Hans-Joachim Heyer

Wissen bläst auf; … (14)

… aber die Liebe bessert. So aber sich jemand dünken lässt, er wisse etwas, der weiß noch nichts, wie er wissen soll. (1. Kor.8,1+2).
Ich hatte neulich Besuch von einem Christen, der über die Lorbertexte zum Christentum gefunden hat. Es gab mir etliche Links zu dessen Texten, die offenbar Gechanneltes von Jesus sein sollen. Da spricht ein „Eingeweihter“ in Ich-Form, mit dem Anspruch, ein Sprachrohr des Heiligen Geistes, ja Jesus selbst, zu sein. Mich überzeugte dieser „Jesus“ in keinster Weise, und mir fiel das obengenannte Zitat ein.
Andererseits vermute ich, dass vielen oberflächlichen Lesern MEINE Essays denen von Lorber ähnlich erscheinen, nur dass ich nicht in der Ich-Form des Jesus schreibe. Aber in der Sache mache ich doch dasselbe wie Lorber oder?!
Als ich mit dem Christen diskutierte und er mir Lorber nahebringen wollte, kam mir wieder einmal der Gedanke, dass es niemandem etwas bringt, wenn er durch Lesen zu lernen versucht, was ein anderer Mensch in lebenslanger Wahrheitssuche gefunden hat. Dieses aufgesammelte Wissen ist – nach Paulus – NICHT das Wissen, das man wissen soll.
Man muss unbedingt alles SELBST herausfinden!
Ich kann keinem Leser die 40+ Jahre ersparen, die ich brauchte, um zu meinen Erkenntnissen zu kommen, und niemand kann sich Lorbers Lebenswerk wirklich aneignen. Der Weg zu Gott kennt keine Abkürzungen.
Keine meiner beiden Katzen kann ihr Wissen an die jeweils andere weitergeben! Jede muss völlig auf sich gestellt ihre Lebenserfahrungen machen.
Beim Menschen ist es nicht anders! Ich habe auf meinem Weg das Geheimnis Gottes entdeckt; ich habe das ewige Leben gefunden, aber es ist unmöglich, dass ein anderer Mensch durch Lektüre meiner Texte ebenfalls in Gottes Geheimnisse und das ewige Leben eingeweiht wird und dabei auch noch eine Abkürzung gehen kann, indem er auf eigenes Denken verzichtet und nachliest und glaubt, was ich gefunden habe.
Nein, ich brauche Lorber nicht, und niemand sollte mich brauchen. Jeder sollte selbst die Wahrheit suchen – ohne abzukupfern. Meine Texte können hie und da Anregungen geben, Lösungen bieten, aber anschließend muss der Leser ALLES noch einmal selbst und allein für sich herausfinden. Niemand kann sich seine lebenslange Suche ersparen oder sie verkürzen!
Mir würde es schaden, wenn ich meinen Weg verlassen und Lorber studieren würde. Und meinen Lesern könnte es ebenfalls schaden, wenn sie statt ihre Wege zu gehen, meinen Spuren folgen würden.
Was ich hier schreibe, gilt auch für das Bibelstudium! Wie viele Menschen haben die Bibel studiert und haben nichts selbst herausgefunden?! Nichts, was sie in der Bibel gelesen haben, haben sie selbst noch einmal neu entdeckt. So sind sie zu Datenspeichern geworden und haben versäumt, das Wissen in echte Weisheit umzuwandeln.
Das Wissen muss transzendiert werden!
Es muss vergegenwärtigt werden im ewigen unsterblichen Bewusstsein. Es muss in die Liebe Gottes eingebunden sein.