Ich habe das Glück, an einer Universität studieren zu dürfen, meine Zeit also an einem Ort verbringen zu können, den man ohne zu übertreiben als „Zentrale des Wissens“ bezeichnen kann.
Es ist zwar möglich, seine Studien ausschließlich zwecks Berufsausbildung zu gebrauchen, aber man kann sie auch nutzen, seine Sinne, also sich selbst so zu erweitern, daß man hinter dem Offensichtlichen das Verborgene – Okkulte – zu erblicken vermögen lernt.
Gut, das Gros der Studenten läßt sich durch die Verlockung beruflichen Erfolgs oder durch die Angst, anders zu sein und ausgestoßen zu werden, zur Zerstreuung überreden; Regelstudienzeiten und die damit verbundenen überladenen Stundenpläne tragen erheblich dazu bei, daß die Lerninhalte der verschiedenen Fächer und Seminare nicht genügend vernetzt werden – aber es ist auch nicht verboten, dem (Anpassungs-) Streß zu entgehen und das Angebot an Vorlesungen und Seminaren zu nutzen, um die eigene Weltanschauung, die eigene Philosophie, weiterzuentwickeln; es ist nicht verboten, statt ein Gelehrter zu werden, ein Suchender zu bleiben.
Auf den Punkt gebracht geht es mir um Folgendes: Ich will meine Lernmethode testen, die darin besteht, alles Gelernte zu benutzen, meine eigene Philosophie zu vervollkommnen. Ich lerne nichts auswendig, um es zB in Klausuren parat zu haben, und ich ackere auch keine Bücher durch, nur um ein Referat oder eine Hausarbeit zu fertigen, sondern ich arbeite den Stoff durch, um mein eigenes Denken von Fehlern und Lücken zu befreien. Das geht natürlich nur sehr langsam, zumal ich dem Neuen sehr kritisch gegenüberstehe und es erst (wenn überhaupt) nach reiflicher Überlegung in mein System einbaue. Und aus diesem System heraus beantworte ich dann alle Fragen, die zB via Referaten oder Hausarbeiten an mich herangetragen werden. Folge: Man stuft meine Arbeiten nicht als sachliche, objektive, wissenschaftliche Texte, sondern als Meinungsäußerung ein.
Ein Professor erklärte mir den Mangel meiner Arbeiten, indem er verriet, daß er nie seine eigene Philosophie (=Meinung) den Studenten unterbreiten würde; auch der große Kant habe es nie getan. Ich entgegnete: „Sie haben also mehr als 30 Jahre lang Hunderte von Büchern gelesen, sehr viel nachgedacht und mit Kollegen diskutiert und die Essenz – das Beste vom Besten – herausgefiltert und gesammelt. Und diese Lebensarbeit entwerten Sie nun, indem Sie sie verschweigen? Oder handeln Sie nach dem Motto, keine Perlen vor die Säue werfen zu wollen – mit der impliziten Aussage, daß der offizielle Lehrstoff nur Schrott ist?
Die Antwort lautete, daß ich doch inzwischen gemerkt haben müßte, daß ich mit meiner Methode hier nicht weit komme, und ich solle mir mal überlegen, woran das liege. Ein guter Rat.
Ich war also offensichtlich noch nicht hinter das Geheimnis des rechten wissenschaftlichen Arbeitens gekommen. Die Frage nach dem Wesen der Wissenschaft mußte geklärt werden. Zwei Seminare zu dieser Frage boten sich an: eins über Wissenschaftstheorie und eins zum „Gehirn/Bewußtseins-Problem“.
Hier durfte ich ERLEBEN, daß man sagen und denken darf, was einem ‚auf dem Herzen liegt‘, nur eines nicht: die Frage nach Raum und Zeit und nach der subjektiven Perspektive! Tut man’s trotzdem, erlebt man Sonderliches:
Dann bekommt man zB zu hören, daß wissenschaftliche Aussagen stets Raum/Zeit-bezogen und „intersubjektiv“ im Sinne von „objektiv“, also von jedermann nachprüfbar, sein müssen, sonst seien sie unwissenschaftlich und würden zu nichts führen. Sätze ohne Bezug zum „Wo“ und „Wann“ seien wertlose Sätze.
So darf ich die Frage stellen, wo im Gehirn der Sitz des Geistes sei, denn das Gehirn ist in Raum und Zeit, folglich auch der Geist. Die Behauptung: „Das Bewußtsein ist in der Hypophyse!“ kann überprüft werden. Also ist sie eine sinnvolle (wenn auch falsche) Behauptung.
Unwissenschaftlich, also sinnlos, ist die Behauptung: „Das Bewußtsein ist transzendental – außerhalb von Raum und Zeit!“ Diese Behauptung kann nicht empirisch überprüft werden und muß deshalb vermieden werden.
In diesem Falle sind nur die falschen Fragen wissenschaftlich und die richtigen Fragen, die zu richtigen Ergebnissen führen, unwissenschaftlich. Bedenkenswert!
Ebenso die Frage, ob das Schwarze, das ich mit geschlossenen Augen sehe, der Raum sei, in welchem sich materielle Erscheinungen – Gegenstände wie Häuser, Bäume, mein Körper, mein Gehirn – abbilden, wobei der Raum bedingt ist von (m)einem Geist. Sie ist unwissenschaftlich, weil ein Raum-schaffender und folglich -umfassender Geist nicht in Raum und Zeit (also empirisch prüfbar) lokalisiert werden könne. Außerdem würde etwas den Raum Umfassendes der Bedingung der maximalen Geschwindigkeit für Informationsübertragung, der Lichtgeschwindigkeit, widersprechen. Dann würde die Kausalität nicht mehr gelten und die ganze Wissenschaft wäre im Eimer. Folglich darf diese Frage in einer wissenschaftlichen Arbeit nicht erörtert werden, obwohl sie die Lösung des sog. „Bieri-Trilemmas“ beinhaltet.
Dieses Trilemma lautet:
1. Mentale Phänomene sind nicht physische Phänomene.
2. Mentale Phänomene sind im Bereich physischer Phänomene kausal wirksam.
3. Der Bereich physischer Phänomene ist kausal geschlossen.
Dieses Problem (bestehend darin, daß von diesen drei Punkten immer nur zwei gleichzeitig wahr sein können und einer falsch sein muß) hat zB der berühmte Hirnforscher Wolf Singer zwar nicht gelöst, aber doch aufgelöst, indem er Punkt eins einfach strich. Auf die Idee, man könne Punkt drei abwandeln, indem man sagt, „Der Bereich physischer Phänomene ist (wg. des sog. „Zufalls“) kausal nicht geschlossen“, kommt der große Hirnforscher offensichtlich nicht. Auch nicht die weiteren Dutzend Autoren, mit denen wir Studenten uns im Seminar befassen müssen. (Bei Singer konnte ich hier neuerdings (2001) einen Gesinnungswandel zum Konstruktivismus hin feststellen, Gerhard Roth hingegen hat sich der empirischen Forschung zugewandt und wird sich wohl früher oder später mit den Churchlands im „eliminativen Materialismus“, in welchem alles Mentale (Pkt. 1) einfach „wegerklärt“ wird, treffen).
Die Frage, warum so sehr Wert auf die sogenannte Wissenschaftlichkeit gelegt wird und dabei mehr oder weniger bewußt auf bestimmte Erkenntnisse verzichtet wird, wurde mir folgendermaßen beantwortet:
Die Wissenschaft suche aufgrund erkenntnistheoretischer Erwägungen nicht mehr nach Wahrheit, sondern nach Erfolg. Von der Suche nach Wahrheit sei man abgekommen, weil Philosophen wie Popper und andere, besonders die Vertreter des „Operationalismus“ (M. Buzzoni) nachgewiesen haben, daß die Wahrheit von Theorien – ja selbst deren Falschheit Kuhn – niemals bewiesen werden könne, sondern bestenfalls deren Fortschrittlichkeit (Stegmüller), also Erfolg, was letztenendes technisch fortschrittliche Anwendung bedeute. Die Wissenschaft sei folglich den technisch/ökonomischen Interessen untergeordnet und müsse „operationalisiert“ werden. Nur tatsächlich oder zukünftig technisch anwendbares Wissen sei fortan wissenschaftstauglich. Erfolg für alle Menschen stelle sich nur ein, wenn viele Forscher gleichzeitig an diesem weltweiten Projekt mitarbeiten können. Dazu bedürfe es der Möglichkeit der Arbeitsteilung und gegenseitiger Kontrolle. Kontrolle heißt hier, daß ein Forscher die Arbeit aller anderen wiederholen und damit prüfen kann. Das gehe nur auf materialistischer Basis. Materielle, also technische, Anwendbarkeit sei nun einmal der einzig mögliche Beweis für die Richtigkeit von Theorien. Unprüfbares wie subjektive philosophische Systeme oder ethische Werte müssen deshalb aus dem Projekt ausgeschlossen werden. Die zu diskutieren, würde in ein heilloses Meinungs-Tohuwabohu münden. Deshalb brauchen wir reduzierende Theorien und nehmen die mit ihnen in die Welt kommenden Anomalien (Fehler = Differenzen zwischen Theorie und Wirklichkeit) in Kauf. Die Bannung der Metaphysik reduziere zwar den Menschen – mache ihn zum Objekt – sie sei jedoch nötig, um das Leben in einer Objektewelt zu garantieren.
Die möglicherweise richtige Annahme, der Bereich physischer Phänomene sei nicht geschlossen, würde ein Einlaßtor für jegliche Form der Irrationalität in unser System der Vernunft, Sprache und Kultur, die alle auf Konsens beruhen, bringen.
Aus diesem Kontext heraus werden die Drohungen, die Studenten gegenüber ausgesprochen werden, verständlich. So mußte ich mir folgendes anhören:
„Wer sich nicht zerreißen läßt und lieber kontemplative Versenkung in seine Innerlichkeit sucht, wird keinen Erfolg haben.“
„Ihre eigene Philosophie ist Privatsache und gehört nicht in die öffentliche Diskussion. Sie dürfen nur empirisch Nachprüfbares veröffentlichen. Andernfalls werden Sie scheitern.“
„Eine eigene Philosophie zu haben, also selbst zu philosophieren, bedeutet, ideologisch zu sein. Die Zeit der Ideologien ist vorbei. Sie werden zwar als Propagandist oder Prophet Jünger um sich scharen können, werden jedoch letztendlich scheitern.“
„Die Philosophie ist tot! Sie hat den Kampf um ihre Überflüssigkeit verloren (O. Marquard). Wir lehren hier Philosophie auf wissenschaftlicher Basis, nicht Philosophieren!“
Nun, solche Drohungen sind berechtigt, falls mein Tun eine Gefahr für das grandiose Projekt der Welterschaffung (jene Insel im Meer des Chaos) darstellen würde. Und ich gebe zu, daß mein Tun potentiell gefährlich ist. Trotzdem ist es notwendig, denn die Objektewelt ist völlig unkreativ und der Erstarrung geweiht (determiniert), wenn sie nicht ständig neu vom Geist befruchtet wird – und zwar genau an der Stelle, wo das kausale System der physikalischen Phänomene einen Bruch aufweist! Die Angst vor dem Irrationalen ist zwar verständlich, oft aber übertrieben. Die Metaphysik ist auch heute noch die nährende Mutter der Physik. Evolutions- und Urknalltheorie basieren auf metaphysischen Grundlagen. Ein Physiker, Astronom oder Kosmologe, der tatsächlich glaubt, alle Materie des Universums habe einmal in einen Fingerhut gepaßt, muß schon ganz schön naiv sein. Den Urknall hat es ausschließlich im kausal rückgerechneten geschlossenen physikalischen Modell gegeben, niemals in der Wirklichkeit!
Selbstverständlich wissen dies die Herren der Welt. Aber sie beanspruchen die Kräfte des Bewußtseins für sich allein und lassen nichts unversucht, diese in der Öffentlichkeit in Mißkredit zu bringen. Die Förderung aller möglichen Scharlatane in den Bereichen der Geistheilung, der christlichen und unchristlichen Priesterschaften, der Esoterikschriftstellerei, ja selbst der Wissenschaft, sprechen Bände.
Was Wissenschaft und Ökonomie wollen, ist die Entzauberung der Welt. Besser gesagt: Sie wollen, daß nur ein einziger Zauber gilt. Denn „objektiv“ scheint die Welt nur, weil ihre Bewohner von ihrem magischen Ursprung nichts wissen. Das Geld und den Privatbesitz der Ökonomen gibt es nur, wenn alle Leute daran glauben. Alle menschlichen Handlungen werden auf den Egoismus zurückgeführt (Motivationsforschung), aber das Ego gibt es nicht wirklich. Die Leute glauben nur, egoistisch zu sein. In Wahrheit verraten alle, die am ökonomischen oder wissenschaftlichen oder politischen Erfolg teilhaben wollen, ihr Ich. Und genau dieser Verrat wird belohnt mit finanzieller, also gesellschaftlicher Anerkennung, was zur Etablierung und Stärkung des „falschen Ichs“ führt. Sloterdijk nennt es in seinem Buch „Kritik der zynischen Vernunft“ das „aufgeklärte falsche Bewußtsein“.
Letztens las ich in einem Buch über Soziologie, daß Max Weber die Theorie vertrat, die Wurzeln des Kapitalismus lägen im Protestantismus. Der Protestantismus habe sich vom Glauben, „der Schöpfer wird’s schon richten“, abgewandt und habe die Selbstverantwortung des Menschen gefördert: Das Glück sei mit eigener Hände Arbeit erreichbar. Diese Haltung habe dann zum Kapitalismus geführt.
Diese Theorie mußte fallengelassen werden, weil jemand entdeckte, daß aus den nichtevangelischen Japanern trotzdem gute Kapitalisten geworden sind.
Momentan sind die Herren der Welt dabei, den Weltstaat zu errichten: Freihandel, (engl.) Weltsprache und „Westliche Werte“ bis in den letzten Winkel unseres Planeten.
Folge: Es wird keine Japaner mehr geben, die eine falsche Kapitalismustheorie falsifizieren können. Es wird überhaupt keinen Maßstab mehr geben, an dem wir uns erkennen können. Wenn überall mit Geld gewirtschaftet wird, werden wir vergessen, was Geld ist. Wenn überall dasselbe System herrscht, werden wir vergessen, daß wir in einem System leben. Wenn alles gleich ist, werden wir aufhören zu existieren. Auch die Magier der Welt werden dann ihre Existenz verlieren und erreichen, wonach sie sich heimlich gesehnt haben: ihre Erlösung von der Welt.
Es ist faszinierend, wie sehr es die Herren der Welt verstanden haben, sich und ihr Tun zu verbergen. Wir können zwar alle miterleben, daß sie ein System installiert haben, in welchem sich das Geld und mit ihm die Macht automatisch konzentriert und in nur wenige Hände fällt, aber es werden keine Schlüsse daraus gezogen (s. „Der Kapitalismus“). Vor wenigen Tagen hörte ich den Chef von Daimler-Benz sagen, es gehe ihm nur um drei Dinge: „Profit, Profit, Profit“. Wer stellte ihm die Frage, was er mit dem Profit anstellt? Offenbar nimmt man ihm die Behauptung ab, es reiche ihm, einen dicken Geldbeutel zu haben. Mit einer Million kann man sich jeden denkbaren Luxus leisten. Aber um Luxus geht es nur Verblendeten, nicht den Herren der Welt. Was motiviert den Mercedes-Chef, mehr, und zwar sehr viel mehr Geld haben zu wollen? Um der Firma die Zukunft zu sichern? Das kann nicht sein. Die Firma ist nur Mittel zum Zweck. Die Firma ist nur noch ein Name, für den es nicht zu kämpfen lohnt. Daimler-Benz ist, wie alle anderen Konzerne auch, aufgelöst in einem Netz von Beteiligungen. Es geht um Macht. Und was bedeutet Macht? Es bedeutet, seine Ziele durchzusetzen und den Einfluß Anderer zu minimieren. Also geht es um die Ausschaltung, besser: Ausnutzung, der Demokratie. „Demokratie“ – eine Wortschöpfung derer, die wissen, daß man des Machterhalts wegen immer das Gegenteil dessen sagen muß, was man wirklich denkt.
Dem Verbergen der Machtelite dienen Theorien. Die politische Theorie der Demokratie habe ich oben schon vorgestellt. Dann gibt es noch die Theorie der Selbstorganisation. Das ganze Weltall, aber auch der Mensch samt seiner Kultur sei ein Produkt blinder Selbstorganisation. Alles folge den Naturgesetzen; es gebe niemanden, der hier bewußt lenke. Das Wissen, das unsere Kultur aufrecht erhalte, basiere auf einem gesellschaftlichen Konsens. Es gebe niemanden, der erfolgreich Einfluß darauf nehmen könnte. In keinem Soziologie-Lehrbuch fand ich bisher den Hinweis, daß eine Elite bestimmen würde, was Tabu und was Tradition werde (Das stimmt nicht mehr. Nachdem ich dies geschrieben hatte, fand ich „Berger/Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit„). Zuweilen beruft man sich auf den „Zeitgeist“ – eine selbst bewußtlose Resultante der Bewußtseine aller Individuen. Diesem – und nicht etwa einer bewußten, machtvollen Elite – haben wir gesellschaftliche Strömungen zu verdanken. Ist wirklich niemand da, der diesen Zeitgeist steuert? – Man verneint diese Frage, als hätten wir kein Werbefernsehen, keine Schulen, keine Universitäten, keine Zeitungen, kein Fernsehen – niemanden, der uns erzählen würde, was Realität sei. Ein Professor, dem ich dies erzählte, sagte, ich müsse doch an der Vielfalt der unterschiedlichsten und gegenteiligsten Manipulationsversuche der o.g. Medien erkennen, daß die sog. „Elite“ sich in keinster Weise einig sei, sondern dermaßen zerstritten, daß Weltverschwörungen quasi ausgeschlossen seien. – Nun, ich kann diese Vielfalt nirgendwo erblicken. Alle 200 TV- und Radiostationen bringen dieselben Nachrichten und alle Schulen lehren nach denselben Lehrplänen.
Neulich wollte mir ein Soziologieprofessor weismachen, Moral sei schwach motiviert und wirtschaftlicher Nutzen stark motiviert. Er zeigte es am Beispiel der Sklaverei. Es waren keine moralischen Werte, die der Sklaverei ein Ende bereiteten, sondern wirtschaftliche Werte, sprich: Unrentabilität. Sklaven brauchen Aufseher. Wenn man die Sklaven in eine gewisse Selbstverantwortung entläßt, sind sie höher motiviert, arbeiten mehr und bringen dem (nun ehemaligen) Sklavenhalter mehr Profit.
Nicht hat der Professor gesagt, wie viel Propaganda nötig war, wie viel Blut vergossen wurde, bis der Mensch so gestaltet war, daß er den Profit über die Moral stellte. Nicht gesagt hat er, daß das egoistische Profitdenken zu 100 % religiös verursacht ist: Die Leute GLAUBEN, daß Profit wichtiger, als Moral sei!
Das höchste, weil erfolgversprechendste Gesetz der Ökonomen verriet mir neulich ein Spekulant: „Unterstütze jene durch Aktienkauf, von denen du erwarten kannst, daß sie am schnellsten möglichst viele Menschen überflüssig machen werden.“ Ein Informatiker sagte einmal zu mir: „Ich habe nur solange Arbeit, wie ich es schaffe, möglichst viele Leute arbeitslos zu machen.“
Das ist Selbstmord. Das hat System. Das ist Ökonomie. Wo führt das hin? Wann werden die Menschen erkennen, daß ihr kausales Denksystem einen Knacks hat? Überflüssige Menschen gibt es nur, solange wir den Ökonomen glauben. Wie konnte es nur geschehen, daß wir diesen Göttern so viel Macht gaben?
Ich habe meinen Glauben an diese Götter beinahe verloren. Beinahe hätte ich sie zu Teufeln erklärt, doch dann hätten sie ihr Geschäft für mich unsichtbar weitertreiben können. Ein Feind der Ökonomie denkt ökonomisch. Man muß die Ökonomie transzendieren, um mit einer höheren Macht die ihre zu meistern. Ökonomie ist ein System des Mangels. Aus diesem Grund ist Energie begrenzt mit der Folge des Kampfes um Ressourcen. Dieser Kampf wird durch den Handel ritualisiert. Ich habe dieses System überwunden, indem ich erkenne, daß Leben nicht Mangel, sondern Überfluß ist. Es geht nicht darum, dem Andern etwas wegzunehmen, sondern darum, sich ihm mitzuteilen. Wir sind keine sterblichen Mängelwesen in Raum und Zeit, sondern ewige autonome Schöpfer von Raum, Zeit und Materie. Sterblich und voller Mängel ist nur das falsche Ich, jenes Ich, das sich mit seiner körperlichen Erscheinung identifiziert. Wir sind keine Staubkörner in einem unendlichen Universum; wir sind unendliche, ewige Geister, die begrenzte Welten in sich tragen. Wir werden nicht von UFOs besucht; wir sind sie selbst, die Reisenden jenseits von Raum und Zeit.
Man soll nichts kritisieren, wenn man keine Vorschläge hat, wie man es besser machen könnte. Ich verlange keine Revolution, sondern nur die Erhaltung bzw. Erschaffung von Maßstäben. Ich erkenne das Argument der Mächtigen an, daß die Mehrheit der Menschen die Freiheit fürchtet, wie der Teufel das Weihwasser, und daß sie ein reduziertes Leben wünscht. Aber ich akzeptiere nicht, daß man den Menschen die Möglichkeit, frei zu werden, nimmt. Ich will nicht die Gefängnisse abgeschafft wissen. Aber ich will, daß jedes Gefängnis ein Schlupfloch in die Freiheit hat. Und Maßstäbe muß es geben. Der angestrebte Weltstaat ist maßlos, also tyrannisch destruktiv. Er wird die absolute tödliche Diktatur sein, denn maßstabslose werden die Menschen dann nur noch denken können, was man ihnen vorgibt.
Genau dies will man heute schon bei den Studenten erreichen. Man bereitet sie zur Akzeptanz dieser Diktatur vor, indem man ihnen Denkmaterial zur Verfügung stellt, aus dem sie dann ihre Referate und Hausarbeiten zusammenstellen können. Die erlaubten Gedanken kann der Student den Büchern entnehmen, die auf den mit dem Thema mitgelieferten Literaturlisten angeführt sind. Dabei darf er selbstverständlich das externe Wissen nicht nach seinem Gusto kombinieren – das könnte die Studenten der Wahrheit allzu gefährlich nahe bringen – nein, es muß dabei die wissenschaftliche Methode berücksichtigt werden. Die ist allem Lebendigen so sehr entrückt, daß keine Gefahr besteht, daß der Student bei ihrer Anwendung zu Erkenntnissen kommt, die er für sich selbst sinnvoll verwenden könnte. Alles bleibt dann garantiert abstrakt. Man kann es für die Technik nutzen, aber nicht für das Leben.
Die Anwendung der geforderten Methode ist natürlich sehr frustrierend. Sie ist nur durchzuhalten, wenn sie finanziell belohnt wird (= gesellschaftl. Anerkennung) und dem Studenten gleichzeitig möglichst alle Alternativen genommen werden. (Gesellschaftliche Anerkennung ist übrigens dem Normalbürger wichtiger als das eigene Leben: „Wenn alle in den Abgrund stürzen, tu ich es auch!“ – So denkt der brave Bürger.
Ich will mir meine Alternativen nicht rauben lassen. Aus diesem Grund verfolge ich meine Methode weiter. Auch habe ich mir eigene Maßstäbe für Erfolg gesetzt. Es ist mein Ehrgeiz, die Lücken zu nutzen, die die wissenschaftliche Methode aufgrund ihrer Beschränktheit erzeugt. Der methodische Reduktionismus der Wissenschaft soll meine Chance sein. Ich setze ihm die Fülle des Lebens entgegen: Nicht nur analytisch denken, sondern auch analog! Ich entdecke Beziehungen in der Welt, die außerhalb kausaler Zusammenhänge stehen. Ich erlebe Synchronizitäten (n. C.G. Jung) und Koinzidenzen: Die Welt als Spiegel des Geistes. Alles, was ich erlebe, hat Sinn und Bedeutung und ist geeignet, mich einzuweihen. Menschen sagen zu mir Dinge, die sie Anderen nie sagen würden. Ich entdecke Inhalte in Büchern, die Andere übersehen. Es entwickeln sich Zwiegespräche, bei denen Worte nur Beiwerk, Verhalten und Mimik jedoch die eigentliche, wirkliche Sprache sind. Vor meinen Augen verzaubert sich die Welt.
6.2.2001: Da die Wissenschaftler in ihrer von ihrer Arbeitsmethode erzwungenen Rückschau stets das kausale Wirken von Naturgesetzen sehen müssen, entgeht ihnen das Tun der Magier, die mit ihrem Willen am sog. „Zufall“ ansetzen und die sog. Zukunft bestimmen. Wo Wille herrscht, stellen Empiriker stets Zufall und/oder Notwendigkeit fest. Daß wissenschaftliche Prognosen so gut wie nie stimmen, verstehen Wissenschaftler nicht; sie akzeptieren es jedoch achselzuckend. Daß sie jedoch die Vergangenheit erforschen können, dessen sind sie sich gewiß! Ich aber sage, daß sie auch in diesem Punkte irren: Sie übersehen die unendliche Anzahl von Möglichkeiten, die NICHT realisiert worden sind, sie registrieren nur jeweils das Realisierte und nennen die Folge dieser Erscheinungen kausal notwendig. Falsch! Es gibt keine Kausalität in der Geschichte, ausschließlich WILLE – und Wille gibt es ausschließlich bei bewußten, lebendigen Wesen! Konsequenz: Die Wissenschaft ist beim Blick in die Vergangenheit ebenso annähernd blind wie beim Blick in die Zukunft! Kein Naturgesetz hat heutige zustände verursacht, sondern die Gegenwart ist BILD geistiger, denkender, wollender „Strukturen“.
Wie ich nun die wiederverzauberte Welt erlebe, kann ich nur schlecht erklären, da ich dann meine gesamte noch spärlich verbliebene Glaubwürdigkeit einbüßen würde. Nur soviel: Das wundervolle „es geschieht“ entwickelt sich in der Außenwelt zunehmend zum klareren Spiegel meiner Seele, jedenfalls für mich zunehmend erkennbar! Da meine Magie mehr aufs Ganze, als auf Konkretes, wirkt, erkenne ich in vorderster Front philosophischer und magischer Arbeit weltweit Anpassungen des Weltgeschehens an den Willen meiner Seele; im Nahbereich, was Seelenarbeit betrifft, ebenfalls. Aber gegen den Geist der Ökonomie bin ich noch nicht angekommen. Hier sind andere Zauberer mir über – noch! Ich frage mich, ob ich überhaupt gegen sie aufbegehren sollte. Entweder sind sie freie Menschen und werden ihre Freiheit der Welt bringen (früher oder später) – oder sie sind dem Geist der Ökonomie verfallen: dann verlieren sie ihre autonome Existenz und werden zum Stück toter technischer Umwelt, derer sich Lebendige bedienen.
Meine Herren, ich habe begriffen: Ihr lehrt die Fragmentierung der Welt. Entsprechend des Mottos: „Teile und herrsche!“ zerteilt ihr Geist und Leib. Schon gibt es Organtransplantationen; und der Dämon „homo ökonomicus“ wird an die Stelle gepflanzt, wo ihr die Seele entnommen habt. Ich aber habe Welt und Seele zurückgewonnen, zu eins gemacht und euch in meinem Zauber umfangen. Die Philosophie ist wieder zum Leben erwacht, und einstmals staubige Bibliotheken entbergen Formeln der Magie…
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