienst und Dienst in Macht verwandelt und dergleichen.

Wer Differenziertheit und Synthese harmonisch in seiner Seele realisiert hat, gewinnt die Macht, dem Ganzen zu dienen. Er wird eins mit dem Ganzen – dem Göttlichen – und übt quasi dessen Macht aus, und zwar in dem Maße, wie er eigene Ziele aufgegeben hat. Mißbrauch ist ausgeschlossen. Diese Macht steht der weltlichen Macht, die nur eine verliehene ist und der Ichsucht schmeichelt, entgegen, denn weltliche Macht ist immer korrupt und ein Mißbrauch. Verliehene Macht entsteht durch Mißachtung der geistigen Hierarchie, zB wenn man einen Sklaven zum Herren macht. Der Sklave oder der Herdenmensch kann nicht herrschen, denn er kann sich wahre Herrschaft gar nicht vorstellen. Ein Sklave hat eine vollkommen falsche Vorstellung von Freiheit. Ebenso hat er eine vollkommen falsche Vorstellung von Sklaverei. Übergibt man einem Menschen, der dermaßen mit sich uneins ist, weltliche Macht, so kann er nicht Anderes, als seine Schutzbefohlenen zusammen mit sich selber in den Untergang zu führen.

> Und aus dem Freien Willen wird eine Interaktion zwischen Prozessen im Frontalhirn und in anderen Hirnregionen.

Heyer: Hier widerspreche ich, weil der freie Wille bei der Analyse verlorengeht. Es geschieht hier nicht nur ein Modellwechsel, sondern zugleich eine Reduktion. Die Prozesse im Frontalhirn usw sind keine Entsprechung eines freien Willens. Wenn ich auf sonnenbeschienener Straße meinen Arm heben will und es tue, bewegt sich auch der Schatten des Armes auf der Staße. Dieser aber mußte sich bewegen. In der zweidimensionalen Schattenwelt gibt es keinen freien Willen. Auch in der dreidimensionalen Welt meines Armes gibt es ihn nicht, auch nicht in meinen mentalen System, sondern in der multidimensonalen Seele des Menschen.
Wenn einer sagt: „Ich sage als Naturwissenschaftler, daß es keine Seele gibt!“ hat der Mann recht. Wenn er jedoch sagt: „Ich als Mensch sage, es gibt keine Seele!“ irrt er.
>
> Deshalb sind ein Sonnenaufgang, die Wahrnehmung der Farbe Rot und eine freie Willensentscheidung nicht weniger real. So, wie der Tisch, auf den ich klopfe, sehr real die Eigenschaft „hart“ hat, auch wenn mir ein Materialphysiker sagt, daß es sich dabei um Bindekräfte zwischen Molekülen handelt.
> Es ist eine Frage des „level of analysis“; also die Frage, wie genau man es denn jeweils wissen will.

Heyer: Genau. Wir können quasi mit unseren Augen entscheiden, in welcher Welt wir leben wollen! Sagenhaft!


Kritik von „Eksisto“ in seinem Blog „Gott – was ist das?“ aus 2006: http://gottlos.blog.de/2005/11/26/die_mechanik_des_selbst_bewusstseins~338438

Ich denke, mind-It hat Metzingers Kurzdarstellung der „Selbstmodell-Theorie der Subjektivität“ gut zusammengefasst. Mind-It ist begeistert obwohl sie nicht meta-physical ist. Ich sage, das ist gerade der grosse Vorzug; man muss den „Geist“ mal aussen vor lassen. Was der Essay „Das Hauptproblem der Bewussteinsforschung„ von Hans Joachim Heyer betrifft, den mind-it zur Lektüre empfohlen hat, so bin ich schon etwas erstaunt, um nicht zu sagen schockiert – obwohl man durchaus Perlen in seinen Gedanken findet – spätestens dort, wo er eine Art Verschwörungstheorie ins Spiel bringt, dass bestimmtes Wissen unterdrückt wird. Ich denke, das Problem ist nicht die Unterdrückung sondern die Verbreitung von Wissen, weil die Leute eher blöd und faul sind als wissbegierig.

Ich schrieb „Eksisto“ darauf: Du schreibst: „Was der Essay „Das Hauptproblem der Bewussteinsforschung„ von Hans Joachim Heyer betrifft, den mind-it zur Lektüre empfohlen hat, so bin ich schon etwas erstaunt, um nicht zu sagen schockiert – obwohl man durchaus Perlen in seinen Gedanken findet – spätestens dort, wo er eine Art Verschwörungstheorie ins Spiel bringt, dass bestimmtes Wissen unterdrückt wird. Ich denke, das Problem ist nicht die Unterdrückung sondern die Verbreitung von Wissen, weil die Leute eher blöd und faul sind als wissbegierig.“

Einerseits schreibst du, die Verschwörungstheorie, die ich ins Spiel bringe, gehöre zu den Perlen, andererseits glaubst du nicht an Verschwörung. Ich frag dich nun: Was genau meinst du?

Anmerkung: Eksisto will also das Bewußtsein erforschen und bereits im Vorfeld einer jeden Untersuchung den Geist außen vor lassen. Sehr schön! Sehr schön Zeitgeist! Mit einer derartigen Vorgehensweise kann man 1. sehr groß irren und 2. heutzutage sehr berühmt und reich werden. Sogar Professor!

Vor ein paar Tagen hatte ich eine Diskussion mit einem Freund über Kinofilme:

Heyer: „… Allerdings wird man auch nicht berühmt, wenn man allzu kritiklos auf der Mainstreamwelle mitschwimmt. Spielberg zB wurde m.E. berühmt, weil er die Sehnsucht nach Spiritualität und dem Geheimnis aufgriff und dem Kommerz zuführte, ohne die Sehnsucht wirklich zu befriedigen. Akte X, Matrix und die Spielbergfilme gaben ja keine wirklich befriedigenden Antworten; keiner dieser Herren machte plausibel, dass es GEIST wirklich geben könnte.“

Freund: Das ist wahr. Ich kenne aber bisher keinen Film, der das wirklich konsequent tut. MATRIX bedient sich der Computermetapher. Ebenso WELT AM DRAHT. STAR WARS führte plötzlich die Mediklorianer, als Begründung für die Macht, ein etc. Es gibt natürlich Filme wie THE SIXTH SENSE oder THE OTHERS, aber die sind so gestaltet, dass man sie als reine Gruselfiktion auffasst und gar nicht auf die Idee kommt, mögliche Parallelen zur Realität zu ziehen.

 
Gestern habe ich einen sehr schönen Film gesehen, bei dem ich bis kurz vor Schluss das Gefühl hatte er würde es tun, aber dann wurde die ganze Sache doch noch relativiert. Ich rede von STAY mit Ewan McGregor und Naomi Watts. McGregor spielt darin einen Psychiater, dem ein sehr mysteriöser Patient gesteht, dass er sich umbringen möchte. Als McGregor versucht ihm zu helfen, beginn die Welt langsam verrückt zu spielen. Alles wird inkonsistent, wie im Traum. In einer Szene, ziemlich gegen Ende des Films, begegnet er einem alten Freund, der die ganze Zeit blind war und plötzlich wieder sehen kann. Als McGregor ihn fragt, was denn bloß los sein, antwortet er: Es ist wunderbar, die Buddhisten hatten recht. Die Welt ist eine Illusion.
Leider kommt wenig später die Auflösung. In Wahrheit war die ganze Filmhandlung nur das Nahtoderlebnis des vermeintlichen Patienten, der in einen Autounfall verwickelt ist. McGregor und alle anderen Personen der Handlung, sind Zeugen des Unfalls, die um ihn herumstehen und versuchen ihm zu helfen.
Der Punkt ist: Der Film macht keine Aussage darüber, ob er spirituell zu deuten ist, oder ob die Erlebnisse nur auf das langsame Versagen des Gehirns des Sterbenden zurückzuführen sind, wie die Materialisten den Film wohl deuten würden.
Wie gesagt, ich kenne bisher keinen Film der das konsequent durchzieht. Vielleicht fällt dir ja einer ein.
Andererseits frage ich mich, ob es überhaupt möglich ist, das in einem Film wirklich plausibel darzustellen. Egal wie viele Hinweise man gibt, dem Zuschauer bleibt immer die Möglichkeit sich eine „natürliche“ Erklärung zurechtzubasteln, fürchte ich. Genau wie im wahren Leben eben 😉
Was aber mal interessant sein könnte, wäre einen Film wie STAY zu machen, der dem Zuschauer am Ende nicht so eine Auflösung anbietet, sondern ihn einfach mit dieser inkonsistenten Welt zurücklässt. Es wäre interessant zu sehen, wie der Zuschauer darauf reagiert. Wenn der Film nicht erklärt, warum die Welt so inkonsistent erscheint, wäre der Zuschauer ja gezwungen, sich selbst einen Reim zu machen. Ich vermute zwei mögliche Ergebnisse. Entweder die Zuschauer werden den Film als unverständlich und sinnlos einfach ablehnen, oder sie werden vermuten das es um die Darstellung einer gestörten Psyche geht, so wie es bei LOST HIGHWAY und MULHOLLAND DRIVE passiert ist.
 
 

von Hans-Joachim Heyer

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