(Fettgedrucktes = neu)
8.7.2004: Milan Kunderas Buchempfehlung: Mein Jahrhundertbuch ist…
„Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil
In der Geschichte des Romans gibt es kein Werk, in dem das Denken einen solchen Raum einnimmt. Daher auch die spöttischen Bemerkungen, Musils Intelligenz sei größer als seine schriftstellerische Begabung. Diese Dummheit kann man mit einem Umkehrschluß widerlegen: Seine Essays, obwohl vor Intelligenz funkelnd, sind nicht mehr von großem Interesse. Musil ist nur als Romancier ein großer Denker. Sein Denken in Der Mann ohne Eigenschaften ist untrennbar mit den Figuren, mit ihren Situationen verbunden; es ist kein polyhistorisches Denken, das Streifzüge durch verschiedene Bereiche der Wissenschaft unternimmt und so den Roman schwerfällig machen würde; es konzentriert sich auf den existentiellen Aspekt der Realität; es ist ein spezifisch romanhaftes Denken: Es enthüllt das, was einzig der Roman enthüllen kann.
Bei Romanen mit der üblichen Struktur verspüre ich immer eine mißliche ästhetische Ungleichheit zwischen dem, was wesentlich ist (große Szenen, in denen Menschen sich öffnen), und dem, was im Dienste des Wesentlichen steht (Informationen zu den Figuren, erklärende Episoden, Beschreibungen der Zeit und des Ortes et cetera). In der Malerei gab es eine ebensolche Ungleichheit zwischen dem, was vorn, und dem, was hinten ist, dem, was mehr, und dem, was weniger Aufmerksamkeit erregt (die Figur – das Drumherum). Diesen ästhetischen Bruch haben die Kubisten beseitigt: Die dritte Dimension ist aus ihren Bildern verschwunden, und alles befindet sich im Vordergrund. Im Mann ohne Eigenschaften hat Musil die gleiche strukturelle Revolution erreicht. Hier ist alles wesentlich, weil alles Reflexion ist: Kakanien ist keine Kulisse, die beschrieben wird (wie Paris bei Balzac, wie Davos bei Thomas Mann), sondern ein Thema, über das meditiert wird. Das Denken wird dem Leser nicht am Ende des Buchs als eine „Wahrheit“ beschert; analytisch, phänomenologisch ist es ständig präsent; es erhellt ebenso die peinliche sexuelle Konfrontation zwischen Ulrich und Gerda wie einige Seiten weiter die Demonstration unter den Fenstern des Grafen Leinsdorf. Wenn ich zu diesem Buch greife, schlage ich es immer aufs Geratewohl irgendwo auf, ohne mich um das Vorangehende und das Folgende zu kümmern; jeder Abschnitt hat seinen Wert an sich, seine eigene überraschende Weisheit.
Seit Balzac ist die menschliche Existenz nicht ohne ihre historischen Wurzeln verständlich. Mit seiner Erforschung der Figuren und ihrer Situationen stellt Musil eine existentielle Diagnose seines Jahrhunderts. Tatsächlich ist in seinem Kakanien schon alles da: die Herrschaft der Technik, die niemand beherrscht und die den Menschen zu statistischen Zahlen reduziert hat (mit diesem Thema beginnt der Roman); die Geschwindigkeit als höchster Wert; die allgegenwärtige Bürokratie, die das Wesen der Existenz verwandelt (das Musil und Kafka gemeinsame große Thema); die romantische Empfindsamkeit, ein hartnäckiges Erbe des vorigen Jahrhunderts (die unvergeßliche Beschreibung der musikalischen Bewegtheit des Ehepaars Walter!) und ihre Verkitschung; die überspannte Sympathie für Verbrecher als mystischer Ausdruck der Religion der Menschenrechte (Clarissens leidenschaftliches Interesse für Moosbrugger); der Kinderkult, der die Kälte des technischen Zeitalters mit seinem stupiden Lächeln anstrahlt (Hans Sepp, ein Faschist avant la lettre, laut dessen Programm es gilt, „das Kind in uns“ zu entwickeln); et cetera et cetera.
Romane, deren Modernismus in einem Verzicht besteht, habe ich nie gemocht: dem Verzicht auf Personen, auf die Verwicklung, die Fabel, die Psychologie, auf Ideen et cetera (Modernismus als Rückzug auf ein immer enger begrenztes Gebiet!). Musil hat die umgekehrte Richtung eingeschlagen: Er hat den Bereich der Erkenntnis im Roman erweitert und sein Buch zu einer intellektuellen Synthese gemacht, die ich in keinem philosophischen oder wissenschaftlichen Werk unseres Jahrhunderts gefunden habe. Er hat die Unermesslichkeit dessen entdeckt, was einzig der Roman enthüllen kann.
Aus dem Französischen von Uli Aumüller, veröffentlicht in “Die Zeit”, 1999.
„Der Mann ohne Eigenschaften“, Robert Musils opus magnum, gilt heute allgemein als Schlüssel zur modernen Weltliteratur. Musil schrieb bis zu seinem Tod daran und hinterließ einen umfangreichen Nachlass, der Roman ist dennoch ein Fragment geblieben. Elias Canetti schreibt: „Ein Ende hätte Musil nie erreichen können, wäre ihm ewig zu leben gewährt, er müsste auch ewig (…) weiterschreiben“. Ein Ende ist schon allein deshalb fragwürdig, da der Roman im Grunde genommen ein Spiegel der Zeit ist. Abgesehen davon, war ein Ende gar nicht in Musils Sinn, da ihn ja gerade das Fragmentarische, Bodenlose, Unvollendete und Offene faszinierte. Am besten drückt dies wohl seine Tagebucheintragung „Solange man in Sätzen mit Endpunkten denkt, lassen sich gewisse Dinge nicht sagen – höchstens vage fühlen“ aus. Seine Auffassung von Kunst „Das Prinzip der Kunst, ist unaufhörliche Variation“ verdeutlicht seine Schreibweise. Sein Stil zeichnet sich durch ein Fülle von Analogien, Gleichnissen und Metaphern aus. Musil versucht Gewohntes aufzubrechen, eine 2-seitige Auseinandersetzung mit der Welt darzustellen, denn „Wirklichkeit verlangt Unwirklichkeit“, alles beruht auf einer gegenseitigen Wechselbeziehung. Es gibt keine exakte Zeit, keinen exakten Ort, der wiederzuerkennen wäre, es gibt nur Skizzen, Andeutungen und Umschreibungen. Der Anfang lässt gleichzeitig das Ende erahnen, das Ende ist aber offen und findet wieder zum Anfang zurück, nach dem Vorsatz „Nie etwas zu Ende entwerfen, sonder immer einen Schritt über das Ende hinaus, in das Nächste hinein“, kurz gesagt „endlose Anfänge“, ein „Nie- zu- Ende“ kommen. Musils Figuren bewahren ihr fragmentarisches Aussehen, denn „jeder lebt in der Welt, die er wahrnimmt“, somit liegt ein Großteil der Wahrnehmung beim Leser – er bekommt die Charaktere nur als Umrisse und Schatten angedeutet. Musils Auffassung der Zeit als Unbestimmbares, sich immer wieder Veränderndes geht in Einklang mit Dideros Ausspruch „… nous sommes nous, toujours nous, et pas une minute les mêmes“ und der Einsicht von Georg Christoph Lichtenberg „In jedem Menschen ist etwas von allen Menschen“, sieht aber auch die andere Seite: der Mensch „ist für das geschaffen, was sich wiederholt, und nicht für das, was ganz aus der Reihe tritt.“ Schon Ernst Mach, über den Musil ja promovierte, erkannte die Grenzen des Ich als „unbestimmt und willkürlich verschiebbar“. „Heute gibt es keine Lösung mehr, es gibt nur noch Lösungsmöglichkeiten“, es lässt sich nichts mehr eindeutig definieren, „Der Fehler dieses Buchs ist, ein Buch zu sein. Dass es einen Einband hat, Rücken, Paginierung. Man sollte zwischen Glasplatten ein paar Seiten davon ausbreiten und sie von Zeit zu Zeit wechseln. Dann würde man sehen, was es ist.– „, „Man sieht Dinge immer mitsamt ihrer Umgebung an und hält sie gewohnheitsmäßig für das, was sie darin bedeuten. Treten sie aber einmal heraus, so sind sie unverständlich und schrecklich (…)“, „aus kaum überschaubarem unpersönlichem Geschehen resultiert das persönliche Geschehen, das Weltoffene Individuum entdeckt sich als variable Größe in einem umspannenden Ganzen“.
3.1.2004: „Wir leben in Gesellschaften, die weiterhin ein Lippenbekenntnis zu Menschenwürde und universellen Menschenrechten ablegen, ohne jedoch eine intellektuelle Begründung für diese Überzeugung zu haben. Kants Metaphysik enthält einen Dualismus zwischen dem Reich der Natur und dem Reich der Freiheit, ein Umstand, der vom Reduktionismus moderner Wissenschaft strikt geleugnet wird. Letztere interpretiert das, was der Mensch sei, in gänzlich materiellen Begriffen, mit denen das Endprodukt als Folge einer Reihe von Kausalketten erklärt werden kann, die auf einfache Vorläufer zurückzuführen sind. … Das aufgeklärte Zeitalter, das Kant mit dem Sieg über die aufklärungsfeindliche Religion vorhersah, liegt daher in ebenso weiter Ferne wie zur Zeit Friedrich des Großen.“ (Fracis Fukujama, übersetzt von Karin Wördemann, in „Die Zeit“, vom 31.12.2003)
Kommentar: Dieses Zitat impliziert die Aussage, daß heute die Naturwissenschaft die Aufklärung behindert.
2.12.2003: F.C.Gundlach in „Die Zeit“ v. 20.11.03 in „Ich habe einen Traum“:
„In meinen Träumen nimmt jeder, der ein Künstler werden will, schon sehr früh sein Leben in die eigene Hand. Er fühlt sich, kaum aus der Pubertät entkommen, für sich und sein Leben selbst verantwortlich; er nimmt die Welt aus seiner Sicht mit einer eigenen Meinung wahr und schert sich nicht um überkommene und von Ängstlichkeit und ungesundem Sicherheitsgefühl geprägte Geisteshaltungen. In meinem Traum verdrehen junge Künstler die Welt um ihre eigene Achse und warten voller Sehnsucht darauf, daß ihre Botschaften die Sinne der Menschen erreichen und verändern. In meinem Traum begegnet ein jeder der Fortüne, nimmt ihre Kraft wahr, wird von ihr gesegnet wie ich einst und schreibt mit großen Buchstaben an eine vorüberziehende Wolke zwei Wörter: „Konsequenz. Wahrhaftigkeit.““
14.7.2003: FAZ v. 8.7.: „Oder las er (Robert Musil) auch seine (Al-Schirazis) Abhandlung über das veränderbare Wissen Gottes, der sogenannten „wesenhaften Bewegung“?“
13.7.2003: Philosophia Perennis: Reinhard Lasser: http://www.transpersonal.at/philperennis/Lasser_pratyab.htm
3. TANNANA ANURUPA GRAHYA-GRAHAKA-BHEDAT
Das Universum ist vielfältig (besteht aus vielen Dingen) aufgrund der Unterscheidung gegenseitig aufeinander abgestimmter (anurupa) Objekte (grahya) und Subjekte (grahaka).
Dieser Absatz ist sehr interessant, denn er hebt den Widerspruch zwischen Idealismus (das Bewußtsein bestimmt das Sein) und Materialismus (das Sein bestimmt das Bewußtsein) auf und gibt beiden Recht. Hier ist die Rede von „gegenseitig aufeinander abgestimmten Subjekten und Objekten“, es gibt kein Überwiegen, nur ein sich gegenseitig Bedingen. Einerseits macht es klar, daß wir zu dem werden, was wir sind, durch das, was wir erlebt haben. Alle sinnlichen und seelischen Eindrücke formen unsere Identität. In diesem Sinn wird das Subjekt durch die Wahrnehmung der Objekte erschaffen. Andererseits können wir dadurch, daß wir unser Subjekt, unser Bewußtsein, verändern, einen großen Einfluß auf die äußere Realität nehmen. Sobald wir uns innerlich verändern, wird uns die Welt anders begegnen, werden auch andere Objekte für unser Bewußtsein wahrnehmbar. Subjekt und Objekt sind gegenseitig aufeinander abgestimmt.
http://www.transpersonal.at/glossar/Glossar_transpersonale_psychol.htm
Das Ziel der Transpersonalen Psychologie ist, wie das der herkömmlichen, die autonome, vernünftige Person, die „lieben und arbeiten“ kann (Freud). Darüber hinaus strebt sie, soweit die Bedürfnisse und Erlebnisse des Klienten und der persönliche Erfahrungs- und Erkenntnisstand des Therapeuten es zulassen, das Ziel der ewigen Philosophie an: das Bewußtsein der All-Einheit, die Erfahrung und Erkenntnis, daß das eigene innerste Wesen, der ‚Funken Gottes in uns‘ (Eckart) eins ist mit dem Göttlichen im Kosmos. Diese Einheit als Grund, Ursprung und Ziel menschlicher Existenz erfahren und erkennen zu können, hebt ihre Isolierung und Entfremdung auf und gibt Sinn. Ständig in diesem Bewußtseinszustand zu leben gelingt allerdings in jeder Generation nur sehr wenigen Menschen.
5.12.2002: Original und Fälschung: Burkhard Müller in der SZ vom 3.9.2002, S. 16, „Das doppelte Nixchen“ über die Künstlerin Anke Feuchtenberger und ihre Plagiatorin Kat Menschik: „Dieses zeichnerische Werk (Menschiks) ist unverkennbar nicht aus dem Zentrum einer Begabung heraus entwickelt, sondern überrascht durch stilistische Brüche… Auf diese Weise ergeht sich Menschik in ihrem zuweilen setzkastenartigen Accessoire. Eigentlich wäre dies nur ein trauriger Fall – jemand, dem es nicht an handwerklichem Geschick und Beharrlichkeit gebricht, erreicht dennoch mit all seinen Mühen zuletzt nichts weiter, als daß man sagen muß: Da fehlt der Funke.“
Und dann macht Müller seinem Ärger darüber Luft, daß die Fälscherin und nicht die Originale die Gelder einheimst und daß bei einer Preisvergabe für die talentiertesten Zeichnerinnen beide gemeinsam aufs Podest der Ehre gehoben wurden. In derselben Zeitungsausgabe auf Seite 14 heißt es im Titel zu Recht: „Es gibt kein wahres Leben in Gefälschten“! Warum nicht? Weil es auf den Künstler ankommt, nicht auf das Kunstwerk. Das Kunstwerk steht nicht für sich; es steht immer für den Künstler, der deshalb Künstler ist, weil er das Werk aus „dem Zentrum einer Begabung heraus entwickelt“ hat. Die Nachahmer sind Handwerker.
15.11.2001: Alain Robbe-Grillet, franz. Schriftsteller, in DER SPIEGEL v. 5.11.01(„Berlin ist ein Mythos“),
Jean Cocteau zitierend: „Ein Schriftsteller darf sich nicht den Gesetzen des Marktes beugen, er muß bis ans Ende seines Wahnsinns gehen.“
„Hinter der vermeintlichen deutschen Ordnung (des NAZI-Systems) hatte sich der mörderischste, blutigste Wahnwitz verborgen. In diesem Augenblick (als R.G. von den KZ erfuhr) beschloß ich, ein entschlossener Verfechter der Unordnung zu werden.“
„…aber ein Schriftsteller muß unkorrekt sein – politisch, sexuell und literarisch.“
Einseitigkeit bekämpfen, nicht eine Seite!
Wer schimpft, hat immer schon verloren.
Phantasie ist, was sich manche Menschen nicht vorstellen können.
Das Denken kann vom Denken nicht richtig erfasst werden. (nach Lichtenberg)
Alles, was ich weiß, kommt von mir; alles was ich erklären kann, kommt von Anderen.
König ist der, der sich verantwortlich fühlt für das Ganze und entsprechend handelt.
Wer keine Zeit hat, ist tot.
C.F.v.Weizsäcker: Natur ist Geist, der nicht als Geist erscheint
Gopi Krischna: Das Universum, das wir sehen, ist nur im menschlichen Bewusstsein Wirklichkeit.
Karl Sabbagh: „…Wenn aber die Mathematik ein Gedankenprodukt ist und die Realität ihrem Wesen nach mathematisch – sind dann nicht die Gedanken die eigentliche Realität?“ (gef. am 12.2.2002 in FAZ v. 10.2. S. 64)
gefunden am 21.10.2000: Katherine Neville: „Der magische Zirkel“ (ein spirituell enttäuschender, aber ansonsten recht ansprechender Roman, in dem die Heldin eigentlich nur ihre genetische Herkunft erforscht.. Trotzdem fand ich):
S. 462: „Eines Tages lernst du vielleicht die wichtigste Lektion, die ich dir geben kann: dass du alles tun und sagen kannst, solange du dich für nichts entschuldigst.“
S. 568: „Das war die eigentliche Aufgabe des Dionysos in der Mythologie: Er musste das Heilige und das Profane verbinden.“
Friedrich H. Tenbruck in „Die unbewältigten Sozialwissenschaften“ in „Aufklärung heute“ Edition Interfrom 1980, S. 31 – 48: „Doch Aufklärung wechselt die Farbe, wenn sie von philosophischen Fächern auf empirische übergeht . … „… Wille, Sittlichkeit, Seele, Charakter, Pflicht. Aber alle solche Begriffe sind inzwischen als unaufgeklärte Täuschungen aufgelöst, der Mensch ist ganz in das Reich der Natur verwiesen worden (31). … (und) alle Institutionen (wurden) auf bloße Herrschaft ridikulisiert, Werte in Zumutungen umgedeutet (37). … Aus dem Rausch der totalen Aufklärung entbergen sich Öde und Leere (47). … Wir verweigern der Jugend, was alle Kulturen ihr gegeben haben: das Bewusstsein, dass wir nicht schon in unserem naturhaften Bestand Mensch sind, sondern es erst werden, indem wir uns human und sittlich verwirklichen (48).“
„Der letzte Metaphysiker“ (Feuilleton in der FAZ vom 15.10.2001). Der Kommentator Christian Geyer zur Rede von Jürgen Habermas zur Verleihung des Friedenspreises: „Im Vorfeld der Preisverleihung war die philosophische Grundentscheidung von Habermas, metaphysische Gehalte „postmetaphysisch“ zu übersetzen, einmal mehr mit der These verbunden worden, Habermas sei der letzte Metaphysiker nach dem Ende der Metaphysik: ein Metaphysiker, der seine Position verleugnet, um überleben zu können, wie etwa Klaus Podak zuspitzend schrieb. „Denn was er betreibt, ist Metaphysik im Gewande der Verabschiedung von Metaphysik. Philosophie ohne Philosophie im alten Sinne. Oder: gegen Philosophie.““
Mein Kommentar: Indem man Leute wie Habermas puscht, zerstört man die offizielle Philosophie. Wer kann daran Interesse haben? – Natürlich nur Philosophen, die ihre Weisheit – ihr Herrschaftswissen – für sich behalten möchten. Sie haben die Macht des Geistes erkannt und tun alles, um diese Macht dem gemeinen Mann vorzuenthalten. Ihnen ging es bei der Verleihung des Friedenspreises um die Verschleierung der wahren Ursachen von Krieg und Frieden. Man erreichte dieses Ziel durch die Wahl eines Redners, der schon oft bewiesen hatte, Dummheiten in intellektuellem Gewand vortragen zu können.
12.2.2002: FAZ, S. 44: „Etwas mehr Ranke, bitte schön!“: „Entscheidender ist die überzeugend vermittelte Einsicht, daß auch die rationale Wissenschaft auf >vormoderne<, irrationale Elemente nicht verzichten kann. Darüber hinaus macht Elms Arbeit deutlich, wie wenig die Aufklärungshistorie und ihre konzeptionellen Erben in der Lage waren und sind, Vergangenheit wirklich adäquat zu erfassen. Als Sklaven ihrer jeweiligen rationalen und >wissenschaftlichen< Forschungsideologien sind sie ständig zur Reduktion der komplexen Wirklichkeit gezwungen und stehen trotzdem in permanentem Erklärungsnotstand.“ (aus: Veit Elm: „Die Moderne und der Kirchenstaat“. Historische forschungen Band 72. Verlag Duncker & Humblot, Berlin 2001)
Ein Magier (9.2.2001): „Auch Regeln sind Schein, aber ein Magier bricht sie nicht, sonst verliert er seine Herrschaft über die Sklaven der Regeln.“
Jo (15.9.93): Die Menschheit ist verflucht zur interstellaren Raumfahrt, denn sie hat ein inflationäres System zur Realität gewählt.
21.1.94: Kommt ein Heiler, fürchten die Ärzte um ihr Leben. Kommt ein Weiser, werden Lehrer zu Mördern. Kommt gar ein Gott, werden die Menschen zu Teufeln.
5.3.2002: Günter Stoss, ehem. Schullehrer aus der Eifel: „Die Idee, Kinder zusammenzufassen, um ihnen Lesen und Schreiben beizubringen, ist ja eigentlich ganz gut. Doch diese Idee hat eine Eigendynamik entwickelt, die im Laufe von hundertfünfzig Jahren einen lebensfeindlichen Moloch produziert hat. Bemerkt ihr denn nicht, mit welchem totalen Widerwillen, mit welchem Abscheu, mit welcher Verachtung Jugendliche in der Schule herumsitzen? Da nützt kein „Ja, aber…“, das ist die Wahrheit.
Sie werden am Leben gehindert!
Ihre Lebensenergie wird aufgestaut, ihre Liebesenergie wird blockiert. Damit letztendlich durch die Sublimierung derselben der technische Fortschritt weitergehen kann.“ (s. „Technik“)
8.3.2002: FAZ v. 12.1.2002, S. 41: „Gegen die Flucht ins Labyrinth der Selbstverwirklichung (der Jugend) predigt auf deutscher Seite der Medienphilosoph Norbert Boltz. In „Universitas“ erklärt er Sinnfragen schlicht für überholt.“
9.3.2002: Thomas Fischer (FAZ, 15.1.,S.46) zu J.R.R.Tolkiens „Herr der Ringe“: „…Wobei Tolkien selbst das Wort >erfinden< abgelehnt hätte: Er bestand darauf, seine Welt nur entdeckt, beschrieben und wissenschaftlich erforscht zu haben.“
23.5.2002: Peter Marcuse: „Auf der formalen Ebene von Institutionen und Gesetzen sowie der Verfassung ist die Einrichtung einer direkt autoritären Regierung in den USA nicht durchsetzbar. Was aber erreicht werden kann – und damit wäre der Begriff „Faschisierung“ zutreffend -, ist die Herstellung des autoritären Staates mit formal demokratischen Mitteln. Gedankenkontrolle in den USA würde nicht mittels Massenverhaftungen oder Gewalt gegen kritisch sich äußernde Menschen ausgeübt werden, sondern zum Beispiel durch homogenisierte Medien und eine homogenisierte politische Führung. Ich denke, man kann alles erhalten, was man von einer autoritären Regierung zu befürchten hätte, ohne eine solche formal zu haben. Soziale Kontrolle wird heutzutage viel subtiler ausgeübt als unter dem Faschismus, aber oft mit denselben Auswirkungen.“ Quelle: http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/9741/1.html
23.10.2002: Bestätigung meiner Theorie von der Welt als Gesellschaftstraum: „Das Gegenteil einer großen Wahrheit ist auch eine große Wahrheit“, lautete eine der großen Wahrheiten Bohrs, mit der er das „Sowohl-Als-Auch“ (anstelle des „Entweder-Oder“) als Wahrheitsprinzip etablierte. Seitdem residiert der Beobachter in der Königsposition der Welterschaffung – und Einstein raufte sich die Haare darüber, dass ja dann bei Abwesenheit aller erkennenden Wesen ein einzige kleine Maus den großen Mond am Himmel erschaffen könnte. Das konnte er einfach nicht glauben. Doch es funktioniert auch, wenn man nicht daran glaubt.“
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